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David Kellner 1670 in Liebertwolkwitz bei Leipzig 6 April 1748 war ein deutscher Jurist Dichter Organist Carilloneur Musiktheoretiker und Komponist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Familie 1 2 Ausbildung und erste Berufstatigkeit 1 3 Militarische Zeit 1 4 Kirchenmusiker und Organist 1 5 Lehrer 1 6 Autor und Lautenkomponist 1 7 David Kellner als Dichter 1 8 Tod 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Familie Bearbeiten David Kellner wurde in dem Dorf Liebertwolkwitz bei Leipzig geboren vermutlich als jungster Sohn des Lehrers Philipp Kellner Ersten musikalischen Unterricht wird er bei seinem Vater erhalten haben da die Lehrer damals oft auch als Kantoren und Organisten tatig waren Der zweitalteste Bruder Christian ist bereits 1680 am Dom zu Turku in Finnland damals Schweden als Organist nachweisbar Der alteste Bruder Philipp zog um 1682 in die Stadt Dorpat in Livland in der er als Notarius Mitglied im Stadtrat und von 1693 bis 1708 als Stadtsecreatarius tatig war 1719 wurde Philipp Burgermeister von Dorpat und behielt diesen Posten bis zu seinem Tod im Jahre 1728 Der drittalteste Bruder Johannes folgte im Jahr 1691 nach Dorpat wurde dort Apothekerlehrling Gemusehandler und bereits im Jahr 1698 Vorsteher der Grossen Gilde der Vereinigung von Kaufleuten 1 Auch er war Ratsherr von 1703 bis 1704 musste dann aber vor den Russen uber Riga nach Stockholm fliehen 2 Ausbildung und erste Berufstatigkeit Bearbeiten David Kellner kam 1693 nach Turku und schrieb sich an der dortigen Universitat ein Vermutlich assistierte er seinem Bruder Christian an der Orgel denn in einem Brief des Bischofs von Turku aus dem Jahre 1699 wird David Kellners Kunst im Orgelspiel erwahnt Er blieb allerdings kaum eineinhalb Jahre Am 27 Juni 1694 immatrikulierte David Kellner sich in Dorpat Das am 15 September 1694 beantrage Stipendium wurde jedoch vom Senat abgelehnt Am 11 Februar 1697 wurde Kellner zum Advocatus und stellvertretenden stadtischen Anklager am Landgericht ernannt Das Burgerrecht fur Dorpat erhielt er am 14 Juni 1698 Im gleichen Jahr heiratete er die Witwe Dorothea Schwarz eine Tochter des Burgermeisters Matthias Ladou die auch die Schwester der Ehefrau des Bruders Philipp Kellners war Dorothea brachte ein Madchen Regina Gertrud mit in die Ehe Zweimal bewarb sich David Kellner auf eine Organistenstelle einmal im Jahr 1696 in Dorpat und ein zweites Mal 1698 99 in Turku denn sein Bruder Christian der dort das Organistenamt innehatte hatte die Stadt 1697 verlassen und war seitdem in Stockholm als Organist an der deutschen Kirche tatig Beide Male erhielt David Kellner die Stelle nicht Militarische Zeit Bearbeiten 1700 brach der Grosse Nordische Krieg 1700 1721 aus Estland Livland war sein erstes Schlachtfeld Auch David Kellner wurde rekrutiert und in Tallinn stationiert wo es zunachst relativ friedlich zuging Von Mai 1701 bis Juli 1702 war Kellner in Reval wo er auch als Organist an der St Nicolaus Kirche wirkte Bis 1704 gibt es keinen Nachweis uber Kellners Verbleib Moglicherweise war er an Kampfhandlungen in General Wollmar von Schlippenbachs Armee verwickelt die im Juli 1702 bei Sagnitz und Hummelhof eine Niederlage erlitt Am 1 August 1704 wird David Kellner zum Quartiermeister des neu aufgestellten livlandischen Bataillons unter Johan Fredrik von Liphardt ernannt Die Informationen und Nachrichten uber Kellners Leben aus der Kriegszeit sind sehr luckenhaft Am 20 April 1708 wird er Quartiermeister des sachsischen Bataillons unter Oberstleutnant Eberhard von Straelborn Aus dem Jahr 1709 ist eine Auseinandersetzung mit Beamten der Nachschubstelle in Viborg Wyborg in Finnland um Tabakrationen bekannt Von November 1709 bis Januar 1710 ist Kellner in Stockholm nachweisbar Ende Januar geriet Kellner nach einer Schlacht zwischen Danen und Schweden in danische Kriegsgefangenschaft Erst im Oktober 1710 kehrte er nach Schweden zuruck Vermutlich war er den Rest des Jahres in Stockholm Im Marz 1711 wurde Kellner bei einem deutschen Infanteriebataillon zum Hauptmann ernannt trat allerdings diese Stelle nie an Seine militarische Karriere war damit beendet Am 20 Februar 1730 bat Kellner die Militarverwaltung um Entlassung als Hauptmann Seinen Titel durfte er allerdings fur den Rest seines Lebens weiterbenutzen Kirchenmusiker und Organist Bearbeiten Zwischen August 1710 und April 1711 wutete in Stockholm die Beulenpest der auch Reinhard de Croll Carilloneur Glockenspieler an der St Gertruds Kirche und Organist an der St Jakobs Kirche war zum Opfer fiel Am 19 Januar 1711 wurde Kellner zum Glockenspieler und wenige Tage spater am 25 Januar 1711 zum Organisten ernannt Kellner bewarb sich einmal vor 1720 fur einen Posten als Gerichtsassessor am Livlandischen Kreisgericht Er erhielt diesen Posten nicht und blieb so bis an sein Lebensende in Stockholm Die Organistenstelle war fur Kellner vermutlich nicht befriedigend Die Orgel war in keinem guten Zustand und als der Kirchenrat aus wirtschaftlichen Grunden das Gehalt Kellners um 20 kurzen wollte er erhielt zunachst ein Jahresgehalt von 750 Kupfertalern kam es zu einem langanhaltenden Streit Der Kirchenrat versuchte einen anderen Organisten zu finden der fur das niedrigere Gehalt arbeiten wurde hatte damit aber keinen Erfolg Trotzdem wurde Kellners Entlassung vorbereitet so dass er am Ende 1718 19 das niedrigere Gehalt akzeptieren musste Er blieb bis zum Jahre 1745 Organist wobei es in der Zeit von 1741 bis 1745 vermutlich wenig fur ihn zu tun gab da eine neue Orgel eingebaut wurde Bis 1747 nahm er das Amt als Glockenspieler wahr um es dann weil er sich alt und schwach fuhle wie er in einem Brief an die Kirchenleitung schrieb an einen Nachfolger den er selbst angelernt hatte abzugeben Am 18 Juli 1720 ist die Auffuhrung eines grosseren Werkes Der frohlockende Parnassus nachweisbar Weitere Konzerte mit Lauten und Streichern blieben jedoch auf Festgottesdienste beschrankt etwa zu Trinitatis 1720 oder im Jahr 1723 eine musikalische Andacht mit einer Kantate drei Arien und einem Rezitativ Lehrer Bearbeiten Kellner war auch als Lehrer tatig Vermutlich hat er schon seiner Stieftochter Regina von 1697 bis 1700 Musikunterricht erteilt Auch ruhmt er sich des Unterrichts an dem schwedischen Wunderkind Ernst Johan Londicer Mit seiner Stieftochter Regina Gertrud Schwarz die uber Riga nach Hamburg kam dort Johann Ulrich von Konig heiratete und mit ihm nach Dresden zog 1720 blieb David Kellner zeitlebens in Verbindung Von ihr bekam Kellner Informationen uber das deutsche Musikleben Regina war selbst musikalisch begabt was uber verschiedene Quellen belegt ist 1715 nahm sie an von Johann Mattheson geleiteten Kirchenmusiken in Hamburg teil und in Dresden wirkte sie vermutlich bei einigen Opern mit Regina versorgte ihren Stiefvater nicht nur mit Informationen uber das aktuelle Musikleben in Deutschland sondern liess ihm auch deutsche Musikbucher zukommen darunter Matthesons Schriften Mit Mattheson trat Kellner dann schriftlich in Kontakt Autor und Lautenkomponist Bearbeiten Bereits seit Ende der 1720er Jahre arbeitet Kellner an einem theoretischen Werk zum Generalbass dass er 1732 abschloss Es wurde noch im gleichen Jahr in Hamburg mit einer Auflage von 2000 Stuck veroffentlicht Der volle Titel lautet Treulicher Unterricht im General Bass worinne alle Weitlauffigkeit vermieden und dennoch ganz deutlich und umstandlich allerhand sothane neu erfundene Vortheile an die Hand gegeben werden vermoge welcher einer in kurzer Zeit alles was zu dieser Wissenschaft gehoret sattsam begreifen kan Zum Nutzen nicht allein derer so sich im General Bass uben sondern auch aller andern Instrumentisten und Vocalisten welche einen rechten Grund in der Music zu legen sich befleissigen herausgegeben von D K Hamburg Zu finden im Kissnerischen Buchladen 1732Innerhalb eines Jahres war die erste Auflage vergriffen trotz der bissigen anonymen Kritik vermutlich von Mattheson am 26 Juni 1732 in den Nieder Sachsischen Nachrichten von Gelehrten neuen Sachen Die zweite Auflage erschien erst 1737 und wurde verlegt von Christian Herold in Hamburg Das Vorwort stammt von Georg Philipp Telemann und lobt den Autor dafur dass er ein besonderes Talent habe zur kurzen Darstellung weitgespannter Themen In einem Nachwort wird auf die Kritik von Mattheson eingegangen wobei davon ausgegangen werden kann dass das Nachwort nicht von Kellner sondern ebenfalls von Telemann stammt 3 Im Jahr 1739 erschien eine schwedische Ausgabe Kellners Buch war damit auch das erste musiktheoretische Werk in Schweden uberhaupt 1741 gab es eine Hollandische Ausgabe Es erschienen noch weitere Auflagen dieses Buches so dass davon ausgegangen werden kann dass es sehr beliebt war 1749 die vierte deutsche 1751 die zweite hollandische und fast dreissig Jahre spater 1773 die funfte deutsche Auflage 1782 die sechste und 1787 die siebte Auflage erganzt durch 14 Melodien von Carl Philipp Emanuel Bach 1791 kam sogar noch eine russische Ausgabe zustande Auch in Joseph Haydns Nachlass fand man ein Exemplar von Kellners Werk das mit zahlreichen Anmerkungen versehen war so dass davon ausgegangen werden kann dass dieser grosse Komponist damit gearbeitet hat Obwohl Kellner sein ganzes Leben lang Tasteninstrumente gespielt hatte und nur im Zusammenhang mit seinem Konzert Der frohelockende Parnassus 1720 Lauten von ihm eingesetzt wurden veroffentlichte er 1747 Hamburg die Sammlung XVI auserlesene Lautenstucke bestehend in Phantasien Chaconnen Rondeau Giga Pastorel Passe Pied Campanella Sarabande Aria amp Gavotte Der Band hat 48 Seiten und ist fur eine 11 chorige Laute in d moll vorgesehen Notiert sind die Stucke in franzosischer Tabulatur Vom Stil und von der Instrumentenvorgabe entsprachen diese Stucke allerdings schon nicht mehr dem Zeitgeschmack Silvius Leopold Weiss benutzte bereits eine 13 chorige Laute Komponisten und Lautenisten wie Adam Falckenhagen und Bernhard Joachim Hagen orientierten sich bereits am galanten Stil der von Kellner in seinen Lautenstucken kaum berucksichtigt wird David Kellner als Dichter Bearbeiten Als Dichter trat Kellner erstmals am 11 Januar 1697 in Dorpat Tartu an die Offentlichkeit Anlasslich des Todes der Baroness Christina Elisabeth Taube veroffentlichte er die Elegie Klag und Trost Gedicht Eine weitere Gelegenheit ergab sich am 5 April 1697 als der schwedische Konig Karl XI starb Kellner schrieb Vom hochst schmerzlichen Absterben des Glorwurdigen Koniges Caroli XI 1699 wurde in Dorpat ein Buch Poetische Gedichte von Kellner veroffentlicht von dem jedoch kein Exemplar erhalten ist Wahrend seines Aufenthalts in Stockholm Ende 1710 beendete Kellner ein Buch mit religiosen Gedichten Die Noth Flagge des Gebeths das in etwa dreissig Gedichten die Erfahrungen der Kriegszeit aufarbeitet Als im November 1714 der schwedische Konig Karl XII aus der Turkei zuruckkehrte schrieb Kellner wiederum ein Lobgedicht das aus seches Arias mit einem Rezitativo bestand Die vermutlich dazugehorende Musik ist verloren gegangen Ein weiteres Lobgedicht schrieb er anlasslich der Hochzeit der Kronprinzessin Ulrika Eleonora mit Friedrich von Hessen am 9 Juni 1715 in Stockholm Tod Bearbeiten David Kellner starb am 6 April 1748 im Alter von 78 Jahren Er wurde am 10 April begraben und hinterliess seiner Frau und Enkelkindern eigene hatte er nicht ein Haus im Wert von 12 000 Kupfertalern und 77 500 Kupfertaler in bar Ausserdem fand sich im Nachlass ein Claver ein Tasteninstrument das im Nachhinein nicht mehr naher bestimmt werden kann eine Laute mit Koffer und eine Flote Wenig spater am 14 Juli 1748 wurde seine Frau Dorothea Kellner begraben Werk BearbeitenDavid Kellner XVI auserlesene Lauten Stucke bestehend in Phantasien Chaconnen Rondeau Giga Pastorel Passepied Campanella Sarabande Aria amp Gavotte Bey Christian Wilhelm Brandt Hamburg 1747 Reprint Minkoff Editeur Geneve 1985 ISBN 2 8266 0525 9 David Kellner Treulicher Unterricht im General Bass 2 Auflage Hamburg 1737 nebst einer Vorrede von Hn Georg Philipp Telemann Reprint der 2 Auflage herausgegeben von Eitelfriedrich Thom Kultur und Forschungsstatte Michaelstein 1985 mit einem Kommentar von Wolf Hobohm Literatur BearbeitenKenneth Sparr David Kellner Ein biographischer Uberblick Teil 1 In Gitarre amp Laute 6 1992 S 13 ff Kenneth Sparr David Kellner Ein biographischer Uberblick Teil 2 David Kellner als Kirchenmusiker und Lobdichter des Lautenspiels In Gitarre amp Laute 1 1993 S 17 ff Kenneth Sparr David Kellner Ein biographischer Uberblick Teil 3 Kellners Jahre als erfolgreicher Autor und Lautenkomponist In Gitarre amp Laute 2 1993 S 17 ff Kenneth Sparr Die Kunst von Silvius Leopold Weiss im Spiegel der zeitgenossischen Literatur In Gitarre amp Laute 9 1987 Heft 6 S 15 17 hier S 16 f David Kellner In Josef Zuth Handbuch der Laute und Gitarre Wien 1926 28 Reprint Olms 2003 ISBN 3 487 04290 8 S 154 Carola L Gottzmann Petra Horner Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St Petersburgs 3 Bande Verlag Walter de Gruyter Berlin 2007 ISBN 978 3 11 019338 1 Band 2 S 655 658 Weblinks BearbeitenAktualisierter Artikel von Kenneth Sparr englisch Tabulaturen von David Kellner Memento vom 21 Juni 2009 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Baltisches Rechtsworterbuch 1 S 103 Zu Philipp und Johannes Robert Arthur von Lemm Dorpater Ratslinie 1319 1889 Marburg 1960 S 83 Jacob Adlung Anleitung zu der musikalischen Gelahrtheit Erfurt 1758 Faksimile Nachdruck Kassel und Basel 1953 S 634 Normdaten Person GND 129331880 lobid OGND AKS LCCN n83174094 VIAF 71583337 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kellner DavidKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Dichter Organist Musiktheoretiker und LautenistGEBURTSDATUM 1670GEBURTSORT LiebertwolkwitzSTERBEDATUM 6 April 1748STERBEORT Stockholm Schweden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title David Kellner amp oldid 238156838