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Das EL DE Haus ist ein nach den Initialen seines Erbauers Leopold Dahmen genanntes ursprunglich als Wohn und Geschaftshaus konzipiertes Haus im Kolner Stadtteil Altstadt Nord das als Gestapodienststelle und Gefangnis zwischen 1935 und 1945 zum Inbegriff nationalsozialistischer Schreckensherrschaft in Koln wurde Seit 1988 beherbergt es das NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln EL DE Haus Blick vom Appellhofplatz 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Baubeschreibung und Geschichte 2 Haftlinge 3 Verhore 4 Hinrichtungen 5 Flucht aus dem El De Haus 6 Wandinschriften 7 Aussagen von Haftlingen und Zeitzeugen 8 Nach dem Krieg 9 Das EL DE Haus heute 10 Literatur 11 Weblinks 12 Einzelnachweise und AnmerkungenBaubeschreibung und Geschichte Bearbeiten nbsp Eingangsbereich zum EL DE Haus im Vordergrund die Spur der Erinnerung Das Gebaude wurde im Auftrag des Kolner Gold und Uhrengrosshandlers Leopold Dahmen 1934 35 nach den Planen des Architekten Hans Erberich als Wohn und Geschaftshaus am Appellhofplatz 23 25 Ecke Elisenstrasse erbaut Dahmen liess an der Hausecke das Kolner Stadtwappen und daneben sein Wappen bestehend aus zwei gekreuzten Uhrzeigern mit den Initialen L und D und dem Schriftzug EL DE daruber anbringen Nach einem Baustillstand im Sommer 1935 wurde es noch im Rohbau von der Kolner Gestapo beschlagnahmt aber nicht enteignet Fur die Gestapo besass das reprasentative Gebaude mitten im Herzen der Stadt eine ausgezeichnete Lage befand es sich in unmittelbarer Nahe des Polizeiprasidiums in der Krebsgasse des Gerichtsgebaudes und des Zentralgefangnisses Klingelputz 1 Am 1 Dezember 1935 bezog die Gestapo als Mieter das noch unfertige Haus und liess im Keller durch Haftlinge zehn Zellen bauen die mit eisernen Pritschen ausgestattet wurden dazu kleine Wachraume sowie nischenartige Wasch und Toilettenraume und einen Galgen Der Keller war uber zwei steile Treppen zuganglich die mit Eisengittern gesichert wurden Der Haupteingang war am Appellhofplatz der Nebeneingang an der Elisenstrasse Zwei schmale rechtwinklig zueinander angelegte Gange trennten die Zellen 1 bis 4 an der Elisenstrasse von den restlichen Zellen am Appellhofplatz Zwischen der Zelle 4 und 5 befand sich ein grosser zweistockiger Heizungskeller der zusatzlich den Gang verengte Die Zellen an der Elisenstrasse hatten eine Grosse von 5 2 bis 5 3 m die weiteren Zellen vom Appellhofplatz kommend schwankten zwischen 4 6 und 9 3 m Vereinzelt wird die These vertreten dass ein unterirdischer Gang die Gestapo Zentrale mit dem gegenuber gelegenen Justizgebaude am Appellhofplatz verbunden habe Diese Annahme ist durch keine uberprufbaren Quellenangaben belegt Insbesondere existieren soweit ersichtlich keine Veroffentlichungen wonach in einem dieser beiden Gebaude Spuren des angeblichen Gangs gefunden worden waren Eine solche aufwandige Geheimhaltung hatten die auf Terror Aussenwirkung bedachten Nationalsozialisten auch nicht notig gehabt Im Tiefkeller befand sich ein Luftschutzraum Die Zellen dienten ursprunglich zur Unterbringung der Verhafteten wahrend der Dauer der Verhore Spater stellte sich anhand von Wandinschriften der Haftlinge heraus dass diese dort mehrere Wochen und Monate verbringen mussten nbsp Wappen am EL DE Haus nbsp Zelle 1 bis 3 an der Elisenstrasse nbsp Zelle 7 bis 9 am Appellhofplatz nbsp Zugang zum Bunker im Tiefkeller nbsp Zugang zum Keller am AppellhofplatzHaftlinge BearbeitenDie meisten Haftlinge waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter Die Gestapo ging auch gegen Widerstandskampfer vor Unter anderem wurden Mitglieder der Ehrenfelder Gruppe von denen einige zu den Edelweisspiraten gehorten und die Organisation Komitee Freies Deutschland ins Visier genommen Unter den Verhafteten waren unter anderen Joseph Roth Otto Gerig Jean Julich und Gertrud Koch Peter Schafer und Hein Bitz Viele Haftlinge wurden auch zur Vernehmung aus dem Klingelputz und anderen Haftanstalten zum EL DE Haus gebracht Der abgesetzte Kolner Oberburgermeister Konrad Adenauer war entgegen einer verbreiteten Annahme nicht im EL DE Haus inhaftiert Er wurde am Tag seiner ersten Verhaftung am 23 August 1944 direkt in die Kolner Messehalle gebracht die als Gefangenenlager umfunktioniert war Im EL DE Haus war allerdings seine Frau Gussi fur die Nacht vom 24 25 September 1944 inhaftiert Verhore BearbeitenDie Verhore fanden anfangs auf der Ebene des Zellentraktes statt Da das Haus in der Innenstadt lag horten viele Passanten die Schreie der Gefolterten Spater wurden die brutalen Verhore in den Tiefkeller gelegt Die Haftlinge wurden mit Schlagen mit Schlagringen Totschlagern und Gummiknuppeln sowie mit Tritten und Faustschlagen misshandelt um die gewunschten Aussagen zu erhalten Hinrichtungen BearbeitenDie Gestapo fuhrte viele Massenhinrichtungen durch die ohne Urteile vollstreckt wurden Die Erlaubnis wurde der Kolner Gestapo vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin erteilt Die meisten Hinrichtungen fanden am Galgen statt Nicht weit vom EL DE Haus entfernt befand sich ein Galgengerust an dem sieben Menschen gleichzeitig gehangt werden konnten 2 Die Leichen wurden auf einem dafur vorgesehenen Gestapofeld auf dem Westfriedhof in Bocklemund vergraben Fur den Transport zum Friedhof wurden stadtische Wagen der Mullabfuhr eingesetzt Heute wird auf dem Friedhof an 788 Tote als Opfer der Gestapo erinnert Viele wurden aber auch von ihren Angehorigen in ihren Heimatorten beerdigt Die letzte Hinrichtung beim EL DE Haus fand am 2 Marz 1945 statt kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen Flucht aus dem El De Haus BearbeitenDem russischen Zwangsarbeiter Askold Kurow gelang Mitte Februar 1945 die Flucht aus dem El De Haus Als er zum Aktentransport im Tiefkeller eingesetzt war wurde der wachhabende Gestapobeamte durch das Klingeln des Telefons eine Etage hoher in das erste Untergeschoss in welchem sich auch die Zellen befanden gerufen Durch eine unverschlossene Tur gelangte Kurow in den Heizungskeller des Hauses und nutzte dort eines der Kellerfenster welche zwecks Anlieferung von Kohle in diesem Bereich nicht vergittert waren zur Flucht Er entkam unbemerkt aus einem neben der Haupteingangstur der Gestapozentrale liegenden Fenster auf den Gehweg und setzte sich ins Bergische ab Kurow uberlebte den Krieg und gelangte zuletzt in seine Heimat zuruck 3 Wandinschriften Bearbeiten nbsp Einzelne Wandinschrift in einer ZelleViele Haftlinge schrieben aus der Ungewissheit nie wieder ihre Angehorigen zu sehen und ihre Freiheit zu gewinnen Botschaften oder zeichneten auch einfach Figuren Landschaften Tiere und Weiteres an die Wand Da die Wande mehrmals uberstrichen wurden sind von den unzahligen Inschriften noch um die 1800 zu erkennen die aus der Zeit zwischen Ende 1943 und 1945 stammen Weitere Inschriften sind nur noch zu erahnen Etwa 600 Inschriften in kyrillischer Schrift stammen von Russen und Ukrainern weitere 300 sind in Franzosisch Niederlandisch Polnisch Englisch und Spanisch geschrieben Nach dem Krieg wurden einige Trennwande zwischen den Zellen entfernt so bei den Zellen 2 und 3 sowie bei den Zellen 5 und 6 Dadurch gingen einige Inschriften verloren Einige Beispiele seien hier aufgefuhrt Der russische Kriegsgefangene Askold Kurow konnte fliehen und hat uberlebt aus Zelle 1 Hier bei der Gestapo haben zwei Freunde gesessen aus dem Lager Messe seit dem 24 12 44 Askold Kurow und Gaidai Wladimir jetzt ist schon der 3 2 45 40 Leute wurden gehangt Wir haben schon 43 Tage gesessen das Verhor geht zu Ende jetzt sind wir mit dem Galgen an der Reihe Ich bitte diejenigen die uns kennen unseren Kameraden auszurichten dass auch wir in diesen Folterkammern umgekommen sind In Zelle 1 gibt es ausserdem noch den Schriftzug von Hans Weinsheime aus dem Jahr 1944 Wenn keiner an dich denkt deine Mutter denkt an dich 4 Ein franzosischer Gefangener schrieb in Zelle 6 Die deutschen Sitten enthullen sich besonders in Zelle 6 wo die es fertigbringen bis zu dreiunddreissig Menschen auf einmal hineinzupferchen Vermutlich von einem Edelweisspiraten Rio de Schanero aheu kapalero Edelweisspiraten sind treu nbsp Zelle 1 nbsp Zelle 9 nbsp Zelle 10 nbsp Tur zur Zelle 5Aussagen von Haftlingen und Zeitzeugen BearbeitenNach dem Krieg konnten einige ehemalige Haftlinge und Zeitzeugen nach den Haft und Lebensbedingungen im Keller des EL DE Hauses befragt werden Stefania Balcerzak Nata Tulasiewics wurde dreimal im Tiefkeller verhort Wenn Nata nach unten ging dann konnten wir sie schreien horen Sie kehrte blutend zuruck Nata Tulasiewics Beata Natalia Tulasiewicz wurde im April 1944 verhaftet und verbrachte mehrere Wochen im EL DE Haus Danach wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbruck gebracht wo sie am 31 Marz 1945 ermordet wurde 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II seliggesprochen Wilhelmine Homens die 1947 vor einem britischen Untersuchungsgericht als Zeugin aussagte Am 1 Marz 1945 brachte ein Kommando der Stapo 70 bis 80 Madchen und etwa 30 Manner aneinander gefesselt vom Klingelputz zu Fuss uber die Burgmauer zum Stapogelande Es waren Deutsche und in der Mehrheit so genannte Ostarbeiter Diese Menschen sind alle auf dem Stapogelande aufgehangen worden denn ich habe den Rucktransport nicht gesehen sondern habe festgestellt dass nachmittags gegen 17 Uhr drei Lastwagen mit Leichen zum Friedhof geschafft worden sind Nach dem Krieg BearbeitenDie Bombenangriffe vom 8 Juli 1941 brachten in der Langgasse und am Appellhofplatz bis Nr 21 schwere Schaden das Haus blieb wahrend des Krieges weitgehend von Bomben verschont Es wurde nach dem Krieg von Mietern und stadtischen Dienststellen wie Standesamt Rentenstelle Rechts und Versicherungsamt Preisbehorde und Besatzungsamt 5 bezogen 1947 bis 1949 wurde das Haus umgebaut und die Nachbarhauser am Appellhofplatz und in der Elisenstrasse in das Haus integriert 1979 wurden Forderungen laut das Haus zu einem Dokumentationszentrum zu machen Im selben Jahr beschloss der Rat der Stadt Koln die Einrichtung einer Dokumentationsstelle Um auch den Keller ins offentliche Licht zu rucken liessen sich der Fotograf Gernot Huber und der Lehrer Kurt Holl unbemerkt uber Nacht in den Keller einschliessen Sie fotografierten und dokumentierten die Wandinschriften und den Zellentrakt der von den Dienststellen im Gebaude als Akten und Abstellkammer genutzt wurde Durch das lautstarke Echo in der Offentlichkeit fuhrte ein weiterer Beschluss der Stadt dazu dass die Stadtkonservatorin Hiltrud Kier den Keller und die Inschriften restaurieren liess und anschliessend der Keller am 4 Dezember 1981 als Gedenkstatte eingerichtet wurde Das EL DE Haus heute Bearbeiten nbsp NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Hauptartikel NS Dokumentationszentrum der Stadt KolnVon der ursprunglichen Gestaltung des Zellentraktes sind die Zellen erhalten Die Eisengitter vor den beiden Treppen des Kellers die Nummern der Zellen und auch die Turschlosser sind noch intakt Des Weiteren sind sehr viele Wandinschriften erhalten die vor allem in den Zellen 1 bis 4 an der Elisenstrasse zu besichtigen sind An den Wanden und am Boden sind noch die Einkerbungen der Pritschen zu erkennen die einige Monate vor Ende des Krieges entfernt wurden um mehr Platz in den Zellen zu schaffen die hochstens fur zwei bis drei Gefangene gebaut wurden aber in dieser Zeit stark uberbelegt waren Ausgehend von der Gedenkstatte im Keller ist das Haus seit dem 19 September 1988 vor allem ein Dokumentations und Forschungszentrum das ein Museum enthalt sowie eine Bibliothek als Lern und Bildungsort und dessen Forderverein sich nach dem EL DE Haus benannt hat Verein EL DE Haus e V Im Museum ist die Dauerausstellung Koln im Nationalsozialismus zu besichtigen Die Bibliothek soll vor allem Schuler und Jugendliche ansprechen und daruber hinaus werden Projekte der Schuler gefordert Eine weitere Aufgabe des Zentrums ist die Sammlung von Zeitzeugenberichten Fotos und Aktenschriftstucken aus der Zeit des Nationalsozialismus Eine Datenbank Erlebte Geschichte ist im Internet abrufbar Das Dokumentationszentrum wurde durch Anmietung weiterer Raumlichkeiten im Laufe des Jahres 2012 erweitert 6 Das EL DE Haus in dem sich neben dem Dokumentationszentrum auch Raumlichkeiten der Kolner Stadtverwaltung befinden die nach einem Ratsbeschluss von 2017 ab 2019 ebenfalls dem NS Dok zur Verfugung stehen 7 ist im Eigentum der Nachkommen Leopold Dahmens Literatur BearbeitenManfred Huiskes Die Wandinschriften des Kolner Gestapogefangnisses im EL DE Haus 1943 1945 Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Koln Band 70 Bohlau Koln Wien 1983 ISBN 3 412 11182 1 Werner Jung Hrsg Wande die sprechen Walls that talk Die Wandinschriften im Kolner Gestapo Gefangnis im EL DE Haus Emons Verlag Koln 2013 ISBN 978 3 95451 239 3 NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Hrsg Koln im Nationalsozialismus Ein Kurzfuhrer durch das EL DE Haus Emons Koln 2001 ISBN 3 89705 209 1 zweite uberarbeitete und erweiterte Auflage ISBN 978 3 89705 209 3 Fritz Theilen Edelweisspiraten Koln Bibliothek 11 Emons Koln 2003 ISBN 3 89705 272 5 Hajo Leib Hrsg Empathie amp Engagement Drei Jahrzehnte Kolner Zeitgeschichte Verein EL DE Haus Forderverein des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln Koln 2017 ISBN 978 3 938636 27 5Weblinks Bearbeiten nbsp Commons EL DE Haus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des NS Dokumentationszentrums der Stadt Koln im EL DE Haus museenkoeln de NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Webportal Erlebte GeschichteEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Hrsg NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Koln im Nationalsozialismus ein Kurzfuhrer durch das EL DE Haus Emons Verlag Koln 2010 S 11 12 Familienarchiv Roth Erinnerungen von Wilhelm Roth 1932 1995 an die Folter seines Vaters Joseph Roth im EL DE Haus nach dessen Verhaftung 1944 NS Dokumentationszentrum Koln Einzelschicksale Abgerufen am 10 Oktober 2017 Einzelschicksale Hans In museenkoeln de NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln abgerufen am 6 Juni 2022 Hrsg NS Dokumentationszentrum der Stadt Koln Koln im Nationalsozialismus ein Kurzfuhrer durch das EL DE Haus Emons Verlag Koln 2010 S 14 Stefan Kaufmann NS Dokumentationszentrum Koln 700 000 Euro fur Erweiterung des NS DOK In Die Welt 14 August 2012 welt de abgerufen am 6 Juni 2022 Der Rat der Stadt Koln Hrsg Niederschrift uber die 30 Sitzung des Rates in der Wahlperiode 2014 2020 Juli 2017 S 41 stadt koeln de abgerufen am 26 Juni 2019 50 940611111111 6 9500972222222 Koordinaten 50 56 26 2 N 6 57 0 3 O Normdaten Geografikum GND 4098632 9 lobid OGND AKS LCCN sh2012000456 VIAF 205577534 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title EL DE Haus amp oldid 235251035