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Eduard Christian Arning bzw Edward Christian Arning 9 Juni 1855 in Manchester 20 August 1936 in Munchen war ein deutsch englischer Dermatologe und Lepraforscher der hierzu Menschenversuche unternahm Eduard Arning Fotografie von Rudolf Duhrkoop 1903 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Lepraforschung in Hawaii 1 2 Ethnologische Tatigkeiten in der Sudsee 1 3 Niederlassung in Hamburg 2 Schriften Auswahl 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEduard Arning entstammte einer alten Hamburger Patrizierfamilie Sein Grossvater war der Senator Johann Arning Er wurde zunachst zweisprachig deutsch englisch von Hauslehrern erzogen durchlief dann das Johanneum in Hamburg bis zum Abitur Nach dem Medizinstudium in Heidelberg und Strassburg lernte er in Berlin den beruhmten Dermatologen Oskar Lassar einen geburtigen Hamburger kennen der ihn an die Universitats Hautklinik Breslau vermittelte Breslau war wie Wien eine Hochburg der deutschen Dermatologie Arning wurde Schuler von Oskar Simon 1845 1882 und Albert Neisser 1855 1916 die zu den anerkanntesten Dermatologen der damaligen Zeit gehorten Lepraforschung in Hawaii Bearbeiten Nach seinem Ausscheiden aus der Breslauer Klinik ging er fur drei Jahre von 1883 bis 1886 als Stipendiat der Alexander von Humboldt Stiftung der Preussischen Akademie der Wissenschaften zur Erforschung der Lepra auf die Sandwich Inseln nach Hawaii Arning experimentierte hier mit Menschen indem er sie mit Leprabakterien infizierte und die Entwicklung der Krankheit beobachtete Fur seine Forschungen wurde ihm ein Etat von 10 000 Mark zur Verfugung gestellt In seinem Forschungsantrag benannte Arning die gunstigen Experimentierbedingungen Dazu zahlte dass Lepra erst seit kurzer Zeit durch die koloniale Vereinnahmung Hawaiis Anna Bergmann eingeschleppt wurde Die grosse Verbreitung der Krankheit nannte Arning als erstes Kriterium 1 Grosse des vorhandenen Krankenmaterials Auch sei das Material auf wenige Punkte verteilt in einer Beobachtungsstation und in einer Absonderungskolonie auf der Insel Molokai Besondere Bedeutung fur seine Forschung hatte der schnelle Krankheitsverlauf Wahrend in europaischen Lepra Landern 15 20 Jahre fur den Verlauf der Lepra gelten fuhrt auf den S W Inseln die Lepra fast ausnahmslos in 3 5 Jahren zum Tode Es ist somit gegrundete Hoffnung vorhanden sowohl uber den gedrangteren klinischen Verlauf als auch durch reichliche Sectionen uber die bisher so wenig bekannten visceralen Formen der Lepra nahere Aufschlusse zu erhalten Eduard Arning zitiert nach Bergmann Vor Ort waren die Experimentierbedingungen jedoch schwieriger da die Isolierung in der polynesischen Kultur politisch nicht durchsetzbar Bergmann war Zunachst standen Experimente mit Tieren auf seiner Agenda die er mit Lepraknotchen von Patienten des Leprahospitals in Kakaʻako 1 infizierte Dem Chirurgen Rudolf Virchow mit dem Arning korrespondierte verdankte Arning die Empfehlung sich fur seine Versuche Schweine anzuschaffen Anschliessend folgten Impfexperimente an kranken Menschen Sein herausragendes Experiment stellte er 1889 in Prag der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft vor Dieses Experiment betraf den von ihm als Material bezeichneten 48 jahrigen Polynesier namens Keanu Keanu war verheiratet und Vater von zwei Kindern Keanu sei so heisst es in seinem Vortrag uber seine Versuchsperson ein bestialischer Morder gewesen Allerdings beklagte sich Arning uber die Taubheit seiner Versuchsperson weshalb er die Vorgeschichte des Haftlings nicht weiter habe ermitteln konnen Die Angaben uber Keanu seitens der Behorden seien hingegen nicht unbedingt sehr ernst zu nehmen da Hawaiier zu leichtfertigen oder gar lugnerischen Angaben neigten Das Experiment an Keanu begann am 28 September 1884 Entsprechend seinen Tierexperimenten entnahm Arning einem Madchen das seit Jahren das Bild einer exquisiten tuberosen Lepra bot Arning ein Lepraknotchen und pflanzte es Keanu ein Er beobachtete den Krankheitsverlauf und fotografierte seine Versuchsperson 1888 konnte Arning sein Experiment erfolgreich auswerten Ohren knotig verdickt und betrachtlich vergrossert ebenso Haut der Stirn Wangen Nase und Kinn zeigen flache knotige Infiltrationen Gesicht zeigt im Allgemeinen die charakteristische Facies leonina Hande gedunsen Damit konnte Arning zum ersten Mal den Nachweis erbringen dass Lepra ansteckend ist Fur die Wissenschaftlichkeit des Ergebnisses waren allerdings weitere Versuche dieser Art notwendig Keanu wurde im Februar 1889 auf die Aussatzigeninsel Molokai verbannt und starb im Marz des Jahres 1889 Ethnologische Tatigkeiten in der Sudsee Bearbeiten Wahrend seines Forschungsprojekts in der Sudsee betatigte er sich auch als Ethnologe und sammelte 300 Stucke polynesischer Kultgegenstande fur das Berliner Museum fur Volkerkunde Geehrt wurde er dafur von dem Physiologen Emil Heinrich Du Bois Reymond 1818 1896 dem Vorsitzenden des Berliner Akademiekuratoriums da Arning mit grossem Erfolg alles gesammelt was sich von Gerath Waffen Schmuck jener schnell und schneller dahinsiechenden Bevolkerung noch irgend bergen liess Dazu schreibt Anna Bergmann Uber seine medizinischen Forschungen hinaus plunderte Arning Knochen und Schadel von Hauptlingen sowie Priestern aus Grabhohlen und sezierte Tote gegen den Widerstand der polynesischen Bevolkerung Der Berliner Akademie berichtet er uber seine Arbeitsbedingungen Das mitgebrachte Material besteht in den von 18 Sectionen getrennt aufbewahrten Organtheilen einigen Gehirnen Ruckenmarken und Extremitaten Ganze Organe zur Conservirung zur Seite zu schaffen gelang mir bei Wachsamkeit der Kanaken nur in den seltensten Fallen 237 Fotoplatten befinden sich im Besitz des Museums fur Volkerkunde in Hamburg Digitalisierte Kopien dieser Dokumente wurden 1998 der Hawaiian Historical Society ubergeben Niederlassung in Hamburg Bearbeiten Nach diesem Aufenthalt liess Arning sich 1887 als Facharzt fur Haut und Geschlechtskrankheiten in Hamburg nieder Er heiratete 1888 Helene Blohm 1869 1924 Tochter des Hamburger Patriziers und Kaufmanns Ludwig Friedrich Blohm Bevor er die Stelle als Oberarzt an der Abteilung fur Hautkrankheiten und Syphilis am Allgemeinen Krankenhaus St Georg ubernahm sein Mitbewerber und letztlich unterlegener Konkurrent war Paul Gerson Unna lehnte er Rufe auf die dermatologischen Extraordinariate in Kiel und Marburg ab Nach Grundung der Universitat Hamburg 1919 wurde Arning zum ausserplanmassigen Professor ernannt die Abteilung im Allgemeinen Krankenhaus St Georg wurde zur Universitatsklinik erhoben da in Eppendorf zu diesem Zeitpunkt noch die Voraussetzungen fur gleichzeitige Forschung und Krankenversorgung fehlten Arning wurde 69 jahrig emeritiert Bis zu seinem Tod im 82 Lebensjahr erhielt er noch zahlreiche Ehrungen im In und Ausland Nach Arning wurde ein dermatologisches Praparat benannt die so genannte Arningsche Tinktur Eduard Arning wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg Planquadrat P 24 oberhalb des Wasserturms an der Cordesallee beigesetzt 2 Schriften Auswahl Bearbeitenmit Max Nonne Weiterer Beitrag zur Klinik und Anatomie der Neuritis leprosa 1893 Ethnographische Notizen aus Hawaii Friederichsen De Gruyter amp Co Hamburg 1931 Die neue Diapositiv Platte In Photographische Rundschau 14 Jahrgang 1900 S 85 ff Siehe auch BearbeitenMenschenmaterialLiteratur BearbeitenGabriele Betancourt Nunez Arning Eduard In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 3 Wallstein Gottingen 2006 ISBN 3 8353 0081 4 S 18 20 Anna Bergmann Todliche Menschenexperimente in Kolonialgebieten Die Lepraforschung des Arztes Eduard Arning auf Hawaii 1883 1886 In Ulrich van der Heyden Joachim Zeller Hg Macht und Anteil an der Weltherrschaft Berlin und der deutsche Kolonialismus Unrast Verlag Munster 2005 ISBN 3 89771 024 2 Adrienne L Kaeppler Hamburgisches Museum fur Volkerkunde Eduard Arning Collection at the Hawaiian Historical Society In Notes amp Queries Hawaiian Journal of History 29 1998 S 79 183 S B Kammandel Eduard Christian Arning 1855 1936 Leben und wissenschaftliches Werk insbesondere seine Reise zu den Hawaii Inseln von 1883 1886 zum Studium der Lepra Medizinische Dissertation Hannover 1994 Walther Schonfeld Julius Engel Reimers und Eduard Arning Schriftenreihe der Nordwestdeutschen Dermatologischen Gesellschaft Heft 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eduard Arning Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Eduard Arning im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Eduard Arning in den Historischen Pressearchiven der ZBW Lepramuseum Ausstellung von Lepramoulagen Biografie englisch Einzelnachweise Bearbeiten Kakaʻako in Place Names of Hawaiʻi vgl Theodor Kirchhoff Eine Reise nach Hawaii 1890 Prominenten GraberNormdaten Person GND 118650300 lobid OGND AKS LCCN no2008179263 VIAF 5724476 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arning EduardALTERNATIVNAMEN Arning Eduard Christian Arning EdwardKURZBESCHREIBUNG deutscher DermatologeGEBURTSDATUM 9 Juni 1855GEBURTSORT ManchesterSTERBEDATUM 20 August 1936STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eduard Arning amp oldid 231678207