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Die im Volksmund Dom der Rhon genannte evangelische Kirche in Helmershausen stammt aus der Mitte des 18 Jahrhunderts Sie gehort zum Kirchspiel Bettenhausen Helmershausen im Kirchenkreis Meiningen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland Dom der RhonInnenraum PanoramaDer 48 m hohe Turm Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Ausstattung 3 Orgel 4 Glocken 5 Aus den Akten des Pfarramtes Helmershausen 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie alte Kirche entstand im Jahre 1559 durch die Initiative des Pfarrers Caspar Sauer der die damalige kleine katholische Kapelle zu einer grosseren protestantischen Kirche mit Wehrmauern und Gaden fur die Lagerung von Vorraten in Belagerungszeiten umbaute Nach dem Dreissigjahrigen Krieg hatte sich Helmershausen erholt und war zu wirtschaftlicher Blute gelangt die Einwohnerzahl Ende des 17 Jh auf etwa 800 gestiegen Im Ort lebten vier Adelsfamilien auf Schlossern sowie Freisassen Besitzer der Freihofe Helmershausen war wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Mittelpunkt der umliegenden Orte Die alte Kirche entsprach nun weder in der Grosse noch baulich den neuen Anforderungen Die in Helmershausen in vier Schlossern ansassigen Adelsfamilien wunschten ein reprasentatives Gotteshaus Erst mit der Amtsubernahme von Pfarrer Wilhelm Christian Hopfner 1734 fand die Gemeinde einen tatkraftigen und verantwortungsbewussten Mann der bereit war den Kirchenbau aus der Kirchkasse zu finanzieren wobei die politische Gemeinde lediglich das Bauholz und die Hand und Fuhrfronen zu finanzieren hatte Die Ausmalung der Kirche wurde so vereinbart dass die Gemeinde fur den Himmel die Adligen fur ihre Stande die Freien fur ihre Stuhle die Manner und Burschen fur die Emporen und die Bilder daran die Frauen und Ledigen fur ihre Stuhle ein Wohltater fur die Kanzel die Choradjuvanten Chorsanger fur die Orgel und die Kirchkasse fur das Singchor und den Pfarrstuhl aufkommen sollten Am 16 April 1736 wurde mit dem Abriss des alten Mauerwerkes begonnen Schon am 12 Juni 1736 wurde der Grundstein in den die Jahreszahl 1736 eingemeisselt ist gelegt Der Bau wurde nach Westen zu verlangert und nach Norden erweitert An der Sudseite ist die Verlangerung ersichtlich Zwischen den beiden Fenstern wurde an dieser Stelle die Grabplatte des Pfarrer Sauer eingemauert So wurde zwischen 1736 und 1777 ein fur eine Dorfkirche aussergewohnlich grosser und prunkvoller Bau im frankischen Barockstil errichtet 1 2 Die Bauzeichnungen fur Kirche und Turm fertigte Niklas Heim aus Ostheim Er war auch mit der gesamten Bauleitung betraut Die Maurerarbeiten verrichtete Albrecht Baumbach aus Helmershausen Die Steine fur den Kirchenbau holte man aus einheimischen Steinbruchen von denen es einige in der hiesigen Flur gab Fur die Steinmetzarbeiten war der ortsansassige Andreas Kramer verpflichtet worden Von ihm stammt auch das Portal am Haupteingang das mit Saulen geziert ist die eine Simswerkuberdachung tragen und von steinernen Blumentopfen bekront werden Die Zimmerarbeiten leitete der Wohlmuthauser Zimmermann Johannes Grob Das Bauholz wurde aus dem gemeindeeigenen Wald geliefert Da aber nicht genugend Stamme in der erforderlichen Qualitat zur Verfugung standen wurden Stamme aus Stepfershausen Rippershausen Sulzfeld Mehmels und Oberkatz gespendet Die Fenster fertigte der Glaser Valentin Scheidler von hier Die Dachdeckerarbeiten wurden schliesslich von den drei Helmershauser Brudern Albrecht Johann Heinrich und Johann Georg Baumbach ausgefuhrt Zu deren Aufgaben gehorte schliesslich auch das Bewerfen und Weissen der Kirche und des Turmes von innen und aussen Doch bereits 1744 war das Dach wieder undicht Im Jahre 1748 wurde vom Wolfershauser Zimmermann Valtin Krell das Mansarddach neu mit den 14 Dachgauben errichtet und von Johannes Baumbach abermals gedeckt Der letzte Bauabschnitt an der neuen Kirche wurde 1777 mit dem Bau des Kirchturmes abgeschlossen Der einsturzgefahrdete Turm wurde bis zum letzten Loch abgetragen und vom Maurermeister Johannes Baumbach und dem Zimmermeister Martin Kleyensteiber nach Zeichnungen Niklas Heims in seiner heutigen Form aufgebaut Die Turmspitze eine zwiebelformige achteckige Schweifkuppel mit Laterne und einer ahnlichen Kuppel daruber ist typisch fur das 18 Jh Den Turmbau ermoglichten erst zahlreiche Legate und Stiftungen Den vergoldeten Turmknopf stifteten z B die Junggesellen des Ortes Der neue Turm der mit einer stattlichen Hohe von 48 m vom vergoldeten Turmknopf und der Wetterfahne mit Stern geziert wird erhielt aussen eine farbige Rokoko Stuck Fassung die bis in die heutige Zeit noch nachvollziehbar erhalten geblieben war und seit 1997 wieder hergestellt ist Auch dadurch stellt dieses Kirchgebaude im sudthuringer Raum eine Besonderheit dar 3 Ausstattung Bearbeiten nbsp Deckenbilder nbsp Kanzelaltar und Taufstein nbsp Blick vom Singchor zur KanzelDer Dom der Rhon wie die imposante Dorfkirche von Helmershausen im Volksmund genannt wird beeindruckt mit seinem grosszugigen barocken Innenraum und den dreigeschossigen Emporen die von machtigen Rundsaulen getragen werden Ein holzernes Tonnengewolbe uberspannt die Mitte des Kirchenschiffs Zwischen 1751 und 1753 versah der Meininger Kunstmaler Johann Jacob Gehres den gesamten Innenraum mit prachtiger Malerei Um den gotischen Chorbogen malte er einen prunkvollen Vorhang der 1936 ubermalt wurde und bei der Restaurierung Anfang des Jahrhunderts neu entstand Die Brustungen der Emporen wurden abwechselnd mit Bibelversen und Leinwand Bildern gestaltet Sie zeigen den Leidensweg Christi daruber die Apostel und an der dritten Empore die Propheten Die Bilder an der Orgelempore sind biblische Allegorien auf die Musik Der gekronte Lautenspieler unter der Orgel links meint Konig David Die Darstellungen am wolkigen Himmel die Hl Dreifaltigkeit Christi Auferstehung und seine Himmelfahrt Der Kanzelaltar in der Mitte der Ostwand dem Chorraum vorgelagert und wahrscheinlich vom Bildhauer Georg Wagner wird von den Figuren Moses und Johannes des Taufers flankiert und von einem prunkvollen Vorhang um den gotischen Torbogen des Chorraums umspannt Die Kanzelbrustung zieren die geschnitzten Statuen der vier Evangelisten aus der Hand von Holzbildhauer Christian Bauss aus Kaltennordheim Die Erbauung der Kanzel uber dem Altar unterstreicht die Bedeutung der Predigt im protestantischen Gottesdienst Der Zeitmessung bei der Predigt diente eine seitlich angebrachte Sanduhr Als Besonderheit sieht man uber dem Altar Christus und die Reformatoren zu seiner Rechten Martin Luther zu seiner Linken Philipp Melanchthon Die beiderseits des Altars angeordneten dreigeschossigen Adels und Freienstande mit ihren Bleiglasfenstern und separaten Zugangen waren die Platze der ortsansassigen Adligen im Gottesdienst Den Mittelpunkt des Altarraumes bildet der sandsteinerne reich verzierte Taufstein aus dem Jahre 1657 Er war von dem Freihofer Martin Wagner und Frau gestiftet worden Den im Jahre 1752 gefertigten Deckel verzierte ebenfalls Christian Bauss mit reichhaltigem Rokoko Schnitzwerk und einer Statue Johannes des Taufers Orgel Bearbeiten nbsp Die Voit OrgelDer kronende Abschluss der Ausgestaltung der Kirche konnte erst am 10 August 1786 vollzogen werden als Johann Michael Voit die neue Orgel auf der westlichen Empore dem Singchor aufstellte Das Schleifladen Instrument ist mit 26 Registern auf zwei Manualen und Pedal das bedeutendste Werk des Schweinfurter Orgelbauers Mit dieser Orgel schuf Voit ein ungewohnlich grosses der Grosse und Hohe der Kirche angepasstes Werk das im Sudthuringer Raum das einzige nahezu noch original erhaltene Werk des Schweinfurter Orgelbauers ist 4 I Hauptwerk C d31 Bordun 16 2 Principal 0 8 3 Gamba 0 8 4 Unda Maris 0 8 5 Flauto Traverso 0 0 0 8 6 Flauto Dolce 0 4 7 Octav 0 4 8 Quint 0 3 9 Superoctav 0 2 10 Sexquialtera 0 1 3 5 11 Mixtur IV 0 2 12 Trompetten 0 8 II Oberwerk C d313 Lieblich Gedackt 0 0 0 8 14 Solicional 0 8 15 Piffaro 0 8 16 Hohlflote 0 8 17 Principal 0 4 18 Spitzflote 0 4 19 Flageolet 0 2 20 Quinte 0 1 3 3 21 Mixtur III 0 1 Tremulant Pedalwerk C c122 Principalbass 0 0 16 23 Violonbass 16 24 Subbass 16 25 Violonbass 0 8 26 Principalbass 0 4 Koppeln II I I P Effektregister Glockenspiel C Dur Glockenspiel G DurGlocken Bearbeiten nbsp Die GlockenAus der alten Kirche waren zwei Glocken vorhanden wobei eine der Glocken umgegossen wurde da sie schon lange gesprungen war Eine neue liess man 1777 noch anfertigen Die alteste Glocke war die so genannte Silberglocke die von der Wallfahrtskirche am Wallenberg stammen sollte Sie wurde vermutlich im 13 14 Jh gegossen und trug die Inschrift Ave Maria gratia plena dominus tecum benedicta tu in mulieribus d h Gegrusst seist du Maria voll der Gnaden der Herr ist mit dir du gebenedeite unter den Weibern Diese und die neue grosse Glocke fielen im Zweiten Weltkrieg dem sogenannten Glockenmord zum Opfer als viele Glocken und sakrale Gegenstande zu Rustungszwecken eingeschmolzen wurden Den beharrlichen Bemuhungen des damaligen Pfarrers und den fleissigen Spendern des Ortes ist es zu verdanken dass 1953 wieder drei Bronzeglocken eingeweiht werden konnten Die neue grosse Glocke ist im Jahre 1601 gegossen worden Sie kam aus dem Hamburger Glockenlager und zahlt zu den dubiosen Glocken Das sind Glocken die wahrend des Krieges schon zum Einschmelzen abgeliefert worden waren aber dann gerettet werden konnten und deren Eigentumer nicht mehr festzustellen waren Die mittlere Glocke wurde von der Fa Schilling und Sohne in Apolda um und die kleine Glocke neu gegossen Die drei Glocken klingen in den Tonen gis h und cis und rufen mit ihrem wohlklingenden Gelaute wie von alters her die Glaubigen zum Gebet Aus den Akten des Pfarramtes Helmershausen BearbeitenSchon seit alters her gab es eine Kirchstuhlordnung die bis Mitte des 19 Jh ihre Gultigkeit hatte und noch bis Mitte des 20 Jh in lockerer Form beibehalten wurde Samtliche Fensterlogen rechts und links neben dem Altar waren den Adligen und Freien des Ortes vorbehalten Die ubrigen Fensterstande waren der Pfarrfamilie den Pfarrwittwen oder Brautleuten und anderen angesehenen Familien des Ortes bestimmt Unten im Kirchenschiff sassen nur die Frauen und jungen Madchen auf den Emporen nahmen nur die Manner Platz und zwar auf der ersten Empore die alteren und angeseheneren Manner auf der zweiten Empore die Jungeren und auf der dritten Empore sassen die Jugendlichen und die Knechte Der Zwoferrat hatte auf der ersten nordlichen Empore seinen Platz der durch eine Wand und Tur von den ubrigen Platzen getrennt und fruher mit Gittern versehen war Die Choradjuvanten und Musiker nahmen direkt auf dem Singchor Platz Die Kirchstuhle mussten jeweils fur ein Jahr gelost werden Die Fensterlogen wurden nachdem die Adelsgeschlechter ausgestorben waren an angesehene Familien des Ortes vermietet Den Burgern war es bei Strafe verboten einen anderen als den von ihnen gelosten Stand zu betreten Quellen BearbeitenStoffsammlung zur Geschichte des Marktfleckens Helmershausen von Pfarrer Joh Jakob Illhardt Akten des Pfarramtes HelmershausenLiteratur BearbeitenWolfram Hadicke und andere Kirchenkreis Meiningen Kirchen Kunst kirchliches Leben Ein Kirchenfuhrer Herausgegeben vom Ev Kirchenkreis Meiningen Verlag Evangelischer Medienverband Kassel 2010 S 30 34 Paul Lehfeldt Georg Voss Bau und Kunstdenkmaler Thuringens Grossherzogthum Sachsen Weimar Eisenach Amtsgerichtsbezirke Vacha Geisa Stadtlengsfeld Kaltennordheim und Ostheim v d Rhon Gustav Fischer Jena 1911 S 198 ff Digitalisat abgerufen am 6 Mai 2020 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dom der Rhon Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dom der Rhon auf der Website des Kirchenkreises Abgerufen am 8 April 2023 Dorfkirche Helmershausen In Deutsche Stiftung Denkmalschutz Abgerufen am 6 Mai 2020 Kirche Helmershausen In Rhonlexikon Archiviert vom Original am 21 Januar 2016 abgerufen am 8 April 2023 Dom der Rhon In Thueringeninfo Abgerufen am 6 Mai 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Wolfram Hadicke und andere Kirchenkreis Meiningen Kirchen Kunst kirchliches Leben Ein Kirchenfuhrer Herausgegeben vom Ev Kirchenkreis Meiningen Verlag Evangelischer Medienverband Kassel 2010 S 30 34 Einzigartig in Sudthuringen Fordermittel fur den Dom der Rhon in Helmershausen In Deutsche Stiftung Denkmalschutz 21 Marz 2012 abgerufen am 6 Mai 2020 Infoblatter der Kirche Informationen zur Orgel In orgbase nl Abgerufen am 6 Mai 2020 deutsch niederlandisch 50 562915 10 23576 Koordinaten 50 33 46 N 10 14 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dom der Rhon amp oldid 232610449