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Der Kunstlump hiess ein bekanntes Pamphlet der Berliner Dadaisten George Grosz und John Heartfield welches im April 1920 im Magazin Der Gegner erschien Beruchtigt fur seinen Anti Kunst Standpunkt war Der Kunstlump Aufsatz als Antwort auf einen Aufruf des Kunstmalers Oskar Kokoschka entstanden Der expressionistische deutsche Maler und Dramatiker hatte die deutsche Offentlichkeit beschworen wahrend burgerkriegsahnlicher Zustande Massnahmen zum Schutz nationaler Kulturguter zu treffen Dieser Aufruf war im Marz 1920 in mehr als 40 deutschen Zeitungen erschienen Kokoschka forderte alle an gewaltsamen politischen Zusammenstossen Beteiligten zur Schonung von Kunstwerken auf Er reagierte damit auf die Dresdner Ereignisse vom 15 Marz 1920 an diesem Tag war es im Gefolge des gegenrevolutionaren Kapp Luttwitz Putsches zu bewaffneten Kampfen zwischen gegenrevolutionaren Teilen der Reichswehr und streikenden Arbeitern gekommen letztere sollten im Rahmen eines landesweiten Generalstreiks bis zum 17 Marz 1920 siegreich bleiben Allein am Dresdner Postplatz wurden zuvor jedoch 59 Menschen getotet und 150 verletzt Eine verirrte Kugel traf dabei auch Peter Paul Rubens Gemalde Bathsheba in der benachbarten Gemaldegalerie im beruhmten Zwinger Kokoschka seit 1919 Kunstprofessor zu Dresden bat Beteiligte aller politischen Couleur darum Strassenkampfe fern von Orten zu fuhren wo Menschheitskultur in Gefahr geraten konnte Fur ihn fiel auf die Kunstlerschaft von Dresden die Verantwortung einer Beraubung des armen zukunftigen Volkes an seinen heiligsten Gutern nicht mit allen Mittel rechtzeitig Einhalt geboten zu haben Die Burgerkriegsparteien forderte der Maler ernsthaft auf kunftig ihre kriegerischen Ubungen nicht mehr vor der Gemaldegalerie des Zwingers sondern etwa auf den Schiessplatzen der Heide abhalten zu wollen Das Kunstlump Pamphlet durchsetzt mit dadaistischer Provokation richtete dagegen an alle die noch nicht genug verblodet sind die snobistische Ausserung dieses Kunstlumpen gutzuheissen die dringende Bitte energisch Stellung dagegen zu nehmen In Konfrontation mit Kokoschka dem Schopfer psychologischer Spiesserportrats kritisierten Heartfield und Grosz den burgerlichen Kunstbegriff dem auch der sich anti bourgeois gerierende Expressionismus noch anhing Die Autoren bezweifelten den Wert einer Kunst die die Arbeiter trotz ihrer elenden Lebensverhaltnisse und der erschreckenden Tatsache des rechtsradikalen Kapp Putsches in eine davon unberuhrte und daruber erhabene Ideenwelt fuhren wollte Der Fall Kokoschka der wie die Zofe mit der Herrschaft bangt und zittert war fur die Dadaisten dabei nur ein Anlass um die Funktionsweise des burgerlichen Kunstbetriebs entlarven zu konnen Interessanterweise wurden Grosz und Heartfield fur ihren temperamentvollen Angriff auf etablierte Kunstauffassungen auch von Gertrud Alexander im Feuilleton der Roten Fahne der KPD kritisiert Grosz und Heartfield waren Parteimitglieder Heartfield und Grosz sprachen sich mit ihrer Antwort auf Kokoschka gegen den autonomen von gesellschaftlichen Vorgangen unabhangigen Status von Kunst aus Manche sehen in diesem Statement der avantgardistischen Dadaisten eine Vorwegnahme der postmodernen Position welche die Kunst ebenfalls sozial einbinden mochte und gleichzeitig etablierte Kunst Institutionen kritisiert Zitate Bearbeiten Die Titulierung Kunstler ist eine Beleidigung Die Bezeichnung Kunst ist eine Annullierung der menschlichen Gleichwertigkeit Die Vergottung des Kunstlers ist gleichbedeutend mit Selbstvergottung Der Kunstler steht nie hoher als sein Milieu und die Gesellschaft derjenigen die ihn bejahen Denn sein kleiner Kopf produziert nicht den Inhalt seiner Schopfungen sondern verarbeitet wie ein Wurstkessel Fleisch das Weltbild seines Publikums aus Der Kunstlump von George Grosz amp John Heartfield Weblinks BearbeitenDer Kunstlump in Der Gegner Bd 1 Nr 10 12 Dezember 1919 Volltext bei Blue Mountain Project Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der Kunstlump amp oldid 237318476