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Culicoides ist eine Gattung der Gnitzen Familie Ceratopogonidae mit fast weltweiter Verbreitung Mit 1343 rezenten Arten plus 44 nur fossil in Bernstein nachgewiesenen Stand 2014 ist es die artenreichste Gattung der Gnitzen die allein etwa ein Funftel ihrer Arten enthalt Die Arten der Gattung sind schwer bestimmbar sie enthalt zahlreiche morphologisch kaum unterscheidbare Kryptospezies und es werden zahlreiche noch unbeschriebene Arten vermutet insbesondere in tropischen Breiten Weibchen von Culicoides sind meist Blutsauger an Wirbeltieren einschliesslich des Menschen und seiner Haustiere Sie haben besondere Aufmerksamkeit gefunden als Vektor zahlreicher Krankheiten darunter die Blauzungenkrankheit der Schafe CulicoidesCulicoides imicola Weibchen in unterschiedlichen Stadien einer BlutmahlzeitSystematikOrdnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Mucken Nematocera Teilordnung Stechmuckenartige Culicomorpha Familie Gnitzen Ceratopogonidae Unterfamilie CeratopogoninaeGattung CulicoidesWissenschaftlicher NameCulicoidesLatreille 1809 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Imagines 1 2 Larven 1 3 Puppen 2 Okologie und Lebensweise 3 Ubertragung von Krankheiten 4 Taxonomie und Verbreitung 4 1 Arten Auswahl 5 Quellen 6 Einzelnachweise 7 WeblinksMerkmale BearbeitenImagines Bearbeiten Bei Culicoides handelt sich um sehr kleine Mucken mit einer Korperlange zwischen 1 und 3 Millimeter Die Imagines ahneln im Habitus zahlreichen anderen Mucken wie zum Beispiel den recht nahe verwandten Zuckmucken Chironomidae Der Kopf der Mucken tragt grosse Facettenaugen die grosse Teile des Kopfs einnehmen diese sind auf der Kopfoberseite einander genahert oder moderat weit getrennt oder sie stossen direkt aneinander Wie bei allen Culicomorpha fehlen die Ocellen Die Antennen sind relativ lang sie bestehen aus den beiden Grundgliedern wobei der Scapus sehr klein und vom Pedicellus verdeckt ist und einer Antennengeissel aus 13 Segmenten Das letzte Geisselglied ist abgerundet bis zugespitzt tragt aber niemals ein abgesetztes Spitzchen Unterschied zu Forcipomyia Nur bei den Mannchen tragen die Geisselglieder quirlformig angeordnete Ringe aus sehr langen Haaren Setae diese sitzen in der Regel an den Geisselgliedern bis zum zehnten und sind langer als der Durchmesser des zugehorigen Fuhlerglieds sie stehen in der Regel nicht senkrecht ab sondern sind etwas nach vorn gerichtet Am ersten Geisselglied sitzen in der Regel zwei solcher Ringe aus Setae Diese Setae konnen bei wenigen Arten auch fehlen In beiden Geschlechtern tragt der Kopf einen Saugrussel der bei den Weibchen der meisten Arten als Stechrussel eingesetzt wird Der Stechrussel wird gebildet aus dem gezahnten Labrum den Mandibeln dem Hypopharynx den Laciniae der Maxillen und dem Labium Die vorn sageformigen Mandibeln sind ineinander verfalzt und wirken beim versetzten Vor und Ruckziehen als Stechborsten Die Oberseite der Mandibeln bildet mit dem Labium ein Rohr fur das Blut seine Unterseite mit dem nadelformigen Hypopharynx eine Rinne fur den Speichelfluss Maxillen und Labium dienen als Hull und Stutzstrukturen wobei die Laciniae in die Wunde mit eingefuhrt werden Seitlich zum Russel sitzen die als Sinnesorgane dienenden langen funfgliedrigen Maxillarpalpen Der Thorax ist auf der Oberseite gewolbt buckelformig und uberragt den Kopf Er tragt die drei Beinpaare und die Flugel Die Flugel besitzen bei der Gattung bei fast allen Arten ein auffallendes Zeichnungsmuster auf hellen und dunklen Flecken das durch aufsitzende etwas schuppenformig verbreiterte dunkle Haare gebildet wird In vielen Fallen beruht die Bestimmung der Arten und selbst der Untergattungen auf dieser Flugelzeichnung So wurde etwa ein Bestimmungsschlussel der spanischen Arten anhand der Flugelzeichnung aufgestellt 1 Die Beine besitzen wenig Besonderheiten Die Tarsen sind funfgliedrig die Krallen sind nur schwach gekrummt im Unterschied zu Forcipomyia und untereinander gleich gross sie tragen kein Haftpolster Empodium Die Tibien der Vorderbeine wie auch der Hinterbeine besitzen einen gut entwickelten Sporn und ausserdem kammformige Borstenreihen die als Putzeinrichtung dienen Der Hinterleib besteht aus zehn Segmenten Meist sind die dorsalen Sklerite Tergite starker sklerotisiert als die ventralen Sternite so dass die Oberseite dunkel und Unterseite hell erscheint Die Pleuren sind membranos wodurch sich der Hinterleib bei der Nahrungsaufnahme ausdehnen kann Im Inneren des Hinterleibs sind bei den Weibchen eine bis drei Spermathekae vorhanden deren Form manchmal bei der Artbestimmung hilfreich ist Die Mannchen tragen am Hinterleibsende einen Begattungsapparat mit zwei Gonopoden der zahlreiche artspezifische Merkmale aufweist Larven Bearbeiten Die Larven von Culicoides Arten erreichen etwa 4 bis 7 Millimeter Lange Sie leben aquatisch am Grund und in der Uferzone von Gewassern oder semiaquatisch in anderen wassergesattigten Substraten wie Torf und Dung Es handelt sich um weiss gelblich oder grau gefarbte glatte langgestreckt wurmformige meist relativ hart sklerotisierte und erkennbar segmentierte Tiere ohne Extremitaten oder irgendwelche Spuren davon Sie besitzen keine offenen Stigmen Der Korper besteht aus der gut erkennbaren freien Kopfkapsel drei Rumpf und neun Abdominalsegmenten Der Kopf ist vorgestreckt mit nach vorn zeigenden Mundwerkzeugen prognath Im Inneren ist ein grosses stark sklerotisiertes Organ als Pharyngealkomplex bezeichnet vorhanden das nach aussen durchscheint es dient zum Zermahlen der Nahrung Die Mundwerkzeuge sind relativ kurz und arbeiten eher parallel als gegeneinander Die Antennen sind kurz und unauffallig sie sind viersegmentig An der Seite des Kopfs sind zwei dunkle Augenflecken zu sehen die durch die Kutikula durchschimmern es sind keine ausseren Strukturen wie Linsen ausgepragt Der Kopf ist durch einen verschmalerten nackenformigen Sklerit etwas vom Rumpf abgesetzt Der Korper tragt mit Ausnahme der Kopfkapsel nur sehr kurze unauffallige Setae die bei einfacher oder Lupenbetrachtung gar nicht erkennbar sind Die Larven von Culicoides sind normalerweise nicht bis zur Art bestimmbar und auch von anderen Gattungen der Ceratopogoninae kaum sicher unterscheidbar Gegenuber den Larven einiger anderer Gattungen sind sie daran unterscheidbar dass die Borsten Setae der Kopfoberseite einfach nicht federformig oder buschelig geteilt sind Es sind von gut 10 Prozent der Arten bisher die Larvenstadien bekannt und beschrieben worden Culicoides besitzt vier Larvenstadien Puppen Bearbeiten Die Puppen der Gattung sitzen bei den aquatischen Arten in der Uferzone so dass sie mit ihren Atemhorner genannten Fortsatzen Luft atmen konnen Sie sind an den harten Untergrund angeheftet Die Puppen von Culicoides sitzen frei ohne dass der Hinterleib in die letzte Larvenhaut als Exuvie eingehullt ware Die Spitze des Abdomens tragt zwei dornartige Fortsatze niemals paddelartig verlangerte wie bei vielen Zuckmucken Das dritte Beinpaar ist normalerweise unter die Flugelscheiden eingeschlagen so dass nur seine Spitze sichtbar ist Die Atemhorner der Puppen sind ungeteilt und einfach nur schwach pigmentiert lang und tragen am Ende eine einfache Reihe aus zahlreichen Stigmen Sie besitzen fast immer eine Oberflachenskulptur aus Schuppen oder schmalen Ringeln Die Abdominalsegmente besitzen keine Drusenfelder auf der Bauchseite Ihr Metathorax ist durch eine Naht auf der Dorsalseite vollstandig geteilt Okologie und Lebensweise BearbeitenDie Larven von Culicoides bewegen sich mit charakteristischen schlangelnden Bewegungen durch das bewohnte Substrat die wasserlebenden Arten sind mit ahnlichen Bewegungsmuster recht gut schwimmfahig Sie sind agil und schnell Die meisten Arten leben soweit bekannt in kleinen auch temporaren tumpelartigen Gewassern und in der Uferzone von Fliessgewassern Einige auch okonomisch bedeutsame Arten bevorzugen aber besondere Habitate wie Salzmarschen der Meereskusten Jauchegruben oder wassergefullte Hohlungen in Baumstammen Culicoides obsoletus und Culicoides scoticus wurden in Mais Silage eine Reihe von Arten darunter Culicoides dewulfi und Culicoides chiopterus in Dung von Wiederkauern gefunden diese Arten vermogen also Haustiere auch fern von Gewassern zu stechen und ggf zu infizieren Die Entwicklungsdauer betragt je nach Art und klimatischen Bedingungen etwa zwei bis zehn Wochen Im temperaten Klima Mitteleuropas uberwintern aber oft die Larven was die Entwicklungszeit entsprechend verlangert Fur die Larven wird meist rauberische Lebensweise angegeben zumindest einige Arten ernahren sich aber offensichtlich auch von Detritus Algen oder zersetzten Pflanzenresten Die imaginalen Mucken leben meist in der Nahe der Larvenlebensraume meist Gewasser von denen sie sich nur selten weiter entfernen gelegentlich konnen sie aber durch Wind uber weite Strecken verweht werden Hier suchen die Weibchen nach Wirten zum Stechen Bei wenigen Arten erfolgt im imaginalen Stadium keine Nahrungsaufnahme mehr die Mundwerkzeuge sind teilweise etwas zuruckgebildet und nicht mehr stechfahig Wenige Arten stechen andere Insektenarten und saugen deren Hamolymphe Die Mehrzahl der Arten saugen aber Blut bei Wirbeltieren Die Wirte werden uberwiegend chemisch geortet wobei Kohlenstoffdioxid Sensoren von besonderer Bedeutung sind Die Wirtsspezifitat fast aller Arten ist unbekannt da fast nur Stiche bei Menschen und Haustieren registriert werden und das weitere Wirtsspektrum fast nie erfasst wird Die Blutmahlzeit dient dabei fast ausschliesslich der Bildung von Eiern sie ist fur die Ernahrung der Mucke selbst nicht notwendig Einige Arten konnen zumindest ein Gelege auch ohne Blutmahlzeit legen Sie schaffen mit Blut wie die anderen Arten mehrere Eiablagen Die Mannchen sind als Blutenbesucher bekannt und ernahren sich vor allem von Nektar Sie bilden Schwarme uber Baumen und Buschen die bei der Geschlechterfindung helfen an dieser sind auch Pheromone beteiligt Die Mucken sind uberwiegend in der Dammerung aktiv wenige aber auch den ganzen Tag uber Im gemassigten Klima fliegen die meisten Imagines im Fruhjahr Imagines sind aber ganzjahrig anzutreffen Je nach Art sind eine oder mehrere Generationen pro Jahr bekannt Ubertragung von Krankheiten BearbeitenDie blutsaugenden Weibchen zahlreicher Culicoides Arten sind als Vektoren von Krankheitserregern vor allem von Haus und Nutztieren bekannt In Mitteleuropa ist die von Viren verursachte Blauzungenkrankheit hier besonders bekannt geworden weil diese Krankheit fruher nur weiter sudlich auftrat und erst seit etwa 2006 auf Mitteleuropa ubergriff Vermutlich geht die Infektion nicht auf eine allmahliche Ausbreitung etwa aus klimatischen Grunden sondern auf Einschleppung aus einer weit entfernten Region durch Transporte zuruck Entgegen falschen Presseberichten ist auch die Gattung Culicoides nicht etwa neu eingewandert sondern schon immer in Mitteleuropa heimisch gewesen tatsachlich neu eingewandert ist die Art Culicoides imicola die heute aber nicht mehr als wesentlicher Vektor in Mitteleuropa gilt Die Mucken ubertragen nachweislich mehr als 50 weitere zu den Arboviren gehorende Krankheitserreger von denen das mit dem Akabane Virus nahe verwandte sogenannte Schmallenberg Virus 2 durch sein plotzliches neues Auftreten in Mitteleuropa Sauerland fur Schlagzeilen sorgte Weiter Infektionskrankheiten sind sowohl in Europa 3 wie auch weltweit 4 bekannt Neben Viren werden auch Filarien und Protozoen z B der Gattungen Haemoproteus Hepatocystis und Leucocytozoon durch Culicoides ubertragen Taxonomie und Verbreitung BearbeitenInnerhalb der grossen Gattung wurden 31 Untergattungen unterschieden die aber nur knapp zwei Drittel der bekannten Arten umfassen Bei den restlichen Arten ist die Zugehorigkeit zu einer Untergattung unklar oder konnte von den Beschreibern der Art nicht angegeben werden Ein Katalog der weltweiten Fauna wurde von Art Borkent vom Royal British Columbia Museum aufgestellt und wird online regelmassig erganzt 5 Wegen der okonomischen Bedeutung der blutsaugenden Weibchen beruht die Taxonomie der Gattung fast ausschliesslich auf Weibchen Merkmalen obwohl in den meisten Fallen die Mannchen besser bestimmbar sind Bestimmung der Arten mit molekularen Methoden wie DNA Barcoding ist begonnen worden steht aber noch in den Anfangen Ein wesentliches Problem sind hier falsch bestimmte Referenzangaben Einen Uberblick uber Bestimmung und Bestimmungsmethoden in der Gattung bietet Culicoides Latreille Diptera Ceratopogonidae taxonomy Current challenges and future directions von Harrup und Kollegen 6 Culicoides Arten leben in allen Klimazonen und auf allen Kontinenten ausser Antarktika In Deutschland sind etwa 60 Arten der Gattung nachgewiesen 7 8 Arten Auswahl Bearbeiten Culicoides imicola Culicoides impunctatusQuellen BearbeitenRyszard Szadziewski Jaroslaw Krzywinski Wojziech Gilka Diptera Ceratopogonidae Biting Midges In Anders Nilsson editor Aquatic Insects of Noth Europe a taxonomic handbook Volume 2 Apollo Books Stenstrup 1997 ISBN 87 88757 55 2 Art Borkent Insecta Diptera Ceratopogonidae In Catherine Mary Yule Hoi Sen Yong editors Freshwater Invertebrates of the Malaysian Region Kuala Lumpur Academy of Sciences Malaysia 2004 ISBN 9834193602 Dustin Swanson 2012 Ecology and Phylogeny of the Biting Midge Genus Culicoides Diptera Ceratopogonidae Diss Clemson University 2002 Anja Stephan 2012 Entomologische und molekulargenetische Untersuchungen zur Gnitzenfauna Diptera Ceratopogonidae in Deutschland Diss Institut fur Parasitologie und Tropenveterinarmedizin des Fachbereiches Veterinarmedizin der Freien Universitat Berlin Einzelnachweise Bearbeiten Peter Rawlings 1996 A key based on wing patterns of Biting Midges Genus Culicoides Latreille Diptera Ceratopogonidae in the Iberian Peninsula for the use in epidemiological studies Graellsia 52 57 71 Armin R W Elbers Rudy Meiswinkel Erik van Weezep Marianne M Sloet van Oldruitenborgh Oosterbaan Engbert A Kooi 2013 Schmallenberg Virus in Culicoides spp Biting Midges the Netherlands 2011 Emerging Infectious Diseases 19 1 doi 10 3201 eid1901 121054 Simon Carpenter Martin H Groschup Claire Garros Maria Luiza Felippe Bauer Bethan V Purse 2013 Culicoides biting midges arboviruses and public health in Europe Antiviral Research 100 1 102 113 doi 10 1016 j antiviral 2013 07 020 P S Mellor J Boorman M Baylis 2000 Culicoides Biting Midges Their Role as Arbovirus Vectors Annual Review of Entomology 45 307 340 doi 10 1146 annurev ento 45 1 307 Art Borkent 2014 World Species of Biting Midges Diptera Ceratopogonidae PDF download Memento des Originals vom 15 Februar 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www inhs illinois edu L E Harrup G A Bellis T Balenghien C Garros 2015 Culicoides Latreille Diptera Ceratopogonidae taxonomy Current challenges and future directions Infection Genetics and Evolution 30 249 266 doi 10 1016 j meegid 2014 12 018 Peter Havelka amp Maria Aguilar Ceratopogonidae in H Schuhmann R Bahrmann A Stark Herausgeber Entomofauna Germanica 2 Checkliste der Dipteren Deutschlands Studia dipterologica Supplement Halle Saale S 33 38 Doreen Werner Forschungsvorhaben 2808HS007 Entomologische Untersuchungen zur Bekampfung der Blauzungenkrankheit Abschlussbericht fur die Differenzierung der Arten Feinbestimmung und die Einzelgnitzen Bestimmung im Virusnachweis des entomologischen Monitorings einschliesslich der Darlegung zum Stand der molekularbiologischen Arbeiten Forschungsbericht Leibniz Zentrum fur Agrarlandschaftsforschung ZALF e V 2010Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Culicoides Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Culicoides amp oldid 232518387