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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Der stille Don Begriffsklarung aufgefuhrt Der stille Don russisch Tihij Don ist ein russisches Romanepos das von 1928 bis 1940 in vier Teilen erschien Es gilt als eines der wichtigsten Werke der sowjetischen Literatur und wurde in zahlreiche Sprachen ubersetzt Der angebliche Autor Michail Scholochow erhielt 1965 dafur den Nobelpreis fur Literatur Untersuchungen von russischen Literaturwissenschaftlern kamen zu dem Ergebnis dass er wahrscheinlich nur einen kleinen Teil selber verfasste und zum grossen Teil Texte von anderen Autoren verwendete Veroffentlichung in der Literaturzeitschrift Roman gasjeta 1928 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Stil 3 Entstehungsgeschichte 4 Fragliche Autorschaft 4 1 Allgemeines 4 2 1928 4 3 Roy Medvedev 1966 4 4 Irina Medwedjewa Tomaschewskaja 1974 4 5 Sowjetische Gegendarstellungen 1975 1999 4 6 Zeev Bar Sella 1996 2015 4 7 Weitere Texte gegen eine alleinige Autorschaft Scholochows seit 2004 4 8 Weitere Texte fur eine alleinige Autorschaft Scholochows seit 2005 4 9 Fazit 5 Auszeichnungen 6 Ausgaben 7 Bearbeitungen 7 1 Verfilmungen 7 2 Lieder 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDer Erste Weltkrieg die Oktoberrevolution sowie der darauffolgende Aufstand der Weissen gegen die Rote Armee bilden den geschichtlichen Hintergrund des Romans Vor diesem entfaltet sich die Lebensgeschichte des Donkosaken Grigori Melechow In seiner Jugend verliebt sich Melechow in Aksinja die Frau seines Nachbarn Stepan Astachow Nachdem er mit Natalja verheiratet wurde fluchtet er mit Aksinja kehrt aber nachdem diese ihn betrog zu Natalja zuruck und zeugt mit ihr zwei Kinder Zu dieser Zeit kampft er bereits als Soldat im Ersten Weltkrieg den er trotz mehrfacher Verwundung uberlebt Spater schliesst er sich den Bolschewiki an die er jedoch nach kurzer Zeit wieder verlasst Melechow sehnt sich nach einem friedlichen Kosakenleben wird jedoch bald wieder vom Krieg eingeholt und kampft auf Seite der Weissen gegen die Rote Armee Aufgrund seines Mutes und seiner Kampferfahrung erreicht er den Offiziersrang Melechow kann sich jedoch nicht mit den politischen Zielen der Weissen identifizieren Doch auch den Roten fuhlt er sich nicht zugehorig Er sitzt zwischen zwei Stuhlen Nachdem die Weissen vernichtet wurden bleibt ihm aber nichts anderes ubrig als den Roten zu dienen Er kampft kurz an der polnischen Front Zu dieser Zeit hat er nachdem er sein Verhaltnis zu Aksinja erneuerte seine Frau Natalja bereits durch eine misslungene Abtreibung verloren Auch sein Vater die Schwagerin sein Bruder Petro und zahlreiche Verwandte und Freunde sind bereits gestorben Von Aksinja wird er immer wieder getrennt und als er schliesslich nach Ausschluss aus der Roten Armee zu ihr zuruckkehrt muss er erfahren dass auch seine Mutter verstorben ist und seine Schwester Dunja sich mit seinem ehemaligen Freund dem uberzeugten Bolschewiken Michail verheiratet hat Michail voller Hass auf die Weissen zwingt den ehemaligen Rittmeister Melechow sich vor den Bolschewiki fur seine Tatigkeiten in der Weissen Armee zu verantworten Melechow ahnt dass dies seinen Tod bedeuten konnte und verlasst seinen Heimatort Er schliesst sich schweren Herzens einer Rauberbande an die schon bald von Schwadronen der Roten Armee zerschlagen wird Nachdem er sich auf einer Insel versteckt hielt wagt er eine kurze Heimkehr um Aksinja zu holen und mit ihr zu fluchten Auf dieser Flucht wird Aksinja jedoch erschossen und Grigori Melechow von der Sehnsucht nach seinen Kindern geplagt legt alle Waffen ab und kehrt zuruck in den heimatlichen Chutor Das Ende des Romans bleibt weitgehend offen Melechow findet seinen Sohn der ihm erzahlt dass die Tochter verstorben und der gefahrliche Schwager Michail an der Front ist Vater und Sohn nehmen sich in den Arm Stil BearbeitenDas Werk gilt als ein klassisches Beispiel fur den Sozialistischen Realismus Ansatze zu avantgardistischem Schreiben die sich in den ersten beiden Buchern noch zeigen Zitate aus der Wirklichkeit ungewohnliche Metaphern Verwendung von Ausdrucken auf niedrigem Sprachniveau weichen bald einer konservativen Darstellung die sich am Realismus der russischen Literatur des 19 Jahrhunderts orientiert Der oft abrupte Wechsel von ruhiger zu beschleunigt dramatischer Darstellung von einem tragischen zu einem komischen Ton machen den Roman abwechslungsreich Scholochow verzichtet auf Kommentare eines allwissenden Erzahlers und auf Innere Monologe seiner Protagonisten und stellt oft in Dialogen und szenischen Darstellungen allein deren Handlungen dar was eine moralische Typisierung erschwert 1 Entstehungsgeschichte BearbeitenMichail Scholochow behauptete spater er habe Ende 1925 mit einigen Kapiteln uber den Kornilow Aufstand von 1917 begonnen und dann ab Ende 1926 den folgenden russischen Burgerkrieg im Dongebiet beschrieben Es sind einige handschriftliche Manuskriptseiten von Scholochow mit einer Datierung aus dieser Zeit erhalten deren tatsachliche Erstellung aber unsicher ist 1928 erschienen der erste und der zweite Teil von Der stille Don zuerst in der Zeitschrift Oktjabr Oktober dann in der Roman gazeta Roman Zeitung und schliesslich als eigenstandige Bucher Der vierte Teil wurde angeblich 1932 begonnen und wurde zuerst in der Zeitschrift Nowy mir Neue Welt zwischen 1937 und 1940 veroffentlicht dann als Buch 1941 Uber die tatsachliche Entstehungsgeschichte des Epos gibt es bisher nur Vermutungen Wahrscheinlich wurden vor allem Texte von anderen Autoren verwendet moglicherweise waren sogar mehrere Personen an der Ausarbeitung des endgultigen Textes beteiligt Fragliche Autorschaft BearbeitenAllgemeines Bearbeiten An der alleinigen Autorschaft Michail Scholochows an dem vierteiligen Romanepos Der stille Don gab es seit seinem ersten Erscheinen immer wieder erhebliche Zweifel Der reiche Wortschatz volkstumliche Wendungen literarische Anspielungen zeugen von Bildung und Erfahrung Der Autor musse aus der Don Region stammen Krieg und Burgerkrieg als reifer Mann und gestandener Schriftsteller erlebt und den Zitaten nach zu urteilen ein Faible fur Iwan Turgenjew und Iwan Bunin gehabt haben 2 Zu Michail Scholochow war aber bekannt 1 Michail Scholochow war beim Verfassen des ersten Teils des Romans seit 1925 26 etwa 21 Jahre alt Er hatte wahrscheinlich nur eine geringe Schulbildung Gymnasium fraglich mehrere Jahre als Hilfsarbeiter und war zuletzt Gehilfe in einer Steuerverwaltung Seine Familie war in die Donregion eingewandert und dort nicht heimisch Seine Mutter war eine ukrainische Bauerin die erst in den 1920er Jahren lesen und schreiben lernte sein Vater ein wenig erfolgreicher mittelstandischer Kleinunterunternehmer aus Zentralrussland Er selbst war 1914 beim Beginn des Ersten Weltkriegs 9 Jahre alt beim Ende der beschriebenen Episoden im Burgerkrieg 1919 14 Jahre 2 Michail Scholochow war mehrere Male nicht in der Lage Fragen nach Hintergrunden zu konkreten Textstellen zu beantworten Zum Beispiel antwortete er auf die Frage nach dem Symbol der Schwarzen Sonne das in der jungeren russischen Literatur ofter verwendet wurde was er aber offensichtlich nicht wusste ihm sei beim Schreiben der Szene schwarz vor Augen gewesen 3 Auch Quellen fur seine aussergewohnlich prazisen historischen Angaben konnte er nicht angeben 3 Scholochow sprach grundsatzlich nie uber die klassische und neuere russische Literatur obwohl in den ersten beiden Banden des Stillen Don zahlreiche Anspielungen daran zu erkennen sind wahrscheinlich wusste er personlich kaum etwas uber sie 4 Der literarische Stil von anderen Werken Scholochows wich erheblich von dem des Stillen Dons ab und erreichte nie dessen Qualitat 5 Es gab starke weltanschauliche Differenzen zwischen dem uberzeugten Bolschewiken Scholochow und seinem Roman und dessen Handlung im Umfeld der Weissen die er eigentlich gar nicht so detailliert kennen konnte 6 Es gab viele Jahrzehnte lang keinerlei Manuskripte von diesem umfangreichen Romanwerk Scholochow behauptete spater sie seien bei Fliegerangriffen im Zweiten Weltkrieg verbrannt Dennoch tauchten einige 1990 auf 4 7 Der Autor tat nichts oder nur wenig um den Vorwurfen zu entgegnen und Fragen zu klaren 8 In einem Amateurfilm aus dem Jahr 1975 brach Scholochow auf das kritische Buch von 1974 angesprochen zusammen und sagte Sagen Sie bitte Ataman Glaskow wie sehr ich mich schame Ich bitte die Kosaken mir zu verzeihen 5 1928 Bearbeiten Bereits nach der Veroffentlichung des ersten Teils des Stillen Don 1928 gab es Geruchte dass es sich bei dem Werk um ein Plagiat handle Es war zum Beispiel fraglich woher Scholochow der doch angeblich seit 1918 als 13 jahriger im Burgerkrieg auf den Seiten der Roten gekampft habe so genaue Kenntnisse der Strukturen der Weissen habe Hatte er gelogen Oder das Manuskript eines anderen Autors verwendet Kritiker des Romans waren auch Angehorige der Roten Armee die der Darstellung der brutalen Unterdruckung der Kosaken durch die Rote Armee entgegenzutreten versuchten Auch Stalin fragte nach den Unstimmigkeiten Daraufhin wurde die Herausgabe des geplanten dritten Bandes gestoppt Mitglieder des revolutionaren Schriftstellerverbandes RAPP erklarten im Marz 1929 in einem offentlichen Brief sie konnten bezeugen dass Scholochow in den letzten Jahren an dem Manuskript gearbeitet habe 6 Danach nannte die Parteizeitung Prawda die Geruchte bosartige Verleumdungen verbreitet durch Feinde der Diktatur des Proletariats 7 Danach konnten die weiteren Teile wie geplant erscheinen Roy Medvedev 1966 Bearbeiten 1966 erklarte der in London lebende russische Exilautor Roy Medvedev das Werk sei von zwei Autoren verfasst worden und Scholochow sei nur fur funfzehn bis zwanzig Prozent des Textes verantwortlich 8 Er verwies darauf dass dieser als 23 Jahriger zu jung war als dass er ein so reifes Werk hatte verfassen konnen Irina Medwedjewa Tomaschewskaja 1974 Bearbeiten 1974 verwies Irina N Medwedjewa Tomaschewskaja in einem in Paris erschienen anonymen Aufsatz ebenfalls auf die Unstimmigkeiten bei der Entstehung des Romans 9 Das Vorwort stammte von Alexander Solschenizyn Als tatsachlichen Autor vermutete sie Fjodor Krjukow 1870 1920 der als Offizier auf der Seite der Weissgardisten im Burgerkrieg gekampft hatte und von dem ein Prosabandchen von 1909 existiert das in sprachlicher Form Dichte und Derbheit des Ausdrucks einige Ahnlichkeiten zu dem Stillen Don aufweise Nach dessen Tod sei offenbar ein hinterlassenes Manuskript mit einer Urfassung des Stillen Don zum Schriftstellerverband der Sowjetunion gelangt der es an Scholochow als politisch opportunem Autor zur weiteren Bearbeitung weitergegeben habe Als Michail Scholochow 1975 mit den Vorwurfen der falschen Autorschaft konfrontiert wurde erlitt er einen Zusammenbruch 10 Alexander Solschenizyn wurdigte den vermeintlichen Autor Fjodor Krjukow spater in einem Werk mit einer Erwahnung als literarische Figur Sowjetische Gegendarstellungen 1975 1999 Bearbeiten In der UdSSR gab es gegen diese Vorwurfe erhebliche ideologische Widerstande Der bekannte sowjetische Schriftsteller Konstantin Simonow erklarte 1975 in einem Spiegel Interview dass Solschenizyns Hass auf alles Sowjetische diesen dazu bewegt habe zu behaupten dass so ein ehrliches Buch uber den Burgerkrieg wie Der stille Don nicht von einem sowjetischen Schriftsteller und zudem noch Zugereisten wie Scholochow geschrieben werden konnte sondern eben nur von einem Weissgardisten und geburtigen Kosaken wie Krjukow oder einem anderen 11 Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Vorwurfen fand nicht statt 1982 erschien eine computergestutzte Textanalyse von German Jermolajew die zum Ergebnis kam dass Scholochow als der einzige Autor des Stillen Don anzusehen sei 12 Ein Gruppe norwegischer Wissenschaftler um den Slawisten Geir Kjetsaa schloss 1984 nach statistischen Vergleichen aus dass der stille Don von Krjukow stamme eine Autorschaft von Scholochow sei dagegen moglich 13 1990 wurden endlich Teile des verloren geglaubten Manuskripts des Stillen Dons gefunden und 1999 fur die Russische Akademie der Wissenschaften erworben 14 Die altesten zehn Blatter waren auf den Oktober 1925 datiert 606 Seiten waren von Scholochow selber geschrieben die restlichen spateren 276 Seiten von zwei ihm nahestendenen Personen 15 Daraufhin erklarte der Vorsitzende des Instituts fur Weltliteratur an der Russischen Akademie der Wissenschaften Felix Kusnezow das Scholochow Problem fur erledigt da die Autorschaft nun zweifelsfrei nachgewiesen sei Zeev Bar Sella 1996 2015 Bearbeiten Der in Israel lebende russische Literaturwissenschaftler Zeev Bar Sella vorher Wladimir Nasarow untersuchte seit 1982 die Entstehung des Romans Der stille Don 16 17 18 19 Er kam zu dem Ergebnis dass Scholochow nicht der Verfasser des Stillen Dons seien konne Es gebe zu viele Unstimmigkeiten in dem Text Der tatsachliche Autor musse den Ersten Weltkrieg und den Burgerkrieg als erwachsener Mann selber miterlebt haben ausserdem musse er eine genaue Kenntnis der Kultur der Kosaken in der Donregion gehabt haben 20 In dem Roman gibt es zahlreiche Verweise auf die klassische und zeitgenossische russische Literatur besonders haufig seien Bezuge zu Turgenjew und Bunin zu finden Zeev Bar Sella fand viele Hinweise auf eine vorrevolutionare Orthographie und Ausdrucksweise des ursprunglichen Manuskripts des anderen Autors 21 Viele Begriffe und Umstande habe Scholochow beim Abschreiben und Ubertragen in die neue Orthographie nicht verstanden Zum Beispiel seien ihm historische Ereignisse in entfernteren Gegenden wie Bulgarien Galizien oder Ostpreussen unverstandlich gewesen so habe er dort eine Stadt Stolypin eigentlich der Name eines russischen Ministerprasidenten gelesen wo im ursprunglichen Text wahrscheinlich Stalluponen Stalupenen stand Auch seien einige Episoden an verschiedenen Stellen im Roman zweimal verwendet wurden einmal in knapper nuchterner Form und einmal in literarisch ausgestalteterer Weise Das bedeute dass zwei Manuskripte verwendet worden seien ein fruher Entwurf und eine ausformuliertere Fassung und dass aus beiden in vermischter Weise Textstucke zu dem Roman zusammengefugt worden seien Zeev Bar Sella vermutete den aus der Donregion stammenden Dichter Weniamin Krasnuschkin 1891 nach 1920 als eigentlichen Autor der ersten beiden Teile des Romans Dieser habe sich in seinem sechsbandigen Gesamtwerk unter dem Pseudonym Viktor Sewski als Erneuerer der physiologischen Skizze einen Namen gemacht Auch habe er einen Essay uber Turgenjew und Bunin geschrieben 22 Krasnuschkin habe im Burgerkrieg auf Seiten der Weissen gekampft und sei dann angeblich von den Roten erschossen worden Tatsachlich sei er aber in Gefangenschaft nach Moskau und an andere Orte gebracht worden die genauen Hintergrunde sind bisher unbekannt 23 Dessen Manuskript sei dann moglicherweise an den Geheimdienst GPU gelangt der es uber einen Mentor an Scholochow weitergegeben habe Konkrete Hinweise auf ein solches Manuskript gibt es aber nicht Zeev Bar Sella vermutete als Autor fur den vierten schwacheren Teil Weniamin Kawerin Auch andere Werke Scholochows seien eigentlich von anderen Schriftstellern wie Boris Pilnjak und Andrej Platonow verfasst worden 24 Zeev Bar Sella stellte fest dass die gefundenen Manuskripte Scholochows zum Stillen Don von 1990 wahrscheinlich erst nach der ersten Veroffentlichung 1928 geschrieben wurden moglicherweise als Belege seiner Autorschaft nach den Plagiatsvorwurfen Dieser geschriebene Text habe mehr Ahnlichkeit mit der zweiten Druckfassung als mit der ersten die noch einige kleine Schreibfehler enthielt die auf dem Manuskript nicht mehr vorhanden sind 25 Weitere Texte gegen eine alleinige Autorschaft Scholochows seit 2004 Bearbeiten 2004 hiess es im DeutschlandRadio Detaillierten Nachforschungen musste sich Scholochow nicht stellen Er war geschutzt durch seinen Status als Funktionar und hochoffizieller Musterschriftsteller des sozialistischen Realismus 26 Anlasslich seines 100 Geburtstages 2005 veroffentlichten verschiedene Publizisten ihre Sicht auf die Problematik Der russische Historiker Anatoli Fomenko erklarte nach statistischen Analysen der Text sei von zwei verschiedenen Autoren verfasst worden der erste Teil bis zum Beginn des sechsten Teilabschnittes von einem der Rest von einem anderen Dies hatte auch schon Roy Medvedev 1966 behauptet 27 Der russisch israelische Literaturwissenschaftler Zeev Bar Sella veroffentlichte in diesem Jahr eine Studie mit seinen umfangreichen Erkenntnissen Der deutsche Slawist Karlheinz Kasper berichtete daraufhin aus Moskau das Gerucht schallt mit neuer Lautstarke durch den hauptstadtischen Blatterwald Der Stille Don sei ein Plagiat 28 Der Schriftsteller und Ubersetzer Felix Philipp Ingold schrieb 2006 mittlerweile herrsche so gut wie Gewissheit dass es sich um ein zusammengestohlenes Kompilat handele Offenkundig sei Scholochow seiner offentlichen Glorifizierung als proletarischer Tolstoi zum Trotz ein nur schwach belesener literarisch vollig unbedarfter Autor gewesen der fruh vom sowjetischen Geheimdienst GPU angeworben und auf die Rolle eines Grossschriftstellers und Parteiliteraten vorbereitet worden sei Der Name Scholochow stehe mithin nicht fur einen realen Autor sondern fur ein Machwerk anonymer Ghostwriter 29 Die deutsche Publizistin Kerstin Holm stellte 2015 die umfangreichen Thesen von Zeev Bar Sella erstmals ausfuhrlicher in deutscher Sprache vor 30 Sie stimmte ihnen zum grossen Teil zu Weitere Texte fur eine alleinige Autorschaft Scholochows seit 2005 Bearbeiten Der Direktor des Instituts fur Weltliteratur an der Russischen Akademie der Wissenschaften Felix F Kusnezow veroffentlichte 2005 eine umfangreiche Abhandlung in der er detailliert nachzuweisen versuchte dass Michail Scholochow der alleinige Autor des Stillen Dons sei Dabei setzte er sich auch mit einigen Argumenten der Kritiker auseinander 31 Danach gab es weitere Publikationen in Russland die diese Auffassung unterstutzten Deren Hintergrunde waren vor allem ideologische sie wollten den Mythos des sozialistischen Starschriftstellers und Nobelpreistragers erhalten Der ehemalige DDR Slawistikprofessor Willi Beitz erlauterte die Hauptargumente Kusnezows fur Scholochow Dieser habe in seiner Jugend sehr genau die Ereignisse in der Donregion mitbekommen selbst in seinem engsten Umfeld habe es brutale Auseinandersetzungen gegeben Sein Vater als wohlhabender Mittelstandler habe eine umfangreiche Bibliothek gehabt die der Junge auch habe nutzen konnen Scholochow sei in seiner Jugend bei den Weissen gewesen habe dies aber aus Angst vor Repressionen nicht erzahlen konnen Auch seine Kenntnis der offiziell nicht erwunschten Literatur habe er aus diesem Grund nicht erklart Er sei ein begabter Schriftsteller gewesen was Zeitzeugen belegen konnten Die Legende vom angeblichen Plagiat Scholochows sei von Alexander Solschenizyn initiiert worden als Rache fur die harte Haltung Scholochows in den 1960er Jahren gegen regimekritische sowjetische Schriftsteller 32 33 Diese Angaben sind teilweise Vermutungen ohne dokumentarische Belege Bibliothek Aufenthalt bei den Weissen usw Fazit Bearbeiten In der Gegenwart sind die Positionen verhartet Jede Seite beharrt auf ihren Ansichten die einen mehr mit Sachargumenten die anderen mehr mit Polemiken Nach biographischen und stilistischen Anhaltspunkten ist eine alleinige Autorschaft des damals 22 jahrigen Michail Scholochows an dem Roman Der stille Don eigentlich nicht moglich Der tatsachliche Entstehungsverlauf konnte aber auch nicht sicher rekonstruiert werden da keine ausreichenden historischen Dokumente vorhanden sind Die detailreichsten Erkenntnisse dazu veroffentlichte der Literaturwissenschaftler Zeev Bar Sella Auszeichnungen BearbeitenStalinpreis 1941 34 Nobelpreis fur Literatur 1965Ausgaben BearbeitenDeutsche UbersetzungenDer Stille Don Verlag Volk und Welt Berlin 1947 Band 1 Die Zarenzeit Ubersetzt von Olga Halpern 425 Seiten Band 2 Krieg und Revolution Ubersetzt von Olga Halpern 456 Seiten Der stille Don dtv Munchen 1985 Band 1 1 und 2 Buch ubersetzt von Olga Halpern 661 Seiten ISBN 3 423 01313 3 Band 2 3 und 4 Buch ubersetzt von E Margolis und R Czora 850 Seiten ISBN 3 423 01314 1 Der stille Don dtv Munchen 2000 ISBN 978 3 423 12728 8 Bearbeitungen BearbeitenVerfilmungen Bearbeiten Es gab bisher vier russischsprachige Verfilmungen Der stille Don 1930 sowjetischer Film von Olga Preobraschenskaja und Iwan Konstantinowitsch Prawow Regie mit Andrei Abrikosow Grigori und Emma Cesarskaja Aksinja Der stille Don 1957 dreiteilige Verfilmung von Sergei Gerassimow In den Hauptrollen Pjotr Glebow Grigori Elina Bystrizkaja Aksinja und Sinaida Kirienko Natalja Der stille Don 1992 eine siebenteilige Fernsehproduktion RUS GB I vonSergei Bondartschuk Regie mit Rupert Everett Grigori Delphine Forest Aksinja und Jelena Bondartschuk Natalja in den Hauptrollen Der Endfassung des Filmes wurde von Fjodor Sergejewitsch Bondartschuk dem Sohn des Regisseurs 2006 fertiggestellt Der stille Don 2015 eine 14 teilige Fernsehproduktion von Sergej Ursuljak Regie mit Jewgeni Tkatschuk Grigori Polina Tschernischowa Aksinja und Darja Ursuljak Natalja in den Hauptrollen Lieder Bearbeiten Dem US amerikanischen Sanger Pete Seeger dienten die in Der stille Don zitierten Verse des Donkosaken Lieds Koloda Duda als Inspiration fur den Text seines Liedes Where Have All the Flowers Gone Weblinks BearbeitenLiteratur zur Autorschaft von Scholochow lit info russisch deutsch Einzelnachweise Bearbeiten Kindlers Literatur Lexikon s v Tichij Don Taschenbuchausgabe dtv Munchen 1986 Band 11 S 9364 Kerstin Holm Nobelpreis fur ein Plagiat Die Ruhmsucht der Sowjetunion In Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Juli 2015 Text nach den Thesen von Zeev Bar Sella von 2005 2015 Kerstin Holm Nobelpreis fur ein Plagiat Die Ruhmsucht der Sowjetunion in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 31 Juli 2015 2 Teil nach Interview mit Zeev Bar Sella lenta ru 2015 russisch Zeev Bar Sella Zapiski pokojnika Zhurnal Belgradskogo universiteta Russkaya pochta 2008 No 1 Text Zitiert nach Ota Filip Sein Szepter reichte vom Don bis zum East River In Die Weltwoche November 1986 Zeev Bar Sella Zapiski pokojnika Zhurnal Belgradskogo universiteta Russkaya pochta 2008 No 1 Kapitel russisch mit Auszugen aus diesem Brief und weiteren Dokumenten und Angaben aus dieser Zeit Prawda vom 29 Marz 1929 S 4 Roy Medwedew Problems in the Literary Biography of Mikhail Sholokhov Cambridge 1966 Sylvia List Am roten Don Ein Nobelpreistrager als Plagiator Ein von Solschenizyn herausgegebenes Buch behauptet Der Stille Donsei gar nicht von Michail Scholochow In Die Zeit Nr 40 1974 Interview mit Zeev Bar Sella lenta ru 2015 russisch Ein solches Buch wird nicht geklaut Spiegel Interview mit Konstantin Simonow In Der Spiegel Nr 49 1974 online Herman Ermolaev Mikhail Sholokhov and His Art Princeton University Press 1982 Geir Kjetsaa et al The Authorship of The Quiet Don Slavica Norvegia 1 Solum Oslo 1984 Zeev Bar Sella Zapiski pokojnika Zhurnal Belgradskogo universiteta Russkaya pochta 2008 No 1 Text Ulrich M Schmid Lautes Getose um den Stillen Don In Neue Zurcher Zeitung 23 April 2005 nzz ch Zeev Bar Sella Proekt pisatel Moskva 2005 umfangreichste Darstellung vorher Tihij Don protiv Sholohova V sbornike Zagadki i tajny Tihogo Dona Samara P S press 1996 C 122 194 Zeev Bar Sella Der stille Don gegen Scholochow In Puzzlestucke und Geheimnisse des stillen Dons Samara 1996 S 122 194 die erste kurze Veroffentlichung Zeev Bar Sella Zapiski pokojnika Zhurnal Belgradskogo universiteta Russkaya pochta 2008 No 1 Text Interview mit Zeev Bar Sella lenta ru 2015 russisch letzte ausfuhrlichere Ausserungen von ihm zu diesem Thema Kerstin Holm Nobelpreis fur ein Plagiat Die Ruhmsucht der Sowjetunion In Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Juli 2015 ISSN 0174 4909 faz net abgerufen am 31 Juli 2015 einzige ausfuhrlichere Darstellung der Thesen von Zeev Bar Sella in deutscher Sprache Kerstin Holm Nobelpreis fur ein Plagiat Die Ruhmsucht der Sowjetunion In Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Juli 2015 ISSN 0174 4909 faz net abgerufen am 31 Juli 2015 mit detaillierten Angaben Zeev Bar Sella Zhizn marodera 2012 Text Kapitel Pol loshadi bei Anmerkung 12 mit Beispiel Stalluponen V Krasnushkin Vnuk Turgeneva Der Enkel Turgenjews 1916 uber Iwan Bunin Interview mit Zeev Bar Sella lenta ru 2015 russisch mit kurzen Angaben Kerstin Holm Nobelpreis fur ein Plagiat Die Ruhmsucht der Sowjetunion In Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Juli 2015 Text letzter Abschnitt S 3 nach Interview mit Zeev Bar Sella lenta ru 2015 russisch Interview mit Zeev Bar Sella lenta ru 2015 russisch Gregor Ziolkowski Der russische Schriftsteller Michail Scholochows gestorben Vor 20 Jahren Memento vom 9 November 2007 im Internet Archive In DeutschlandRadio 21 Februar 2004 Anatoly Timofeevich V P und T G Fomenko History Fiction or Science 2005 S 425 444 Kapitel The authorial invariant in Russian literary texts Its application Who was the real author of the Quiet Don Karlheinz Kasper Streit um das Epos vom Don in Neues Deutschland vom 24 Mai 2005 Text die russischen Zeitzngen berichteten in dieser Zeit vor allem uber die neuen Veroffentlichungen von Fomenko und Zeev Bar Sella Geklonter Nobelpreistrager Ein epochaler Betrug neue Debatten um Michail Scholochow In Neue Zurcher Zeitung 23 August 2006 nzz ch Kerstin Holm Nobelpreis fur ein Plagiat Die Ruhmsucht der Sowjetunion In Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Juli 2015 Text Feliks Kusnezow Tichij Don Sud ba i pravda velikogo romana Moskau 2005 in kyrillischer Schrift Willi Beitz Michail Scholochow eine terra incognita In Utopie kreativ H 188 Juni 2006 S 542 552 PDF Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive Alexander Solschenizyn Der Kampf eines Mannes Dokumentation Frankreich 2005 Synchronfassung Erstausstrahlung am 6 August 2008 60 Min Regie Pierre Andre Boutang Annie Chevallay Kindlers Literatur Lexikon s v Tichij Don Taschenbuchausgabe dtv Munchen 1986 Band 11 S 9364 Normdaten Werk GND 4244284 9 lobid OGND AKS LCCN no2008091815 VIAF 176076974 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der stille Don amp oldid 238356674