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Der Wahrheit eine Gasse ist der Titel der Autobiografie des ehemaligen deutschen Reichskanzlers Franz von Papen Der Memoirenband erschien zuerst 1952 unter dem Titel Memoirs beim Verlag Andre Deutsch in Grossbritannien und etwas spater im selben Jahr in deutscher Ubersetzung unter dem genannten Titel beim Verlag List Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Editionsgeschichte 3 Titel 4 Rezeption 5 Rezensionen 6 Einzelnachweise 7 AusgabenInhalt BearbeitenIn seiner Autobiografie zeichnet Papen auf knapp 700 Seiten seinen Lebensweg als deutscher Offizier Diplomat und Politiker von seiner Geburt 1879 bis in die fruhen 1950er Jahre nach Breiten Raum widmet er dabei insbesondere den umstrittenen Abschnitten und Ereignissen seines Lebens insbesondere seine Rolle bei der Bildung der Regierung Hitler im Januar 1933 Steigbugelhalter Hitlers und seine Verantwortung fur die Politik der Nationalsozialisten bis hin zur Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und des Holocausts Weiterhin behandelt Papen ausfuhrlich seine Tatigkeit als Militarattache in den Vereinigten Staaten und als Offizier auf dem mesopotamischen Kriegsschauplatz wahrend des Ersten Weltkrieges seine Rolle als Abgeordneter der Zentrumspartei im Preussischen Landtag in den Jahren 1921 bis 1932 sowie als Mehrheitsaktionar der Zentrumszeitung Germania seine Zeit als Reichskanzler in der zweiten Jahreshalfte 1932 seine Tatigkeit im Dritten Reich als Vizekanzler von Hitler in den Jahren 1933 und 1934 und als Botschafter in Wien und Ankara in den Jahren 1934 bis 1944 sowie die Anklage Papens als Kriegsverbrecher vor dem Nurnberger Tribunal 1945 1946 sowie die sich hieran anschliessenden Spruchkammerverfahren Editionsgeschichte BearbeitenDas Buch wurde ursprunglich von Brian Connell in englischer Sprache niedergeschrieben Grundlage waren Unterlagen die Papen ihm zur Verfugung stellte Anschliessend fertigten Papen und sein Sohn eine Ubersetzung von Connells englischem Text ins Deutsche an Titel BearbeitenPapen bezog den Ausdruck Der Wahrheit eine Gasse irrtumlich auf Arnold Winkelried der dies in der Schlacht von Sempach 1386 ausgerufen haben soll Winkelried soll damals die Speere der ihm gegenuberstehenden Feinde ergriffen und so eine Bresche Gasse fur seine Mitkampfer in die feindliche Front aufgetan haben Durch seinen Opfertod hatten die Schweizer uber Osterreich den Sieg erringen konnen Diese Fehlzuschreibung des Ausdrucks war in der Vergangenheit weit verbreitet Mit dem Titel seiner Memoiren wollte von Papen dem Leser nahelegen dass der Verfasser mit den Worten Eschenburgs ein Winkelried der Wahrheit sein will Der Titel des Werkes ist somit keine Anspielung auf Theodor Korners Aufruf Der Freiheit eine Gasse der im 19 Jahrhundert zu einem geflugelten Wort der deutschen Nationalbewegung geworden war Rezeption BearbeitenPapens Autobiografie erfuhr in der deutschen wie auch in der internationalen Presse ein uberwiegend negatives Echo Gleiches gilt fur das Urteil der historischen Forschung Ausnahmen waren die Turkei und das franquistische Spanien wo Papen ehrenvoll empfangen wurde 1 Im Mittelpunkt der Kritik stand vor allem die apologetische Grundtendenz von Papens Schrift Haufig verwiesen wurde auf Papens Neigung Fakten die geeignet gewesen waren seine Person in ein negatives Licht zu rucken entweder stillschweigend wegzulassen oder durch luckenhafte dekontextualisierende oder schlicht unzutreffende Angaben zu beschonigen Johann Rudolf Nowak etwa urteilte in diesem Zusammenhang dass das Buch auf dem Prinzip der Auslassungen beruhe und streckenweise zur blossen Geschichtsfalschung herabsinke 2 Theodor Eschenburg legte eine der ersten Rezensionen von Papens Memoiren vor Kennzeichnend fur das Buch sei wie sehr bei ihm Eitelkeit und politische Begabung im umgekehrten Verhaltnis zueinander stehen Charakteristisch fur das politische Versagen Papens ist fur Eschenburg Papens kindlich primitive Vorstellung von Politik Er uberlegt weder die Konsequenzen seiner Plane und Massnahmen noch kalkuliert er die Reaktion des Gegners ein Ihm fehlt die Erfahrung des praktischen Politikers und daher auch die Phantasie erdachte Konstruktionen in ihren realen Wirkungsmoglichkeiten zu sehen Er denkt nicht in Kategorien eines dynamischen Kraftespiels sondern autoritar statisch 1 Eschenburg fand den geringen Erkenntnisgehalt des Buches enttauschend Der Inhalt erfullt den Anspruch dieses hochfliegenden Titels nicht Die Denkwurdigkeiten mit ihren Entstellungen und Auslassungen sind eine massige Verteidigungsschrift Aber dass Papen fur diesen Inhalt einen so anspruchsvollen Titel gewahlt hat kennzeichnet ihn 1 Ahnlich ausserten sich auch andere Rezensenten hinsichtlich Papens Neigung zur personlichen Wichtigtuerei und zu seiner Unfahigkeit sich selbstkritisch mit den eigenen Entscheidungen und Handlungen auseinanderzusetzen So monierte etwa Robert Wistrich in Wer war wer im Dritten Reich Papens Werk sei vor allem als ein Zeugnis grenzenloser Selbstuberschatzung und Selbstgefalligkeit bemerkenswert 3 Karl Dietrich Bracher charakterisierte Papens Autobiografie als das penetrante Rechtfertigungsbuch des so naiven wie eingebildeten Mannes 4 Dagegen gesteht Karl Heinz Roth Papen trotz einer strikten Ablehnung seiner Person und Politik zu dass er mit seinem Buch gewisse schriftstellerische Fahigkeiten bewiesen habe Papens Schreibweise war etwas barock und umstandlich jedoch durchaus koharent in sich logisch und haufig erstaunlich sprachmachtig Auch wenn er es liebte die Versatzstucke seiner ideologischen Erzahlungen metaphernreich zu variieren so war er doch durchaus in der Lage komplexe Konstellationen der Kultur Militar Wirtschafts und Aussenpolitik uberschaubar darzustellen und auf den Punkt zu bringen 5 Den wissenschaftlichen Quellenwert von Papens Memoiren veranschlagte Ulrike Horster Philipps als sehr gering Sie seien von dem Bemuhen getragen sehr plump die eigene Person in ein moglichst vorteilhaftes Licht zu rucken Sie enthalten wenig brauchbares Material geben haufig eine verzerrte Darstellung der Wirklichkeit und sind damit nahezu unbrauchbar 6 Die politische Publizistik verspottete Papens Buch als Gassenhauer der Wahrheit Rudolf Pechel im Spiegel oder Sackgasse der Wahrheit Stern bzw persiflierten den Titel zu Die Wahrheit in die Gosse 7 8 Rezensionen BearbeitenWichtige Rezensionen der Memoiren Papens liegen vor von Ludwig Bergstrasser Politische Literatur 1 Jg 1952 S 173 176 Max Braubach Historisches Jahrbuch 73 Jg 1954 S 161 165 Werner Conze Papens Memoiren in Historische Zeitschrift Bd 175 S 307 317 Karl Dietrich Erdmann Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 4 Jg 1953 S 41 43 Theodor Eschenburg Franz von Papen in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 1 Jg 1953 S 153 169 Erich Eyck Papen als Historiker in Deutsche Rundschau 78 Jg 1952 S 1221 1230 Otto Heinrich von der Gablentz Merkur 8 Jg 1953 Heft 9 S 874 880 Friedrich Glum Politische Literatur Bd 159 1952 S 176 180 Walther Hubatsch Deutsche Memoiren 1945 1955 2 Auflage Ulm 1956 S 15 Werner Jochmann Zu Papens Erinnerungen in Das historisch politische Buch 1 Jg 1953 S 2 4 Rudolf Pechel Die Wahrheit in der Sackgasse in Deutsche Rundschau 78 Jg 1952 S 1231 1234 Heinrich Sanden Die Memoiren des Herrn von Papen in S 31 34 Richard Sexau Papen in eigener Sache in Neues Abendland 7 Jg 1952 S 671 675 Fellow Traveller in Time Magazine vom 17 August 1953 Replik Papens in einem Leserbrief in der Ausgabe vom 21 September 1953 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Theodor ESCHENBURG Franz von Papen Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 13 Juni 2017 Nowak Schleicher S 1384 Robert S Wistrich Who s Who in Nazi Germany Routledge 2013 ISBN 978 1 136 41381 0 google de abgerufen am 13 Juni 2017 Karl Dietrich Bracher Das deutsche Dilemma Leidenswege der politischen Emanzipation 1971 S 119 Karl Heinz Roth Franz von Papen und der Deutsche Faschismus In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft ZfG Jg 51 2003 S 589 625 hier S 621 Horster Philipps Konservative Politik in der Endphase der Weimarer Republik 1982 S 7 z B Hans Georg Graf Lambsdorff Die Weimarer Republik Verlag Lang 1990 S 337 Rainer Orth Der Amtssitz der Opposition Politik und Staatsumbauplane im Buro des Stellvertreters des Reichskanzlers in den Jahren 1933 1934 Bohlau Verlag Koln Weimar 2016 ISBN 978 3 412 50555 4 google de abgerufen am 13 Juni 2017 Ausgaben BearbeitenDer Wahrheit eine Gasse List Munchen 1952 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Wahrheit eine Gasse amp oldid 233722970