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Die Kirche Saint Germain l Auxerrois 1 ist ein 1867 entstandenes Gemalde des franzosischen Malers Claude Monet Das in Ol auf Leinwand gemalte Bild hat eine Hohe von 79 cm und eine Breite von 98 cm Es gehort zur Sammlung der Nationalgalerie in Berlin Zu sehen ist eine alltagliche stadtische Szene in Paris mit Blick vom Palais du Louvre auf die Kirche St Germain l Auxerrois Wahrend die Architektur voller Details wiedergegeben ist stellt Monet die Menschen in diesem Bild als schemenhafte Silhouetten dar Sein Malstil zeigt hierbei bereits Elemente des aufkommenden Impressionismus Monet malte im selben Jahr zwei weitere Stadtansichten die ebenfalls die Umgebung des Louvre zeigen Die Kirche Saint Germain l AuxerroisClaude Monet 1867Ol auf Leinwand79 98 cmNationalgalerie BerlinVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Monets Stadtansichten von 1867 3 Provenienz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBildbeschreibung Bearbeiten nbsp Bauwerke am Place du Louvre Links das Rathaus des 1 Arrondissements von Paris in der Mitte der Glockenturm und rechts die Kirche St Germain l Auxerrois Fotografie von 2008Das Gemalde zeigt eine Pariser Stadtansicht Von einem erhohten Standpunkt aus richtet sich der Blick auf die Fassade der Kirche St Germain l Auxerrois Rechts daneben steht eine Reihe von Wohnhausern ein anderes Haus ist am linken Rand hinter der Kirche und einem angefugten Torbogen zu erkennen Uber den Gebauden zeigt sich nahezu monochrom ein hellblauer Himmel an einigen Stellen gibt es weisse Wolkenschlieren Im Vordergrund ist die Place du Louvre mit zahlreichen bluhenden Kastanienbaumen zu sehen Der Platz und die umliegenden Strassen sind durch ein geschaftiges Treiben gepragt zahlreiche Passanten flanieren umher und einige Pferdekutschen warten am Platz auf Fahrgaste Ein weiteres Gefahrt hat sich am linken Rand bereits auf den Weg gemacht Fur den Kunstkritiker Karl Scheffler bildet nicht die Architektur der Kirche und der Hauser am Rand das Hauptmotiv des Bildes sondern fur ihn ist es der Schatten unter den bluhenden Kastanienbaumen mit der wimmelnden Menge 2 Monet zeigt innerhalb des Gemaldes eine unterschiedliche Malweise Die Fassade der Kirche ist weitestgehend prazise ausgefuhrt 3 So sind viele Details wie die grosse Fensterrose das Strebewerk mehrere Kreuzblumen und eine Dachfigur gut zu erkennen Farblich uberwiegt bei der Kirche im oberen Bereich ein kuhles Graublau im Erdgeschoss gibt es einen hellen Ockerton und der angefugte Torbogen erscheint Hellgrau Den klaren Linien der Architektur steht die Malweise der Kastanienbaume gegenuber Sie sind charakterisiert durch dunne schwarze Baumstamme dem getupften Hellgrun der Blatter und den darin aufscheinenden weissgelben Bluten Die Vegetation lasst auf das Fruhjahr als Entstehungszeit des Bildes schliessen Wenig detailreich ausgefuhrt sind zudem die zahlreichen Passanten im Bild Zwar sind die Damen durch Sonnenschirme und weit ausladende Kleider gekennzeichnet und bei den Herren dominieren schwarze Anzuge und Zylinder aber die Menschen erscheinen insgesamt als gesichtslose Figuren von denen wenig mehr als ihre Silhouetten zu erkennen sind Fur Karl Scheffler ist die Menschenmenge mit seltener Uberzeugungskraft dargestellt trotzdem sie nicht zusammengesetzt ist aus Typen sondern aus Farbflecken 4 Auffallend ist der von Monet gewahlte Bildausschnitt der an neuartige Architekturfotografien erinnert 5 wie sie beispielsweise seit Ende der 1850er Jahre von Gustave Le Gray bekannt sind 6 Der links im Bild sichtbare Torbogen verbindet St Germain l Auxerrois mit dem zweiten Glockenturm der Kirche der jedoch vom Bildrand beschnitten ausserhalb der Gemaldeansicht liegt Dieser Turm wie auch das links davon stehenden Rathaus des 1 Arrondissements von Paris waren erst wenige Jahre zuvor errichtet worden Monet fokussierte sich hingegen in seiner Ansicht auf die Darstellung der mittelalterlichen Kirche und wahlte als zeitgenossischen Kontrast hierzu die im 19 Jahrhundert errichteten Wohnhauser am rechten Rand Das Bild ist unten rechts mit 66 Claude Monet signiert wobei die Jahresangabe fehlerhaft ist 7 Monets Stadtansichten von 1867 BearbeitenNachdem Monet bereits 1864 erste Ansichten von Honfleur gemalt hatte schuf er 1867 drei Parismotive Neben den Blick auf Saint Germain l Auxerrois malte er die Bilder Quai du Louvre Kunstmuseum Den Haag und Der Garten der Infantin Allen Memorial Art Museum Oberlin Ohio Warum sich Monet thematisch den Pariser Stadtansichten zuwandte ist nicht bekannt Im Fruhjahr 1867 hatte die Jury der jahrlichen Kunstausstellung Salon de Paris Monets Mehrfigurenbild Frauen im Garten zuruckgewiesen Mit dem traditionellen Sujet der Vedute konnte Monet versucht haben Kritiker und potentiellen Kaufer zu uberzeugen Solche Stadtansichten waren seit der italienischen Barockmalerei ein beliebtes Motiv und auch in Frankreich finden sich hierzu einige Vorbilder So schuf Jean Baptiste Camille Corot in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts verschiedene Stadtansichten darunter das 1833 gemalte Pariser Motiv Quai des Orfevres et pont Saint Michel Musee Carnavalet Fur den Kunsthistoriker Peter Krieger hat Monet seine Parisansichten von 1867 im Geiste des von ihm verehrten Corot erschaffen 8 Monets Entscheidung Motive der franzosischen Hauptstadt zu malen stehen moglicherweise aber auch vor dem Hintergrund der Pariser Weltausstellung von 1867 9 Seit dem Regierungsantritt von Napoleon III wurde Paris ab 1853 nach Planen von Georges Eugene Haussmann massiv umgestaltet und die neu geschaffenen Strassen und Platze gehorten zu den Attraktionen der Stadt Auch die im Gemalde zu sehende Place du Louvre war einer dieser neu angelegten Pariser Platze Der von Monet gemalte Blick auf die mittelalterliche Kirche Saint Germain l Auxerrois vormals Hofkirche der franzosischen Konige wurde erst durch den wenige Jahre zuvor erfolgte Abriss einer davorstehenden engen Bebauung moglich 10 Bis auf die Kirche waren alle Gebaude am Place du Louvre Neubauten Auch der im Gemalde nicht zu sehende Glockenturm und das architektonisch der Kirche nachempfundene Rathaus des 1 Arrondissements sind historisierende Neubauten die erst wahrend des Stadtumbaus entstanden 11 Die Pariser Weltausstellung von 1867 stellte zugleich in der Kunst einen Hohepunkte der Japanmode dar Die dort gezeigten Holzschnitte beeinflussten zahlreiche westliche Kunstler darunter auch Monet und seine Malerfreunde In Monets Pariser Stadtansichten von 1867 zeigt sich dieser Einfluss bei den silhouettenhaften Personendarstellungen 12 und dem Blick von einem erhohten Standpunkt 13 der sich wiederholt in Monets Bildern findet 14 Fur die Ansicht auf die Kirche Saint Germain l Auxerrois hatte Monet zum Malen einen Standort in den von Claude Perrault geschaffenen Kolonnaden an der Ostfassade des Palais du Louvre ausgesucht Die erforderliche Genehmigung beantragte Monet am 27 April 1867 bei Alfred Emilien de Nieuwerkerke Superintendent der Schonen Kunste Die Genehmigung erfolgte drei Tage spater Am 20 Mai des Jahres schrieb er an seinen Freund Frederic Bazille das er an den Stadtansichten am Louvre arbeite Hieraus wird deutlich dass diese Bilder im Fruhjahr 1867 entstanden sind und Monet das Gemalde mit der Ansicht der Kirche Saint Germain l Auxerrois falschlich auf 1866 datiert hat 15 nbsp Jean Baptiste Camille Corot Quai des Orfevres et pont Saint Michel 1833 nbsp Ostfassade des Louvre mit den Kolonnaden von Claude Perrault Fotografie um 1900 nbsp Claude Monet Quai du Louvre1867 nbsp Claude Monet Der Garten der Infantin1867Monets Reihe der Pariser Stadtansichten von 1867 kann daruber hinaus als bildnerische Antwort auf den Aufsatz Der Maler des modernen Lebens von Charles Baudelaire gesehen werden Dieser hatte seinen Text 1863 in der Zeitung Le Figaro veroffentlicht und darin beschrieben Die Modernitat ist das Vergangliche das Fluchtige das Zufallige die eine Halfte der Kunst deren andere Halfte das Ewige und Unwandelbare ist 16 Der Autor Richard Thomson sah in Monets Blick auf Saint Germain l Auxerrois genau jenes Einbeziehen des Gewohnlichen und des Zufalligen das diese Stadtansicht fur ihn modern macht Er erkannte darin ein Spiel mit der Bewegung dem Zeitgenossischen dem Alltaglichen und dem Banalen 17 Die Kunsthistorikerin Angelika Wesenberg bescheinigte Monet es sei ihm im Gemalde um die Grossstadt mit eilenden Menschen um den Ausdruck von Geschwindigkeit gegangen 18 Ihr Kollege Gary Tinterow stellte fest dass Monet auf jeden politischen Kommentar verzichtete und sich stattdessen auf die jungen Kastanienbaume mit ihren uppigen Fruhlingsbluten und die Fensterrose der Kirche konzentrierte 19 Die drei Stadtansichten von 1867 reichte Monet zum Salon de Paris von 1869 ein Nachdem die Jury des Salons diese Bilder abgelehnt hatte stellte er die Werke im Schaufenster des Farbenhandlers Latouche in der Rue Lafayette aus Dort sah der von Monet verehrte Maler Honore Daumier die Stadtansichten und rief in der Gegenwart Monets dem Geschaftsinhaber Latouche entgegen Wollen Sie nicht diese Scheusslichkeit aus ihrem Schaufenster nehmen 20 In den 1870er Jahren griff Monet das Thema der Pariser Stadtansichten erneut als Motiv in seinen Gemalden auf Provenienz BearbeitenNach Monet war Zacharie Astruc der nachste Besitzer der Stadtansicht Die Kirche Saint Germain l Auxerrois Astruc war selbst Maler und Bildhauer aber auch als Kunstkritiker tatig In seinen Schriften verteidigte er Monets Malerei gegenuber anderen Kritikern Ob Monet ihm das Gemalde verkaufte oder ob er es als Geschenk erhielt ist nicht uberliefert Astruc verkaufte das Bild 1872 fur 400 Franc an den Kunsthandler Paul Durand Ruel der es bis 1877 behielt Nachster Besitzer wurde kurzzeitig der mit Monet befreundete Unternehmer und Kunstsammler Ernest Hoschede der wenige Monate nach dem Kauf des Bildes in finanzielle Schwierigkeiten geriet Hoschedes Kunstsammlung wurde 1878 in einer Auktion versteigert Bei dieser Gelegenheit erwarb ein Sammler namens Luq das Bild fur 505 Franc Nachster Besitzer wurde 1889 der Opernsanger und Kunstsammler Jean Baptiste Faure Diese behielt das Gemalde bis 1906 als er es fur 12 500 Franc an Durand Ruel verkaufte Kurz danach erwarb der Berliner Museumsdirektor Hugo von Tschudi das Bild fur die Berliner Nationalgalerie Den Verkaufspreis in Hohe von 33 000 Franc ubernahmen die beiden Stifter Carl Hagen und Karl Steinbart 21 Literatur BearbeitenHartwig Fischer Francoise Cachin Sandra Gianfreda Bilder einer Metropole die Impressionisten in Paris Ausstellungskatalog Museum Folkwang Essen Steidl Gottingen 2010 ISBN 978 3 86930 183 9 Johann Georg Prinz von Hohenzollern Peter Klaus Schuster Hrsg Manet bis van Gogh Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne Ausstellungskatalog Nationalgalerie Berlin und Neue Pinakothek Munchen 1996 ISBN 3 7913 1748 2 Peter Krieger Maler des Impressionismus aus der Nationalgalerie Berlin Mann Berlin 1967 Karl Scheffler Die Nationalgalerie zu Berlin ein kritischer Fuhrer Cassirer Berlin 1912 Richard Thomson Monet amp Architecture Ausstellungskatalog National Gallery London 2018 ISBN 978 1 85709 617 0 Gary Tinterow Henri Loyrette Origins of Impressionism Ausstellungskatalog Metropolitan Museum of Art Abrams New York 1994 ISBN 0 87099 717 3 Angelika Wesenberg Hrsg Malkunst im 19 Jahrhundert die Sammlung der Nationalgalerie Bd 2 L Z Michael Imhof Verlag Petersberg 2017 ISBN 978 3 7319 0458 8 Daniel Wildenstein Monet Catalogue raisonne Werkverzeichnis Wildenstein Institute und Taschen Verlag Koln 1996 ISBN 3 8228 8759 5 Weblinks BearbeitenInformation zum Gemalde in der Nationalgalerie BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Der deutschsprachige Titel Die Kirche Saint Germain l Auxerrois ist im Werkkatalog von Daniel Wildenstein angegeben Dort findet sich zudem der franzosische Titel Saint Germain l Auxerrois siehe Daniel Wildenstein Monet Catalogue raisonne Werkverzeichnis S 45 Im Katalog der Nationalgalerie ist als Titel Saint Germain l Auxerrois angegeben siehe Angelika Wesenberg Malkunst im 19 Jahrhundert die Sammlung der Nationalgalerie S 626 Karl Scheffler Die Nationalgalerie zu Berlin ein kritischer Fuhrer S 240 Peter Krieger Maler des Impressionismus aus der Nationalgalerie Berlin S 13 Karl Scheffler Die Nationalgalerie zu Berlin ein kritischer Fuhrer S 240 Angelika Wesenberg Malkunst im 19 Jahrhundert die Sammlung der Nationalgalerie Bd 2 L Z S 626 Richard Thomson Monet amp architecture S 94 Gary Tinterow Claude Monet Saint Germain l Auxerrois in Gary Tinterow Henri Loyrette Origins of impressionism S 431 Peter Krieger Maler des Impressionismus aus der Nationalgalerie Berlin S 13 Richard Thomson Monet amp architecture S 90 James H Rubin Das impressionistische Stadtbild als Emblem der Moderne in Hartwig Fischer Francoise Cachin Sandra Gianfreda Bilder einer Metropole die Impressionisten in Paris S 73 Gary Tinterow Claude Monet Saint Germain l Auxerrois in Gary Tinterow Henri Loyrette Origins of impressionism S 431 Angelika Wesenberg Claude Monet St Germain l Auxerrois 1867 in Johann Georg Prinz von Hohenzollern Peter Klaus Schuster Manet bis van Gogh Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne S 92 Gary Tinterow Claude Monet Saint Germain l Auxerrois in Gary Tinterow Henri Loyrette Origins of impressionism S 431 Peter Krieger Maler des Impressionismus aus der Nationalgalerie Berlin S 12 Gary Tinterow Claude Monet Saint Germain l Auxerrois in Gary Tinterow Henri Loyrette Origins of impressionism S 431 Deutsche Ubersetzung des Baudelairezitats aus James H Rubin Das impressionistische Stadtbild als Emblem der Moderne in Hartwig Fischer Francoise Cachin Sandra Gianfreda Bilder einer Metropole die Impressionisten in Paris S 70 Richard Thomson Monet amp architecture S 92 Angelika Wesenberg Malkunst im 19 Jahrhundert die Sammlung der Nationalgalerie Bd 2 L Z S 626 Originalzitat Monet eschewed any political commentary and focused instead on the young chestnut trees with their festive spring candels and the splendid flamboyant art and technoligy in Gary Tinterow Claude Monet Saint Germain l Auxerrois in Gary Tinterow Henri Loyrette Origins of impressionism S 431 Das Daumierzitat ist uberliefert durch Monet Im Original wurde es veroffentlicht in Marc Elder A Giverny chez Claude Monet Paris 1924 S 55f Die deutsche Ubertragung findet sich in Angelika Wesenberg Claude Monet St Germain l Auxerrois 1867 in Johann Georg Prinz von Hohenzollern Peter Klaus Schuster Manet bis van Gogh Hugo von Tschudi und der Kampf um die Moderne S 90 Angaben zur Provenienz sind vermerkt im Werkverzeichnis Daniel Wildenstein Monet Catalogue raisonne Werkverzeichnis Bd II S 46 Erganzende Angaben stammen aus Gary Tinterow Henri Loyrette Origins of impressionism S 430 Karl Steinbart als zweiter Stifter ist vermerkt in Angelika Wesenberg Malkunst im 19 Jahrhundert die Sammlung der Nationalgalerie Bd 2 L Z S 626 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Kirche Saint Germain l Auxerrois amp oldid 209729265