www.wikidata.de-de.nina.az
Der Codex Tchacos CT ist eine Sammlung apokrypher Handschriften Der Codex enthalt mehrere gnostische Texte aus dem 4 Jahrhundert in koptischer Sprache mit apokalyptischer Thematik Die in sahidischem Dialekt abgefassten Texte waren ursprunglich hochstwahrscheinlich griechisch geschrieben 1 und durften fruhestens auf das Ende des 2 Jahrhunderts zuruckgehen Wahrscheinlich sind sie erst im 3 Jahrhundert entstanden Benannt wurde der Papyrus Codex nach Dimaratos Tchacos dem Vater der letzten Eigentumerin Frieda Nussberger Tchacos 2 Besonderes Interesse fand das Evangelium des Judas das in der Handschrift enthalten ist Seite 33 des Codex Tchacos mit dem Beginn des Judasevangeliums CT 3 Inhaltsverzeichnis 1 Besitzgeschichte 2 Beschreibung 3 Inhalt 4 Weblinks 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBesitzgeschichte BearbeitenEntdeckt wurde der Codex Tchacos in Mittelagypten in der Nahe der Stadt al Minya in den 1970er Jahren Es handelt sich um einen Papyrus Codex aus dem 4 Jahrhundert 3 Kurz nach dem Fund wurde das Dokument von einem agyptischen Handler uberteuert zum Kauf angeboten die Rede war von 3 Millionen US Dollar Nachdem es kurzzeitig gestohlen wurde konnte 1983 der Kodex von einem Team von Wissenschaftlern darunter Ludwig Koenen David Noel Freedmann James M Robinson Astrid Beck und Stephen Emmel kurzzeitig eingesehen werden Emmel konnte die ersten zwei der enthaltenen Werke identifizieren sie waren von Nag Hammadi bekannt Ein Verkauf kam nicht zustande da kein Kaufer oder Institut diese Summe aufbringen konnte und niemand die Bedeutung der noch nicht identifizierten Teile einschatzen konnte ausserdem waren hohe Kosten fur die Konservierung und Rekonstruktion zu befurchten So gelangte der Codex von Kairo uber die Schweiz nach New York wo er gut 16 Jahre in einem Bankschliessfach des Handlers verschwand und im Februar 2002 von der Maecenas Stiftung mit Sitz in Basel erworben wurde Die Maecenas Stiftung beauftragte zusammen mit Frieda Nussberger Tchacos den Genfer Koptologen Rodolphe Kasser mit der Veroffentlichung des Textes Kasser holte Florence Darbre ins Team die als Konservatorin fur die Martin Bodmer Stiftung arbeitete Durch unsachgemasse Lagerung in feuchter Luft und Lagerung in einem Eisfach war der Codex in hunderte kleiner Fragmente zerfallen Fur die Rekonstruktion wurde jedes Fragment beidseitig fotografiert und von dem Religionshistoriker Gregor Wurst von der Universitat Augsburg und seinen Kollegen am Computer zusammengesetzt Im Lauf von drei Jahren konnten dabei fast 90 Prozent des Textes rekonstruiert werden Das unter Leitung von Rodolphe Kasser ubersetzte Manuskript wurde 2006 publiziert 2007 erschien eine kritische Ausgabe der vier Texte des Codex Am 9 April 2006 veroffentlichte National Geographic weltweit auf seinen Fernsehsendern im Rahmen eines zweistundigen Doku Specials die Ergebnisse der Untersuchungen Nach der Ubersetzung und Restaurierung der Schrift soll der Kodex nach dem Willen der Stiftung dem agyptischen Staat fur das Koptische Museum von Kairo ubergeben werden Im Jahr 2009 wurde ein Grossteil der noch fehlenden Fragmente die in einem Versteck in den USA lagerten durch einen Gerichtsbeschluss freigegeben Sie sollen nun in Europa mit den bereits bekannten Teilen des Codex wiedervereinigt und ausgewertet werden 4 Beschreibung BearbeitenDer stark beschadigte Codex ist in mehrere Hundert Fragmente zerfallen er umfasst 31 teilweise sehr zerfallene Blatter somit 62 mehr oder weniger erhaltene und nummerierte Seiten im Format von ca 16 29 cm vier Seiten sind in geringen Resten erhalten ausserdem einige zusatzliche Fragmente die sich keiner Seite zuordnen lassen Der Text wurde in aufwandiger Kleinarbeit soweit moglich rekonstruiert und 2006 publiziert Ein Ledereinband ist teilweise erhalten Die Handschrift wurde von einem professionellen koptischen Schreiber gefertigt Die Sprache die Buchstabenform der Handschrift und alle Umstande weisen eine Nahe jedoch keine Identitat zu Handschriften von Nag Hammadi auf Die palaographische Altersbestimmung datierte die Handschrift vorsichtig auf das vierte bis funfte Jahrhundert die Radiocarbonmethode kam auf ein wahrscheinliches Entstehungsdatum von 280 60 Jahre Inhalt BearbeitenDer Codex hat vier erhaltene Teile CT 1 4 CT 1 Der Brief des Petrus an Philippus Epistula Petri EpPt CT 2 Die Erste Apokalypse des Jakobus 1Apc Jac CT 3 Das Evangelium des Judas EvJud CT 4 Allogenes Einige Fragmente gehoren moglicherweise zu einem weiteren Werk von dem nicht viel erhalten blieb EpPt und 1Apc Jac waren bereits aus den Funden von Nag Hammadi bekannt 5 Fur das Evangelium des Judas und Allogenes ist der Kodex der einzige bekannte Textzeuge Die ersten drei Schriften sind pseudepigraphisch d h sie geben vor von dem jeweiligen Junger Jesu zu stammen Die Klammer bei Allogenes weist darauf hin dass der ursprungliche Titel des vierten Werks unbekannt ist Die Bezeichnung Allogenes griech Allogenhs Fremdstammiger wird hilfsweise verwendet weil bei diesem Papyrus Anfang und Ende und somit nebst dem Titel auch die Verfasserangabe fehlen Die vier erhaltenen Schriften des CT haben einen unverkennbaren christlichen Charakter 6 Bei den ersten drei handelt es sich um lehrhafte Dialoge mit den Jungern in denen Jesus ihnen wichtige Offenbarungen uber sein Geschick die Entstehung der Welt und die Erlosungsmoglichkeiten fur die Junger mitteilt und sie sind in die Zeit um Passion und Auferstehung Jesu herum platziert Leiden und Verfolgung sind ein wichtiges Thema Daneben spielt die Polemik gegenuber Theologie und Praxis der Mehrheit der damaligen Christenheit eine Rolle am starksten im Judasevangelium Die Fragmente einer funften Schrift lassen erkennen dass es um Themen geht die auch in Allogenes und 1Apc Jac vorkommen das Fremd Sein in der Welt die Bitte um eine Sonderoffenbarung uber die Wiedergeburt die Uberwindung der Korperlichkeit 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Codex Tchacos Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenRodolphe Kasser Gregor Wurst Marvin W Meyer Francois Gaudard The Gospel of Judas together with the Letter of Peter to Phillip James and A Book of Allogenes from Codex Tchacos Critical Edition Washington D C 2007 Johanna Brankaer Hans Gebhard Bethge Hrsg Codex Tchacos Texte und Analysen Walter de Gruyter Berlin New York 2007 Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur Band 161 ISBN 978 3 11 019570 5 Herbert Krosney Das verschollene Evangelium Die Abenteuerliche Entdeckung und Entschlusselung des Evangeliums des Judas Iskariot National Geographic Washington D C 2006 Ubersetzung nach dem englischen Originaltitel The lost Gospel The Quest for the Gospel of Judas Iscariot 2006 Einzelnachweise Bearbeiten Johanna Brankaer Hans Gebhard Bethge Hrsg Codex Tchacos Berlin New York 2007 S 7 83 257 375 Bericht der Prasentation des Evangelium des Judas NZZ Online 13 April 2006 Eine Radiokarbondatierung Timothy Jull University of Arizona lieferte einen Zeitraum zwischen 3 und 4 Jahrhundert fur die Entstehung des Manuskripts Mathias Schreiber Matthias Schulz Das Testament der Sektierer in Der Spiegel 16 vom 11 April 2009 S 110 121 NHC VIII 2 p 132 10 140 27 und NHC V 3 p 24 10 44 9 Johanna Brankaer Hans Gebhard Bethge Hrsg Codex Tchacos Berlin New York 2007 S 422 Johanna Brankaer Hans Gebhard Bethge Hrsg Codex Tchacos Berlin New York 2007 S 442 Normdaten Werk GND 7670974 7 lobid OGND AKS LCCN no2008009346 VIAF 180511558 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Tchacos amp oldid 232141041