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Das Gewitter italienisch La tempesta ist ein Gemalde des venezianischen Malers Giorgione Es wurde 1508 fertiggestellt und befindet sich in der Accademia in Venedig Das GewitterGiorgione ca 1508Ol auf Leinwand82 73 cmAccademia Venedig Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Das Bild Giorgiones gilt als eines der ungelosten Ratsel der europaischen Kunstgeschichte Es ist auf unterschiedliche Weise interpretiert worden wobei keine Deutung Mainstream geworden ist Die Ratselhaftigkeit des Bildes konnte eine Ursache der Faszination sein die es auf manche Betrachter ausuben mag Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Deutungen 4 Rezeption 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIm Werk Giorgiones gehort es zu den poesie genannten Bildern die fur einen hofischen und gebildeten Kreis von Sammlern Kennern und Kunstliebhabern entstanden sind Ziel der poesie war es dem gebildeten und gelehrten Kunstliebhaber ein schwieriges und verschlusseltes Sujet zu bieten an dem er alle seine Phantasie sein Kunstverstandnis und seine Gelehrsamkeit anwenden konnte Das Bild wurde wahrscheinlich um 1508 vom venezianischen Adeligen und Kunstsammler Gabriele Vendramin in Auftrag gegeben Es gehort zu den wenigen Bildern des Malers uber das eine gesicherte Quelle existiert 1530 beschreibt Marcantonio Michiel in seinem Buch Notizia d opere del disegno das Bild das er im Hause Vendramins gesehen hat als kleine Landschaft mit dem Sturm der Zigeunerin und dem Soldaten von der Hand des Zorzo da Castelfranco In einem Inventar der Sammlung Vendramin von 1569 ist es unter einem leicht veranderten Titel aufgefuhrt Jacob Burckhardt hat es Mitte des 19 Jahrhunderts im Palazzo Manfrin gesehen und erwahnt es in seinem Cicerone Beschreibung BearbeitenDas Bild zeigt eine arkadische Landschaft mit hohen Baumen und einem Fluss der von einer Brucke uberquert wird Uber einer Stadt im Hintergrund mit Turmen und einer Kuppel ist ein Gewitter aufgezogen Die Stadt zeigt als Wappen an einer Wand den Markuslowen Rechts vom Blitz ist eine Burg sichtbar die uber dem Tor ein Wappen mit vier Radern zeigt 1 Dieses ist der Familie da Carrara in Padua zuordenbar Der letzte Signore der Familie da Carrara ist 1405 in venezianischer Gefangenschaft erdrosselt worden 2 Im Vordergrund steht ein junger Mann in zeitgenossischer modischer Kleidung Landsknechthose mit einem Hirtenstab in der Hand ihm gegenuber sitzt eine nackte Frau mit einem Kind an der Brust Die beiden haben keinen Blickkontakt miteinander die Frau jedoch schaut den Betrachter an Die felsige Landschaft ist mit wenigen schutteren Strauchern bewachsen Ruinen und Teile einer Mauer sind zu sehen Die Stadt die von einem zuckenden Blitz grell beleuchtet wird scheint verlassen Das einzige sichtbare Lebewesen ist ein Storch auf einem Dach Die Landschaft in Giorgiones Bild ist nicht mehr nur Hintergrund und von untergeordneter Bedeutung Sie hat vielmehr vor den beiden am Rand postierten menschlichen Figuren den absoluten Vorrang und bestimmt die Atmosphare und die Ausstrahlung des Bildes Es dominieren tiefe Farbtone von leuchtendem Blau und Grun mit denen Giorgione eine fast magisch zu nennende Bildwirkung von Ruhe Stille und Harmonie erzeugt die auch von dem fernen Gewitter am Horizont nicht gestort wird Deutungen BearbeitenDie ublichen Schlussel fur die Interpretation eines Bildes der Renaissance passen hier nicht und das zeigt sich an der Vielzahl von unterschiedlichen Erklarungsversuchen Schon die erste Beschreibung von Michiel spricht von einem Zigeuner und einer Nymphe die nach den Konventionen der griechischen Mythologie eigentlich kein Kind stillen kann Erschwert wird eine Interpretation zusatzlich durch die Tatsache dass das Bild von Giorgione verandert und ubermalt wurde So wurde eine weitere nackte Frau in der endgultigen Fassung durch den Mann mit dem Hirtenstab ersetzt Salvatore Settis listet in seinem Buch eine Auswahl von Deutungen auf Demnach zeigt das Bild Die vier Elemente eine verweltlichte Version der Ruhe auf der Flucht nach Agypten eine Szene aus Ovid aus Boccaccio aus Petrarca oder aus dem Traum des Polyphylos Die Legende vom Heiligen Theodor die Auffindung des Moses Adam und Eva die Geburt des Bacchus eine der Liebschaften von Zeus usw In der jungeren Forschung bringen Antonio Boscardin 3 Wolfgang Eller 4 und Udo Soragni 5 unabhangig voneinander die dargestellte Stadtsilhouette mit dem fruhneuzeitlichen Padua in Verbindung Robert Otten 6 7 sieht eine Beziehung zwischen dem Gemalde und einer Legende aus dem 15 Jahrhundert die den nicht genealogisch belegten Anfang der Paduaner Dynastie Da Carrara erzahlt 8 Die Legende erwahnt die Liebschaft eines jungen Soldaten und einer Prinzessin des Kaisers des Heiligen Romischen Reiches Das Liebespaar fluchtete vom Kaiserhof in die Umgebung von Padua und begrundete den Stamm der Da Carrara die von 1318 bis 1405 uber Padua herrschten Otten ordnet die Bilddetails der Familiengrundung der Da Carrara und der dynastischen Herrschaft zu Der Soldat tragt die typischen ikonographischen Merkmale einer Herrscherfigur z B Anspielung auf die Augustusstatue von Primaporta die Hosen und Schuhtracht eines Landsknechts die Position der linken Hand und des rechten Beines Die Frau tragt typische Attribute einer Braut z B Schleier entblosste rechte Brust einen Uberwurf uber der Schulter ein Lorbeerstrauch vor ihrer Blosse Der Zusammenhang zwischen Padua und dem jungen Paar wird untermauert durch das Familienwappen uber dem Stadttor Rezeption BearbeitenLiteraturDer Schriftsteller Alfred Andersch zitiert in seinem Roman Die Rote Giorgiones Gemalde unter dem Titel Sturm an einigen Stellen Der Protagonist Fabio Crepaz als Geiger im Teatro La Fenice tatig hat ein Foto des Gemaldes in seinem Zimmer stehen Und er betrachtet auch das Original in gewissen Zeitabstanden In Anwesenheit des Kindes Serafina erinnert sich Fabio an deren judischen Vater Tullio Toledano 9 Der Protagonist bezieht das Motiv des Gemaldes auf seine entwurzelte Situation und auf die nach dem Holocaust zerrissenen Familienverhaltnisse im venezianischen Ghetto wo er einst wohnte Das Gemalde ist wie ein Gleichnis fur die Einsamkeit das wesentliche Thema in Anderschs Roman FilmIm Kinofilm Tempesta dt Der Venedig Code spielt das Gemalde eine zentrale Rolle Es wird aus den Gallerie dell Accademia gestohlen Literatur BearbeitenHans Belting Exil in Arkadien Giorgiones Tempesta in neuerer Sicht In Reinhard Brandt Hrsg Meisterwerke der Malerei Reclam Leipzig 2001 S 45 68 ISBN 3 379 20013 1 Salvatore Settis Giorgiones Gewitter Auftraggeber und verborgenes Sujet eines Bildes in der Renaissance Wagenbach Berlin 1982 ISBN 3 8031 3506 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Das Gewitter Gemalde Sammlung von Bildern Videoguide zum Gemalde beim artinspectorEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Eller Giorgione Werkverzeichnis Imhof 2007 universal lexikon deacademic com 224253 da Carrara Antonio Boscardin Padova nella Tempesta nel capolavoro di Giorgione una veduta coerente di Padova al tempo della guerra di Cambria Padova s n 2005 Wolfgang Eller Giorgione Werkverzeichnis Michael Imhof Verlag Petersberg 2007 ISBN 9783865681263 Udo Soragni in Giorgione a Padova l enigma del carro Comune di Padova Hrsg Skira Mailand Padua 2010 ISBN 9788857207711 Robert Otten Beobachtungen zum Gemalde Das Gewitter 1508 von Giorgione 2015 GRIN Verlag Munchen ISBN 9783668045828 Tempesta Giorgione neue Forschung Otten Abgerufen am 21 Oktober 2017 Paola Tellaroli Misteri e storie insolite di Padova Newton Compton Editori Rom 2015 ISBN 9788854182295 Alfred Andersch Die Rote Buchergilde Gutenberg Frankfurt am Main 1962 S 34 36 u S 337f Normdaten Werk GND 4099196 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Gewitter Gemalde amp oldid 224869764