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Die Collationes in Hexaemeron Gesprache uber das Sechstagewerk sind eine unvollendete Reihe von Vortragen die der franziskanische Theologe Bonaventura in Paris zwischen Ostern und Pfingsten im Jahre 1273 hielt Die Vortrage sind nur auf der Grundlage von Horermitschriften reportationes und zwar in einer kurzeren Fassung Reportatio A und einer stark abweichenden langeren Reportatio B uberliefert Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Textgeschichte 2 Inhalt 3 Kritische Textausgaben 4 Ubersetzungen 5 Literatur 6 WeblinksEntstehung und Textgeschichte BearbeitenAngaben zu den Umstanden des Vortrages und der Entstehung seines Textes bietet der Verfasser der kurzeren Reportatio A in einem Zusatz des Textes der einzigen erhaltenen Handschrift dieser Reportatio die heute in Siena aufbewahrt wird Biblioteca Comunale di Siena cod U V 6 und 1934 von F Delorme herausgegeben wurde Danach wurden diese Vortrage 1273 in der Zeit zwischen Ostern 9 April und Pfingsten 28 Mai in Paris vor einem Auditorium von annahernd 160 Horern bestehend aus einigen Magistern und Bakkalaren gehalten Die ursprunglich auf sieben jeweils mehrere Collationes umfassende und als Visio Eingebung Schau betitelten Teile des Werks seien nach der vierten Visio dann wegen der Beforderung des Autors zu hoheren Wurden Bonaventuras Erhebung zum Kardinal am 28 Mai 1273 und wegen seines Todes 15 Juli 1274 nicht mehr zum Vortrag gekommen Der Reportator der seinen Namen nicht nennt und auch Bonaventura nur als Herrn und Meister oder Magister dieses Werks dominus et magister huius operis umschreibt gibt an dass er seine Mitschrift vom Mund des Sprechenden ab ore loquentis abgeschrieben habe und auch zwei weitere Gefahrten Mitschriften verfasst hatten die jedoch wegen ihrer grossen Verworrenheit und Unleserlichkeit niemandem als diesen Gefahrten selbst von Nutzen gewesen seien Das Exemplar seiner eigenen Mitschrift sei dagegen korrigiert von anderen Horern gegengelesen und sowohl von Bonaventura selbst wie auch von anderen abgeschrieben worden Die vorliegende Fassung der Reportatio A beruht jedoch nicht auf diesem ersten von Bonaventura als Vorlage akzeptierten Exemplar sondern auf einem Buch das der Anonymus langere Zeit danach vom Ordensprovinzial der Provinz Alemannia Superior einem Frater Konrad erhielt und dann aus dem Gedachtnis noch einmal uberarbeitete ohne wie er bekraftigt Eigenes hinzuzufugen ausser Erweiterungen in den Ausfuhrungen der Logik des Aristoteles und Nachweisen der Fundorte zitierter Autoritaten Die langere Fassung B geht ebenfalls zuruck auf eine Horermitschrift uber deren Entstehungsweise nichts naher bekannt ist und die nach dem Ergebnis der Untersuchungen von Delorme unabhangig von der kurzeren Reportatio A entstand Fur diese langere Fassung sind heute 10 Handschriften bekannt eine davon Sigle D Konigliche Bibliothek Konigsberg Cod 1200 vom Ende des 13 oder Anfang des 14 Jahrhunderts ist heute verschollen konnte aber 1875 noch von Fedele da Fanna abgeschrieben werden Eine dieser zehn Handschriften Codex 31 der Universitatsbibliothek Munchen Sigle M Ende 15 Jh ist lediglich eine Abschrift der ersten gedruckte Ausgabe des Werkes die 1495 in Strassburg erschien und ihrerseits auf einem gegenuber den alteren Handschriften um Zusatze erweiterten Text beruht Sie machte das Werk unter dem Titel Luminaria Ecclesiae bekannt und diente ihrerseits als Vorlage fur weitere Ausgaben und fur die bis ins 19 Jahrhundert massgebende Werkausgabe der Sixtina Clementina 1588 bot Die erste und bis heute einzige kritische Ausgabe der Reportatio B wurde 1891 von den Patres des Kollegiums des hl Bonaventura in Quaracchi in Band V der Opera omnia vorgelegt Sie bezieht den Text der Handschrift M und des Strassburger Druckes wegen ihrer geringen Qualitat und auch die Reportatio A wegen ihrer starken textlichen Abweichungen nicht in die kritische Erstellung des Textes ein und beruht stattdessen auf einer Kollationierung von sieben der ubrigen neun heute bekannten Handschriften Erst in jungerer Zeit wurden zwei weitere Handschriften wiederaufgefunden die von dieser kritischen Ausgabe noch nicht berucksichtigt werden eine Handschrift des ausgehenden 15 Jahrhunderts 1984 entdeckt von J G Bougerol in Tours Sigle T Bibliotheque municipale de Tours 409 und die vermutlich alteste aller erhaltenen Handschriften das sogenannte Assisi Manuskript Dieses Manuskript eine wichtige Abschrift auch anderer Werke Bonaventuras 1380 von Giovanni da Iolo in dessen Inventar der Bibliothek des Konvents in Assisi aufgefuhrt wurde von B Bonelli im 18 Jh beschrieben und ins ausgehende 13 Jahrhundert datiert war in der Folgezeit dann aber verschollen und konnte erst 1984 von Guilbert Ouy in Leningrad heute Sankt Petersburg wiederentdeckt werden Nationalbibliothek Sankt Petersburg Lat Qv I 219 Ein Auszug aus dem Text dieser Handschrift wurde 1993 von P Maranesi mit den Varianten aller ubrigen Handschriften veroffentlicht Eine neue kritische Ausgabe der Reportatio B bleibt weiterhin ein Desiderat der Forschung Inhalt Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Die Collationes bieten eine Darstellung zentraler Themen der Theologie Bonaventuras und seiner Sicht der Stellung zur Philosophie Im Kern handelt es sich um eine theologische Einfuhrung in das Christentum in den Orden und die Kirche Formal und inhaltlich knupfen sie an kleinere und grossere Werke wie De reductione artium ad theologiam Itinerarium mentis ad Deum und Lignum vitae an und erscheinen als letzte Summe seines theologischen Denkens In den Collationes geht es um die Gottesschau in der Schopfung Dazu deuten sie die Schopfungsgeschichte auf Christus und seine Kirche hin In der intellektuellen Argumentation suchen sie die Synthese aus Glaube und Vernunft Philosophische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse der damaligen Zeit sollen die Argumentation stutzen Die Collationes sind stark strukturiert Sie orientieren sich formal an den Schopfungstagen Jedem Schopfungstag entspricht eine Vision Dabei kann Vision auch als Anschauung Sichtweise oder Ansicht verstanden werden Der Begriff wird in den Collationes selbst differenziert Die 23 Collationes gliedern sich in ein Vorwort I III in ein Traktat uber die erste Vision IV VII uber die zweite Vision VIII XII uber die dritte XIII XIX und vierte XX XXIII Erganzt werden sie durch ein Additamentum Anhang Jede Collatio wird zunachst mit einem Zitat zum jeweiligen Schopfungstag eingeleitet danach folgt haufig eine Zusammenfassung der vorherigen Collatio Aus Collatio III 24 31 geht hervor Den sechs Tagen der Schopfung entsprechend ist die Gottesschau auf sechs Visionen hin angelegt Dem siebten Tag als Ruhetag entspricht die ewige Gottesschau als siebte Vision nach dem Tod Der achte Tag als Wiederkehr des ersten wird als Auferstehungstag gedeutet Vier Visionen werden im Werk ausgefuhrt die drei letzten werden im Anhang noch einmal als Thema benannt Die Visionen sind Themen zugeordnet Die erste Vision handelt von Einsicht und Tugend die zweite Vision vom Glauben die dritte Vision handelt von der Bibel und die vierte Vision von der Kirche Der Autor gibt in seinem Werk auch eine klare Wertigkeit der verschiedenen Schriften an Fur ihn steht an erster Stelle die Bibel als Heilige Schrift An zweiter Stelle stehen die Schriften der Heiligen an dritter Stelle die Kirchenvater Die heidnischen Philosophen betrachtet er als weniger wertvoll und teilt ihnen die vierte Stelle zu Der Schopfer sei auch aus der Schopfung zu erkennen jedoch nur mit Hilfe der Bibel Bei der Bibelinterpretation schliesst er sich an Hieronymus und Augustinus an deren Kenntnis er dafur notwendig voraussetzt Dementsprechend lehnt er eine wortliche Bibelauslegung weitgehend ab Dem buchstablichen Sinn sensus litteralis stellt er die dreifache geistliche Auslegung triplex intelligentia spiritualis gegenuber fur die er vielfaltige Moglichkeiten sieht Dabei werden die biblischen Texte weitgehend als Bilder und Symbole fur Christus die Dreifaltigkeit und das kirchliche Leben verstanden Je nach Zuweisung zu den Themenbereichen handelt es sich um eine Allegorie Anagogie oder Tropologie Die Allegorie handelt von Christus die Anagogie vom Himmel die Tropologie vom kirchlichen Leben Wie die geistliche Auslegung anzuwenden ist wird im Buch am Beispiel der Interpretation der Sonnensymbolik klargemacht Ausserdem erklart der Autor das Prinzip der theologischen Spekulation das sich vom lateinischen Wort speculum Spiegel herleitet Demnach spiegelt sich in der Vernunft die gottliche Vernunft wider im Mikrokosmos der Seele der Makrokosmos der Schopfung im Alten Testament das Neue Testament nach dem Prinzip von Verheissung und Erfullung und in der Kirche das himmlische Jerusalem Die Collationes stehen philosophisch in der neuplatonisch christlichen Tradition von Dionysius Areopagita und Augustinus und setzen sich kritisch mit Aristoteles auseinander Unbeschadet der Kritik an dessen Gottes und Schopfungslehre folgen die Collationes Aristoteles Ethik und Tugendlehre im Hinblick auf Mass und Mitte VI 12 Kritische Textausgaben BearbeitenReportatio A kurzere Fassung Ferdinand Marie Delorme S Bonaventurae Collationes in hexaemeron et Bonaventuriana quaedam selecta Quaracchi 1934 Bibliotheca Franciscana Scholastica Medii Aevi 8 Reportatio B langere Fassung Doctoris Seraphici S Bonaventurae S R E Episcopi Cardinalis Opera omnia iussu et auctoritate Rmi P Bernardini a Portu Romatino studio et cura P P Collegii a S Bonaventura ad plurimos codices mss emendata anecdotis aucta prolegomenis scholiis notisque illustrata Bd V Opuscula varia theologica Quaracchi 1891 Sp 329 449 Pietro Maranesi Bonaventura of Bagnoregio A transcription of the third collation of the Hexaemeron from the St Petersburg manuscript In Franciscan Studies 53 1993 S 47 78Ubersetzungen BearbeitenBonventura Sanctus Das Sechstagewerk Lateinisch und Deutsch Ubersetzt und eingeleitet von Wilhelm Nyssen Kosel Munchen 1964 2 Aufl 1979 3 466 20016 4 Der lateinische Text B ist ubernommen aus der Ausgabe Quaracchi 1891 mit Erganzungen in Klammern aus A nach Delorme 1934 Obras di San Buenaventura Bd III Colaciones sobre el Hexaemeron o Iluminaciones de la Iglesia u a Hrsg mit Einleitungen und Anmerkungen von Leon Amoros Bernardo Aperribay und Miguel Oromi 2 Ausg La editorial catolica Madrid 1957 S 176 659 lat Text B nach der Ausgabe Quaracchi 1891 mit spanischer Ubersetzung Saint Bonaventure Les six jours de la creation Ubersetzung Einleitung und Anmerkungen von Marc Ozilou Vorwort von Olivier Boulnois Desclee Cerf Paris 1991 ISBN 2 7189 0549 2 Opere di San Bonaventura edizione latino italiana Bd VI 1 Opere teologici Ubersetzung von Pietro Maranesi Einleitung und Anmerkungen von Bernadino de Amellada Citta Nuova Editrice Rom 1994 ISBN 88 311 9427 5Literatur BearbeitenJoseph Ratzinger Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura EOS Verlag St Ottilien 1992 ISBN 3 88096 081 X Ruedi Imbach Bonaventura Collationes in Hexaemeron in Kurt Flasch Hrsg Hauptwerke der Philosophie Mittelalter Interpretationen Reclam Verlag Stuttgart 1998 RUB 8741 S 270 291 ISBN 3 15 008741 4Weblinks BearbeitenWerke Bonaventuras auf Documenta Catholica Omnia mit dem Text der Reportatio B in Band V der Opera omnia Quaracchi 1891 Bonaventure Les six jours de la creation Memento vom 18 Februar 2006 im Internet Archive Ursprunglich von JesusMarie com verbreiteter Text ohne Quellenangabe frz Ubersetzung auf der Grundlage der Reportatio B Quaracchi 1891 mit Anfuhrung einiger ubersetzter Stellen aus A in den Anmerkungen nach der Ausgabe von Delorme Online franz Memento vom 8 Marz 2012 im Internet Archive Archivversion Stand 8 Marz 2012 neu formatiert von Christoph Overkott Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Collationes in Hexaemeron amp oldid 236411321