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Die Deutsche Hochschule fur Leibesubungen DHfL war eine freie wissenschaftliche Forschungsstatte mit dem Hauptziel moglichst viele kompetente Sportlehrerinnen und lehrer auszubilden Sie bestand von 1920 bis 1935 Sportforum der Deutschen Hochschule fur Leibesubungen in Berlin Charlottenburg August 1931 Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Leitung der Hochschule 3 Problematik der Hochschule 3 1 Im Dritten Reich 4 Studium 4 1 Studienplan 5 Personlichkeiten 5 1 Lehrkorper 5 2 Alumni 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundung Bearbeiten nbsp Sportstudentinnen der Deutschen Hochschule fur LeibesubungenAm 15 Mai 1920 wurde in der damaligen Friedrich Wilhelms Universitat heute Humboldt Universitat die Deutsche Hochschule fur Leibesubungen gegrundet deren Einrichtung in einer von Carl Diem 1919 vorgelegten Denkschrift angeregt wurde Diem kannte sich jedoch nicht in der Bildungslandschaft aus und unterschatzte den Anspruch der Teilstaaten des Reiches auf das Bildungsmonopol Dies wurde von Theodor Lewald realisiert der als im Reich Verantwortlicher fur die Kaiser Wilhelm Gesellschaft um das Bildungsmonopol der Deutschen Teilstaaten wusste und daher zunachst eine Forschungsstatte grundete fur die das Reich die Verantwortung hatte 1 Die Hochschule wurde zunachst provisorisch im Deutschen Stadion untergebracht dem 1913 errichteten Vorlaufer des Berliner Olympiastadions Bereits im Sommer 1921 konnten auf dem nordlich an das Deutsche Stadion angrenzenden Gelande provisorische Gebaude bezogen werden Im seit 1925 erbauten Deutschen Sportforum wurden dann dauerhafte Raumlichkeiten fur die Hochschule geschaffen Carl Diem schrieb uber die Motivation zur Grundung der Hochschule Sie sollte eine freie wissenschaftliche Forschungsstatte fur alle die vielgestaltigen Wirkungen und Probleme der Leibesubungen sein und in enger Gemeinschaft von Wissenschaft und Praxis die Lehre der Leibesubung erneuern 2 Nach Diems Denkschrift sollte die Hochschule in erster Linie der Lehrerausbildung dienen Sie nahm zu diesem Zwecke junge Leute Manner und Frauen auf die die Reifeprufung einer neunstufigen hoheren Lehranstalt bestanden hatten Keine Arbeit Diems war scharferen Angriffen ausgesetzt als die der Lehrerbildung durch die Hochschule 3 Des Weiteren erforschte man alle auf die Theorie Praxis und Geschichte der Leibeserziehungen bezuglichen Gesetze und richtete kurzfristige Lehrgange von 1 4 Wochen zur Einfuhrung bzw Fortbildung in der Leibeserziehung ein Zustandig fur die eigentliche Grundung war jedoch Theodor Lewald der Prasident des Deutschen Reichsausschuss fur Leibesubungen Da Lewald in seiner fruheren Stellung im Reichsministerium des Innern fur die Kaiser Wilhelm Gesellschaft hieraus wurde die Max Planck Gesellschaft zustandig war wurde die Hochschule wie diese organisiert Da das Reich eine Zustandigkeit fur die Forschungsforderung und den Spitzensport hatte konnten diese finanziell unterstutzt werden nicht aber die Lehrerbildung 1 Ein besonderer Aspekt dieser Hochschule war dass das Abitur unter bestimmten Umstanden keine Mindestvoraussetzung war Nicht dass man einmal das Abiturium gemacht hat sondern dass ein jeder in seinem Fache in wissenschaftlicher Freiheit das Hochste leisten konnte 4 war Carl Diem bei der Grundung wichtig Deshalb aber auch aus dem folgenden Grund wurde sie als private Hochschule ins Leben gerufen Bei einer staatlichen Grundung ware der Staat in jedem Falle an die Bildungsvorbedingungen der Tarifstufen seiner Beamtenklassen gebunden gewesen So konnten beispielsweise an den preussischen Hochschulen Turnlehrerstellen nicht anders als durch Studienrate und die Direktorenposten nicht anders als durch Studiendirektoren besetzt werden 4 Der DHfL kam es allerdings auf die fachliche Qualitat der Dozenten an und so wurden die Studierenden von besonderen Fachlehrern der jeweiligen Sportarten unterrichtet So arbeiteten namhafte Personlichkeiten des Sports und der Sportmedizin im Senat und Kuratorium und lehrten voll neben oder ehrenamtlich bzw als Lehrbeauftragte an der Hochschule Leitung der Hochschule BearbeitenErster Rektor der Hochschule war der Chirurg August Bier Carl Diem wurde Prorektor 1932 folgte nachdem Bier dieses Amt niedergelegt hatte als Rektor mit Ferdinand Sauerbruch 5 wiederum ein weltbekannter Chirurg Auf Druck des Reichssportfuhrers Hans von Tschammer und Osten trat Diem Anfang Mai 1933 zuruck 6 Problematik der Hochschule Bearbeiten nbsp Ubungen am Rhonrad Juni 1931Bei aller Fortschrittlichkeit die Problematik der DHfL war die fehlende staatliche Anerkennung Edmund Neuendorff schreibt dazu Die Lander Preussen voran hatten eigene staatliche Turnlehrerbildungsstatten die fur die Bedurfnisse ihrer Schulen genugten Die Lehrerausbildung der Diemschen Hochschule wurde vollig gegenstandslos und uberflussig nachdem Preussen 1930 beschlossen hatte fur immer auf den Fachturnlehrer zu verzichten und die mit der wissenschaftlichen vereinigte Turnlehrerausbildung an die Universitaten zu verlegen 7 Dafur kam es zu einer lang angestrebten Arbeitsgemeinschaft fur das Studium der Leibesubungen Zusammengesetzt aus der DHfL der PHfL und dem Universitatsinstitut fur Leibesubungen als spateres Institut fur Leibeserziehung der TH Charlottenburg erlangte es 1931 endlich die staatliche Anerkennung wurde aber am 6 Juni 1932 wieder aufgelost Im Jahre 1935 schloss die DHfL endgultig Im Wintersemester 1932 1933 fuhrten die Studenten der DHfL eine in der Studentenzeitschrift veroffentlichte Befragung durch in welche Richtung sich der Sport im Falle einer nationalsozialistischen Regierung entwickeln wurde Von den unterschiedlichen befragten Personlichkeiten lag Carl Krummel am nachsten der eine Entwicklung entsprechend dem faschistischen Modell Italiens prognostizierte 8 Auch die Umwandlung der DHfL in die nicht akademische Reichsakademie fur Leibesubungen folgte Italien da Leibesubungen wie zuvor in der Weimarer Zeit vor allem als ein technisches Fach praktiziert wurde 9 Im Dritten Reich Bearbeiten nbsp Studenten der Deutschen Hochschule fur Leibesubungen vor dem Institut fur Sexualwissenschaft in Berlin vor der Plunderung am 6 Mai 1933Am 6 Mai 1933 plunderten ca 100 Studenten der Hochschule das von Magnus Hirschfeld gegrundete Institut fur Sexualwissenschaft dessen Bibliothek am 10 Mai bei der Bucherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz verbrannt wurde Studenten der Hochschule nahmen mit einer eigenen Formation am einleitenden Fackelzug teil und fuhrten eine bei der Plunderung erbeutete Buste Hirschfelds wie eine Trophae aufgepflanzt auf einem Stock mit sich diese wurde anschliessend mit einem choreographisch einstudiertem Anlauf in das Feuer geworfen 6 Studium BearbeitenDas Studium war anfanglich fur eine Dauer von vier Semestern vorgesehen Von 1922 an wurde es auf sechs spater auf acht Semester verlangert Es schloss mit einer Diplomprufung ab Mit 25 Studentinnen und Studenten wurde die Hochschule 1920 eroffnet Ihre Zahl stieg rasch In den Jahren von 1925 bis 1930 betrug die jahrliche Besucherzahl durchschnittlich rund 350 sank dann aber erheblich Die Diplomprufung bestanden im ersten Jahrzehnt des Bestehens der Hochschule 221 davon waren 174 Manner 47 Frauen 10 Studienplan Bearbeiten nbsp Enthullung des Jahn Denkmals Juli 1929Als Einblick in die Inhalte des Studiums folgt an dieser Stelle der Studienplan des sechssemestrigen Studiums 11 Die Studiengegenstande sind I Ubungslehre Frei Vorbereitende Ubungen Leichtathletik Geratturnen Schwimmen Spiele Wintersport Rudern Boxen Ringen Fechten LehrprobenDie Ubungen 1 bis 10 sind in den ersten vier Semestern zu pflegen und zwar etwa so dass die ersten beiden Semester die grundlegenden Ubungen betonen 1 bis 6 das dritte und vierte Semester die Ubungen 6 bis 10 hinzunimmt und das ausgewahlte Sonderfach starker berucksichtigt Das funfte und sechste Semester dient neben Wiederholungen in den praktischen Ubungen hauptsachlich zur Einfuhrung in die Methodik die dann praktisch in den Lehrproben angewendet wird II Gesundheitslehre Anatomie I und II Allgemeine Physiologie I und II Biologie und Konstitutionslehre Hygiene Somatologie Korperlehre Massage Physikalische Therapie Licht Luft Wasser Bewegungslehre Pathologie und erste Hilfe Sporterkrankungen Physiologie der Leibesubungen OrthopadieDie Vorlesungen Nr 1 2 3 6 7 bilden die Grundlage der Gesundheitslehre und sind deshalb moglichst in den ersten beiden Semestern zu horen Im dritten und vierten Semester konnen die Vorlesungen 4 5 8 10 gehort werden das funfte Semester wird zweckmassig die Orthopadie und Pathologie hinzunehmen das sechste Semester muss zur Zusammenfassung Vertiefung und Wiederholung von allen Vorlesungen moglichst frei bleiben III Erziehungslehre Allgemeine Psychologie Allgemeine Padagogik Grundbegriffe der Philosophie Psychologie der Jugendlichen Psycholog Eignungsprufungen Experimentelle Erziehungslehre Theorie und Praxis des Trainings Erziehung des Kindes Methodik und Systematik Soziale Padagogik und KulturpolitikDie Vorlesungen 1 bis 4 sind als Grundlage der Erziehungslehre zweckmassig in den ersten beiden Semestern zu horen Nr 3 bis 7 im dritten und vierten Semester und Nr 8 9 und 10 im funften und sechsten Semester Das sechste Semester dient neben der Wiederholung des Lehrplanes vor allem auch dem Besuch von Erziehungsstatten und Schulen IV Verwaltungslehre Vereinsverwaltung Verbandsverwaltung Geschichte Geratkunde Staatskunde Spielplatzbau Sportjournalistik Literatur Auslandisches Turnwesen BuchereiwesenDie Vorlesungen 1 bis 6 werden am besten auf die ersten drei Semester die von 7 bis 10 auf das vierte und funfte Semester verteilt Vom dritten Semester ab darf auch an den Seminaren teilgenommen werden Personlichkeiten BearbeitenLehrkorper Bearbeiten Herbert Herxheimer 12 Rudolf Klapp 12 Friedrich Kopsch 12 Edith Lolhoffel von Lowensprung 13 Edmund Neuendorff 6 Max Rubner 12 Eduard Spranger 12 Alumni Bearbeiten Ruth Lange 14 Literatur BearbeitenSiegrief Romer Hausarbeit zum Staatsexamen an der Deutschen Hochschule fur Korperkulturen Leipzig Historische Skizze zur Ausbildung von Turnlehrern in Preussen in der Zeit von 1918 1928 Leipzig 1967 W Hollmann K Tittel Geschichte der deutschen Sportmedizin Druckhaus Gera Gera 2008 ISBN 978 3 9811758 2 0 Jurgen Court Deutsche Sportwissenschaft in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus Band 2 Die Geschichte der Deutsche Hochschule fur Leibesubungen 1919 1925 Lit Munster 2014 ISBN 978 3 643 12558 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Deutsche Hochschule fur Leibesubungen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Arnd Kruger Rolf Pfeiffer Theodor Lewald und die Instrumentalisierung von Leibesubungen und Sport In Uwe Wick Andreas Hofer Hrsg Willibald Gebhardt und seine Nachfolger Schriftenreihe des Willibald Gebhardt Instituts Bd 14 Meyer amp Meyer Aachen 2012 ISBN 978 3 89899 723 2 S 120 145 Carl Diem Die Deutsche Hochschule fur Leibesubungen Hannover 1924 S 6 Edmund Neuendorff Geschichte der neueren deutschen Leibesubung vom Beginn des 18 Jh bis zur Gegenwart Band IV Dresden 1932 S 597 a b Carl Diem Die Deutsche Hochschule fur Leibesubungen Hannover 1924 S 9 Ferdinand Sauerbruch Hans Rudolf Berndorff Das war mein Leben Kindler amp Schiermeyer Bad Worishofen 1951 Lizenzausgabe fur Bertelsmann Lesering Gutersloh 1956 S 395 a b c Lorenz Peiffer Studierende der Deutschen Hochschule fur Leibesubungen als Akteure der Aktion wider den undeutschen Geist im Fruhjahr 1933 In Jahrbuch 2008 der Deutschen Gesellschaft fur Geschichte der Sportwissenschaften S 50 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Edmund Neuendorff Geschichte der neueren deutschen Leibesubung vom Beginn des 18 Jh bis zur Gegenwart Band IV Dresden 1932 S 597 Arnd Kruger Heute gehort uns Deutschland und morgen Das Ringen um den Sinn der Gleichschaltung im Sport in der ersten Jahreshalfte 1933 In Wolfgang Buss Arnd Kruger Hrsg Sportgeschichte Traditionspflege und Wertewandel Festschrift zum 75 Geburtstag von Prof Dr W Henze Schriftenreihe des Niedersachsischen Instituts fur Sportgeschichte Bd 2 Mecke Duderstadt 1985 S 175 196 Arnd Kruger Turnen und Turnunterricht zur Zeit der Weimarer Republik Grundlage der heutigen Schulsport Misere In Arnd Kruger Dieter Niedlich Hrsg Ursachen der Schulsport Misere in Deutschland Arena Publishing London 1979 ISBN 0 902175 37 8 S 13 31 Edmund Neuendorff Geschichte der neueren deutschen Leibesubung vom Beginn des 18 Jh bis zur Gegenwart Band IV Dresden 1932 S 597 Carl Diem Die Deutsche Hochschule fur Leibesubungen Hannover 1924 S 68 a b c d e Jurgen Court Zur Personalpolitik an der Deutschen Hochschule fur Leibesubungen In Jahrbuch 2012 der Deutschen Gesellschaft fur Geschichte der Sportwissenschaften S 85 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Max Planck Institut fur Wissenschaftsgeschichte Datenbank Internationale Netzwerke von Akademikerinnen Marianne Brentzel Die Machtfrau Hilde Benjamin 1902 1989 Ch Links Berlin 1997 ISBN 3 86153 139 9 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Normdaten Korperschaft GND 213411 1 lobid OGND AKS VIAF 128444027 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Hochschule fur Leibesubungen amp oldid 237841150