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Disulfiram INN auch Tetraethylthiuramdisulfid TETD Handelsname Antabus ist ein Arzneistoff der zur Unterstutzung der Abstinenz bei Alkoholabhangigkeit angewendet werden kann StrukturformelAllgemeinesFreiname DisulfiramAndere Namen Tetraethylthiuramdisulfid 1 Diethylthiocarbamoyldisulfanyl N N diethylmethanthioamid Diethylcarbamothioylsulfanyl diethylaminomethandithioatSummenformel C10H20N2S4Kurzbeschreibung farblose Kristalle 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 97 77 8EG Nummer 202 607 8ECHA InfoCard 100 002 371PubChem 3117DrugBank DB00822Wikidata Q409665ArzneistoffangabenATC Code N07BB01Wirkmechanismus Hemmung der AldehyddehydrogenaseEigenschaftenMolare Masse 296 54 g mol 1Aggregatzustand fest 1 Dichte 1 30 g cm 3 1 Schmelzpunkt 70 C 1 Siedepunkt 117 C 1 Loslichkeit wenig loslich in Wasser 0 2 g l 1 bei 20 C loslich in Ethanol Aceton Diethylether Benzol Trichlormethan Schwefelkohlenstoff 1 SicherheitshinweiseBitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht fur Arzneimittel Medizinprodukte Kosmetika Lebensmittel und Futtermittel beachtenGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 3 ggf erweitert 2 AchtungH und P Satze H 373 302 317 410P 273 280 301 312 302 352 501 2 MAK DFG Schweiz 2 mg m 3 gemessen als einatembarer Staub 1 4 Toxikologische Daten 500 mg kg 1 LD50 Ratte oral 5 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Alkoholismus 1 1 Wirkung 1 2 Gefahren 1 3 Siehe auch 2 Onkologie 3 Sonstige Verwendung 4 EinzelnachweiseAlkoholismus BearbeitenWirkung Bearbeiten Normalerweise wird in der Leber der aufgenommene Alkohol uber die Zwischenstufe Acetaldehyd zur Essigsaure umgewandelt ahnlich wie bei der Essigherstellung durch Garung In diesen Abbau des Alkohols greift nun das Medikament ein und verhindert den letzten Schritt zur Umwandlung in die Essigsaure durch Blockade des Enzyms Aldehyddehydrogenase Die Folge ist dass sich Acetaldehyd anreichert Dieses bewirkt das sogenannte Acetaldehydsyndrom welches darin besteht dass sobald Alkohol auch in geringen Dosen eingenommen wird starke und unangenehme Unvertraglichkeitsreaktionen entstehen wie Hautrotung Kaltegefuhl in den Armen und Beinen Ubelkeit Kopfschmerzen und vor allem Herzrasen und Blutdruckabfall bis hin zum Herz Kreislauf Schock Hierdurch kann jedoch bei gefahrdeten Personen sogar Herzenge Angina pectoris und ein Herzinfarkt ausgelost werden Entsprechende Arzneimittel werden als Tabletten verabreicht Es kann auch als Depotpraparat unter die Haut implantiert werden 6 Gefahren Bearbeiten Da die angesprochenen Unvertraglichkeitsreaktionen bei Einnahme grosserer Alkoholmengen sogar todlich sein konnen Acetaldehyd ist giftig werden disulfiramhaltige Praparate nur noch selten und bei solchen Patienten angewandt bei denen von guter Mitarbeit bei der Behandlung ausgegangen werden kann 7 Ausserdem darf dieses Medikament nur bei genauer Vorabklarung gegeben werden z B nicht bei schwerem Leberschaden Siehe auch Bearbeiten Diverse Antibiotika einige Antidiabetika und weitere Medikamente sowie das Pilzgift Coprin haben in Kombination mit Alkohol die gleiche Wirkung wie Disulfiram siehe Acetaldehydsyndrom 1 Onkologie BearbeitenForschung publiziert in den 2010er Jahren untersuchte die Wirkung von Disulfiram als ein mogliches Medikament gegen Krebs 8 9 10 11 12 13 Eine epidemiologische Studie an Danen aus dem Jahr 2014 zeigte dass Menschen die aufgrund einer Alkoholabhangigkeit Disulfiram einnahmen seltener an Brust oder Prostatakrebs erkrankten Eine Risikoreduktion fur Melanom ergab sich in der Studie hingegen nicht 14 Praklinische Studien zeigen dass Disulfiram in vitro das Wachstum von Tumorzellen der mannlichen Prostata hemmt Auch im Mausemodell reduzierte das Medikament die Tumorwachstumsrate um bis zu 40 konnte sie jedoch nicht vollstandig hemmen 15 In vitro Studien an Brustkrebszellen ergaben dass Disulfiram bei Tumorzellen nicht aber bei gesunden Zellen der Brust eine Apoptose induziert 16 Eine Wirkung von Disulfiram wurde auch auf Tumorzellen bei nicht kleinzelligem Lungenkrebs und beim Glioblastom gefunden DSF ist demnach vielversprechend fur die Behandlung von Hirntumoren weil es die BHS uberwinden kann und das Wachstum von Hirntumoren hemmt Es sind jedoch weitere Studien erforderlich um zu verstehen wie effektiv diese Wirkung ist 17 18 Der genaue Mechanismus dieser Wirkung auf Krebszellen ist nicht bekannt und wird noch untersucht Eine Rolle durfte die Bildung von Komplexen des aktiven Metaboliten Dithiocarb der in der Leber aus Disulfiram gebildet wird mit Kupfer spielen Disulfiram zeigt eine bessere Wirksamkeit auf die Wachstumshemmung von Tumorzellen wenn es in Kombination mit Kupfer verabreicht wird 19 Es gibt zum heutigen Zeitpunkt Dezember 2017 erst eine klinische Studie an 40 Patienten mit nicht kleinzelligem Lungenkrebs in der eine Gruppe zusatzlich zu einer Chemotherapie Disulfiram erhielt und mit einer Gruppe die nur Chemotherapie erhielt verglichen wurde In der Gruppe mit Disulfiram kam es zu einer Erhohung der mittleren Uberlebensdauer von 7 1 auf 10 Monate Die Aussagekraft dieser Studie ist jedoch durch die kleine Fallzahl limitiert weitere klinische Studien werden durchgefuhrt 20 Sonstige Verwendung BearbeitenDisulfiram dient als Hilfsmittel bei der Vulkanisation von Gummi Historisch interessant ist der von 1937 uberlieferte Bericht des Werksarztes dem die alkoholaversive Wirkung erstmals bei Arbeitern in diesem Bereich zufallig auffiel wobei diese dem strukturanalogen Tetramethylthiuramdisulfid und dessen Monosulfid ausgesetzt waren 21 22 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Eintrag zu Tetraethylthiuramdisulfid In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 28 Dezember 2014 a b Eintrag zu Disulfiram in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 8 Januar 2021 JavaScript erforderlich Eintrag zu Disulfiram im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Schweizerische Unfallversicherungsanstalt Suva Grenzwerte Aktuelle MAK und BAT Werte Suche nach 97 77 8 bzw Disulfiram abgerufen am 2 November 2015 Eintrag zu Aspirin in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 3117 Fachinformation fur Antabus im Arzneimittelkompendium der Schweiz Emminger H Thomas K EXAPLAN Band 2 6 Aufl S 2141 Boris Cvek in Drug Repurposing for Terminal Stage Cancer Patients American Journal of Public Health Vol 106 No 6 June 2016 S e3 e3 Diethyldithiocarbamate complexes with metals used as food supplements show different effects in cancer cells with Jindrich Sedlacek Palacky University Olomouc Luisa M D R S Martins ISEL Lisbon Technical University Lisbon Portugal Petr Danek Palacky University Olomouc Armando J L Pombeiro Technical University Lisbon Portugal Journal of Applied Biomedicine Vol 12 No 4 November 2014 S 301 308 Nonprofit drugs as the salvation of the world s healthcare systems the case of Antabuse disulfiram Drug Discovery Today 2012 Antabuse repurposing we need more knowledge and wide international support International Journal of Cancer 2011The Ubiquitin Proteasome System UPS and the Mechanism of Action of Bortezomib with Dvorak Z Current Pharmaceutical Design 2011 Targeting Malignancies with Disulfiram Antabuse Multidrug Resistance Angiogenesis and Proteasome Current Cancer Drug Targets IF 4 327 2011 Antabuse disulfiram as a pilot case of nonprofit drug International Journal of Cancer 2010 Gro Askgaard Soren Friis Jesper Hallas Lau C Thygesen Anton Pottegard Use of disulfiram and risk of cancer In European Journal of Cancer Prevention Band 23 Nr 3 S 225 232 doi 10 1097 cej 0b013e3283647466 Kristiina Iljin Kirsi Ketola Paula Vainio Pasi Halonen Pekka Kohonen High Throughput Cell Based Screening of 4910 Known Drugs and Drug like Small Molecules Identifies Disulfiram as an Inhibitor of Prostate Cancer Cell Growth In Clinical Cancer Research Band 15 Nr 19 1 Oktober 2009 S 6070 6078 doi 10 1158 1078 0432 ccr 09 1035 Di Chen Qiuzhi Cindy Cui Huanjie Yang Q Ping Dou Disulfiram a clinically used anti alcoholism drug and copper binding agent induces apoptotic cell death in breast cancer cultures and xenografts via inhibition of the proteasome activity In Cancer Research Band 66 Nr 21 1 November 2006 S 10425 10433 doi 10 1158 0008 5472 CAN 06 2126 PMID 17079463 Lincan Duan Hongmei Shen Guangqiang Zhao Runxiang Yang Xinyi Cai Inhibitory effect of Disulfiram copper complex on non small cell lung cancer cells In Biochemical and Biophysical Research Communications Band 446 Nr 4 S 1010 1016 doi 10 1016 j bbrc 2014 03 047 Joanna Triscott Mary Rose Pambid Sandra E Dunn Concise Review Bullseye Targeting Cancer Stem Cells to Improve the Treatment of Gliomas by Repurposing Disulfiram In STEM CELLS Band 33 Nr 4 1 April 2015 S 1042 1046 doi 10 1002 stem 1956 Zdenek Skrott Martin Mistrik Klaus Kaae Andersen Soren Friis Dusana Majera Alcohol abuse drug disulfiram targets cancer via p97 segregase adaptor NPL4 In Nature Band 552 Nr 7684 Dezember 2017 doi 10 1038 nature25016 Gro Askgaard Soren Friis Jesper Hallas Lau C Thygesen Anton Pottegard Use of disulfiram and risk of cancer In European Journal of Cancer Prevention Band 23 Nr 3 S 225 232 doi 10 1097 cej 0b013e3283647466 Helge Kragh FROM DISULFIRAM TO ANTABUSE THE INVENTION OF A DRUG In Bull Hist Chem Band 33 Nr 2 2008 illinois edu PDF Disulfiram MAK Value Documentation in German language 1997 In The MAK Collection for Occupational Health and Safety Wiley VCH Verlag GmbH amp Co KGaA Weinheim Germany 31 Januar 2012 S 1 34 doi 10 1002 3527600418 mb9777d0024 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte 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