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Die schwarze Spinne ist eine Novelle von Jeremias Gotthelf aus dem Jahr 1842 Eingebettet in eine idyllisch angelegte Rahmenerzahlung werden alte Sagen zu einer gleichnishaften Erzahlung uber christlich humanistische Vorstellungen von Gut und Bose verarbeitet Die Novelle ist unterteilt in die am Anfang auftretende Rahmenhandlung die jedoch spater zur Binnenhandlung ubertritt Die Erzahlung wird von christlichen Motiven getragen und besitzt eine komplexe Erzahlstruktur die geschickt darauf hinweist wie der verstandige Christ die Sagen der Vergangenheit lebendig erhalten soll Die Symbolik der Erzahlung ist uber den christlichen Sinn hinaus jedoch auch unter einer allgemeineren moralischen Fragestellung von Gut und Bose verstandlich Die soziale Dynamik des Dorfes wird von Gotthelf prazise geschildert gegenseitige Schuldzuschreibung schnell vergessene Kollektivschuld und das Schicksal von Aussenseitern die von der Gemeinschaft leichtfertig zu Sundenbocken gemacht werden machen den Text zu einer nach wie vor aktuellen Lekture Zuerst kaum beachtet gilt diese Erzahlung bei vielen Literaturkritikern als eines der Meisterwerke des deutschen Biedermeier Thomas Mann schrieb daruber in Die Entstehung des Doktor Faustus dass Gotthelf oft das Homerische beruhre und dass er seine Schwarze Spinne wie kaum ein zweites Stuck Weltliteratur bewundere Zeitlich wird die Schweizer Novelle zwischen den literarischen Epochen der Romantik 1795 1835 und des Realismus 1848 1890 eingeordnet 1 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Personen der ersten Binnenerzahlung 3 Personen der zweiten Binnenerzahlung 4 Kunstlerische Adaptionen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten nbsp Franz Karl Basler Kopp Die schwarze SpinneDie Novelle beginnt mit einer Tauffeier auf einem Bauernhof in deren Verlauf ein paar Gaste vor dem Haus spazieren gehen Dabei fallt einer der anwesenden Frauen auf dass an dem Neubau des Bauernhofes ein alter schwarzer Fensterpfosten mit eingebaut worden ist Auf ihr Bitten hin erzahlt der Grossvater was es mit dem Pfosten auf sich hat Das Dorf gehorte einige Jahrhunderte zuvor zum Lehen des Ritters Hans von Stoffeln der die Bauern zu hartesten Frondiensten zwang Durch seine Ordensbruder angestachelt verlangte von Stoffeln immer aberwitzigere Arbeiten zuletzt aus Angeberei die Umpflanzung von Baumen auf einen Berg als Schattengang Diesen Auftrag knupfte er an eine derart kurze Frist dass die Bauern ihn unmoglich erfullen konnten ohne ihre eigene Hofarbeit zum Erliegen zu bringen und dadurch Hunger zu leiden In dieser Notlage bot der Teufel in Gestalt eines wilden Jagers seine Hilfe an Als Lohn verlangte er ein ungetauftes Kind Die Bauern flohen bei der ersten Begegnung vor dem Teufel Als dieser wenige Tage spater wieder auftauchte flohen die Bauern erneut Eine Frau blieb jedoch stehen und sprach mit dem Jager Die zugezogene Bauerin Christine ging den Pakt ein indem sie zur Besiegelung einen Kuss auf die Wange erhielt Tatsachlich erledigte der Jager die Aufgabe mit seinen damonischen Kraften und forderte seine Bezahlung Als ein Kind geboren wurde rettete der Pfarrer es indem er es sofort nach der Geburt taufte Christine spurte danach auf ihrer Wange einen brennenden Schmerz Dort wohin der wilde Jager sie gekusst hatte entstand ein schwarzer Fleck der anschwoll und zu einer schwarzen Spinne wurde Nachdem das nachste neugeborene Kind getauft worden war brach ein Unwetter aus und viele kleine Spinnen schlupften aus dem aufplatzenden Mal in Christines Gesicht Im Dorf verbreitete sich das Unheil und das Vieh starb in den Stallen So erinnerte der Teufel an die Erfullung des Vertrages Als man beschloss das nachste Neugeborene zu opfern ging das Viehsterben zunachst zuruck Christine verschworen mit den Dorfbewohnern wollte das Neugeborene dem Teufel bringen doch der Priester besprengte es im letzten Moment mit Weihwasser Christine schrumpfte ebenso vom heiligen Wasser benetzt zu einer Spinne die der Pfarrer vom Neugeborenen schleuderte Durch die Beruhrung starb letztlich der Priester doch das Kind wurde von ihm noch in den Armen seiner Mutter getauft 2 Nun mordete die Spinne unaufhaltsam Mensch und Tier einschliesslich von Stoffelns und dessen Ordensrittern Flucht und Gegenwehr erwiesen sich als zwecklos Gottesfurcht schien zeitweilig Schutz zu bieten doch eines Nachts drang die Spinne auch in das Haus der frommen Mutter ein Diese hatte vorher jedoch einen geweihten Zapfen samt Hammer bereitgelegt Sie ging davon aus dass die Spinne doch zumindest ergriffen werden konne auch wenn sie nicht getotet wurde Sie erfasste schliesslich unter Gottesanrufungen die Spinne und stopfte sie in ein Loch eines Pfostens das sie mit dem Zapfen verschloss Die Frau starb als Folge der Beruhrung mit der Spinne aber Ruhe und Frieden kehrten in das Tal zuruck Nach dieser Erzahlung des Grossvaters kehren die Gaste widerwillig an den Tisch zuruck sie furchten sich nun vor dem Haus Somit fuhlt sich der Grossvater dazu verpflichtet die Geschichte fertig zu erzahlen In den folgenden Jahrhunderten lebten die Menschen zunachst gottesfurchtig doch mit der Zeit verfielen immer mehr Talbewohner wieder in gottloses Verhalten Schliesslich befreite ein verkommener Knecht der die Magde unter seiner Knute halten wollte die Spinne Diese totete daraufhin fast alle Bewohner des Dorfes Bei der nachsten Geburt rettete Christen der Herr des verantwortlichen Knechts das Kind vor dem Teufel fing die Spinne und sperrte sie wieder in ihr altes Gefangnis Diesen Einsatz bezahlte auch er mit seinem Leben doch er starb in Gottes Frieden Im Tal herrschte daraufhin wieder Friede und Gottesfurcht Obwohl das Haus mehrmals neu aufgebaut wurde immer wurde dieser Pfosten wieder eingebaut um den alten Segen zu bewahren Als wieder ein neues Haus gebaut wurde fugte auch der Grossvater den alten Fensterpfosten mit ein Hier endet die Erzahlung des Grossvaters Die Tauffeier geht noch gemutlich bis zum spaten Abend weiter Die Novelle endet mit einem Hinweis darauf dass Gott uber allem wacht Personen der ersten Binnenerzahlung BearbeitenHans von Stoffeln der Ritter der in seinem Schloss uber die Bauern des Tales herrscht wird als hart und aggressiv beschrieben Er fuhrt ein wustes Leben und besteht unbarmherzig auf allen Abgabeverpflichtungen der leibeigenen Bauernfamilien Seine Unberechenbarkeit flosst den Bauern Respekt und Angst ein da er keinen Widerspruch duldet und sich keinem Argument zuganglich zeigt Kritik und Spott der mit ihm auf dem Schloss hausenden Ritter fordern ihn zu immer anmassenderen Taten gegenuber den Bauern heraus die sich hilflos und schwach dem Willen der Ritterschaft unterwerfen Schlussendlich ruft er indirekt durch seine Bosheit den Teufel selbst auf den Plan dem er mit seinen Rittern und Knechten in Gestalt der schwarzen Spinne zum Opfer fallt Als gruner Jagersmann erscheint der Teufel den Bauern Durch schlaues Verhalten Anteilnahme an der Not der Bauern heuchelnd und Drohungen gegen das Schloss richtend erfahrt er den Grund ihrer Verzweiflung und bietet ihnen den teuflischen Handel an Christine die Frau des Hornbachbauern die aus Lindau am Bodensee ins Tal gekommen ist geniesst im Dorf wenig Achtung Sie beklagt sich als Fremde im Tal ubel geplagt worden zu sein Die Frauen hatten ihr ubel nachgeredet und die Manner hatten dies widerspruchslos hingenommen Christine ist die Frau die sich gegen die Schicksalsergebenheit der Manner wendet bereit sich gegen die ungeheuren Forderungen des Ritters zu wehren Sie handelt anstelle der Manner um der allgemeinen Not zu begegnen doch wird in der Folge uberdeutlich wie sehr sie ihre Moglichkeit den Teufel zu uberlisten oder zu hintergehen uberschatzt hat Die ihr entgegengebrachten Komplimente des Teufels schmeicheln ihr und bestarken sie in der Meinung mit weiblichen Waffen seine Forderungen abmildern oder umgehen zu konnen Man kann sagen dass Christine im Namen aller den Pakt mit dem Teufel mit einem Kuss auf ihre Wange besiegelt hat Im weiteren Verlauf muss sie erfahren dass sie allein die Folgen dieses Kusses zu tragen hat und versucht daher den Handel mit allen Mitteln einzuhalten Es gelingt ihr das dritte Kind durch Absprachen und Hilfe zu rauben doch verhindert der herbeigeeilte Pfarrer die Ubergabe des Kindes Egoistische Grunde bewegen sie zu dieser Tat denn sie mochte sich endlich von dem schmerzenden Brandmal auf ihrer Wange befreien Dennoch liegen ihrem Handeln auch gemeinwohle Interessen zugrunde die Dorfgemeinschaft hat sich hinter ihr verschworen durch das unheilige Opfer den Fluch zu bannen der das Vieh des gesamten Dorfes dahinrafft Gemein haben Christine und die Dorfgemeinschaft mit Ausnahme des Pfarrers der Schwangeren und deren Mutter eine Abkehr von Gott sowie eine tendenziell egoistische Priorisierung Personen der zweiten Binnenerzahlung BearbeitenChristen Nach 200 Jahren sind die Leute wieder nur auf Besitz bedacht Christen wurde von seiner Mutter erniedrigt und gedemutigt Nachdem ein Knecht die Spinne wieder freigelassen hat sperrt Christen die Spinne wiederum in den Balken verliert so sein Leben rettet jedoch dadurch das vieler Anderer Insgesamt gewinnen die Personen kaum individuelle Zuge Es geht darum den Kontrast zwischen Gut und Bose aufzuzeigen wobei das Bose ausfuhrlicher zur Geltung kommt Kunstlerische Adaptionen BearbeitenDrei Schweizer Komponisten Heinrich Sutermeister Willy Burkhard und Rudolf Kelterborn schrieben je eine Oper uber diesen Stoff Sutermeister 1936 ein einaktiges Werk Die schwarze Spinne das zunachst als Funkoper herauskam und aus dem 1949 dann eine szenische Fassung entstand Burkhard 1948 eine zweiaktige Buhnendichtung und Rudolf Kelterborn 1982 eine musikalisch dramatische Erzahlung nach einem Libretto von Hansjorg Schneider Horspiel Die schwarze Spinne ORF V 1956 Horspielfassung und Regie Klaus Colberg 80 Min 3 Horspiel Die schwarze Spinne ORF OO 1958 Regie Siegfried Dobretsberger Bearbeitung Alois Sonnleiter 55 Min 4 1983 drehte der Regisseur Mark M Rissi den Film Die schwarze Spinne nach der Novelle Im Mai 1998 wurde ein Theaterstuck von Urs Widmer nach der Novelle am Theaterhaus Gessnerallee unter der Regie von Volker Hesse uraufgefuhrt Die Musik dazu machte die Band Patent Ochsner 5 2011 inszenierte Frank Castorf ein Theaterstuck am Zurcher Schauspielhaus wobei er den Stoff von Jeremias Gotthelf mit Texten aus Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow anreicherte 6 2020 inszenierte Regisseur Markus Fischer eine Neuverfilmung furs Kino jedoch ohne die Rahmenhandlungen der Novelle von Gotthelf Der Spielfilm handelt ausschliesslich wahrend der Spinnenseuche im 13 Jahrhundert in Sumiswald 7 und die Hauptfiguren Christine und der Teufel sind neu interpretiert Der Film wurde in Filmstudios bei Budapest gedreht Aussenaufnahmen entstanden im Emmental 8 Literatur BearbeitenErstausgabe Jeremias Gotthelf Die schwarze Spinne In Bilder und Sagen aus der Schweiz Bdch 1 Die schwarze Spinne Ritter von Brandis Das gelbe Vogelein und das arme Margrithli Jent amp Gassmann Solothurn 1842 S 1 112 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Weitere Ausgaben Jeremias Gotthelf Die schwarze Spinne Erzahlung Hamburger Lesehefte Hamburger Lesehefte Verlag Husum o J ISBN 3 87291 050 7 Die schwarze Spinne Elsi die seltsame Magd Kurt von Koppigen In Jeremias Gotthelf Ausgewahlte Erzahlungen Teil 2 Gotthelf Jeremias Ausgewahlte Werke Band 10 Diogenes Taschenbuch Nr 170 Diogenes Verlag Zurich 1978 ISBN 3 257 20570 8 Jeremias Gotthelf Die schwarze Spinne Novelle einfach klassisch Auf der Grundlage des Erstdrucks von 1842 fur die Schule bearbeitet von Diethard Lubke Illustrationen von Klaus Ensikat 1 Auflage Cornelsen Verlag Berlin 2005 ISBN 3 464 60948 0 Sekundarliteratur Rezensionen Sylvia Boehrnsen Die schwarze Spinne von Jeremias Gotthelf Der Besuch der alten Dame von Friedrich Durrenmatt ein Vergleich Canadian theses on microfiche Nr 21241 National Library of Canada Ottava 1975 DNB 810189690 Dissertation University of Calgary Faculty of Graduate Studies 1974 2 Mikrofiches 107 Seiten Walburga Freund Spork Jeremias Gotthelf Die schwarze Spinne Reclams Universal Bibliothek Nr 15336 Lektureschlussel fur Schulerinnen und Schuler Reclam Stuttgart 2010 ISBN 978 3 15 015336 9 Daniel Rothenbuhler Textanalyse und Interpretation zu Jeremias Gotthelf Die schwarze Spinne Alle erforderlichen Infos fur Abitur Matura Klausur und Referat Plus Musteraufgaben mit Losungsansatzen Konigs Erlauterungen Band 422 Bange Hollfeld 2011 ISBN 978 3 8044 1911 7 Jannis Plastargias Die schwarze Spinne heute und die Ohnmacht um Fukushima Rezension im Blog schmerzwach 2011 schmerzwach blogspot de Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Die schwarze Spinne Quellen und Volltexte Die schwarze Spinne im Projekt Gutenberg DE Die schwarze Spinne bei Zeno org Kostenloses Horbuch bei LibrivoxEinzelnachweise Bearbeiten Die schwarze Spinne Deutsch Epische Texte In studysmarter de Abgerufen am 13 April 2023 Als sie die Mutter erwachend das Kindlein wieder sah durchfloss sie eine Wonne und auf der Mutter Armen taufte der Priester das Kind Die schwarze Spinne Horspiel des ORF V 1956 Eintrag in der ORF Horspieldatenbank Das Horspiel wurde offenbar 1963 vom Bayerischen Rundfunk in einer Fassung von 71 Min gesendet und dabei als Produktion des BR bezeichnet siehe Die Schwarze Spinne PDF im Horspielverzeichnis HorDat Die schwarze Spinne Horspiel des ORF OO 1958 Eintrag in der ORF Horspieldatenbank Patent Ochsner und Schwarze Spinne TV Beitrag 4 28 Min der Nachrichtensendung 10vor10 vom 22 Mai 1998 abgerufen am 3 Februar 2018 Zur Kunst gehort auch Prugeln In Tages Anzeiger 15 Januar 2011 Rundgang Schwarze Spinne Ein Seuchenfilm fur eine Seuchenzeit PDF 1 3 MB Normdaten Werk GND 4099209 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die schwarze Spinne Novelle amp oldid 239185097