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Der Derveni Krater ist ein bronzener griechischer Volutenkrater aus dem 4 Jahrhundert v Chr Neben dem Derveni Papyrus ist er der bedeutsamste Fund aus den Grabern von Derveni nordlich von Thessaloniki in Makedonien Er ist von besonderer Grosse und besonders aufwandig dekoriert Der Krater ist mit der Darstellung eines dionysischen Thiasos geschmuckt Heute befindet er sich im Archaologischen Museum von Thessaloniki Vorderseite Inhaltsverzeichnis 1 Fundumstande 2 Aufbau 3 Dekor 4 Inschrift 5 Literatur 6 Anmerkungen 7 WeblinksFundumstande BearbeitenDer Krater wurde 1962 in Grab B von Derveni entdeckt Die Graber von Derveni werden in die zweite Halfte des 4 Jahrhunderts v Chr datiert Es handelt sich bei Grab B um das am reichhaltigsten ausgestattete mit drei Metern Lange von besonderer Grosse Der Krater war bei seiner Auffindung von dem fur ihn vorgesehenen Podest gefallen Er enthielt die Asche eines Mannes und die einer jungeren Frau goldene Schmuckstucke und eine Munze Philipps II von Makedonien ausserdem Knochen eines Schafes Im Grab wurde eine Vielzahl von Stucken aus Bronze und Silber gefunden darunter Waffen und Pferdegeschirr ausserdem attische Keramik Die Fundumstande legen nahe dass es sich bei dem Bestatteten um einen Krieger gehandelt hat vielleicht ein Mitglied der Reiterei Aufbau BearbeitenDie besonders zinnreiche Bronzelegierung aus 15 Prozent Zinn und 85 Prozent Kupfer gibt dem Derveni Krater einen hellen goldenen Schimmer Bei einem Gewicht von 40 Kilogramm ist der Krater bis zur Mundung fast 77 Zentimeter hoch die Volutenhenkel ragen weitere 14 Zentimeter daruber hinaus Die Mundungslippe mit 40 Zentimetern Durchmesser ist auf der Oberseite mit einem bronzenen Perlenkranz belegt und wird getragen von einem konvex konkav geschwungenen Ring Der Hals des Kraters ist leicht konkav geschwungen Er besteht aus einer schmalen oberen und einer breiteren unteren Zone An der Grenze der beiden Halszonen ist der separat gefertigte Mundungsteil mit dem unteren Teil des Kraters verbunden Bei Rontgenuntersuchungen zeigte sich hier eine 12 Millimeter breite Uberlappungsstelle Der Korper des Kraters verjungt sich in ovaler Linie uber 54 Zentimeter Hohe von 51 Zentimetern im Durchmesser unterhalb der Schulter bis auf 17 Zentimeter am Boden oberhalb des glockenformigen Fusses von 23 Zentimetern Durchmesser und 4 Zentimetern Hohe Aufgrund der geringen Grosse des Fusses vermutet Beryl Barr Sharrar dass ursprunglich ein gesonderter Stander zum Krater gehorte Die kompliziert gearbeiteten Volutenhenkel sind aus mehreren separat gegossenen Teilen aufgebaut Mit dem Krater zusammen wurde sein Sieb gefunden es misst 37 Zentimeter im Durchmesser Im Inneren des Kraters fanden sich Reste einer Auskleidung aus Bienenwachs und Ton Rontgenuntersuchungen zeigten dass der Krater nicht gegossen ist Es wird angenommen dass er durch Hammern aus einer Bronzescheibe entstanden ist die Reliefs durch Hammern von der Innenseite und anschliessendes nachbearbeitendes Hammern von aussen erzielt wurden wofur der Krater in vielen Arbeitsgangen wiederholt mit Pech gefullt und wieder entleert wurde Nach Schatzungen waren funf Kunsthandwerker etwa 18 Monate mit der Herstellung des Kraters beschaftigt Dekor BearbeitenMundung Hals Fuss nbsp Oberteil nbsp FussDie Mundungslippe des Kraters ist mit einem gepragten ionischen Kyma geschmuckt Auf den Ringdarunter ist ein lesbisches Kyma graviert und mit versilberten Kupferelementen eingelegt es ist besetzt mit einzeln gefertigten und aufgeloteten bronzenen Blumen und Palmetten An den Stellen an denen sie fehlen sieht man zart eingravierte Symbole und Buchstaben sie werden gedeutet als Merkzeichen fur den Toreuten Ebenfalls mit einem lesbischen Kyma geschmuckt ist der Fuss des Kraters Auf der oberen schmaleren Zone des Halses sind zwolf separat gefertigte in Bronze getriebene Tierfiguren appliziert Dem Uhrzeigersinn folgend umlaufend aufgereiht sind Ein Lowe im Maul ein erlegtes Reh tragend ein Eber ein Panther zwei Greife ein Hirsch ein weiterer Panther ein weiterer Hirsch auf den Vorderlaufen kniend dann ein dritter Panther die Pranke erhebend ein Widder ein Hirschkalb und eine Lowin Die untere breitere Zone des Halses ist belegt mit zwei aufgeloteten silbernen Efeuranken die auf Vorder und Ruckseite des Kraters verknotet sind und in Beeren enden Die Schulter des Kraters ist mit getriebenen Zungen geschmuckt Gefasskorper nbsp Ruckseite nbsp Der Einschuhige MonokrepisDer umlaufende Fries auf dem Korper des Kraters ist als Relief getrieben und zeigt einen dionysischen Thiasos Auf der Vorderseite des Kraters sitzt Dionysos nackt auf einem von seinem Mantel bedeckten Felsen den rechten Arm uber den Kopf gelegt der Panther sein Begleiter in der Mythologie sitzt zu seinen Fussen und erhebt die Pranke Links neben Dionysos sitzt Ariadne er hat sein rechtes Bein uber ihren Schoss gelegt Im Uhrzeigersinn um den Krater umlaufend sind als weitere Figuren zunachst zu sehen Zwei Manaden in ekstatischem Tanz auseinanderstrebend ein Reh das sie es je an einem Bein haltend tragen hangt zwischen ihnen Uber dem Reh ist der linke Henkel angebracht Es folgen auf der Ruckseite des Kraters zu sehen zwei Manaden die eine trunken oder erschopft halbnackt auf den Schoss der anderen sinkend die sie mit dem linken Arm halt Links davon tanzt eine weitere Manade in Ekstase gemeinsam mit der erschopften rechts von ihr einen Gegenstand haltend von dem nur noch Reste der Silbereinlage erhalten sind Vor der linken Manade steht ein Satyr in gestreckter aufrechter Haltung sein Phallus ist erigiert seine Linke zu einer Geste erhoben Unter dem rechten Henkel schreitet ein bartiger Mann einen Abhang hinunter Sein rechter Fuss ist nackt wahrend er am linken vorangesetzten einen Stiefel tragt Er hat ein kurzes Gewand an ahnlich einem Rock das seinen Oberkorpers frei lasst und einen Umhang Chiton und Chlamys Er tragt einen Speer in der Rechten die Linke ist uber seinen Kopf erhoben Die Benennung dieser Figur in der wissenschaftlichen Literatur der Einschuhige altgriechisch monokrhpis Monokrepis genannt ist bisher nicht eindeutig geklart Vermutet wurden Pentheus 1 oder Lykurg 2 auch weitere Deutungen wurden erwogen Von Iason wird eine Episode erzahlt in der er einen Schuh beim Durchwaten eines Flusses verlor 3 In Magnesia in Thessalien zog man nur einen Schuh an wollte man auf schwierigem Gelande besseren Halt finden 4 Adolf Greifenhagen vermutet im Monokrepis des Derveni Kraters den Bestatteten der im Jenseits teilhat am Thiasos 5 Die letzte Figur des Frieses schliesslich wieder auf der Vorderseite des Kraters allerdings von Dionysos und Ariadne abgewandt und dem Bartigen ohne rechten Schuh zugewandt ist wieder eine Manade uber ihrer linken Schulter tragt sie ein kleines Kind das sie am Fussgelenk halt Unterhalb des beschriebenen Hauptfrieses liegt eine schmale Zone in der wie bereits am Hals des Kraters Tiere dargestellt sind Zwei Greife mit erbeutetem Reh Lowe und Panther mit einem erlegten Bullen sowie ein Hirschkalb Statuetten auf der Gefassschulter nbsp Henkel und Statuetten auf der SchulterZum Schmuck des Kraters gehoren vier separat gegossene Bronzefiguren sie sitzen auf der Schulter des Kraters jeweils zu beiden Seiten der Henkel Die Figuren sind jeweils 20 cm hoch und etwa anderthalb Kilogramm schwer An der Vorderseite sitzt links Dionysos sein rechtes Bein uber das linke geschlagen Er hat einen Arm in Richtung einer am anderen Henkel sitzenden Manade ausgestreckt wie um ihr einen heute nicht mehr vorhandenen Gegenstand zu reichen Die Manade halt ihren Kopf gesenkt und die Augen geschlossen An der Ruckseite ist links ein Satyr angebracht halb liegend die rechte Hand halt seinen Kopf in der anderen hat er einen Weinschlauch Eine Manade sitzt am anderen Henkel halb entblosst in verrenkter Haltung Reste von Silber an ihrem Arm deuten auf einen einst dort angebrachten jetzt verlorenen Gegenstand hin vielleicht eine Schlange wie Barr Sharrar vermutet VolutenhenkelDie Volutenhenkel sind aus mehreren separat gegossenen Teilen aufgebaut Wenn auch die Henkel des Derveni Kraters deutlich komplexer gearbeitet sind wird doch dem Schema der Henkel an den ubrigen bekannten bronzenen Volutenkrateren aus klassischer Zeit im Wesentlichen gefolgt mit Abwandlungen oder Uminterpretationen im Detail Das Rankenwerk aus zwei gegenlaufigen Spiralen unterhalb der Volute findet sich auch beim Dervenikrater jedoch durch uppigen Palmettenschmuck teilweise uberwuchert Jeweils eine mit Silbereinlagen geschmuckte Schlange folgt beim Derveni Krater dem ausseren Rand des Henkelwulstes zu beiden Seiten des Volutenhenkels ihre Windungen ersetzen einfache Spiralen wie sie bei den anderen bronzenen Volutenkrateren dieser Zeit zu finden sind Die kleine Spirale die bei den Bronzekrateren dieser Zeit die Verbindung von Volute und Gefassmundung herstellt wird beim Derveni Krater durch eine Windung der Schlange gebildet die den Kopf danach noch einmal in die Gegenrichtung reckt Am Ansatz zum Horizontalhenkel wo sich bei bronzenen Volutenkrateren bereits seit archaischer Zeit der Henkelwulst seitwarts aufrollt rollt sich beim Derveni Krater der Schwanz der Schlange also nur der aussere Rand des Henkelwulstes korkenzieherartig nach aussen Die Voluten der Henkel sind mit Masken bartiger Manner abgedeckt eine Ausschmuckung die sich an den ubrigen Bronzekrateren aus klassischer Zeit nicht findet wenn auch einzeln aufgefundene ahnliche Masken als Teile von Volutenkrateren gedeutet wurden Barr Sharrar deutet die Mannerkopfe als Darstellungen von Acheloos Dionysos Hades und Herakles Inschrift BearbeitenDas ionische Kyma der Kraterlippe tragt in silbernen eingelegten Buchstaben die Inschrift ASTIOYNEIOS ANA3AGORAIOI ES LARISAS im thessalischen Dialekt des Altgriechischen Ἀstioyneios Ἀna3agoraioi ἐs Larisas ubersetzt Astineios Sohn des Anaxagoras aus Larisa Die Einlagen der Inschrift im ionischen Kyma sind sehr flach und einfach im Vergleich zu den aufwandigen Einlagen am lesbischen Kyma darunter wodurch man vermuten kann dass die Widmung nachtraglich angebracht wurde Ungeklart ist in jedem Falle ob der Genannte ein Vorbesitzer des Kraters vielleicht ein Vorfahr des Bestatteten oder der Bestattete selbst ist Literatur BearbeitenEygenia Gioyrh Eugenia Giouri O krathras toy Derbenioy Biblio8hkh ths en A8hnais Arxaiologikhs Etaireias 89 Archaologische Gesellschaft Athen Athen 1978 Martin Robertson Monocrepis In Greek Roman and Byzantine Studies Bd 13 2 1972 S 39 48 Digitalisat Adolf Greifenhagen Astiouneios In Friedrich Krinzinger Brinna Otto Elisabeth Walde Psenner Hrsg Forschungen und Funde Festschrift Bernhard Neutsch Verlag des Institutes fur Sprachwissenschaft der Universitat Innsbruck Innsbruck 1980 ISBN 3 85124 074 X S 145 148 Hannelore Eva Schleiffenbaum Der griechische Volutenkrater Form Funktion und Sinngehalt eines antiken Prunkgefasses Europaische Hochschulschriften Reihe 38 Archaologie Band 36 Lang Frankfurt am Main Bern New York Paris 1991 ISBN 3 631 43477 4 S 78 80 402 403 Beryl Barr Sharrar The Derveni Krater Masterpiece of Classical Greek Metalwork The American School of Classical Studies at Athens Princeton 2008 ISBN 978 0 87661 962 9 Anmerkungen Bearbeiten Giouri S 19 Robertson S 39 41 Robertson S 41 Robertson S 41 Greifenhagen S 147 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Derveni Krater Sammlung von Bildern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Derveni Krater amp oldid 235056945