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Die Depyfag war eine Explosivstofffabrik in Cleebronn im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg In zivilen Zeiten stellte die Firma pyrotechnische Produkte fur die Feuerwerkerei sowie Zundwaren her im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurde Leucht und Signalmunition produziert Der Betrieb in Cleebronn bestand unter verschiedenen Namen von 1884 bis 1992 Geschichte BearbeitenDas Unternehmen geht auf den von Louis Kleinknecht 1852 in Meimsheim gegrundeten pyrotechnischen Betrieb zuruck der 1883 von dem Cleebronner Kaufmann Wilhelm Fischer 1859 1949 erworben und 1884 nach Cleebronn verlagert wurde Der Standort des Betriebs war in der Schlossklinge unterhalb von Schloss Magenheim Anfangs bestanden die Fabrikationsanlagen nur aus einem rund 3 4 50 m grossen Labor und einem separaten Lagermagazin Der Betrieb florierte jedoch und bis 1908 wurden die Anlagen insgesamt sechs Mal baulich erweitert Um 1900 waren in dem Betrieb 40 bis 50 Arbeiter mit der Herstellung von Lustfeuerwerk beschaftigt Inhaber Wilhelm Fischer wurde 1907 koniglich wurttembergischer Hoffeuerwerker und verpachtete das Unternehmen 1910 an seinen Sohn Oscar der 1912 Eigentumer und 1916 ebenfalls Hoffeuerwerker wurde 1913 hatte der Betrieb 86 Beschaftigte und war das bedeutendste Unternehmen in Cleebronn Der Grunder Wilhelm Fischer wurde 1929 zum Ehrenburger von Cleebronn ernannt Im Ersten Weltkrieg wurde die Produktion auf Signal und Leuchtmunition umgestellt wobei eine Tagesproduktion von 25 000 Patronen erzielt wurde 1915 kam es zu einer schweren Explosion die den Betrieb schwer beschadigte bei der jedoch niemand verletzt wurde Der Wiederaufbau gelang nur durch Hinzunahme des Gesellschafters J F Eisfeld damit einhergehend firmierte das Unternehmen kunftig als Wilhelm Fischer GmbH In den 1920er Jahren nahm das Unternehmen eine wirtschaftlich gunstige Entwicklung und wurde zur Wilhelm Fischer AG Pyrotechnische Fabrik in Cleebronn umgewandelt der der Aufkauf mehrerer Konkurrenten gelang darunter 1926 die Berliner Kunstfeuerwerkerei Deichmann amp Co in Berlin deren ehemaliger Besitzer Felix Deichmann die technische Leitung ubernahm Ebenfalls 1926 ubernahm das Unternehmen auch die pyrotechnische Fabrik von Wilhelm Weiffenbach wodurch auch Zundholzer zu einem bedeutenden Segment des Unternehmens wurden die Gesellschaft jedoch auch gleichzeitig in Abhangigkeit von der Deutschen Zundholz Verkaufs AG geriet Die Zundholz Exportzentrale in Hamburg erwarb schliesslich 1927 die Aktienmehrheit des Unternehmens und verlegte dessen Sitz nach Berlin wo es als Deutsche Pyrotechnische Fabriken AG Depyfag firmierte Der vormalige Besitzer Oscar Fischer verkaufte 1930 seine letzten Anteile und grundete andernorts neue Unternehmen Der Betrieb in Cleebronn wurde nach schweren Hagelschlagen im April 1929 von der Gemeinde verpflichtet kunftig zur Wetterbeeinflussung bei Hagelgefahr schwere Bomben in der Nahe der Fabrik und der gemeindeeigenen Kelter abzuschiessen Nach einem erneuten schweren Hagelschlag 1932 war die Burgerschaft dann jedoch der Meinung dass der Hagel uberhaupt erst von den Hagelraketen herbeigefuhrt worden sei so dass man danach auf die Hagelraketen wieder verzichtete In den 1930er Jahren gab es weitere Besitzerwechsel Die Kloster Lechfeld GmbH Neumarkt erwarb 1937 einen grossen Aktienanteil der Depyfag und fusionierte diese 1940 mit den Orion Metallwerken zu einem Gesamtunternehmen innerhalb der Sprengstoffgruppe DAG WASAG Ligose Unterdessen war die Produktion wieder den Munitionsanforderungen des Zweiten Weltkriegs angepasst und auf Leucht und Signalmunition umgestellt worden Zeitweise wurden uber 600 Personen beschaftigt die bis zum Jahr 1944 jahrlich bis zu 15 Millionen Patronen fertigten In der Depyfag waren wahrend des Zweiten Weltkriegs auch Zwangsarbeiter vor allem russische Zivilarbeiterinnen beschaftigt 1943 lehnte die Gemeinde die Uberlassung eines Gelandes zur Aufstellung von Unterkunftsbaracken ab Die Arbeiterinnen wurden danach im Naturfreundehaus und in einem alteren Haus im Ort untergebracht Nachdem der Dachstuhl des Gasthauses Ochsen in dem franzosische Kriegsgefangene untergebracht waren abgebrannt war wurde das Naturfreundehaus abgebrochen und in Cleebronn hinter der Kelter wieder aufgebaut Ende Marz 1945 wurde der Fabrikbetrieb eingestellt und die Fabrikanlagen fielen teilweise der Demontage anheim Doch bereits bis August 1945 kam es unter amerikanischer Betriebsleitung zu einem zaghaften Neubeginn als wieder Zundwaren und ausserdem Schadlingsbekampfungsmittel produziert werden durften 1948 kamen wieder Feuerwerksprodukte hinzu 1950 wurde die Depyfag liquidiert der Betrieb in Cleebronn der DAG zugeschlagen die dort 1953 die Deutsche Pyrotechnischen Fabriken GmbH Cleebronn neu grundete Im Februar 1953 ereigneten sich in der Depyfag und in einem anderen pyrotechnischen Betrieb in Cleebronn Explosionsunglucke bei denen insgesamt vier Menschen den Tod fanden Gegen Ende der 1950er Jahre wurden bis zu 200 Personen dort beschaftigt spater waren es etwa 160 1991 erwarb das Unternehmen Buck die Anlagen in Cleebronn und firmierte dort unter Buck Werke GmbH amp Co Werk Cleebronn wobei die Produktion teilweise auf andere Produkte umgestellt und bereits am 31 Marz 1992 eingestellt wurde Der heute noch in Cleebronn ansassige Feuerwerkerei Betrieb Zink Feuerwerk GmbH wurde 1949 von Paul Zink gegrundet einem langjahrigen Depyfag Mitarbeiter der 1974 ebenfalls zum Ehrenburger ernannt wurde Im Jahre 2014 wurde ein neues Unternehmen unter dem Namen Depyfag gegrundet das verschiedene Feuerwerkskorper unter diesem Namen vertreibt Literatur BearbeitenK W Beisel Chronik der Deutschen Pyrotechnischen Fabriken GmbH Cleebronn 1956 Friedrich Trimborn Explosivstoffabriken in Deutschland Ein Nachschlagewerk zur Geschichte der deutschen Explosivstoffindustrie Locher Koln 1995 ISBN 3 930054 20 5 S 57 58 Wolfram Angerbauer 700 Jahre Cleebronn 1279 1979 Geschichte einer Gemeinde Gemeindeverwaltung Cleebronn Cleebronn 1979 49 04228 9 03971 Koordinaten 49 2 32 2 N 9 2 23 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Depyfag amp oldid 214808449