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Der schwedische Reiter ist ein Roman von Leo Perutz der 1936 veroffentlicht wurde Er handelt von einer Verwechslungsgeschichte angesiedelt im Schlesien zu Beginn des 18 Jahrhunderts Der Vorbericht des Buches erwahnt auf wenigen Seiten das Leben einer Maria Christine von Blohme die einen Vater hatte den sie nur den schwedischen Reiter nennt Er fiel als sie noch ein Kind war offiziell als hochdekorierter Soldat im Heer des Schwedenkonigs Karl XII 1709 in der Schlacht bei Poltawa Tatsachlich aber hatte er sie aus fur sie unbekannten Grunden in den letzten Monaten seines Lebens immer nachts heimlich besucht Warum das so war und wie die Dinge zusammenhingen blieben ihr aber auf immer verborgen Der Vorbericht endet mit den Worten Die Geschichte des schwedischen Reiters soll nun erzahlt werden Es ist die Geschichte zweier Manner In den folgenden vier Kapiteln Der Dieb Der Gottesrauber Der schwedische Reiter Der Namenlose wird das Leben dieser beiden Manner dargestellt das eine sehr ausfuhrlich das andere knapp umrissen Leo Perutz Roman spielt in der Zeit des ausgehenden Barock Die Welt zeigt noch die Narben des Dreissigjahrigen Krieges die Sitten sind rau Die Sprache passt sich dieser Zeit an ist gespickt von saloppen Wendungen alten Worten und franzosischen Einsprengseln Sie eroffnen ein Panorama auf dessen Hintergrund sich die Figuren entwickeln Neben den realen Personen behalten Zauberspruche ihre Gultigkeit ein toter Muller tritt auf als Mittler zwischen Himmel und Holle und in der Mitte des Buches hat der Protagonist die Vision eines himmlischen Gerichts Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Erster Teil Der Dieb 1 2 Zweiter Teil Der Gottesrauber 1 3 Dritter Teil Der Schwedische Reiter 1 4 Vierter Teil Der Namenlose 2 Ausgaben 3 Sekundarliteratur 4 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenErster Teil Der Dieb Bearbeiten Im Winter des Jahres 1701 begegnen sich ein Dieb und ein schwedischer Aristokrat als sie per Zufall in derselben Scheune ubernachten Sie schliessen Freundschaft und wollen ihren Weg durchs Land gemeinsam fortsetzen Der Dieb dessen Name der Leser nie erfahrt stammt aus Pommern und war bei einem schwedischen Gutsherrn als Knecht angestellt ehe er zum Gesetzlosen geworden ist Im Land herrscht nach dem Dreissigjahrigen Krieg noch immer Not und Elend Gesetzlose werden von Dragonern gnadenlos zur Strecke gebracht Der Dieb will in einem Bistum Zuflucht suchen und durch die Arbeit in den dortigen Schmelzofen und Steinbruchen vor der Lynchjustiz sicher zu sein Er hat dort bereits fruher gearbeitet und kennt daher das harte Tagewerk das man unter der Aufsicht eines Bischofs ausubt der wegen seiner Strenge und Herzlosigkeit im Land nur als des Teufels Ambassador bekannt ist Der Dieb furchtet jedoch um sein Leben das durch die durchs Land streifenden Dragoner bedroht ist und sieht in dieser Vorholle seine einzige Uberlebenschance da er dort mit Speis und Trank versorgt wurde Bei dem Schweden handelt es sich um Christian von Tornefeld Er ist aus der Armee desertiert da er nicht mehr fremden Herren dienen mochte Er entstammt einem alten Offiziersgeschlecht fuhlt sich im Herzen als Schwede sein Vater war Schwede und hat beim Sturm auf Saverne einen Arm verloren und mochte sich nun den Truppen des von ihm hochverehrten Schwedenkonigs Karl XII anschliessen da er darin seine Berufung sieht wir schwedischen Edelleut wir sind fur den Krieg geboren wir taugen nicht dazu einem Bauern Korn zu fahren und den Stall zu fegen Die Tornefelds sind allezeit Soldaten gewesen warum sollt ich hinter dem Ofen liegen Mein Grossvater der Obrist hat bei Lutzen das blaue Regiment kommandiert ist neben seinem Konig gestanden dem Gustav Adolf und hat ihn mit seinem Leib gedeckt als er vom Pferd fiel Und mein Vater ist in elf Schlachten und Gefechten gestanden 1 Trotz seiner arroganten Reden ist Christian im Gegensatz zum Dieb jedoch feige und ertragt die Strapazen der Flucht nur schwer Als er schon den Mut verliert und im Schnee liegenbleiben will ist es der Dieb der ihn zum Weitergehen zwingt obwohl Christian mit seinem Verhalten nicht nur sein eigenes sondern auch das Leben des Diebs gefahrdet Die beiden gelangen zu einer Muhle von der es heisst dass sie alle paar Jahre von dem Geist ihres Mullers aufgesucht wird Dieser soll sich vor zehn Jahren erhangt haben weil der Vogt des Bischofs seinen gesamten Besitz gepfandet hat Jedes Jahr wenn er aus seinem Grab aufsteht setze er die Muhle in Gang um seine Schuld beim Bischof zu begleichen Der Dieb merkt dass das Muhlrad lauft und Rauch aus dem Schornstein steigt Er glaubt jedoch nicht an die ihm bekannte Spukgeschichte sondern vermutet dass die Muhle einen neuen Besitzer hat Tatsachlich finden die beiden Manner im Inneren einen gedeckten Tisch vor Ausgehungert machen die beiden sich uber das Essen und Trinken her Christian fasst so gestarkt neuen Mut und schwingt grossspurige Reden uber die schillernde Zukunft die ihm seiner Ansicht nach aufgrund des Besitzes eines Arcanum in der schwedischen Armee Karls XII bevorsteht Der Dieb beginnt den jungen Mann wegen seiner Zukunftsperspektive zu beneiden verachtet ihn aber insgeheim fur die Schwache die er noch draussen in der kalten Winternacht gezeigt hat Er beginnt das Verlangen zu verspuren das geheimnisvolle Arcanum einmal zu Gesicht bekommen Doch seine Sticheleien die auf die Schweden und Karl XII abzielen bringen Christian nur dazu den Dieb mit einem Bierkrug anzugreifen Der Dieb zuckt das Brotmesser und droht Christian zu erstechen sollte dieser ihm nicht das Arcanum zeigen In dieser brenzligen Situation bemerken die beiden Manner plotzlich die Anwesenheit einer dritten Person in der Muhle Ein Mann mit lederner gelber und runzliger Haut schiefem Mund und Augen wie hohle Nussschalen 2 sitzt auf der Bank und beobachtet sie Er tragt ein rotes Wams und einen breiten Fuhrmannshut mit Federn sowie grobe Reitstiefel Obwohl Christian anders als der Dieb die Sage von dem Muller nicht kennt erschrickt auch er uber die unheimliche Erscheinung beginnt aber doch mit dem Alten zu sprechen Der Dieb ist sich unterdessen ganz sicher den Geist des toten Mullers vor sich zu haben und versucht ein paar Schutzspruche um sich vor dem Gespenst zu schutzen Da diese nicht wirken starrt der Dieb den Alten jedoch nur entsetzt an Der Muller spricht ihn darauf an und der Dieb konfrontiert ihn mit seinem Wissen und umschreibt die Holle von der der Muller seinem Erachten nach gekommen ist so dass der Alte glaubt er spreche von den Schmelz und Kalkofen des Bischofs Der Alte verneint seine Annahme und der Dieb erzahlt ihm von der Sage Der alte Mann bestatigt jener Muller zu sein berichtet aber dass er als er sich vor zehn Jahren hat erhangen wollen noch rechtzeitig von dem Vogt und den Knechten des bischoflichen Stiftsguts gefunden worden sei Man habe ihn vom Strick herunter geschnitten und er habe sich nach einem Aderlass durch einen Feldscher wieder ganz erholt Nun hat er sich als Fuhrmann beim Bischof verdingt und bereist fur diesen ganz Europa Der aberglaubische Dieb halt seine Worte jedoch fur eine Luge und hort nie auf zu glauben dass es sich bei dem Fuhrmann des Bischofs nicht um einen Mann aus Fleisch und Blut sondern den Geist des toten Mullers handelt Der Muller fragt den Dieb und Christian nach ihren Planen Er verspottet Christian fur seinen Wunsch in die schwedische Armee zu gehen und kritisiert das Kriegsleben aufs Scharfste Er halt es fur sinnlos im Krieg zu sterben Du Narr Du bist ein Kind des Todes wenn man dir nicht hilft Sechzehn Kugeln gehen auf ein Pfund Blei und eine davon ist schon fur dich gegossen Jetzt wollen alle Narren zum schwedischen Heer und wenn sie dort sind so werden sie wehe uber wehe schreien 3 Er sagt dem Dieb dass er ihn zu den Schmelzofen bringen wird wenn die beiden ihm das Essen bezahlen das sie verspeist haben Da die beiden nicht Mal einen Kreuzer besitzen schickt Christian von Tornefeld den Dieb zu dem nahe gelegenen Gut seines Vetters und Taufpaten Christian Heinrich Erasmus von Krechwitz um Geld zu holen mit dem sie den Fuhrmann entschadigen konnen Christian will seiner Verwandtschaft einerseits in seiner schlechten korperlichen Verfassung nicht unter die Augen treten anderseits traut er sich aber auch nicht alleine hinaus Der reiche Vetter soll dem Dieb der sich nach einigem Zogern zu diesem Freundschaftsdienst bereit erklart zudem Kleider fur Christian mitgeben so dass dieser problemlos uber die polnische Grenze und zur Armee des Schwedenkonigs gelangen kann Damit der Dieb beweisen kann von Christian geschickt worden zu sein gibt der Schwede ihm seinen silbernen Wappenring mit Als der Dieb auf das Gut von Christians Vetter gelangt bemerkt er zu seinem Arger dass die Acker und das Vieh auf Kleinroop in einem miserablen Zustand sind und wird zudem noch Zeuge der betrugerischen Machenschaften des dort angestellten Rentmeisters Seine Neugier ist erweckt und anstatt sich geradewegs bei den Gutsherren vorzustellen und sein Anliegen vorzubringen versucht er heimlich nach Art der Diebe mehr uber das Gut und seine Bewohner herauszufinden Er lauscht und erfahrt so dass die Herrschaft bereits Schmuck und anderer Wertgegenstande versetzt hat um ihre Schulden zu begleichen Als ein paar Dragoner die sich zur Verwunderung des Diebes auf dem Gut Maria Agnetas befinden auf ihn aufmerksam werden versteckt er sich aus Furcht als Gesetzloser erkannt zu werden im Schlafzimmer des Herrenhauses Er glaubt sich allein und erschreckt sehr als ihm klar wird dass im Bett ein Paar liegt Der Dieb glaubt dass es sich bei diesen um Christians Vetter und dessen Ehefrau handeln musse Die beiden bemerken ihn nicht und der Dieb zogert die beiden in ihrem Ehebett anzusprechen Daher uberlegt er verzweifelt hin und her wie er den beiden das Anliegen des Schweden am besten vorbringen und dabei auch noch auf die Missstande auf seinem Gut aufmerksam machen soll die ihm keine Ruhe lassen Dadurch wird er Zeuge des Gesprachs zwischen den Eheleuten Die Frau wirft dem Mann vor dass seine Liebe zu ihr bereits stark abgekuhlt ist und er sie nicht mehr wie fruher mit Geschenken uberhauft Dem Mann ist das relativ gleichgultig und die beiden necken einander Der Dieb der horcht muss uber eine Bemerkung der Frau kichern was diese hort Er wird entdeckt und muss zu seinem Schrecken feststellen dass es sich bei dem Mann nicht um den Herrn von Krechwitz handelt sondern ausgerechnet um den Dragonerhauptmann Hans Georg Lilgenau der auf dem Gut logiert die Herrschaft vermietet aufgrund ihrer Schulden Zimmer handelt der sich gerade zu einem Stelldichein mit Margret der Magd der Gutsherrschaft getroffen hat Dieser kleine und beharrte Mann ist weit und breit unter dem Spitznamen Malefizbaron bekannt da er es sich mit Erlaubnis des Kaisers Leopold I zur Aufgabe gemacht hatte die Rauberbanden die Schlesien und Bohmen in den politischen Wirren brandschatzten zu vernichten 4 Der Dieb erschreckt zu Tode da er schon viel von der Grausamkeit und Gnadenlosigkeit des Malefizbarons gehort hat der die von ihm Erfassten ublicherweise mit einem Brandzeichen einem L fur Lilgenau versieht so dass sie die Welt ein Leben lang als Verbrecher erkennt Unaufhorlich durchstreifte er der Malefizbaron mit seinen Dragonern das Land und alle die von fremdem Gut lebten die Landstreicher und die Spitzbuben die Wegelagerer und die Marktdiebe die grossen und die kleinen Ubeltater sie alle furchteten ihn wie den Satan selbst Den Henker den er mit sich fuhrte hatte niemals Stricke genug und sein Erbarmen hiess das Brandzeichen auf die Stirn und hernach lebenslangliche Knechtschaft auf den Galeeren 5 Nun erfahrt der Leser auch dass sich der Dieb wegen des Malefizbarons und seinen Mannern in die Arbeitsholle des Bischofs fluchten wollte Der Malefizbaron ruft seine Dragoner dabei Der Dieb sagt er wolle mit der Herrschaft des Guts sprechen Da die Magd ihn jedoch nicht kennt fragt der Malefizbaron einen seiner Dragoner namens Lienhard der sich in den letzten Tagen der Rauberbande des schwarzen Ibitz angeschlossen hat um diese auszuspionieren ob der Dieb dieser Gruppierung angehort Als der Dragoner verneint gibt der Dieb sich endlich als Gesandter des Patenkindes der Gutsherrschaft zu erkennen des Schwedens Christian von Tornefeld zu erkennen Daraufhin lacht der Malefizbaron ihn aus und lasst den Dieb festnehmen Bevor er abgefuhrt wird wird der Dieb noch vollends durch die Worte unsere Herrschaft hat nirgends in der Welt ein Patenkind 6 durch die Magd verwirrt Er stellt Uberlegungen uber den Menschen an der nirgendwo auf der Welt ein Patenkind haben konnte und fragt sich ob dieser vielleicht kein Christ ein Turke oder ahnliches sein konnte Das Ratsel lost sich jedoch als der Malefizbaron ihn zu der Herrschaft bringt Bei dieser handelt es sich namlich nicht um Christian von Tornefelds Vetter da dieser bereits vor langer Zeit gestorben ist sondern um dessen Tochter Die siebzehnjahrige Maria Agneta Christians schone Cousine Nun wird dem Dieb klar warum auf dem Gut alles drunter und druber geht Seiner Ansicht nach nutzen alle Maria Agneta aus wie ein kleines armes Lammchen von dem jedermann gern Wolle nimmt 7 Maria Agneta befindet sich gerade mit ihrem Paten Freiherr von Saltza im Gesprach als der Malefizbaron den Dieb hereinbringt Der Dieb erfahrt dass Maria Agneta bei ihrem Paten verschuldet ist Dieser glaubt sie aufgrund ihrer prekaren Lage zur Heirat zwingen zu konnen Maria Agneta weist ihren Paten jedoch darauf hin dass sie ihrem Cousin Christian von Tornefeld die Treue geschworen hat und daher keinen anderen heiraten wird als ihn Der Malefizbaron teilt Maria Agneta mit dass er abreist da er und seine Manner die Rauberbande des schwarzen Ibitz die in Pommern und Polen viele Fuhrleute uberfallen haben inzwischen umzingelt hatten Als Maria Agneta noch einmal um ihr Pferd und ihren Windhund bittet die der Pate ihr wegen der Schulden wegnimmt ergreift auch der Malefizbaron Partei fur die junge Frau mit der er Mitleid hat Der Pate lasst sich jedoch nicht erweichen und weist das Madchen noch einmal auf seine Bedingung fur den Schulderlass hin Nachdem er gegangen ist lasst der Malefizbaron seinem Arger uber ihn freien Lauf Als die Sprache auf ihren Verlobten kommt und sie dem Dragonerhauptmann erzahlt es handle sich dabei um das Patenkind ihres Vaters kommt ihm der Verdacht dass der Dieb doch die Wahrheit gesprochen haben konnte und stellt diesen zur Rede Der Dieb beschliesst nicht noch einmal zu erklaren dass er vom Patenkind des Herrn von Krechwitz geschickt wurde obwohl er durch die Offenbarung dieser Information sein Leben retten und das Missverstandnis nun leicht aufklaren konnte Er will nun geheim halten dass Christian sich unweit vom Gut in der Muhle befindet da er glaubt Maria Agneta wurde dann alles was ihr noch geblieben ist fur den Schweden aufgeben Zudem ist der Dieb der Ansicht dass sie Christian der immer nur von der schwedischen Armee gesprochen hat vollig gleichgultig ist da er nicht einmal selbst zum Gut gehen wollte Ein weiterer der wichtigste Grund fur das Schweigen des Diebes ist der Umstand dass er sich sofort in die schone junge Frau verliebt und sie deshalb auf keinen Fall dem feigen und wehleidigen Schweden uberlassen mochte Weil Maria Agneta sich fur das Leben des Diebes einsetzt sie glaubt ja er konne Informationen uber Christian haben und ihn fur sein schlimmes Los bemitleidet verzichtet der Malefizbaron darauf den Dieb zu hangen Dennoch lasst er ihn in der Annahme er musste doch einer von den Handlangern des schwarzen Ibitz sein von seinen Handlangern verprugeln ehe er fortgejagt wird Der Dieb macht sich auf den Weg zuruck zur Muhle mit dem brennenden Wunsch eines Tages Maria Agneta und das Gut sein Eigen nennen zu konnen Dort angekommen berichtet er Christian von Tornefeld dass sein Pate tot sei Weiterhin behauptet er Maria Agneta habe sich kaum an ihn erinnert und es abgelehnt ihm zu helfen denn sie sei verarmt und besitze selbst nichts Ausserdem jagt er Christian Angst ein indem er ihm sagt die auf dem Gut einquartierten Dragoner seien ihm wegen seiner Desertion bereits auf den Fersen In seiner Verzweiflung ubergibt Christian von Tornefeld dem Dieb sein Arcanum damit der Dieb diese an seiner statt dem Schwedenkonig ubergibt und fur ihn in die schwedische Armee eintritt Dabei handelt es sich um eine von seinem Urgrossvater geerbte Bibel des Schwedenkonigs Gustav Adolf die dieser bei der Schlacht von Lutzen angeblich unter seiner Rustung getragen hat Anschliessend lasst der Schwede sich von dem Muller zu den Schmelzofen des Bischofs bringen die der Dieb ihm als Refugium empfohlen hat Der Muller ahnt jedoch schon dass er den Dieb wiedersehen wird Der macht sich davon Hab mein Leben lang solche Sprunge nicht gesehen Ist er dir entlaufen Der Muller schuttelte den Kopf Der entlauft mir nicht sagte er mit einem lautlosen Lachen Den seh ich wieder Er sagt dass er wolle zum schwedischen Heer aber er kommt nicht hin Das Gold und die Liebe sitzen am Wegrand 8 Zweiter Teil Der Gottesrauber Bearbeiten Wahrend Christian von Tornefeld fur den Bischof schuftet der dabei ist sich in seiner frankischen Residenz einen neuen Lustgarten anzulegen macht der Dieb sich an eine Rauberbande heran deren Hauptmann das Fleckenfieber hat und im Sterben liegt Er warnt diese vor dem Hinterhalt der Dragoner und dem Malefizbaron Ein Feldscher drangt ihn zur Beichte und der Feuerbaum ein weiterer Rauber der Bande versucht seinem Hauptmann im Fieberwahn das Versteck seines Goldes zu entlocken In seiner Todesangst er halt den Dieb bei seinem Erscheinen fur eine Ausgeburt der Holle verspricht der schwarze Ibitz ihm seine Rauber So ubernimmt der Dieb nach dessen Tod die Rolle des Hauptmanns der Rauberbande Kurz darauf schlagt er die Dragonereinheit des Malefizbarons in die Flucht indem er sie mit einem Hornissennest bewirft Allerdings wird er durch einen Schuss an der Schulter verletzt Nachdem er sich davon erholt hat stellt er eine neue Bande zusammen Zu den Raubern des schwarzen Ibitz zahlten nach Informationen des Dragoners und des Raubers Wendehals Der Afrom der schiefe Michel das Eulenmannchen der gehangte Adam der Pfeiferbub der Brabanter der Zinnengiesser Hannes der getaufte Jonas der Klaproth der Veiland der Feuerbaum der rote Konradsbub tolle Matthes und die rote Lies die Geliebte des verstorbenen Rauberhauptmanns Der Dieb behalt vier der Rauber Den Veiland mit dem scharfen Gehor als Aufpasser den Feuerbaum der ein entlaufener Pfaffe ist und jedes Schloss offnen kann den Brabanter der sich sehr leicht als Edelmann verstellen und schauspielern kann und den Wendehals Auch die rote Lies darf bleiben weil der Dieb erfahrt dass sie den Segensspruch kennt der seiner Ansicht nach heilende Wirkung hat Ein Jahr lang raubt er mit seiner Bande Kirchen in Pommern Polen Brandenburg Schlesien in der Neumark und in den Lausitzer Bergen aus Im Fruhjahr 1702 hat er genugend Beute beisammen um sich ohne Probleme als Edelmann ausgeben zu konnen Obwohl seine Manner murren besteht er daher darauf dass jeder seinen Anteil nimmt und seines Weges zieht Auch von der roten Lies die inzwischen seine Geliebte geworden ist trennt er sich Auch ihr Flehen sie mitzunehmen kann ihn nicht erweichen Dritter Teil Der Schwedische Reiter Bearbeiten Als der Dieb in eine schwedische Offiziersuniform gekleidet nach Kleinroop kommt sieht er sogleich dass Maria Agneta noch unverheiratet ist denn die Lage auf dem Gut hat sich nicht verbessert im Gegenteil Inzwischen ist alles was es noch gab an den Freiherrn von Saltza verpfandet worden Der Dieb zeigt Maria Agneta den Wappenring gibt sich als Christian von Tornefeld zu erkennen und behauptet geradewegs vom Heer des Schwedenkonigs zu kommen Der schwedische Reiter wie man ihn von nun an wegen seiner Uniform nennt begleicht ihre Schulden entlasst den betrugerischen Rentmeister heiratet Maria Agneta und sorgt dafur dass das Gut floriert Nach sechs Jahren tauchen der Veiland und der Wendehals zwei seiner ehemaligen Rauber auf die ihre Anteile an dem damals aus den Kirchen geraubten Reichtum langst durchgebracht haben und wieder als Vagabunden unterwegs sind Sie wussten von dem Brabanter der sich mit seinem Beuteteil als angesehener Kaufmann in Ratibor etabliert hat und sogar im Stadtrat sitzt wo sie ihren alten Rauberhauptmann finden wurden Um sein Geheimnis zu bewahren beschliesst der schwedische Reiter die beiden umzubringen doch als er beobachtet wie sie mit seiner kleinen Tochter Maria Christine herumtollen wird ihm klar dass die beiden gute Kerle sind die ihm nichts Boses wollen und nimmt sie als Knechte bei sich auf Der schwedische Reiter sah es mit Staunen dass zwischen seinem Kind und den beiden zerlumpten Gesellen so rasch eine Freundschaft und Vertraulichkeit entstanden war Es wurde ihm Leicht ums Herz 9 Ein Jahr spater erscheint auch noch der Brabanter auf seinem Gut Er hat all sein Hab und Gut zu Geld gemacht und ist auf dem Weg ins Ausland denn der Malefizbaron sucht mit seinen Dragonern noch immer nach den Kirchenraubern und einer seiner Korporale ist inzwischen mit der roten Lies verheiratet deren Liebe fur den schwedischen Reiter sich in Hass verkehrt hat als dieser sie verliess Der Brabanter warnt den schwedischen Reiter und rat ihm seinem Beispiel folgend das Land zu verlassen Er ist sich sicher dass die Rote Lies ihn andernfalls fruher oder spater an den Malefizbaron verraten wird dass einer der Kirchenrauber sich nun als Edelmann in der Gegend aufhalt damit ihr Mann befordert wird Dann sei es nur noch eine Frage der Zeit bis der Malefizbaron in Kleinroop auftauchen und ihn enttarnen wurde Der schwedische Reiter bekommt Angst und sucht einen Weg seine Familie vor der Entehrung und Enteignung welche seine Verhaftung als Anfuhrer der Kirchenrauber nach sich ziehen wurde zu schutzen Daher erklart er seiner Frau am nachsten Morgen er halte es fur seine Pflicht mit dem Schwedenkonig gegen die Moskowiter zu kampfen Vergeblich versucht Maria Agneta ihn davon abzubringen In der Begleitung von Veiland und Wendehals macht er sich auf den Weg Vierter Teil Der Namenlose Bearbeiten Als sie in einer polnischen Schanke ubernachten beschliesst der schwedische Reiter wieder umzukehren Er hofft die Rote Lies davon uberzeugen zu konnen uber sein Geheimnis Stillschweigen zu bewahren indem er sie an ihre einstige Liebe fur ihn erinnert Wenn sie ihn nicht verrat braucht er den Malefizbaron nicht zu furchten und seine geliebte Familie nicht zu verlassen Ich muss es versuchen mir bleibt kein anderer Weg sagte er zu sich selbst Wenn es gelingt dann kehre ich auf meinen Hof zuruck und das Elend dieser Tage war ein wuster Traum Missrat s dann mag der Henker einen Namenlosen abtun 10 Die Dragoner haben ihr Lager in Schweidnitz Die Rote Lies und ihr Mann Jakob sind im Haus eines Schneiders einquartiert worden Wahrend der Korporal in der Wirtschaft ist schleicht der schwedische Reiter sich in das Haus und uberrascht die rote Lies Er merkt dass es keinen Sinn hat an ihr Mitleid zu appellieren und beschliesst sie zu toten Die rote Lies ahnt was er vorhat tut so als ahne sie nichts davon und macht sich daran das Essen fur ihren Mann vorzubereiten Dabei legt sie unbemerkt das Brenneisen des Malefizbarons mit dem grossen L in die Ofenglut Als sie ihren Mann auf der Treppe zu horen glaubt stosst sie mit dem Brandzeichen zu und trifft den schwedischen Reiter an der Stirn Obwohl er grosse Schmerzen leidet schafft er es seine Pistole auf die Rote Lies zu richten Diese ist nach ihrer Tat wie paralysiert Sie schreit ihrem Mann noch zu was passiert ist bevor der schwedische Reiter sie erschiesst Die rote Lies hatte im Sinn gehabt das Licht auszublasen wenn die Tat geschehen war und dann im Dunkeln die Ture zu gewinnen doch jetzt stand sie wie gelahmt so furchtbar war der Blick des schwedischen Reiters sie konnte sich nicht von der Stelle ruhren sie konnte nur schreien Sie horte ihres Jakobs Schritte vor der Ture sie musste ihn warnen Nimm dich in acht Der Gottesrauber kreischte sie und in ihrer Stimme war Grauen und Triumph und Todesangst und wilde Freude Komm nicht herein Ich hab ihm den Galgen das L sieht umgedreht wie ein Galgen ﬢ aus in die Stirne gebrannt Lauf was du kannst schrei Alarm Ich hab ihm den Galgen in die Stirne Der Schuss drohnte durch den Raum Die rote Lies verstummte und fiel vornuber 11 In der Muhle in der er einst von Christian von Tornefeld Abschied genommen hat sucht der schwedische Reiter Zuflucht und trifft dort erneut auf Christian von Tornefeld der auf seinen Auftrag hin vom toten Muller dem Fuhrmann des Bischofs aus den Schmelzofen dorthin gebracht worden ist Dort wurde Christian neun Jahre lang als Lasttier Steinbrecher Schurer Brenner Auftrager Kohlenmesser Schmelzer Giesser Ofenmeister ausgebeutet Der schwedische Reiter uberlasst Christian von Tornefeld sein Pferd den Degen und die Pistolen seinen Geldsack und die Knechte Als Namenloser begibt er sich an seiner Stelle in die Holle des Bischofs wahrend Christian von Tornefeld in Begleitung des Veilands und des Wendehalses zum schwedischen Konig reitet Nachts stiehlt der Namenlose sich fort lauft nach Kleinroop und klopft bei seiner inzwischen sechs Jahre alten Tochter Maria Christine ans Fenster Er unterhalt sich kurz mit ihr dann muss er wieder gehen um rechtzeitig vor dem Morgenappell wieder in der Holle des Bischofs zu sein Die harte Arbeit verrichtet er ohne Murren aber nachts besucht er regelmassig seine Tochter Inzwischen bringt Christian von Tornefeld es in der Armee des schwedischen Konigs rasch zum Rittmeister und Kommandeur Eines Tages halt der Namenlose es nicht mehr aus von seiner Familie getrennt zu sein Er beschliesst Maria Agneta alles zu beichten und auf ihre Vergebung zu setzen Doch auf dem Weg sturzt er in einen Abgrund Ein Wachter findet ihn und will schnell den Feldscher holen Es ist der einzige brennende Wunsch des Namenlosen dass jemand seiner Tochter von seinem Tod berichtet damit diese nicht denkt er komme nicht mehr weil er sie vergessen habe Plotzlich vernimmt der Namenlose jedoch eine ihm bekannte Stimme Es ist der Feuerbaum der sich wieder als Pfaffe dieses Mal beim Bischof verdingt hat Genau wie den schwarzen Ibitz versucht der Feuerbaum nun auch ihn dazu zu bringen ihm im Sterben zu verraten wo der einstige Hauptmann sein Gold vergraben hat Daher bleibt dem Namenlosen auch die letzte Beichte verwehrt Kurz vor seinem Tod erscheint ihm noch einmal ein Cherub mit Schwert der ihn bereits vor vielen Jahren einmal besucht und ihm die Angst vor dem Sterben genommen hat und bittet ihn seine Tochter von seinem Schicksal in Kenntnis zu setzen so dass diese fur seine Seele beten konne Am nachsten Tag uberbringt ein schwedischer Offizier Maria Agneta von Tornefeld die Nachricht vom Tod ihres Mannes in der Schlacht bei Poltawa die sich drei Wochen zuvor ereignet hat Maria Christine mag es nicht glauben war ihr Vater doch erst noch in der vorletzten Nacht noch an ihrem Fenster Sie weigert sich daher ein Vaterunser fur ihn zu sprechen Als sie jedoch auf der Strasse einen Karren mit einem Sarg erblickt der vom Stiftsgut des Bischofs her kommt spricht sie ein Gebet fur diesen Toten ohne zu ahnen dass es sich bei diesem um ihren Vater handelt Langsam zog der Karren der den Namenlosen zu Grabe fuhrte an den Fenstern des Hauses vorbei 12 Ausgaben BearbeitenErstausgabe Zsolnay Wien 1936 273 S Verlag Alemann Buenos Aires 1945 224 S Zsolnay Wien 1950 2 deutsche Auflage Zsolnay Wien Hamburg 1980 Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg 1988 Zsolnay Wien Darmstadt 1990 hrsg und mit einem Nachwort von Hans Harald Muller Droemersche Verlagsanstalt Th Knaur Nachf Munchen 1993 hrsg und mit einem Nachwort von Hans Harald Muller Zsolnay Wien 2002 ISBN 3 552 05213 5 Taschenbuch dtv Munchen 2004 ISBN 3 423 13160 8 Mit einem Nachwort hrsg von Hans Harald Muller Sekundarliteratur BearbeitenYvonne Hutter Die Verquickung von Handlungsmacht Determinismus und Freiheit in Leo Perutz Der schwedische Reiter In Journal of Austrian Studies 47 Nr 1 2014 S 79 101 doi 10 1353 oas 2014 0018 Peter Lauener Die Krise des Helden Die Ich Storung im Erzahlwerk von Leo Perutz Lang Frankfurt Main 2004 vor allem S 36 52 Dietrich Neuhaus Erinnerung und Schrecken die Einheit von Geschichte Phantastik und Mathematik im Werk Leo Perutz Lang Frankfurt Main 1984 vor allem S 21 92 Marina Rauchenbacher Wege der Narration Subjekt und Welt in Texten von Leo Perutz und Alexander Lernet Holenia Praesens Verlag Wien 2006 vor allem S 34 64 Simone Winko Emotionsvermittlung in Leo Perutz Schwedischem Reiter In Tom Kindt Jan Christoph Meister Hrsg Leo Perutz Romane von der Struktur zur Bedeutung Niemeyer Tubingen 2007 S 107 121 Einzelnachweise Bearbeiten Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 28f Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 30 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 34 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 57 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 57 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 61 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 62 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 87 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 186 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 209 Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 219f Perutz Leo Der schwedische Reiter Hamburg Wien 1980 S 243 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der schwedische Reiter amp oldid 239086717