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Die Prinzipien der Kriegspropaganda franzosischer Originaltitel Principes elementaires de propagande de guerre ist ein mediensoziologisches Werk der Historikerin Anne Morelli Das Buch erschien 2001 die deutsche Ubersetzung 2004 Morelli arbeitete darin die zehn Gebote der Propaganda aus Sie sind vor allem als Analyseraster fur padagogische und medienkritische Zwecke gedacht und sollen wertfrei bleiben Morelli will die Regelhaftigkeit von Propaganda Prinzipien und Propaganda Techniken im Bereich der Medien und der Gesellschaft aufzeigen Ich werde nicht die Reinheit der Absichten der einen oder anderen untersuchen Ich versuche nicht herauszufinden wer lugt und wer die Wahrheit sagt wer das glaubt was er sagt und wer nicht Meine einzige Absicht ist es die Prinzipien der Propaganda zu veranschaulichen die benutzt werden und ihr Funktionieren zu beschreiben S 6 Es erscheint der Autorin trotzdem unbestreitbar dass nach den Kriegen die unsere Epoche kennzeichnen Kosovo Zweiter Golfkrieg Afghanistankrieg Irakkrieg die westlichen Demokratien und ihre Medienlandschaft thematisiert werden mussen Anne Morelli aktualisiert die idealtypischen Formen verschiedener Inhalte von Propaganda Sie greift damit die Erkenntnisse Arthur Ponsonbys zur Propaganda im Ersten Weltkrieg auf und systematisiert sie in Form ihrer zehn Prinzipien 1 Ponsonby hatte 20 Aspekte dargestellt die Morelli in ihren 10 Punkten zusammenfasst 2 Auch der Journalist Philipp Nightley hatte vor Anne Morelli in seinem Buch The first Casualty schon in ahnlicher Weise versucht Propagandamethoden zu charakterisieren 3 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Wir wollen keinen Krieg 1 2 Der Gegner ist allein fur den Krieg verantwortlich 1 3 Der Fuhrer des feindlichen Lagers wird damonisiert 1 4 Wir verteidigen ein edles Ziel und keine besonderen Interessen 1 5 Der Feind begeht wissentlich Grausamkeiten wenn wir Fehler machen geschieht dies unbeabsichtigt 1 6 Der Feind benutzt unerlaubte Waffen 1 7 Wir erleiden geringe Verluste die Verluste des Feindes sind erheblich 1 8 Anerkannte Kulturtrager und Wissenschaftler unterstutzen unser Anliegen 1 9 Unser Anliegen hat etwas Heiliges 1 10 Wer unsere Propaganda in Zweifel zieht arbeitet fur den Feind und ist damit ein Verrater 2 Rezensionen und Rezeption im deutschen Sprachraum 3 Ausgaben 4 AnmerkungenInhalt BearbeitenWir wollen keinen Krieg Bearbeiten Staatsmanner aller Lander versichern selbst immer feierlich dass sie den Krieg nicht wollen Kriege sind immer unerwunscht nur ausserst selten wird ein Krieg von der Bevolkerung positiv gesehen Mit der Entstehung der Demokratie wird die Zustimmung der Bevolkerung unabdingbar daher muss der Krieg abgelehnt werden und man muss im Herzen Pazifist sein im Unterschied zum Mittelalter als die Meinung der Bevolkerung nur geringe Bedeutung hatte So mobilisiert die franzosische Regierung die Armee und verkundet zugleich dass die Mobilisierung kein Krieg sei sondern im Gegenteil das beste Mittel den Frieden zu sichern Wenn alle Staatsfuhrer vom selben Friedenswillen beseelt sind fragt man sich warum Kriege dann uberhaupt ausbrechen Das zweite Prinzip beantwortet diese Frage Der Gegner ist allein fur den Krieg verantwortlich Bearbeiten Dieses Prinzip folgt aus der Tatsache dass jede Partei versichert zur Kriegserklarung gezwungen zu sein um zu verhindern dass der Gegner unsere Werte zerstort unsere Freiheiten gefahrdet oder uns selbst ganz und gar vernichtet Es handelt sich um die Aporie eines Krieges der gefuhrt wird um Kriege zu verhindern Man gelangt beinahe zu dem mythischen Satz George Orwells Krieg ist Frieden So war die USA gezwungen Krieg gegen den Irak zu fuhren weil dieser ihr keine andere Wahl gelassen hatte Man reagiert also nur verteidigt sich gegen Provokationen des Feindes der fur den Ausbruch des Krieges uneingeschrankt verantwortlich ist So versichert Daladier in seinem Aufruf an die Nation am 3 September 1939 wobei er die Verantwortung Frankreichs fur die Folgen des Versailler Vertrages ubergeht Deutschland hat schon abgelehnt den Menschen mit gutem Herzen zu antworten die in dieser Zeit ihre Stimme fur den Frieden in der Welt erhoben haben Wir fuhren den Krieg weil man ihn uns aufzwingt 4 Ribbentrop rechtfertigte den Krieg gegen Polen mit den Worten Der Fuhrer will den Krieg nicht Er entschliesst sich schweren Herzens dazu Aber die Entscheidung zu Krieg und Frieden hangt nicht von ihm ab Sie hangt von Polen ab In bestimmten fur das Reich lebenswichtigen Fragen muss Polen nachgeben und die Forderungen erfullen auf die wir nicht verzichten konnen Wenn es ablehnt liegt die Verantwortung fur einen Konflikt bei Polen und nicht bei Deutschland S 16 im frz Original Im gleichen Sinne konnte man zum Golfkrieg am 9 Januar 1991 in Le Soir lesen Der Friede den die ganze Welt mehr als alles ersehnt lasst sich nicht auf einfache Zugestandnisse an einen Akt der Piraterie errichten 5 Dasselbe gilt fur den Irakkrieg denn bevor der Krieg ausbrach titulierte Le Parisien am 12 September 2002 Wie Saddam sich zum Krieg rustet Der Fuhrer des feindlichen Lagers wird damonisiert Bearbeiten Man kann eine Gruppe von Menschen nicht insgesamt hassen nicht einmal als Feinde Es ist daher wirkungsvoller den Hass auf die feindliche Fuhrungspersonlichkeit zu richten Der Gegner bekommt so ein Gesicht und dieses Gesicht wird naturlich Gegenstand des Hasses werden Der Sieger wird sich immer als Pazifist darstellen der die Verstandigung liebt aber vom gegnerischen Lager zum Krieg gedrangt wird wie etwa Bush oder Blair dies taten Das gegnerische Lager wird ganz sicher von einem Wahnsinnigen einem Monster geleitet Milosevic Bin Laden Saddam Hussein das uns herausfordert und von dem man die Menschheit befreien muss 6 Der erste Schritt beim Verfahren der Damonisierung ist die Reduzierung eines ganzen Landes auf eine einzige Person als ob niemand im Irak leben wurde ausser Saddam Hussein mit seiner furchteinflossenden republikanischen Garde und seinen schrecklichen Massenvernichtungswaffen Die Personalisierung von Konflikten ist typisch fur eine bestimmte Geschichtsauffassung nach der Geschichte von Helden von grossen Menschen gemacht wird Anne Morelli lehnt diese Geschichtsauffassung ab und schreibt unermudlich daruber was die offizielle Geschichtsschreibung verschweigt Diese offizielle Geschichtsdarstellung ist idealistisch und metaphysisch gepragt insofern sie davon ausgeht dass Geschichte Ergebnis von Ideen und ihrer grossen Menschen sei Dieser Auffassung stellt sie eine dialektische und materialistische entgegen in der Geschichte aus den Beziehungen der Menschen und sozialen Bewegungen erklart wird Der Gegner ist durch alle nur denkbaren Ubel gekennzeichnet Sie reichen vom Korperlichen bis zum Sexualleben So stellt Le Vif in L Express am 8 April 1999 den furchtbaren Milosevic dar sie zitiert keine Ausserung oder Schrift des Herrschers von Belgrad sondern hebt seine anomalen Stimmungsschwankungen seine krankhaften und brutalen Wutausbruche hervor Wenn er in Wut gerat verzerrt sich sein Gesicht In einem Moment gewinnt er plotzlich wieder seine Fassung 7 Diese Damonisierung wird naturlich genauso wenig wie andere Techniken nur fur die Kriegspropaganda benutzt Pierre Bourdieu berichtet dass in den USA viele Universitatslehrer denen die Popularitat Michel Foucaults in ihren Highschulen missfiel Bucher uber das Intimleben Foucaults schrieben So etwa ubte der masochistische und verruckte Homosexuelle widernaturliche skandalose und inakzeptable Sexualpraktiken aus Auf diese Weise konnte man sich die Auseinandersetzung mit dem Denken des Autors oder den Diskursen eines politischen Menschen ersparen und ihn aufgrund von moralischen Urteilen widerlegen Wir verteidigen ein edles Ziel und keine besonderen Interessen Bearbeiten Die wirtschaftlichen und geopolitischen Ziele des Krieges mussen durch ein Ideal maskiert werden durch moralische und legitime Werte So verkundete George H W Bush Es gibt Menschen die das niemals verstehen Der Kampf betrifft nicht das Ol der Kampf betrifft eine brutale Aggression 8 oder Le Monde am 22 Januar 1991 Die Ziele des Krieges sind zuallererst die Ziele des Sicherheitsrats der UN Wir beteiligen uns wegen der Grunde der Entscheidungen des Sicherheitsrats und das wesentliche Ziel ist die Befreiung Kuweits 8 In unseren modernen Gesellschaften kann im Unterschied zu Ludwig XIV ein Krieg nur mit einer gewissen Zustimmung der Bevolkerung begonnen werden Gramsci hat gezeigt in welchem Masse die kulturelle Vorherrschaft und die Zustimmung fur die Herrschaft notwendig sind Diese Zustimmung ist leicht zu gewinnen wenn die Bevolkerung glaubt dass von diesem Krieg ihre Freiheit ihr Leben und ihre Ehre abhangen 9 Die Ziele des Ersten Weltkriegs lassen sich beispielsweise in drei Punkte zusammenfassen den Militarismus zu vernichten die kleinen Staaten zu verteidigen die Welt fur die Demokratie vorzubereiten Diese sehr ehrenwerten Ziele werden seither fast wortlich am Vorabend jedes Konflikts wiederholt auch wenn sie nur wenig oder gar nicht zu den wirklichen Zielen passen 10 Man muss die offentliche Meinung dazu uberreden dass wir im Gegensatz zu unseren Feinden den Krieg aus unendlich ehrenhaften Motiven fuhren 10 Fur den Jugoslawienkrieg findet sich dieselbe Abweichung der offiziellen Ziele von den nicht eingestandenen Zielen des Konflikts Offiziell interveniert die NATO um den multi ethnischen Charakter des Kosovo zu bewahren um zu verhindern dass Minderheiten misshandelt werden um die Demokratie einzufuhren und so die Herrschaft eines Diktators zu beenden Es handelt sich um die Verteidigung des heiligen Anliegens der Menschenrechte Nicht erst am Ende des Krieges kann man aber feststellen dass keines dieser Ziele erreicht wurde man ist auffallig weit von einer multiethnischen Gesellschaft entfernt und die Gewalt gegen Minderheiten diesmal Serben und Roma gehort zum Alltag aber man wird sich bewusst dass die okonomischen und geopolitischen Ziele von denen nie gesprochen wurde erreicht wurden 11 Das Prinzip fuhrt als Erganzung mit sich dass der Feind ein blutrunstiges Monster ist der eine barbarische Gesellschaft reprasentiert Der Feind begeht wissentlich Grausamkeiten wenn wir Fehler machen geschieht dies unbeabsichtigt Bearbeiten Die Geschichten uber Grausamkeiten des Feindes stellen ein wesentliches Propagandaelement dar Grausamkeiten gehoren zu allen Kriegen Aber die Darstellung nur der Feind beginge Grausamkeiten und die eigene humanitare Armee werde von der Bevolkerung geliebt macht sie zum Teil der Propaganda Die Kriegspropaganda begnugt sich dabei nicht mit den tatsachlichen Vorfallen sie hat es notig inhumane Grausamkeiten zu erfinden um den Feind als Alter Ego Hitlers erscheinen zu lassen Man kann in der Darstellung verschiedener Kriege kaum grosse Unterschiede feststellen Fur die Zeit des Ersten Weltkriegs schildert Ponsonby die Darstellungen von Gruppenvergewaltigungen Mord Misshandlung und Verstummelung von Kindern durch deutsche Soldaten 12 Morelli zeigt auf wie ahnlich Berichte aus dem Irak Afghanistan und dem Kosovo Krieg sind Der Feind benutzt unerlaubte Waffen Bearbeiten Dieses Prinzip erganzt das vorhergehende Wir begehen keine Grausamkeiten sondern fuhren im Gegenteil den Krieg auf ritterliche Art und Weise indem wir wie bei einem Spiel die Regeln respektieren naturlich harte und mannliche Regeln 13 Im Ersten Weltkrieg gab es wutende Proteste gegen die Anwendung von Giftgas Jede Kriegspartei warf der anderen vor damit angefangen zu haben 14 Obwohl beide Gas einsetzten und auf diesem Gebiet geforscht hatten war es der symbolische Ausdruck der inhumanen Kriegsfuhrung Daher wurde es dem Feind als unanstandige und hinterlistige Waffe zugeschrieben Wir erleiden geringe Verluste die Verluste des Feindes sind erheblich Bearbeiten Von seltenen Ausnahmen abgesehen schliessen Menschen sich eher den siegreichen Anliegen an Im Falle des Krieges hangt die Praferenz der offentlichen Meinung sehr stark von den augenscheinlichen Ergebnissen des Konflikts ab Wenn die Ergebnisse nicht gut sind muss die Propaganda unsere Verluste verschleiern und die des Feindes ubertreiben 15 Schon im Ersten Weltkrieg hauften sich innerhalb des ersten Monats die Verluste und stiegen auf 313 000 Gefallene an Aber die Oberste Heeresleitung gab nie auch nur den Verlust eines Pferdes an und veroffentlichte keine Liste der Gefallenen 15 Der Irakkrieg gibt ein weiteres Beispiel in dem Verbot der Veroffentlichung von Fotos der Sarge amerikanischer Soldaten Die Verluste des Feindes waren dagegen gigantisch ihre Armee leistete keinen Widerstand Diese Art der Information steigert in beiden Lagern die Kampfmoral und bringt die offentliche Meinung zu der Uberzeugung von der Effektivitat des Konflikts 16 Anerkannte Kulturtrager und Wissenschaftler unterstutzen unser Anliegen Bearbeiten Seit dem Ersten Weltkrieg haben Intellektuelle meist massiv ihr eigenes Lager unterstutzt Jede Kriegspartei konnte auf die Unterstutzung von Kunstlern Schriftstellern und Musikern zahlen die das Anliegen ihrer Lander durch Initiativen in ihren Tatigkeitsfeldern unterstutzten 17 Karikaturisten werden eingesetzt um den Krieg zu rechtfertigen und den Menschenschlachter und seine Graueltaten darzustellen wahrend andere mit der Kamera in der Hand bewegende Dokumente uber albanische Fluchtlinge produzieren wobei sie sorgfaltig diejenigen auswahlen die dem Publikum am ahnlichsten sind wie etwa das hubsche blonde albanische Kind mit Heimweh im Blick das an die albanischen Opfer erinnern soll Uberall werden Manifeste publiziert Das Manifest der Hundert mit dem Ziel Frankreich im Ersten Weltkrieg zu unterstutzen wurde von Andre Gide Claude Monet Claude Debussy und Paul Claudel unterschrieben Naher an der Gegenwart ist das Manifest der 12 gegen den neuen Totalitarismus des Islamismus Diese Gruppen von Intellektuellen Kunstlern und angesehenen Personlichkeiten rechtfertigen die Handlungen der jeweiligen Staatsmacht Unser Anliegen hat etwas Heiliges Bearbeiten Dieses Kriterium kann auf zweifache Weise verstanden werden Im wortlichen Sinn verstanden stellt sich der Krieg als Kreuzzug dar hinter dem ein gottlicher Auftrag steht Dem Willen Gottes darf man sich nicht entziehen man muss ihn erfullen Diese Auffassung hat seit dem Regierungsantritt George W Bushs neue Bedeutung gewonnen Der Irakkrieg erschien als Kreuzzug gegen die Achse des Bosen als Kampf des Guten gegen das Bose Es war unsere Pflicht dem Irak die Demokratie zu bringen ein Gut das direkt dem Willen Gottes entsprang Krieg zu fuhren war damit die Verwirklichung des gottlichen Willens Politische Entscheidungen nehmen einen biblischen Charakter an der alle sozialen und wirtschaftlichen Sachverhalte ausschaltet Der Bezug auf Gott wird auf vielfaltige Weise hergestellt In God We Trust God Save the Queen Gott mit Uns und dient dazu die Handlungen des Souverans ohne die Moglichkeit eines Widerspruchs zu rechtfertigen Wer unsere Propaganda in Zweifel zieht arbeitet fur den Feind und ist damit ein Verrater Bearbeiten Dieses letzte Prinzip erganzt alle anderen Wer auch immer nur ein einziges der Prinzipien infrage stellt ist notwendigerweise ein Kollaborateur Es gibt nur zwei Bereiche Gut und Bose Man kann nur fur oder gegen das Bose sein Die Gegner des Kosovo Krieges sind damit Komplizen Milosevics Ganze Gruppen werden als antiamerikanisch eingestuft Pierre Bourdieu Regis Debray Serge Halimi Noam Chomsky oder Harold Pinter Die Familie der Pazifisten umfasst Gisele Halimi Renaud l abbe Pierre und ihre Presseorgane also le Monde diplomatique und die PCF Es wird also unmoglich gemacht eine abweichende Meinung aufkommen zu lassen ohne einen Lynchprozess der Medien auf sich zu nehmen Der Pluralismus der Meinungen existiert nicht mehr alle Opposition wird zum Schweigen verurteilt und wird durch Scheinargumente diskreditiert Diese Vorgehensweise wurde im Irakkrieg erneut angewendet obwohl die Weltoffentlichkeit weit mehr gespalten war als beim Kosovo Konflikt Gegen den Krieg zu sein bedeutete fur Saddam Hussein einzutreten Dasselbe Schema wurde in einem vollig anderen Kontext angewandt namlich bei der Abstimmung uber die Europaische Verfassung Gegen die Verfassung zu sein bedeutete gegen Europa zu sein Rezensionen und Rezeption im deutschen Sprachraum BearbeitenRudolf Walther lobt in seiner Rezension Schlichte Schwarz Weiss Mythologie Wie die Propaganda in Zeiten des Krieges funktioniert in der Zeit vom 18 November 2004 die Monographie Morellis als intellektuelles Instrumentarium jedes Zeitungslesers oder Fernsehzuschauers um medial verstarkte Propaganda kritisch zu durchleuchten Mit vielen Belegen aus allen wichtigen Konflikten seit dem Ersten Weltkrieg habe Morelli die Mechanismen der Kriegsparteien untersucht mit denen sie ihren Standpunkt als gerechte Sache erscheinen lassen Die Grundlagen ihres Buches bei Ponsonby und Georges Demartial habe Morelli pragnant formuliert 18 Jochen Stockmann stellt im Deutschlandfunk vom 6 Dezember 2004 Morellis Untersuchung eher kritisch dar insofern es ihn stutzig macht dass Morelli nicht schildert wie denn nun die Zahnrader der Medien ineinander greifen nicht die Mechanismen und Details recherchiert sondern ausschliesslich mit Zitaten argumentiert ihre Kritik also auf die Produkte der Propaganda stutzt Diese Art oberflachlicher Medienkritik sei langst zum festen Bestandteil der Infotainment Maschinerie geworden Dem derart aufgeklarten tatsachlich aber wohl eher abgebruhten Zeitgenossen gelte jede nicht explizit pazifistisch grundierte Kriegsberichterstattung als Propaganda Morelli hatte die unubersichtliche Lage aufklaren sollen stattdessen empfehle sie den Lesern nur allzu pauschal den systematischen Zweifel als Gegengift Dessen Wirksamkeit aber durfte bald erschopft sein sieht doch die Historikerin nahezu jede Nachricht verseucht vom Gift der taglichen Gesinnungsprodukte 19 Lars Klein Doktorand an der Universitat Gottingen schreibt in seiner Rezension fur H Soz Kult vom 29 Juni 2005 neben seinem Lob fur die Aktualitat des Themas und fur die Nutzlichkeit ihrer Analysen Morelli klare leider nicht inwiefern die Medien auch selbst Akteure sind politischen und kommerziellen Interessen folgen und bewusst oder nur unreflektiert die Gutglaubigkeit der Burger missbrauchten Gerade weil sie das gesamte zehnte Kapitel darauf verwendet zu zeigen wie sich wichtige Medien selbst auf Linie der eigenen Seite halten waren hier weitergehende und klarere Ausfuhrungen wunschenswert gewesen 20 Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine griff Daniel Friedli in der Neuen Zurcher Zeitung Morellis Ansatz im Marz 2022 wieder auf Neu sei hierbei gewesen dass die amerikanischen Geheimdienste fruhzeitig auf den geplanten Uberfall hingewiesen hatten ebenso dass die Sozialen Netzwerke eine grosse Rolle spielten und dort Nachrichten auftauchten die meist kaum verlasslich uberprufbar seien 21 Der Historiker Christian Hardinghaus bewertet in seiner Untersuchung zu Kriegspropaganda und Medienmanipulation 2023 Morellis Prinzipien als erhellend zur Aufspurung entsprechender Propaganda Sie durften aber nicht schablonenhaft auf alle militarischen Konflikte ubertragen werden Die Prinzipien 1 bis 4 sowie 9 seien in allen Kriegen der Zeitgeschichte von 1914 bis heute erkennbar Die anderen Prinzipien wurden teilweise keine Anwendung finden 22 Ausgaben BearbeitenAnne Morelli Die Prinzipien der Kriegspropaganda Zu Klampen Springe 2004 ISBN 978 3 934920 43 9 franzosisch Principes elementaires de propagande de guerre Brussel 2001 Ubersetzt von Marianne Schonbach Anmerkungen Bearbeiten Friedrich Schneider Bernhard Hofer Ursachen und Wirkungen des weltweiten Terrorismus Eine Analyse der gesellschaftlichen und okonomischen Auswirkungen und neue Ansatze zum Umgang mit dem Terror Springer Verlag 2007 ISBN 978 3 8350 7028 8 com ph abgerufen am 20 Marz 2022 Pier Paolo Pedrini Propaganda Persuasion and the Great War Heredity in the modern sale of products and political ideas Routledge 2017 ISBN 978 1 351 86619 4 com ph abgerufen am 20 Marz 2022 Lars Schall Denken wie der Feind Teil 2 Das Pearl Harbor des 21 Jahrhunderts BoD Books on Demand 2021 ISBN 978 3 7534 6079 6 com ph abgerufen am 20 Marz 2022 Ibid S 14 Michel Collon attention medias Bruxelles editions EPO 1992 S 34 Anne Morelli L histoire selon les vainqueurs l histoire selon les vaincus 8 decembre 2003 in http www brusselstribunal org 8dec fulltexts htm Anne Morelli op cit S 25 a b Collon Michel op cit p 32 Anne Morelli op cit S 27 a b Ibid p 28 Ibid S 34 L enfant aux mains coupees Ibid S 48 Ibid S 49 a b Ibid p 54 Ibid S 56 Anne Morelli les 10 commandements de Ponsonby sur le site de Zalea TV Archivlink Memento vom 15 Juli 2015 im Internet Archive Rudolf Walther Schlichte Schwarz Weiss Mythologie Wie die Propaganda in Zeiten des Krieges funktioniert In zeit de 18 November 2004 abgerufen am 5 Dezember 2015 Jochen Stockmann Anne Morelli Die Prinzipien der Kriegspropaganda Deutschlandfunk 6 Dezember 2004 abgerufen am 5 Dezember 2015 Lars Klein A Morelli Die Prinzipien der Kriegspropaganda In H Soz Kult 29 Juni 2005 abgerufen am 5 Dezember 2015 Daniel Friedli Die Wahrheit stirbt zuerst Inszenierte Uberfalle fingierte Beweise und schamlose Lugen Zum Krieg gehort seit je auch die perfide Propaganda Wer wie manipuliert hat von Alexander dem Grossen bis Wladimir Putin In NZZ am Sonntag 20 Marz 2022 S 20 21 Christian Hardinghaus Kriegspropaganda und Medienmanipulation Was Sie wissen sollten um sich nicht tauschen zu lassen Europa Verlag Munchen 2023 ISBN 978 3 95890 563 4 S 96 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Prinzipien der Kriegspropaganda amp oldid 234825695