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Das Zentrum fur Gerichtsmedizin oder fruher das Department fur Gerichtsmedizin oder fruher Institut fur Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universitat Wien wurde 1805 gegrundet und ist damit das alteste gerichtsmedizinische Institut im deutschen Sprachraum Es zahlt zu den altesten diesbezuglichen Instituten der Welt Zentrum fur Gerichtsmedizin in der Sensengasse Inhaltsverzeichnis 1 Vorganger 2 Geschichte 3 Das Gerichtsmedizinische Museum 4 Literatur 5 Weblinks 6 FussnotenVorganger Bearbeiten nbsp Das AKH Wien im Jahre seiner Eroffnung 1784Die 1532 erlassene Peinliche Halsgerichtsordnung Constitutio Criminalis Carolina Kaiser Karls V enthalt bereits Vorschriften denen zufolge Arzte bei medizinischen Fragen innerhalb der Rechtsprechung hinzugezogen werden sollen Dies wurde 1768 in der Constitutio Criminalis Theresiana fur alle osterreichischen Erblande verbindlich festgeschrieben Obduktionen im heutigen Sinne wurden 1770 eingefuhrt Die Obduzenten mussten bereits Abschlusse der Medizinischen Fakultat vorweisen konnen 1784 wurde das Allgemeine Krankenhaus AKH Wien Alsergrund eroffnet Die behordlichen Leichenoffnungen fielen nun ins Aufgabenspektrum der Wundarzte des Hospitals Die eigentliche Sektion fuhrte aber weiterhin der Stadtwundarzt durch Geschichte Bearbeiten nbsp Johann Peter Frank 1819Hervorgegangen ist das Department wie andere gerichtsmedizinische Institute beispielsweise in Berlin aus der so genannten Staatsarzneykunde Dieses Fach war in Wien vom Direktor des Allgemeinen Krankenhauses Johann Peter Frank gegrundet worden Kaiser Franz I von Osterreich Regierungszeit 1804 1835 liess 1804 eine eigene Lehrkanzel fur Staatsarzneykunde einrichten aus der am 24 Februar 1805 die Lehrkanzel fur gerichtliche Medizin hervorging Erster Vorstand wurde Ferdinand Eberhard Vietz Vietz hielt sowohl medizinische als auch juristische Vorlesungen Die neue Studienrichtung wurde Prufungsfach an der Medizinischen und der Juristischen Fakultat Ab 1808 ubernahm der jeweilige Lehrstuhlinhaber fur gerichtliche Arzneykunde die Oberleitung der Obduktionen Hierbei durften auch Studenten zugegen sein Ab 1812 wurden alle gerichtlichen Obduktionen in Wien und seinen Vorstadten im AKH durchgefuhrt Zweiter Ordinarius fur gerichtliche Medizin wurde Josef Bernt wahrend dessen Amtszeit die medizinisch gerichtliche Unterrichtsanstalt mit Sezierraum und Amphitheater zur Leichenoffnung eingerichtet wurde Damit war der Grundstein fur das Wiener Institut fur Gerichtliche Medizin gelegt Bernt wurde 1815 als Beschaumeister von den stadtischen Behorden vereidigt und damit Sachverstandiger im heutigen Sinne Seine Nachfolger waren Jakob Kolletschka 1843 1847 und Johann Dlauhy bis 1875 Dlauhy bezog 1862 gemeinsam mit Carl Freiherr von Rokitansky das neu errichtete einstockige Institutsgebaude Im ersten Stock befanden sich die Arbeitsraume mit einem chemischen Laboratorium sowie ein Museum im Parterre der gerichtliche Sektionsraum die gerichtliche Beisetzungskammer und ein Kommissionszimmer nbsp Eduard von Hofmann um 1875Dlauhys Nachfolger wurde Eduard Ritter von Hofmann der den Lehrstuhl 1875 ubernahm und bis zu seinem Tod 1897 leitete Wahrend seiner Amtszeit wurden die Bereiche gerichtliche Medizin und Hygiene getrennt Hofmann seinerseits integrierte die gerichtlichen und sanitatspolizeilichen Leichenoffnungen in den gerichtsmedizinischen Bereich Wahrend seiner Amtszeit wurde das Gerichtsmedizinische Institut 1883 erweitert Dazu erhielt das Pathologische Institut ein zweites Stockwerk zusatzlich wurde ein Horsaalanbau errichtet Die Arbeitsraume wurden in den ersten Stock das Museum in den zweiten Stock verlegt Hofmann war auch der Verfasser des zu seiner Zeit bedeutendsten Lehrbuchs fur Gerichtliche Medizin das 1878 erstmals erschien Es wurde ins Franzosische Italienische Spanische und Russische ubersetzt Wichtigste Ereignisse in Hofmanns Amtszeit waren der Ringtheaterbrand am 8 Dezember 1881 der uber 400 Opfer forderte sowie der ungeklarte Selbstmord von Kronprinz Rudolf am 30 Januar 1889 Aufgrund der tragischen Ereignisse von 1881 wurde die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft gegrundet Das Ungluck fuhrte zu wichtigen neuen Erkenntnissen in der gerichtlichen Medizin wie etwa der todlichen Folgen von Rauchgasvergiftungen Bei der Untersuchung der vielen Leichen wurde bereits die Ermittlung des Zahnstatus durchgefuhrt bis heute ein probates Mittel zur Feststellung der Identitat verstummelter Leichen Nachster Lehrstuhlinhaber wurde der pathologische Anatom Alexander Kolisko Sein Spezialgebiet war die Pathologie des plotzlichen Todes Die kriminalistische Seite des Faches die Tatigkeit bei Gericht und die Vorlesung fur Juristen uberliess er seinem Assistenten Albin Haberda Als 1916 der Lehrstuhl fur pathologische Anatomie frei wurde kehrte Kolisko dorthin zuruck und Haberda erhielt die Berufung zum Ordinarius fur Gerichtliche Medizin Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde 1922 das nordlich angrenzende ehemalige Militarpathologische Institut des Garnisonsspitals frei Es wurde durch eine erneute bauliche Erweiterung in das Institut integriert Sitz des Instituts ist seitdem die Sensengasse 2 Auf Haberda folgte Anfang Dezember 1933 kommissarisch Anton Werkgartner und Anfang 1935 offiziell Fritz Reuter der nach dem Anschluss Osterreichs Ende Mai 1938 von den neuen NS Machthabern in den Ruhestand versetzt und im September 1938 seines Amtes offiziell enthoben wurde Von Herbst 1938 bis zum Mai 1945 hatte Philipp Schneider den Lehrstuhl fur gerichtliche Medizin inne und war somit Leiter des Wiener Instituts fur Gerichtliche Medizin in der Sensengasse Nr 2 das ab 1943 Institut fur Gerichtliche Medizin und Kriminalistik hiess 1 Reuter konnte erst nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 an die Universitat zuruckkehren Reuter richtete das institutseigene Chemielaboratorium ein Reuters Nachfolger war 1946 dessen ehemaliger Assistent Walter Schwarzacher Grundungsordinarius des Heidelberger Instituts fur Rechtsmedizin Leopold Breitenecker amtierte als Lehrstuhlinhaber von 1958 bis 1973 Wahrend seiner Amtszeit wurde der alte Gebaudebestand generalsaniert die Seitentrakte wurden um ein Stockwerk erhoht ein modernes Laboratoriumsgebaude wurde angefugt Breitenecker liess zwei neue Abteilungen einrichten die Serologie und die Anthropologie Auf Breitenecker folgte sein Schuler Wilhelm Holczabek der den Lehrstuhl von 1973 bis 1989 fuhrte 1989 bis 2003 amtierte Georg Bauer als provisorischer Vorstand des Instituts Als neue Abteilung wurde nun die Molekularbiologie eroffnet 2004 wurde Manfred Hochmeister neuer Vorstand des Departments fur Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universitat Wien Seitdem wurde ein zentrales DNA Labor in Wien eingerichtet und ein weiterer Neubau zur Erweiterung des Instituts geplant 2005 folgte Hans Goldenberg Vorstand des Institutes fur Medizinische Chemie als provisorischer Leiter seit 2010 ist Daniele U Risser mit der Leitung des Department betraut Nach zweijahriger Pause werden mit einigen Umbauarbeiten im ersten Stock werden seit 2010 wieder Leichen im Department seziert Jedoch sind dies nur Staatsanwaltlich angeordnete Obduktionen Um einen wirklichen Vollbetrieb wieder einzurichten brauchte es grossere und moderne Raumlichkeiten jedoch gibt es bis dato keine Einigung zwischen Stadt Wien und Republik Osterreich uber eine mogliche Finanzierung Auch werden in Wien keine Facharzte mehr ausgebildet Das Gerichtsmedizinische Museum Bearbeiten nbsp Die Ermordung der Kaiserin Elisabeth durch Luigi Lucheni 1898 in GenfDie Entstehung des Gerichtsmedizinischen Museums im denkmalgeschutzten Zentraltrakt des Hauptgebaudes geht auf J Frank zuruck 1796 wurde auf Franks Initiative hin eine Verordnung erlassen dass die Arzte des AKH jedes Praparat an das Pathologie Anatomische Museum des heutigen Instituts fur Pathologie abliefern sollten Der gerichtsmedizinische Ordinarius Hofmann erreichte es die gerichtsmedizinischen Praparate der Pathologischen Sammlung fur sein Institut zu bekommen und grundete damit ein eigenstandiges Museum das sich seit 1922 im Institutsgebaude der Gerichtsmedizin Sensengasse 2 befindet und mehr als 2000 Praparate umfasst die vorwiegend bei sanitatspolizeilichen und gerichtlichen Leichenoffnungen anfielen Die umfangreiche Sammlung von Tatwerkzeugen von primitiven Instrumenten fruherer Jahrhunderte bis hin zu neuesten Waffen lasst die Kriminalgeschichte der jungeren Vergangenheit plastisch auferstehen Darunter ist beispielsweise auch die Feile mit der Kaiserin Elisabeth Sisi am 10 September 1898 in Genf ermordet wurde 2 Literatur BearbeitenErnst Hausner Die historische Sammlung des Instituts fur gerichtliche Medizin in Wien Edition Hausner ISBN 978 3 901141 39 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zentrum fur Gerichtsmedizin Wien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Zentrum fur Gerichtsmedizin der Medizinischen Universitat WienFussnoten Bearbeiten Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 326 Gerichtsmedizinisches Museum im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien 48 219211111111 16 352794444444 Koordinaten 48 13 9 2 N 16 21 10 1 O Normdaten Korperschaft GND 2140918 3 lobid OGND AKS LCCN no2009051804 VIAF 142705412 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Department fur Gerichtliche Medizin Wien amp oldid 237076661