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Das Collegium medicum und ab 1724 das Collegium medico chirurgicum waren Einrichtungen zur Kontrolle der theoretischen und praktischen Unterweisung von Arzten und Wundarzten sowie stadtische Aufsichtsbehorden heute Gesundheitsbehorden fur medizinische und pharmazeutische Berufe Das Collegium medicum wurde im Heiligen Romischen Reich vielerorts zur Weiterentwicklung der Inneren Medizin und zur Verbesserung und Vereinheitlichung der chirurgischen Ausbildung die seit dem Konzil von Tours im 12 Jahrhundert von den handwerklich ausgebildeten Badern Barbieren Feldschere und Wundarzten ausgeubt wurde gegrundet Inhaltsverzeichnis 1 Nurnberg 2 Hamburg 3 Preussen 3 1 Kurbrandenburg 3 2 Berlin 4 Bibliografie 5 EinzelnachweiseNurnberg BearbeitenDie offizielle Grundung eines Collegium medicum in Nurnberg erfolgte am 27 Mai 1592 durch Joachim Camerarius den Jungeren 1 Beteiligt an der ab Oktober 1573 erfolgten Planung und an der Grundung waren auch die Nurnberger Stadtarzte Melchior Ayrer und Volcher Coiter Dem Rat vorgeschlagen hatten es dann Ayrer und der von 1550 bis 1581 als Stadtarzt tatige Heinrich Wolf f 2 Die im Senat am 27 Mai 1592 beschlossenen Gesetze und Verordnungen des erhabenen Nurnberger Senates die sich auf Arzte Apotheker und andere beziehen wurden 1598 fur das Collegium Medicum als Erlass veroffentlicht 3 Hamburg BearbeitenDie Grundung eines Collegium medicum in Hamburg erfolgte 1644 als Zusammenschlusses von Hamburger Arzten Preussen BearbeitenKurbrandenburg Bearbeiten An den Collegia medico chirurgica in Kurbrandenburg lehrten im 17 und 18 Jahrhundert hochangesehene Personlichkeiten die ihren chirurgischen Werdegang uber eine nichtakademische Ausbildung genommen hatten Zusammen mit den akademisch ausgebildeten Fachkollegen bildeten sie mit anderen Standeskollegen in Deutschland die Initiatoren einer immer mehr wissenschaftlich ausgerichteten Chirurgie Die Chirurgen unterlagen staatlicherseits einer Doppelaufsicht namlich der Medizinalbehorde sowie der noch aus dem Mittelalter stammenden Zunftordnung 4 Berlin Bearbeiten Als oberste Gesundheitsbehorde schuf man 1685 in Berlin das Collegium medicum der erste Dekan war Martin Weise 5 Mit der im Jahre 1700 gegrundeten Societat der Wissenschaften erhielt Preussen ausserdem 1713 in der Hauptstadt ein Theatrum anatomicum Aus dem Collegium medicum ging im Jahre 1723 24 unter dem Akademieprasidenten Jacob Paul von Gundling das von Friedrich Wilhelm I gegrundete Collegium medico chirurgicum hervor welches als Lehrinstitut mit dem Theatrum anatomicum verbunden wurde 6 Zur chirurgischen Ausbildung samtlicher Medizinalberufe wurde 1723 ein Anatomieprofessor bestellt In Preussen standen neben den akademisch ausgebildeten Arzten und Apothekern die in Zunften organisierten Bader und Barbiere wie das gesamte Heilpersonal unter der Aufsicht des Collegium medicum welches im Jahre 1725 zum Ober Collegium medicum an der Charite umgestaltet wurde Zudem wurden ab dem Jahre 1724 Provinzialkollegien eingerichtet Das Oberkolleg bestand aus einem Staatsminister als Vorsitzenden den Leib und Hofarzten dem Physikus den altesten Praktikern in Berlin dem Leib und Generalchirurg Hofapotheker sowie drei Chirurgen mit zwei Apothekern als Assessoren Das Medizinaledikt vom 27 September 1725 ordnete in Preussen an dass die Barbiere und Bader sich in der Praxis eines Gottwohlgefalligen nuchternen und eingezogenen massigen Lebens befleissigen sollten damit sie jederzeit bei begebenden Fallen tuchtig sein mogen ihren Nachsten mit ihrer Kunst und Wissenschaft zutraglich und mit Verstande es sei bei Tag oder Nacht dienen auch in vorkommender Pest und Sterbenszeiten da Gott vor sei wenn sie beordert werden in die Lazareten zu gehen 7 Die Preussische Armee hatte als Feldschere Bader und Wundarzte die eine abgeschlossene Lehre vorzuweisen hatten Vermutlich erfullten jedoch in der vorangegangenen Vergangenheit nicht alle Feldschere diese Mindestvoraussetzungen Auch die Ausrustung der Feldschere galt als vollig unzureichend Zu Anfang des 18 Jahrhunderts setzte Preussen deswegen einen Generalchirurgen ein dem alle Feldschere unterstellt waren womit sich vieles verbesserte vor allem wurden sie jetzt einheitlich ausgebildet Der erste Generalchirurg war Ernst Konrad Holtzendorff 1688 1751 durch den die Versorgung der Verwundeten entscheidend verbessert wurde Zur besseren Aus und Weiterbildung der Armeefeldschere mitbegrundete Holtzendorff die chirurgische Ausbildung am Collegium medico chirurgicum und wandelte als Ausbildungsstatte ein Pesthospiz in ein Armeehospital unter dem Namen Charite in Berlin um das spater allen Burgern geoffnet wurde Prasident des Ober Collegium medicum wurde 1724 der Professor Georg Ernst Stahl der Leibarzt Konig Friedrich Wilhelms I In Preussen konnte fortan ein Chirurg nur dann approbiert werden wenn er einen Lehrbrief vorgelegt und mindestens sieben Jahre bei einem Meister auch als Feldscher bei der Truppe gedient hatte und nach einem Operationskurs von dem Ober Collegium Medicum gepruft worden war 8 9 Am 13 Dezember 1809 wurde das Collegium medico chirurgicum infolge der Grundung der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat aufgelost und die Bucherei von der weiteren schon 1795 gegrundeten militararztlich chirurgischen Ausbildungsstatte Pepiniere ubernommen selbst wenn 1810 bis zur Aufnahme des Lehrbetriebs der Universitat noch vereinzelte Lehrveranstaltungen stattfanden Bibliografie BearbeitenAlexander von Lyncker Die Matrikel des preussischen Collegium medico chirurgicum in Berlin 1730 bis 1768 in Archiv fur Sippenforschung und alle verwandten Gebiete Band 11 1933 S 129 ff Alexander von Lyncker Die Matrikel des preussischen Collegium medico chirurgicum in Berlin 1769 bis 1797 in Archiv fur Sippenforschung und alle verwandten Gebiete Band 12 1935 S 97 ff Einzelnachweise Bearbeiten Hanspeter Marti Karin Marti Weissenbach Hrsg Nurnbergs Hochschule in Altdorf Bohlau Koln Weimar 2014 ISBN 978 3 412 22337 3 S 21 Google books Doris Wolfangel Dr Melchior Ayrer 1520 1579 Medizinische Dissertation Wurzburg 1957 S 24 und 52 Franz Josef Schmidt Hrsg Gesetze und Verordnungen des erhabenen Nurnberger Senates die sich auf Arzte Apotheker und andere beziehen Beschlossen im Senat am 27 Mai 1592 Leges ac statuta ampliss senatus Norimbergensis ad Medicos Pharmacopœos amp alios pertinentia Paulus Kaufmann Nurnberg 1598 Ubersetzt und erlautert Schmidt Hamm um 1985 Titelblatt und Ubersetzung S 3 18 Wolfram Kaiser Werner Piechocki Zur Geschichte des halleschen Bader und Chirurgenhandwerks In Medizinische Monatsschrift Bd 22 Nr 9 1968 ISSN 0025 8474 S 399 406 Deutsches Geschlechterbuch Band 12 S 18 Berchelmann Ferdinand Sauerbruch Vortrag Schilderung der Geschichte der Chirurgie ihrer Stellung in der Gegenwart und der Bedeutung dieses Zweiges der Medizin gehalten in der Preussischen Akademie der Wissenschaften In Hans Rudolf Berndorff Ein Leben fur die Chirurgie Nachruf auf Ferdinand Sauerbruch In Ferdinand Sauerbruch Das war mein Leben Kindler amp Schiermeyer Bad Worishofen 1951 mit einem Anhang von Hans Rudolf Berndorff mehrere Neuauflagen bspw Lizenzausgabe fur Bertelsmann Lesering Gutersloh 1956 S 456 478 hier S 460 478 S 466 f Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie Vogel Leipzig 1876 Nachdruck als Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie uber das 18 Jahrhundert aus dem Jahre 1876 Springer Berlin u a 1978 ISBN 3 540 08751 6 Annette Drees Horst Haferkamp Axel Hinrich Murken Blutiges Handwerk klinische Chirurgie Zur Entwicklung der Chirurgie 1750 1920 Herausgegeben im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe Westfalisches Museumsamt Munster 1989 ISBN 3 927204 00 6 Oliver Bergmeier Die sogenannte niedere Chirurgie unter besonderer Berucksichtigung der Stadt Halle an der Saale in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Halle 2002 Halle Universitat Dissertation 2002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Collegium medico chirurgicum amp oldid 225908309