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Die Wolken aἱ nefelai hai nephelai ist eine klassische griechische Komodie des Komodiendichters Aristophanes die 423 v Chr in Athen uraufgefuhrt wurde Die erhaltene Version der Wolken ist nicht die der Urauffuhrung sondern eine von Aristophanes uberarbeitete Fassung mit der er es den Athenern heimzahlt dass sein Stuck beim Komodienagon der Dionysien des Jahres 423 v Chr nur den dritten Platz belegte 1 Die geplante Wiederauffuhrung der bearbeiteten Fassung wurde nie vollzogen Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Personen Dramatis Personae 3 Wirkung und Bedeutung 4 Der historische Sokrates 5 Spatere Auffuhrungen und Fassungen 6 Ausgaben Auswahl 7 Ubersetzungen 8 Literatur 9 Fussnoten 10 WeblinksHandlung BearbeitenIm Morgengrauen liegt der Bauer Strepsiades mit seinem Sohn Pheidippides und einigen Sklaven auf dem Nachtlager im Dionysostheater vermutlich auf dem sogenannten Ekkyklema einem herausfahrbaren Buhnenelement dargestellt Nachdem Strepsiades erwacht erzahlt er in einem Monolog seine Sorgen und Note Er sei hoch verschuldet weil er uber seine Verhaltnisse geheiratet habe und sein Sohn viel Geld an Pferde und Wagenrennen verschwende Nun fordern die Glaubiger ihr Geld zuruck Da kommt ihm der rettende Gedanke Sein Sohn soll in die Schule des Sokrates ins Phrontisterion gehen damit er dort lernt wie man vor Gericht die schlechte Sache zur besseren macht um sich die Glaubiger vom Hals zu schaffen Doch Pheidippides steht nicht der Sinn danach So bleibt Strepsiades nichts anderes ubrig als sich selbst dorthin aufzumachen obwohl er schon wie er selbst sagt alt und vergesslich wird Im Phrontisterion angekommen sieht Strepsiades den Meister in einer Hangematte die von einem sogenannten Buhnenkran gehalten wird in den Luften schweben Sokrates erklart der Geist konne nur dann Hoheres erreichen wenn sich auch der Korper hoch oben befinde Die Wolken seien die Gotter der neuen Zeit denn die Wolken verkorperten die Gedanken Ideen Begriffe die uns Dialektik verleihen und Logik und den Zauber des Wortes und den blauen Dunst Ubertolpelung Floskeln und Blendwerk 2 Sokrates nimmt Strepsiades als Schuler an Nicodemus Frischlin zufolge einem spathumanistischen Philologen der das Stuck ins Lateinische ubersetzte und in funf Akte einteilte endet hier der erste Akt Im zweiten Akt wenn man Frischlins Einteilung folgt merkt Sokrates allzu bald dass Strepsiades nicht zu lernen vermag und schickt ihn schliesslich fort So muss nun doch sein Sohn einspringen Sokrates lasst Pheidippides zwischen zwei Lehrern wahlen zwischen dem Anwalt der guten rechten Sache und dem Anwalt der schlechten unrechten Sache logos dikaitis und logos adikos Im Mittelpunkt des dritten Aktes steht das grosse heftige zuweilen wuste Rededuell der beiden Lehrer Jeder versucht Pheidippides von seinen Fahigkeiten und seinem Standpunkt zu uberzeugen Der Anwalt der guten Sache steht fur althergebrachte Ideale einer Erziehung zur Selbstdisziplin der Anwalt der schlechten Sache hingegen vertritt die moderne sophistische Lehr und Denkweise und wirbt fur diese und die Verlockungen eines genussvollen Lebensstils Am Ende muss sich die gute Sache geschlagen geben dank ihres rabulistischen Geschicks siegt die schlechte Sache Folglich wird Pheidippides ihr in die Lehre gegeben Doch lasst schon im Moment dieses Triumphes der Chor der Wolken mit der Vorhersage Strepsiades werde diese Entscheidung bereuen das ihm nahende Unheil ahnen Zwar kommt im vierten Akt das frisch erworbene rhetorisch dialektische Konnen seines Sohnes dem Vater zunachst zugute Sokrates Verheissung gemass Pheidippides werde in jedem Prozess siegen selbst wenn der Gegner tausend Zeugen aufbiete vermag dieser die beiden Glaubiger Pasias und Amynias abzuweisen u a dank eines Rekurses auf die Anderungen der Gesetze seit Solon Strepsiades zahlt weder das geliehene Geld noch die aufgelaufenen Zinsen zuruck Doch im letzten Akt rachen sich die Lehren die Pheidippides empfing an Strepsiades selbst Als Vater und Sohn sich beim Mahl uber des Sohnes Begeisterung fur Euripides in die Haare geraten verprugelt der ungeratene Sohn der sich als wahrer Anwalt der schlechten Sache erweist den Vater und erklart ihm obendrein dass er damit nichts anderes tue als ganz handfest jene liebevolle Behandlung zu erwidern die der Vater selbst aus Lieb und Fursorg einst dem Kind angedeihen liess Nun erkennt Strepsiades wohin die neue Bildung seinen Sohn gefuhrt hat Er flucht den Wolken er klagt sie an ihn in dieses Unheil getrieben zu haben und steckt schliesslich mit seinem Diener Xanthias das Phrontisterion des Sokrates in Brand der einzige dustere Schluss in einem Aristophanes Stuck 1 Personen Dramatis Personae BearbeitenStrepsiades Der Name ist Programm denn Strepsiades bedeutet Verdreher oder der Verdrehte 3 Am Anfang des Stucks wirkt er noch wie ein leidtragender gluckloser und vollkommen unschuldig in Schulden geratener Bauer dessen Hochzeit sein grosster Fehler war Doch die Entscheidung eine Frau aus der Stadt und aus einer beruhmten Familie zu heiraten zeugt von seiner Gier mehr zu sein als ein einfacher Bauer obwohl er mit Letzterem wohl glucklicher ware Und sein Plan hat es in sich die Glaubiger um ihr Geld zu betrugen indem man sich der neuen Kunst zu reden bedient und zwar ausdrucklich zugunsten der schlechten Sache bedarf es schon eines abgebruhten Charakters Andererseits konnte man argumentieren seine drastische Situation erfordere drastische Losungen Gleichzeitig glanzt Strepsiades durch seine bemerkenswerte Einfaltigkeit und so konstruiert Aristophanes damit einen Charakter der zum einen durch seine Obszonitaten durch Unwissenheit und andere absurde Einfalle das Publikum unterhalt Andererseits macht er sich im Verlauf der Geschichte auch recht gut als tragischer Held zumal bei jener Szene in der er von seinem Sohn geschlagen wird und letzten Endes zwar irgendwie als Sieger dasteht jedoch ohne seinen Plan verwirklichen zu konnen Pheidippides Auch der Sohn des Strepsiades hat einen sprechenden Namen Das Sparrosschen eine wunderbar komische Konstruktion zwischen der sparsamen Seite der Familie des Vaters und der Verschwendungssucht der Familie der Mutter die aus dem Ritterstand stammt Zu letzterem fuhlt sich auch Pheidippides hingezogen und so kam es einst zu den vielen Schulden der Familie da der Sohn als Statussymbol naturlich Pferde brauchte eine kostspielige Investition besonders fur einen einfachen Bauern Charakterlich macht Pheidippides wohl in dem Stuck die grosste Wandlung durch Seine Worte Solang ich namlich nichts als Ross und Wagen hatt im Sinne da bracht ich nicht drei Worter raus davon kurieret verkehr ich nur noch mit Ideen sublimem Wort und Grubeln beschreiben diese Wandlung wohl am besten Sogleich befindet er sich mit seinem Vater im Streit und ist am Ende ein Prototyp fur die Art wie man sophistische Lehren auf falsche bzw schlechte Weise auslegen und benutzen kann Die beiden Logoi Die im Deutschen oft als Anwalte bezeichneten Kontrahenten die im dritten Teil der Komodie und auch nur dort auftreten sind im Griechischen die sogenannten Logoi Das Wort Logos deckt im Deutschen eine grosse Bandbreite moglicher Bedeutungen ab von Wort uber Rede bis hin zu Idee und Verstand oder sogar Tat Aristophanes lasst in dieser Szene je einen personifizierten Vertreter der beiden gegensatzlichen Geisteshaltungen auftreten die seinerzeit in Athen existierten Die eine als gerecht bezeichnete Seite vertritt die Meinung der altmodisch und traditionell eingestellten Athener die auf eine klassische Bildung setzen jedoch mit Zugestandnissen an die damalige Moderne wie beispielsweise die Toleranz gegenuber der Liebe alterer Manner zu Knaben Die andere Seite ungerecht genannt spiegelt die Meinung der Burger wider die auf modernes Gedankengut wie die Sophistik setzen und die alten Normen und gerade rein mythisch begrundete Grundsatze stark anzweifeln und ablehnen So kampfen hier nicht nur Hirngespinste des Dichters gegeneinander sondern dieser Kampf symbolisiert die Lage in Athen zur Zeit des Peloponnesischen Krieges Jedoch darf man dabei nicht vergessen dass derlei in einer Komodie passiert So findet hier kein hochtrabend philosophischer Dialog statt sondern ein von Vorurteilen und Geruchten gepragter und mit Schimpfwortern ausgetragener Zwist der gleichzeitig den Zuschauer amusieren soll Sokrates Zum ersten Mal liegt kein sprechender Name vor umso bekannter ist er Der Grund Die historische Person die diesem Charakter zugrunde liegt der echte Sokrates zahlt neben Platon und Aristoteles zu den bedeutendsten Philosophen der Antike wenn sie nicht gar die wichtigste ist Vor der Charakterisierung dieser Person sei angemerkt dass sich die Aussagen lediglich auf die Person im Stuck beziehen nicht auf den historischen Sokrates Bei seinem ersten Auftritt ist Sokrates wie bereits erwahnt am Buhnenkran befestigt und schwebt erhaben uber allen anderen daraus lasst sich naturlich eine gewisse Arroganz ableiten Zudem beschaftigen ihn anscheinend viele Fragen denn seine Themenbereiche umfassen die reine Erforschung der Natur relativ plausible Wissenschaften und Mathematik sie sprechen die Naturphilosophie an und enden schliesslich bei der sophistischen Lehre Jedoch handelt es sich wie bei dem zuvor behandelten Teil der Antilogie nicht um die seriosen Seiten dieser Wissenschaften sondern lediglich um Lappalien oder an den Haaren herbeigezogene Theorien So ist dieser Sokrates kein ernsthafter Philosoph sondern ein verrucktes und vor Klischees strotzendes Spottbild eines Wissenschaftlers ein Charaktertyp der auch noch haufig in spateren Stucken anzutreffen ist Wirkung und Bedeutung BearbeitenMan kann die Wolken als eine Kritik an der athenischen Gesellschaft personifiziert durch Strepsiades verstehen Doch auch die anderen Geschehnisse insbesondere der Kampf bei dem die schlechte Seite gewinnt tragen zu diesem Bild bei Ein weiteres wichtiges Thema dieses Dramas ist der Generationenkonflikt den gerade Strepsiades und Pheidippides auszufechten haben Hand in Hand geht dies mit der Kritik an der Sophistik vonstatten der ja gerade die jungen Leute anhangen beziehungsweise der falschen Auslegung der sophistischen Methodik Der historische Sokrates BearbeitenDer Sokrates in der Apologie des Platon sah das Stuck als Teil der fruheren Anklage gegen ihn also dem Teil der aus Vorurteilen ihm gegenuber bestand und den er in seiner Verteidigungsrede zu widerlegen suchte um spater dann der aktuellen Anklage die letztlich zum Todesurteil gegen ihn fuhren sollte entgegenzutreten Da das Stuck namentlich erwahnt als einziges Beispiel dafur aufgefuhrt wird wird oftmals behauptet Aristophanes habe mit seinem Stuck massgeblich dazu beigetragen dass Sokrates verurteilt wurde Dieser Aussage stehen wieder andere entgegen die eine direkte Mitschuld Aristophanes vollkommen ausschliessen da das Stuck lediglich humoristischer Natur ist Ein weiterer Punkt ist die Art des Unterrichts Der des Sokrates ist eindeutig sophistischer Natur die Wortverdrehung die Strepsiades erlernen will gehorte aber nicht zur sokratischen Lehre Des Weiteren fuhrt das Stuck naturwissenschaftliche Forschungen auf Seiten des Philosophen an die nicht in der historischen Forschung wiedergegeben sind Die Wolken ist die einzige schriftliche Quelle uber Sokrates die zu seinen Lebzeiten entstand Es wurde aber geschrieben als der Philosoph erst 46 Jahre alt war Da sich seine Biografie nur schwer rekonstruieren lasst ist auch ein direkter Vergleich mit dem Stuck nur spekulativ Daruber hinaus stellte Sokrates Schuler Platon in seinem Symposion ebenfalls Aristophanes dar und lasst auch Alkibiades aus den Wolken zitieren Nach Interpretation des Philologen Jurgen Werner spricht dies gegen eine Schuld Aristophanes an der Verurteilung des Philosophen 4 Spatere Auffuhrungen und Fassungen BearbeitenEine fruhe neuzeitliche Auffuhrung des Stucks fand 1549 in Joachimsthal statt 1906 bearbeitete es Sacha Guitry fur eine Pariser Buhne 5 Ausgaben Auswahl BearbeitenMarcus Musurus Komodiai ennea Neun Komodien Venedig 1498 Aristophanes Clouds herausgegeben von Kenneth Dover Oxford University Press Oxford 1968 Nachdruck Clarendon Press Oxford 2003 ISBN 0 19 814395 8 Ubersetzungen BearbeitenIsaac Froreisen Nubes Ein Schon und Kunstreich Spiel darin klarlich zusehen was betrug und hinderlist offtmahlen fur ein End nimmet Strassburg 1613 Christoph Martin Wieland Die Wolken In Attisches Museum Jg 2 1798 Johann Heinrich Voss Die Wolken In Werke Bd 1 Braunschweig 1821 Ludwig Seeger Ubersetzer Jurgen Werner Bearbeiter Die Wolken Insel Verlag Leipzig 1978 Otto Seel Ubersetzer Die Wolken Reclam Ditzingen 1981 ISBN 3 15 006498 8 Literatur BearbeitenHartmut Erbse Sokrates im Schatten der aristophanischen Wolken In Hermes Zeitschrift fur klassische Philologie Jg 82 1954 S 385 420 Raymond K Fisher Aristophanes Clouds Purpose and technique Hakkert Amsterdam 1984 Paul Handel Formen und Darstellungsweisen der aristophanischen Komodie C Winter Heidelberg 1963 Darin S 256 276 Julia Kurig Alte und neue Erziehung im Kampf um Hegemonie Aristophanes Komodie Die Wolken als bildungshistorisches Dokument des 5 Jahrhunderts v Chr In Jahrbuch fur Historische Bildungsforschung 21 2015 S 17 56 Daphne Elizabeth O Regan Rhetoric comedy and the violence of language in Aristophanes Clouds Oxford University Press Oxford 1992 ISBN 0 19 507017 8 Wolfgang Schmid Das Sokratesbild der Wolken In Philologus Zeitschrift fur antike Literatur und ihre Rezeption Jg 97 1948 S 209 228 Fussnoten Bearbeiten a b Egidius Schmalzriedt Nephelai In Kindlers Literatur Lexikon dtv Munchen 1974 Bd 16 S 6681 6682 Aristophanes Samtliche Komodien Bd 1 Ubersetzt von Ludwig Seeger Artemis Verlag Zurich 1952 Verse 317 und 318 Griechisches Etymologisches Worterbuch von Hjalmar Frisk Heidelberg 1954 1972 dort Suchbegriff strefw gelesen am 8 Juni 2013 Jurgen Werner Walter Hofmann Hrsg Aristophanes Komodien in zwei Banden Reihe Bibliothek der Antike Volksverlag Weimar 1963 Band 1 Einleitung S 46 Jurgen Werner Walter Hofmann Hrsg Aristophanes Komodien in zwei Banden Reihe Bibliothek der Antike Volksverlag Weimar 1963 Band 1 Einleitung S 64 S 313 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Die Wolken Aristophanes Quellen und VolltexteUbersetzung von J J C Donner 1861 Die Wolken bei Zeno org Erhaltene Komodien von Aristophanes Die Acharner Die Ritter Die Wolken Die Wespen Der Frieden Die Vogel Lysistrata Die Thesmophoriazusen Die Frosche Die Weibervolksversammlung Der ReichtumFragmente der Komodien des Aristophanes Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Wolken amp oldid 228917355