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Dietrich Schwanitz 23 April 1940 in Werne an der Lippe wahrsch 17 Dezember 2004 in Hartheim am Rhein war ein deutscher Anglist Literaturwissenschaftler und Buchautor Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend 1 2 Ausbildung und Tatigkeiten 1 3 Todesumstande 2 Werk 3 Schriften 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend Bearbeiten Dietrich Schwanitz wuchs als dritter Sohn der Lehrer Ernst und Margarete Schwanitz geb Ter Nedden zunachst in Bergkamen Runthe im ostlichen Ruhrgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg schliesslich fur drei Jahre bei mennonitischen Bergbauern in der Westschweiz auf Bis zum elften Lebensjahr hatte Schwanitz keine Schule besucht Nach seiner Ruckkehr wurde er dennoch in die hohere Schule aufgenommen Von 1950 bis 1953 besuchte er die Realschule in Werne und anschliessend das Neusprachliche Gymnasium in Kamen an dem er im Fruhjahr 1959 das Abitur ablegte Ausbildung und Tatigkeiten Bearbeiten Seit dem Sommersemester 1959 studierte Schwanitz Anglistik Geschichte und Philosophie in Freiburg Munster und London Im Wintersemester 1966 legte er an der Albert Ludwigs Universitat Freiburg das Staatsexamen fur das Lehramt an Gymnasien ab und arbeitete anschliessend als Lehrer am Freiburger Keplergymnasium 1967 war er als Deutschlehrer an der University of Pennsylvania in Philadelphia und am Wells College in Aurora New York tatig Seit November 1967 war Schwanitz schliesslich Assistent am Englischen Seminar der Universitat Freiburg und wurde dort im November 1969 mit der von Hermann Heuer betreuten Dissertation George Bernard Shaw Kunstlerische Konstruktion und unordentliche Welt zum Dr phil promoviert 1973 heiratete er mit seiner Frau Gesine hatte er einen Sohn und eine Tochter Er lehrte zunachst an der Universitat Mannheim von 1978 bis 1997 an der Universitat Hamburg als Professor fur Englische Literatur und Kultur Schwanitz litt an der Parkinson Krankheit und ging 1997 in Fruhpension 1 Erst nach seinem Tod wurde bekannt dass er nicht an Parkinson sondern an Chorea Huntington erkrankt gewesen war 2 Schwanitz ist Autor des 1995 veroffentlichten Romans Der Campus in dem es um politische Intrigen und die Instrumentalisierung des Vorwurfs sexueller Belastigung am Beispiel einer in der Hamburger Universitat angesiedelten Romanhandlung mit durchaus erkennbaren Ahnlichkeiten zu realen Personen geht Das Buch in dessen Romanhandlung auch die soziologisch bedeutsame Unterscheidung zwischen formellen und informellen Organisationsbereichen und ihren unterschiedlichen Machtkomponenten aufscheint wurde zum Bestseller insbesondere nachdem es von Regisseur Sonke Wortmann mit Heiner Lauterbach und Sandra Speichert verfilmt wurde und im Februar 1998 in die deutschen Kinos kam Ebenfalls an der Uni Hamburg angesiedelt und als Fortsetzung dem Roman Der Campus folgend freilich mit anderen Protagonisten ist Schwanitz Krimikomodie Der Zirkel 1998 eine Satire auf den gegenwartsdeutschen Wissenschaftsbetrieb und seine gesamtdeutsche Hochschulpolitik Die deutsche Universitat wird als verfilzt versifft verstunken grotesk burokratisch prinzipbedingt mittelmassig und damit auch grundsatzlich unreformierbar dargestellt ihr desolater Zustand konne von den neuen deutschen Machteliten nur noch mit Muhe verschleiert werden In der Krimihandlung des Buches werden wie schon im Campus Besonderheiten und angebliche Fehlentwicklungen aus den Hochschulsystemen Westdeutschlands und der DDR vor und nach der Wiedervereinigung dargestellt Dietrich Schwanitz Sachbuch Bildung Alles was man wissen muss 1999 wurde ebenfalls zum Bestseller Darin macht er einen Streifzug durch das moderne Wissen aus Geschichte Literatur Philosophie Kunst und Musik die seiner Meinung nach zum Bildungskanon in Deutschland gehoren sollten Diese Zusammenstellung rief in Kritikerkreisen kontroverse Diskussionen hervor 3 Vince Ebert Ernst Peter Fischer Wilfried Kuhn und andere kritisierten insbesondere wiederholt die Aussage Die naturwissenschaftlichen Kenntnisse tragen sicherlich einiges zum Verstandnis der Natur aber wenig zum Verstandnis der Kultur bei Naturwissenschaftliche Kenntnisse mussen zwar nicht versteckt werden aber zur Bildung gehoren sie nicht und sahen sie zum Teil als Symbol fur ein wissenschaftsfernes Burgertum an 4 5 Todesumstande Bearbeiten 2001 erwarb Schwanitz den Gasthof Salmen in Hartheim und liess 2002 den Theaterraum von der Trompe l œil Malerin Andrea Berthel Duffing mit einer shakespearisierten Version von Paolo Veroneses Das Gastmahl im Hause des Levi ausmalen Dort wurde er am 21 Dezember 2004 tot aufgefunden Als Todesursache wurde Unterkuhlung mit anschliessendem Regulationsversagen festgestellt 6 Die Obduktion ergab als wahrscheinlichen Todestag den 17 Dezember 2004 Die Gemeinde Hartheim ubernahm 2005 den Gasthof Salmen 2 Dort gibt es seit 2017 einen Gedenkraum mit der Ausstellung Schwanitz Shakespeare und der Salmen Dieses Schwanitzmuseum wird vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach unterstutzt 7 Werk BearbeitenLiteraturwissenschaftlich trat Schwanitz unter anderem seit Anfang der 1990er Jahre durch Pionierbeitrage zur systemtheoretischen Literaturwissenschaft in Erscheinung Nach einer jahrzehntelangen Tatigkeit als Hochschullehrer wurde Dietrich Schwanitz 1995 als Autor des deutschen Universitatsromans Der Campus bekannt Mit ihm ubertrug Schwanitz die ambitionierte US amerikanische und britische Unterhaltungsliteratur des 20 Jahrhunderts insbesondere die Satire Romane von David Lodge auf deutsche Verhaltnisse Daruber hinaus kritisierte Schwanitz den medien und grosskapitalistisch beeinflussten Prozess der Kommerzialisierung von Kultur und Zivilisation Bildung und Universitat als Karnevalisierung der europaischen Zivilisation und Kultur Erfolgreich war auch sein Buch Bildung Alles was man wissen muss aus dem ein angreifbarer Satz oft zitiert wurde Naturwissenschaftliche Kenntnisse mussen zwar nicht versteckt werden aber zur Bildung gehoren sie nicht 8 Schriften BearbeitenGeorg Bernard Shaw kunstlerische Konstruktion und unordentliche Welt Thesen Frankfurt am Main 1971 ISBN 3 7677 0004 2 Zugl Freiburg Breisgau Univ Diss 1969 u d T Formale Entwicklungstendenzen im Werke George Bernard Shaws Ansatze zu einer Neuwertung im Lichte der Beziehung von Formalproblematik und Weltanschauung Systemtheorie und Literatur Ein neues Paradigma Westdt Verl Opladen 1990 ISBN 978 3531221571 Literaturwissenschaft fur Anglisten Das studienbegleitende Handbuch Hueber Ismaning 1993 ISBN 3 19 006957 3 Englische Kulturgeschichte Von 1500 bis 1914 Eichborn Frankfurt am Main 1996 ISBN 978 3821809748 Shakespeare und die Liebe Ein Beispiel fur die Applikation der Systemtheorie auf die Literatur Fernuniversitat Hagen 1996 Eine andere Welt Kindheitserlebnisse bei den Schweizer Taufern In Gudrun Schafer Hrsg Die Speisung der Hunderttausend Die Hilfe der Mennoniten nach dem Zweiten Weltkrieg Petra Knecht Verlag Landau 1997 ISBN 3 930927 30 6 S 29 36 Das Shylock Syndrom oder die Dramaturgie der Barbarei Eichborn Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 8218 0970 1 Der Campus Goldmann Taschenbuch Munchen 1996 ISBN 3 442 43349 5 Der Zirkel Romantische Komodie Eichborn Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 8218 0560 9 Amoklauf im Audimax Rowohlt Taschenbuch Reinbek 1998 ISBN 3 499 43326 5 Bildung Alles was man wissen muss Eichborn Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 8218 0818 7 Platz 1 der Spiegel Bestsellerliste im Jahr 2000 Die Geschichte Europas Eichborn Frankfurt am Main 2000 ISBN 3 8218 0859 4 Manner Eine Spezies wird besichtigt Eichborn Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 8218 0858 6 Shakespeares Hamlet und alles was ihn fur uns zum kulturellen Gedachtnis macht Eichborn Frankfurt am Main 2006 ISBN 3 821 85579 7Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Dietrich Schwanitz Zitate Literatur von und uber Dietrich Schwanitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Dietrich Schwanitz im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Tondokumente von und uber Dietrich Schwanitz im Katalog der Schweizerischen NationalphonothekEinzelnachweise Bearbeiten Bestsellerautor tot aufgefunden In Suddeutsche Zeitung 17 Mai 2010 Datum angegeben auf der Webseite vermutlich korrektes Datum Ende Dezember 2004 abgerufen am 10 Februar 2017 a b Bettina Schulze Gasthaus Zum Salmen Wie Shakespeare nach Hartheim kam In Badische Zeitung 10 September 2011 abgerufen am 10 Februar 2017 https www perlentaucher de buch dietrich schwanitz bildung html Vince Ebert Bildung Naturwissenschaften sind eine kulturelle Leistung In DIE WELT 23 Januar 2011 welt de abgerufen am 21 Februar 2022 Wilfried Kuhn Die andere Bildung Was man von den Naturwissenschaften wissen sollte Rezension In pro physik de Das Physikportal 2002 abgerufen am 21 Februar 2022 Dietrich Schwanitz starb an Unterkuhlung In RP Online 22 Dezember 2004 abgerufen am 16 Februar 2021 https www salmen hartheim de Dorothee Nolte Ungewohnte Lustgefuhle Der Tagesspiegel vom 6 Dezember 2004 1 Normdaten Person GND 115451544 lobid OGND AKS LCCN n91039213 NDL 01051643 VIAF 9890264 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwanitz DietrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Anglist und SchriftstellerGEBURTSDATUM 23 April 1940GEBURTSORT Werne an der Lippe Nordrhein WestfalenSTERBEDATUM um 17 Dezember 2004STERBEORT Hartheim bei Freiburg im Breisgau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dietrich Schwanitz amp oldid 236299356