www.wikidata.de-de.nina.az
Der Leierkasten war von 1959 bis 1977 in Anlehnung an das gleichnamige Musikinstrument ein Treffpunkt der Berliner Boheme im Ortsteil Kreuzberg Vom Berliner Malerpoeten Kurt Muhlenhaupt gegrundet und bis 1968 gefuhrt befand sie sich in der Zossener Strasse 1 Ecke Baruther Strasse Kunstlerkneipe LeierkastenMuhlenhaupts regelmassig Mitarbeitende waren Rosi Kendziora und sein Bruder Willi 1 Fur die Reinigung des Lokals war die Dicke Inge zustandig 2 3 Die Kneipe galt als deutschlandweit bekanntes Kunstler und Boheme Lokal Zu den Stammgasten gehorten Hellmut Kotschenreuther Artur Marchen Gerhard Kerfin und Kiez Originale wie Oskar Huth Auch Brigitte Horney besuchte das Lokal und kaufte Bilder von Muhlenhaupt Er war wichtigster Vorlaufer der spateren Kreuzberger Kneipenszene 4 Auch damals aktive Musikergruppen wie Insterburg amp Co traten im Leierkasten auf 5 Der Leierkasten verstand sich als Start und Endstation fur Maler wahlweise als Reservoir fur Gammler Saufer Kunstler aller Art wie der Grunder Kunstlerchef und Hauptbetreiber Kurt Muhlenhaupt in einem Plakatentwurf formulierte 6 Dem Trend folgten weitere sogenannte Sperrmullkneipen die nach dem Muster des Leierkastens aus Kunst und Trodel bestanden Seit 1963 gab Muhlenhaupt seine Biertrinkerblatter aus dem Leierkasten heraus mit Texten und Zeichnungen seiner Gaste und Freunde Die dritte Ausgabe in der Karl Heinz Herwig die Geschlechtlichkeit Gottes in der menschlichen Vorstellung satirisch aufgegriffen hatte wurde wegen des Vorwurfs der Gotteslasterung beschlagnahmt Die Biertrinkerblatter waren wichtige Vorlaufer vieler spaterer Kneipen Postillen in Kreuzberg 4 Ehemalige Kleine Weltlaterne in der Kohlfurter Strasse heute Kreuzberger WeltlaterneNeben dem Leierkasten wurde die Kleine Weltlaterne in der Kreuzberger Boheme wahrend der 1960er Jahre eine Bekanntheit jenseits des etablierten Kulturbetriebs Hertha Fiedler gab der Kneipe 1961 ihren Namen veranstaltete hier Ausstellungen und Lesungen und schenkte Bier gegen Bilder aus 7 In beiden Kneipen verkehrten Kunstschaffende und Intellektuelle von denen einige spater prominent geworden sind wie zum Beispiel Insterburg und Co Karl Dall Gunter Grass oder Ulrich Schamoni Die Gebruder Blattschuss die hier auch auftraten setzten dem Nachtleben des damaligen Bezirks mit ihrem Schlager Kreuzberger Nachte ein musikalisches Denkmal 8 9 Sie bildeten die Prototypen der West Berliner Kunstlerkneipen die inmitten der alten Arbeiterbezirke lagen aber von burgerlichen Gasten lebten Kreuzberg galt bald als Berliner Montmartre Als Muhlenhaupt den Leierkasten 1967 hochverschuldet aufgeben musste ehrten die jungeren Kunstler Dimitrius Boyksen Harun Farocki und Natias Neutert ihr geliebtes Stammlokal mit einer Lesung ihrer Gedichte und Texte Danach diente die Ortlichkeit als Jazz Kneipe Im Oktober 1980 wurde das Gebaude abgerissen 4 Literatur BearbeitenHanno Hochmuth Kiezgeschichte Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin Wallstein Verlag Gottingen 2017 ISBN 978 3 8353 3092 4 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Barbara Lang Mythos Kreuzberg Ethnographie eines Stadtteils 1961 1995 Campus Verlag Frankfurt Main New York 1998 ISBN 3 593 36106 X eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Horst Rudolph Robert Wolfgang Schnell Heinz Ohff et al Handverlesen Die Tradition des Buchermachens in kleinen Berliner Verlagen und Werkstatten Hrsg Kunstamt Kreuzberg Argon Berlin 1988 ISBN 3 87024 160 8 Aldona Gustas Berliner Malerpoeten Einleitung von Karl Krolow Nicolai Berlin 1974 ISBN 3 87584 039 9 2 Auflage 1978 ISBN 3 87584 074 7 Aldona Gustas Hrsg 10 Jahre Berliner Malerpoeten Katalog zur Ausstellung vom 13 9 24 Oktober 1982 Galerie im Rathaus Tempelhof Nicolai Berlin 1982 ISBN 3 87584 110 7 Gunter Bruno Fuchs Aldona Gustas Hrsg 20 Jahre Berliner Malerpoeten Katalog zur Ausstellung vom 18 Oktober bis 6 Dezember 1992 Galerie im Rathaus Tempelhof Kunstamt Berlin Tempelhof 1992 Weblinks BearbeitenHans W Korfmann Die heimlichen Stars vom Leierkasten In kreuzberger chronik de Abgerufen am 8 Marz 2018 Sammlung Berliner Malerpoeten im FHXB Friedrichshain Kreuzberg Museum Rudolf Lorenzen Einblick ins Milljoh Dichterlesungen in Kreuzberg Augenzeugenbericht um 1970 mit der Geschichte und den Anfangen der Kunstlerkneipen In Stadtmuseum Berlin Abgerufen am 12 Marz 2018 Hans W Korfmann Die heimlichen Stars vom Leierkasten Bei kreuzberger chronik de abgerufen am 14 Mai 2019Einzelnachweise Bearbeiten Friedrichshain Kreuzberg Museum Kreuzberger Chronik abgerufen am 22 Januar 2023 Hans W Korfmann Herausgeber der Kreuzberger Chronik abgerufen am 22 Januar 2023 a b c Hanno Hochmuth Kiezgeschichte Friedrichshain und Kreuzberg im geteilten Berlin Wallstein Verlag Gottingen 2017 ISBN 978 3 8353 3092 4 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Information zum Leierkasten abgerufen am 24 Dezember 2022 Gregor Eisenhauer Schicksalsscherze Nachruf auf Gerhard Kerfin In Der Tagesspiegel 16 Juni 2016 abgerufen am 23 Januar 2018 Christian Daufel Ingeborg Bachmanns Ein Ort fur Zufalle Ein interpretierender Kommentar De Gruyter Berlin Boston 2013 ISBN 978 3 11 028056 2 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Barbara Lang Mythos Kreuzberg Ethnographie eines Stadtteils 1961 1995 Campus Verlag Frankfurt Main New York 1998 ISBN 3 593 36106 X eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Informationen zur Kneipe abgerufen am 24 Dezember 202252 494361111111 13 395 Koordinaten 52 29 39 7 N 13 23 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Leierkasten amp oldid 234956203