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Coleochaete ist eine Gattung von Grunalgen aus der Gruppe der Charophyta Sie wachsen im Susswasser auf Wasserpflanzen epiphytisch seltener auf anorganischen Hartsubstraten wie ins Wasser geworfenem Dosen oder Plastik ColeochaeteColeochaete orbicularis obere Abbildung Systematikohne Rang Charophytaohne Rang Phragmoplastophytaohne Rang ColeochaetophyceaeOrdnung ColeochaetalesFamilie ColeochaetaceaeGattung ColeochaeteWissenschaftlicher NameColeochaeteBrebisson 1844 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Vermehrung und Lebenszyklus 3 Okologie 4 Phylogenie und Systematik 5 Arten 6 Quellen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenArten der Gattung bilden haploide Thalli aus Zellfaden die in der Form je nach Art variabel sind Die meisten Arten bilden Lager aus dicht gepackten Faden die an Gewebe erinnern und daher Pseudoparenchym genannt werden in einigen Arten sind die Faden aber auch locker verzweigt Es lassen sich drei Grundtypen unterscheiden Einige Arten bestehen aus zwei Typen von Faden heterotrich mit einer Sorte Faden die auf der Substratoberflache kriechen und davon abgehenden aufrecht wachsenden Faden die zusammen kissenformige Lager bilden zum Beispiel Coleochaete pulvinata Bei anderen Arten fehlen die aufrechten prostraten Faden ihre Thalli bestehen nur aus lockerer wachsenden kriechenden Zellfaden zum Beispiel Coleochaete divergens Bei anderen Arten sind ebenfalls nur die prostraten Faden vorhanden diese bilden aber ein dichtes untereinander fusioniertes pseudoparenchymales Lager von scheibenformiger Gestalt zum Beispiel Coleochaete scutata Die Zellfaden sind bei allen Arten einreihig uniseriat und gabelteilig dichtom oder unregelmassig verzweigt In den prostraten Zellfaden sind die Einzelzellen sechseckig hexagonal oder polygonal in den aufrechten langgestreckt Jede Zelle besitzt einen Zellkern und auch nur einen plattenformigen wandstandigen parietalen Chloroplasten mit je einem auffalligen Pyrenoid selten mehreren Vegetative Zellen sind auffallend durch rechtwinklig abstehende Setae genannte Zellhaare die in einer Blepharoplast genannten Struktur in der Zellwand verankert sind Die Basis der Seta ist normalerweise eingeschlossen in eine gelatinose Scheide Die Setae gelten als Abwehreinrichtungen gegen Pflanzenfresser abgebrochene Setae geben eine abschreckend wirkende Substanz frei Die charakteristischen von einer Scheide umhullten Setae waren namensgebend fur die Gattung von griech koleon Scheide Kocher und chaetos Haar Vermehrung und Lebenszyklus BearbeitenColeochaete vermehrt sich sowohl asexuell wie auch sexuell Bei der asexuellen Vermehrung bildet sich aus je einer Zelle eine doppelt begeisselte Zoospore die keinen Augenfleck besitzt Zoosporen werden freigesetzt durch eine besondere Pore in der Zellwand durch die sie mit amoboiden Bewegungen hervortreten Nach einer Schwimmphase setzen sie sich auf geeignetem Substrat fest resorbieren die Geisseln und scheiden eine Zellwand aus daraus wachst wieder ein Thallus wie der Elternorganismus aus Zoosporen konnen ganzjahrig auftreten sind aber im Fruhsommer am haufigsten Unter ungunstigen Umweltbedingungen werden alternativ sehr dickwandige unbegeisselte Sporen sogenannte Aplanosporen gebildet Bei der sexuellen Fortpflanzung existieren je nach Art Thalli bei denen beide Geschlechter auf einem Individuum ausgebildet werden monozisch oder homothallisch und solche bei denen sie auf verschiedenen Individuen sitzen diese also mannlich oder weiblich sind diozisch oder heterothallisch Die wie bei den Gefasspflanzen Antheridien genannten mannlichen Anlagen stehen zu mehreren an der Spitze der Zellfaden Jedes Antheridium produziert nur einen einzigen mit zwei Flagellen begeisselten Spermatozoiden der farblos oder grun sein kann Die ebenfalls end oder randstandigen weiblichen Anlagen oder Oogonien bleiben auf dem Mutterorganismus sie werden nicht freigesetzt Sie sind meist flaschenformig und entwickeln einen halsformig abgeschnurten Fortsatz der Zellwand der als Trichogyne bezeichnet wird Bei reifen Oogonien offnet sich die Spitze des Fortsatzes es werden Substanzen ins Wasser abgegeben die anlockend auf die Spermatozoiden wirken Nach dem Eindringen eines Spermatozoiden und der Befruchtung wird die Trichogyne durch ein Septum abgetrennt Die Oogonien von Coleochaete werden nach der Befruchtung sehr gross bis zu 150 Mikrometer durch Einlagerung von Reservestoffen aus dem mutterlichen Organismus Sie bilden eine massive Zellwand aus die zudem durch vom mutterlichen Organismus auswachsende Zellfaden eingehullt wird die eine geschlossene pseudoparenchymale Hulle oder Rinde bilden Diese Struktur farbt sich spater braun und wird dann Spermokarp genannt Sie bleibt nach dem Absterben des Mutterorganismus erhalten und uberwintert Unter gunstigen Umweltbedingungen kommt es zur Meiose und anschliessend zu mitotischen Teilungen bis etwa 8 bis 32 Tochterzellen gebildet sind Jede dieser Zellen bildet sich schliesslich in eine begeisselte Meiozoospore um die nach dem Aufreissen der Hulle freigesetzt wird aus der nach dem Festsetzen ein neuer Thallus gebildet wird Okologie BearbeitenDie Arten der Gattung leben im Susswasser in stehenden Gewassern wie Seen aufwachsend auf Hartsubstraten meist epiphytisch auf Wasserpflanzen oder den submersen Trieben von Rohrichtpflanzen wie Rohrkolben Sie besiedeln dabei auch Armleuchteralgen vor allem der Gattungen Chara und Nitella wo sie selten auch ins Innere vordringen also endophytisch wachsen Seltener trifft man sie auf anderen Hartsubstraten aller moglichen Art an in Aquarien wachsen sie nicht selten auf den Glasscheiben Die europaischen und nordamerikanischen Arten bevorzugen klar nahrstoffarme oligotrophe Gewasser und verschwinden bei Eutrophierung Uber die Biologie der tropischen Arten ist nur wenig bekannt Phylogenie und Systematik BearbeitenDie Gattung wird mit drei weiteren artenarmen und wenig bekannten Gattungen in einer Familie Coleochaetaceae gefuhrt die als einzige Familie die Ordnung Coleochaetales ausmacht Mit der Ordnung der Chaetosphaeridiales mit der bekanntesten Gattung Chaetosphaeridium bildet diese die Klasse Coleochaetophyceae Die eigentumliche sexuelle Fortpflanzung der Coleochaete Arten und weitere Gemeinsamkeiten wie die Ausbildung eines Phragmoplasten und weitere biochemische und ultrastrukturelle Merkmale haben bei Botanikern schon seit Anfang des 20 Jahrhunderts Theorien aufkommen lassen die Gattung konne ein Modell fur die Entstehung der Landpflanzen sein Nach phylogenomischen Untersuchungen bei denen die Verwandtschaft anhand des Vergleichs der Sequenzen homologer Gene ermittelt wird bilden diese gemeinsam mit den Armleuchteralgen Charales und den Landpflanzen eine Charophyta genannte Klade Uber die Position innerhalb der Charophyta besteht allerdings zwischen verschiedenen Untersuchungen noch keine Einigkeit Einige sehen sie als Schwestergruppe der Schmuckalgen Zygnematophyceae 1 dies wird aber in anderen Analysen nicht immer bestatigt Moglicherweise 2 3 4 sind sie tatsachlich naher als die Armleuchteralgen mit den Landpflanzen verwandt was die fruheren Spekulationen aufgrund der sexuellen Fortpflanzung bestatigen wurde Arten BearbeitenIn der Datenbank Algaebase 5 werden fur die Gattung etwa 25 bisher beschriebene Artnamen aufgelistet Davon werden je nach Untersucher etwa 10 bis 12 Arten als valide anerkannt In der besser bekannten Algenflora Europas und Nordamerikas werden sieben weiter verbreitete Arten angegeben Coleochaete divergens Coleochaete irregularis Coleochaete nitellarum Coleochaete orbicularis Coleochaete pulvinata Coleochaete scutata Coleochaete solutaQuellen BearbeitenM Arora and D Sahoo Growth Forms and Life Histories in Green Algae In Dinabandhu Sahoo Joseph Seckbach editors The Algae World Springer Verlag Dordrecht usw 2015 ISBN 978 94 017 7320 1 auf Seite 162 166 Linda E Graham 1984 Coleochaete and the Origin of Land Plants American Journal of Botany 71 4 603 608 JSTOR 2443336 John D Wehr amp Robert G Sheath Freshwater Algae of North America Ecology and Classification Elsevier Academic Press Amsterdam etc 2003 ISBN 978 0 12 741550 5 C F Delwiche K G Karol M T Cimino K J Sytsma Phylogeny of the genus Coleochaete Coleochaetales Charophyta and related taxa inferred by analysis of the chloroplast gene rbc L Journal of Phycology 38 2002 S 394 403 Einzelnachweise Bearbeiten Cedric Finet Ruth E Timme Charles F Delwiche Ferdinand Marletaz 2012 Multigene Phylogeny of the Green Lineage Reveals the Origin and Diversification of Land Plants Current Biology 22 1456 1457 doi 10 1016 j cub 2012 07 021 Charles Francis Delwiche amp Endymion Dante Cooper 2015 The Evolutionary Origin of a Terrestrial Flora Current Biology 25 R899 R910 doi 10 1016 j cub 2015 08 029 Frederik Leliaert Heroen Verbruggen Frederick W Zechman 2011 Into the deep New discoveries at the base of the green plant phylogeny Bioessays 33 683 692 doi 10 1002 bies 201100035 Mark N Puttick Jennifer L Morris Tom A Williams 2 Cymon J Cox 5 Dianne Edwards 4 Paul Kenrick Silvia Pressel Charles H Wellman Harald Schneider Davide Pisani Philip C J Donoghue 2018 The Interrelationships of Land Plants and the Nature of the Ancestral Embryophyte Current Biology 28 733 745 doi 10 1016 j cub 2018 01 063 Guiry M D amp Guiry G M 2018 AlgaeBase World wide electronic publication National University of Ireland Galway www algaebase org abgerufen am 7 Marz 2018Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Coleochaete Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Coleochaete Brebisson 1844 ITIS Standard Report Page Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Coleochaete amp oldid 208514907