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Die Deutsche Heereskarte Schweiz DHK Schweiz ist ein Kartenwerk uber die Schweiz das im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht durch das OKH GenStdH Chef des Kriegskarten und Vermessungswesens als geheime Ausgabe herausgegeben wurde Sein Vorganger war die Sonderausgabe Schweiz Gemeinsam handelt es sich bei den Werken um das erste flachendeckende Kartenwerk der Schweiz im Massstab 1 25 000 Im Unterschied zur Sonderausgabe Schweiz verwendete die DHK nicht mehr Gauss Kruger Koordinaten sondern das deutsche Heeresgitter Inhaltsverzeichnis 1 Kartierungsprogramm Schweiz 2 Stand der schweizerischen Kartographie bei Kriegsausbruch 3 Organisation des Kartenwesens im Deutschen Reich 4 Sonderausgabe und Heereskarte 4 1 Sonderausgabe 4 2 Heereskarte 5 Kartographie und Machtpolitik 6 Das Canaris Archiv 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseKartierungsprogramm Schweiz BearbeitenDas deutsche Kartierungsprogramm im Zweiten Weltkrieg umfasste nicht nur die eigentlichen Kriegsschauplatze sondern auch unbeteiligte Staaten wie c q die Schweiz Die Siegfriedkarte in den Massstaben 1 25 000 und 1 50 000 sowie die Dufourkarte im Massstab 1 100 000 bildeten die Vorlagen nach denen die Kriegskarten der Schweiz hergestellt wurden Auf deutscher Seite war eine Abteilung des Generalstabs fur das Karten und Vermessungswesen des Heeres verantwortlich Ihr unterstellt war die Heeresplankammer das Ausfuhrungsorgan welche die Karten in Druck gab Fur die Sonderausgabe Bezeichnung des geheimen Kartenwerks bis 1942 wurden jeweils vier Kartenblatter der Siegfriedkarte 1 25 000 zu einem Werk zusammengefasst wobei sich die Gestaltung im Verlaufe der Zeit vereinheitlichte Die Auflagen wurden ab 1942 gesamthaft mit dem Uberbegriff Deutsche Heereskarten bezeichnet 1 Stand der schweizerischen Kartographie bei Kriegsausbruch BearbeitenDer topografische Atlas der Schweiz allseits auch als Siegfriedkarte bekannt entstand auf Grundlage der Bundesgesetze 1868 uber die Fortsetzung der topografischen Aufnahmen und deren Publikation Er erschien dreifarbig blau gefarbt fur Gewasser und Gletscher braun fur Hohenkurven und schwarz fur alle ubrigen Kartenelemente wie Siedlungen Fels Wald 2 In den 20er Jahren stellte die Behorde der Schweizerischen Landestopografie die Nachfuhrung der Siegfriedkarte ein und legte den Fokus folglich auf die Neuaufnahme der Schweiz Bedingt durch legislatorische Hindernisse wurde das Vorhaben jedoch ausgesetzt und stattdessen die Siegfriedkarte nachgefuhrt Dies spiegelte sich teilweise auch in der Aktualitat der Deutschen Heereskarten der Schweiz wider da die Kartierungsgrundlagen trotz Nachtragungen nicht immer dem Stand der Zeit entsprachen Angaben uber verwendete Kartengrundlagen zeigen dass die meisten benutzten Blatter zwischen zwei und zehn Jahre alt waren 3 1935 erliess der Nationalrat die Weisung neue Landeskarten in den Massstaben 1 25 000 bis 1 1 Mio zu Wege zu bringen Aufgrund der sich anbahnenden internationalen Krise erhielten militarische Bestrebungen aber Vorrang im Blickpunkt stand nun die sogenannte Armeekarte im Massstab 1 50 000 Die ersten Blatter erschienen 1938 und deckten vor allem das Berner Oberland ab Da sie vor dem Ausfuhrverbot von 1939 publiziert wurden gelangten die Blatter auf legalem Wege in die Deutsche Kartensammlung Von ihnen wurde aus nicht erfindlichen Grunden kartographisch kaum Gebrauch gemacht 3 Organisation des Kartenwesens im Deutschen Reich BearbeitenMit der Mobilmachung des Heeres 1939 erfolgte ebenfalls die Aufstellung der motorisierten Karten und Vermessungseinheiten Die Vermessungseinheiten wurden als Heerestruppen fur die Armeen aufgestellt die Oberbaustabe erhielten Vermessungs und Druckereizuge die Kommandobehorden ihrer Armee Korps oder Divisionskartenstellen Sie hatten die Aufgabe Vermessungen durchzufuhren Karten zu berichtigen und zu drucken sowie die Truppen mit topografischen Informationen auszustatten Die Sonderausgaben resp Truppenausgaben wurden von den Einheiten entweder selbst erstellt oder als Beutekarten in den Nachdruck gegeben 3 Sonderausgabe und Heereskarte BearbeitenSonderausgabe Bearbeiten Die Blatter der Sonderausgabe umfassten entweder vier Blatter der Siegfriedkarte oder ein vergrossertes Blatt der Siegfriedkarte Die Sonderausgabe war anders als die Siegfriedkarte nur zweifarbig zu finden in blau und schwarz Da zwei Farben ohne weitere Abstufung zu indifferent gewesen waren kamen auch unterschiedliche Blau Farbtone zum Einsatz So liess ein Farbton auf breite Seen und Flusse schliessen ein anderer kennzeichnete schmalere Flusslaufe und Bache Auch das Koordinatengitter erfuhr eine Veranderung Anstelle des Schweizer Gittersystems trat das Gauss Kruger Gitter 3 Heereskarte Bearbeiten Bei der Heeresplankammer in der Abteilung fur Kriegskarten und Vermessungswesen wurde am 8 Juli 1943 der Auftrag eingereicht eine neue Version der Karte der Schweiz im Massstab 1 25 000 zu entwerfen Grundsatzlich musste die Gitterveranderung bei 253 Blattern in Angriff genommen werden Dabei sollte sich an die neuen Richtlinien der in den deutschen Heereskarten genannten Sonderausgaben gehalten werden Es entstanden zwei differenzierbare Werke 4 Innerhalb von nur vier Jahren wurden die Heereskarte und die schon erwahnte Sonderausgabe veroffentlicht Dabei sind beide Ausgaben formal ohne Unterschied und variieren nur in der Aktualitat Mithilfe von Luftbildern konnte der Inhalt uberarbeitet werden Die Heereskarte soll insgesamt 254 Blatter beinhalten und davon wurden bis heute 186 Blatter datiert Bei einem allfalligen Einsatz der deutschen Wehrmacht hatten die Sonderausgabe und die Heereskarte nicht zusammen eingesetzt werden durfen da die gleichzeitige Verwendung zweier Koordinatensysteme grosse Gefahr der Verwechslung in sich fuhrte 3 Ein wesentlicher Unterschied zur Siegfriedkarte besteht darin dass das Kartenwerk in einem einheitlichen Massstab 1 25 000 erschien Die Siegfriedkarte stellte das Land in zweierlei Massstaben dar das Mittelland den Jura und das Tessin in 1 25 000 die Alpen in 1 50 000 Damit lasst sich festhalten dass die erste flachendeckende und einheitliche Landeskarte der Schweiz im Deutschen Reich realisiert wurde 3 Kartographie und Machtpolitik BearbeitenEs ware wohl falsch zu behaupten die deutschen Heereskarten seien eine Kompilation bestehender Kartenwerke der Schweiz gewesen Dagegen sprechen sowohl die Vereinheitlichung des Kartenmassstabs als auch der aufwandige Ersatz des Schweizer Militarkoordinatensystems durch das deutsche Heeresgitter Die Kriegsfuhrung ware wesentlich erschwert gewesen wenn etwa kartographische Berechnungsgrundlagen an einzustellenden Schiesselementen nicht mit den technischen Rahmenbedingungen der Geschutze kompatibel gewesen waren Gauss Kruger System und deutsche Heeresgitter So verwundert es nicht dass aus den Jahren 1939 bis 1945 rund 1 300 000 000 Kriegs karten hervorgingen 4 Das Canaris Archiv BearbeitenAm Abend des 2 Mai 2000 ging das ZDF im Magazin Frontal der umstrittenen Frage nach warum die Schweiz im Zweiten Weltkrieg verschont blieb Im Rahmen der Sendung wird die Behauptung aufgestellt Admiral Wilhelm Canaris Chef der Deutschen Abwehr im Zweiten Weltkrieg habe Aufklarungsergebnisse unterschlagen um die Annexion der Schweiz zu verhindern Im Wortlaut heisst es Canaris habe die Details der Schweizerischen Landesverteidigung so gut gekannt wie die Bauplane seines eigenen Hauses und die Schweiz ware eine leichte Kriegsbeute fur die Deutschen gewesen wenn die jetzt aufgetauchten Canaris Akten dem Fuhreroberhaupt in die Hande gefallen waren 5 Zum Beweis der aufgestellten Thesen werden unter anderem auch Landkarten gezeigt Landkarten welche bis heute nicht vollstandig validiert sind und teilweise 40 Jahre nach Kriegsende entstanden sind Kausalzusammenhange sind hier vorsichtig zu betrachten was sich auch im Echo schweizerischer Medien zeigte So sprach beispielsweise die Neue Zurcher Zeitung von einem Wirbel dank Admiral Canaris 6 Wie war es moglich dass Deutschland derart leicht ein eigenes Kriegskartenwerk der Schweiz aufbauen konnte Basierten die Kartographierungsbestrebungen auf konkreten Angriffsplanen In welchem zeitlichen Ablauf wurde die Deutsche Heereskarte erstellt Diese und weitere Fragen sind Gegenstand aktueller Forschung Siehe auch BearbeitenOperationsentwurf gegen die Schweiz Liste von Kartenwerken Schweiz im Zweiten Weltkrieg Historische Luftaufnahmen der schweizerischen Landestopographie 1939Literatur BearbeitenMarkus Oehrli Martin Rickenbacher Deutsche Heereskarte Schweiz 1 25 000 ein geheimes Kartenwerk aus dem Zweiten Weltkrieg In Cartographica Helvetica Heft 26 2002 S 3 12 doi 10 5169 seals 13374 Martin Rickenbacher Markus Oehrli Quellenkritik mit Landkarten Vom Canaris Archiv zur Deutschen Heereskarte Schweiz In Schweizerische Zeitschrift fur Geschichte Jg 52 2002 S 1 27 Volltext Martin Rickenbacher Sie hatten die besseren Karten Die Nachfuhrung der geheimen Deutschen Heereskarte Schweiz 1 25 000 im Zweiten Weltkrieg In Geomatik Schweiz Jg 101 2003 Heft 11 S 622 629 Volltext Einzelnachweise Bearbeiten Cartographica Helvetica Sonderheft 23 Deutsche Kriegskarten der Schweiz 1939 1945 Abgerufen am 12 Marz 2022 Hintergrundinformation zur Siegfriedkarte Abgerufen am 12 Marz 2022 a b c d e f Deutsche Heereskarte Schweiz 1 25 000 ein geheimes Kartenwerk aus dem Zweiten Weltkrieg doi 10 5169 seals 13374 a b Quellenkritik mit Landkarten vom Canaris Archiv zur Deutschen Heereskarte Schweiz doi 10 5169 seals 81293 Die Schweiz im Visier des Dritten Reichs Von Erich Schmidt Eenboom Abgerufen am 12 Marz 2022 Das Canaris Archiv eine Falschung In Neue Zurcher Zeitung nzz ch abgerufen am 12 Marz 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Heereskarte Schweiz amp oldid 240039322