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Cladophora ist eine Grunalgen Gattung aus der Klasse der Ulvophyceae mit weltweiter Verbreitung Viele Arten neigen zur Massenvermehrung bei menschengemachter Eutrophierung von Gewassern sie konnen dann okonomische und okologische Probleme verursachen Die artenreiche Gattung umfasst im Meer im Susswasser und in Brackwasser verbreitete Arten Cladophora Arten sind morphologisch merkmalsarm und untereinander sehr ahnlich viele Morphospezies sind schwer bestimmbar in einigen Fallen stimmen sie nicht mit genetisch abgrenzbaren Linien uberein Kryptospezies Artenzahl und Abgrenzung der Gattung sind daher umstritten CladophoraCladophora rupestrisSystematikohne Rang Chloroplastidaohne Rang ChlorophytaKlasse UlvophyceaeOrdnung CladophoralesFamilie CladophoraceaeGattung CladophoraWissenschaftlicher NameCladophoraKutzingZellen von Cladophora Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Fortpflanzung 3 Verbreitung 4 Lebensweise 5 Phylogenie Taxonomie und Systematik 6 Europaische Arten 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBeschreibung BearbeitenCladophora 1 2 3 ubersetzt Zweigtragerin bildet grun gefarbte mehr oder weniger stark verzweigte Buschel von einreihigen Zellfaden die durch Querwande Septen gekammert sind Diese sind auf Substraten des Gewassergrunds meist Hartsubstraten verankert und reichen von mehr oder weniger aufrecht wachsenden bis zu kriechenden Formen Bei einigen Arten wie Cladophora rupestris werden durch ruckwarts wachsende Faden scheinbar mehrteilige Achsen gebildet Die Verankerung erfolgt durch fadenformige Rhizoide oder einfache Haltescheiben Seltener kommen frei im Wasser schwebende oder flottierende Formen ohne Verankerung vor Die Rhizoide gehen von den ersten basalen Zellen des Zellverbands aus sekundare Rhizoide kommen nicht vor Wachstum und Verzweigung der Faden erfolgen auf mehrere unterschiedliche Weisen Bei einigen Arten erfolgt das Wachstum uberwiegend an den Spitzen der Faden apikal bei vielen anderen verlangern sich die Zellen im Inneren der Faden und teilen neue Zellen ab interkalar Bei vielen Arten kommen beide Wachstumsmuster in jeweils unterschiedlichen Anteilen nebeneinander vor Verzweigungen werden gebildet in dem eine Zelle nahe ihrem apikalen Ende eine knospenformige Ausbuchtung nach aussen schiebt die schliesslich durch ein Septum als neue Zelle abgeschnurt wird und sich zu einem weiteren Zellfaden verlangert Dabei konnen von einer Zelle nacheinander mehrere solcher Verzweigungen ausgehen Die Gestalt des buschelformigen Thallus wird dadurch beeinflusst an welcher Stelle neue Seitenfaden abzweigen und welche Lange diese erreichen oft nehmen die Verzweigungen in der Lange zur Spitze hin ab bei anderen Arten kommen Faden aller Langen nebeneinander vor An alteren Verzweigungen ist oft nicht mehr erkennbar welches der Seitenzweig war so dass eine scheinbar gabelteilige pseudo dichotome Verzweigung resultiert Die Einzelzellen innerhalb der Zellfaden sind immer mehr oder weniger langgestreckt bis maximal etwa 300 Mikrometer zylindrisch bis fass oder keulenformig Die Kernteilungen und Abschnurung neuer Zellen durch Zellwande sind nicht miteinander synchronisiert so dass die Zellen viele Zellkerne enthalten Jede Zelle enthalt zahlreiche kleine Vakuolen und ist dadurch schaumartig in ihrer Gestalt Darin liegen meist randlich konzentriert sehr zahlreiche scheibenformige Chloroplasten viele davon mit einem einzelnen Pyrenoid so dass eine homogene grune Farbung resultiert die Chloroplasten konnen netzartig verbunden sein Cladophora Zellen besitzen in wenigen Arten ein dunne meist aber eine dicke und stabile gelegentlich langsstreifige Zellwand die weit uberwiegend aus Zellulose besteht 4 bei einigen Arten wurde eine dunne aussere Umhullung aus weiteren Substanzen nachgewiesen Im Gegensatz zu den Landpflanzen sind die Zellulose Mikrofibrillen dicker und regelmassiger kristallin strukturiert die Zellulose ist dadurch dichter und schwerer enzymatisch abbaubar Fortpflanzung BearbeitenDie ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt durch die Bildung von zwei oder viergeisseligen Zoosporen Die sporenbildenden Zellen sitzen fast immer in den apikalen endstandigen Abschnitten der Zellfaden Die Sporen werden durch zahlreiche Zellteilungen innerhalb einer Zelle gebildet und uber porenformige Offnungen von deren Zellwand freigesetzt Daneben kommt ungeschlechtliche Vermehrung uber einfache Fragmentation der Zellfaden vor Ausserhalb der Vegetationsperiode konnen ausserdem kleine Abschnitte von niederliegenden Zellfaden Akineten 5 uberwintern und im nachsten Jahr neu austreiben Die geschlechtliche Fortpflanzung erfolgt durch die Verschmelzung gleich grosser zweigeisseliger Gameten Isogamie Die Alge weist einen isomorphen Generationswechsel auf eine ungeschlechtliche Sporen bildende Generation Sporophyt wechselt sich regelmassig mit einer gleichgestalteten Gameten erzeugenden Generation Gametophyt Dieser Entwicklungszyklus wurde allerdings vor allem bei marinen Vertretern der Gattung beobachtet zumindest die am weitesten verbreitete Susswasserart Cladophora glomerata scheint sich rein asexuell fortzupflanzen 4 Verbreitung BearbeitenDie Gattung ist weltweit verbreitet in marinen und limnischen Lebensraumen von den Tropen bis in arktische Gewasser Lebensweise BearbeitenDie Gattung umfasst ungewohnlicherweise sowohl im Susswasser wie in Meerwasser lebende Arten wobei aber keine der Arten in beiden Lebensraumen vorkommt Zwei vielgestaltige Arten dringen in Brackwasser Habitate vor Cladophora glomerata vom Susswasser her und Cladophora vagabunda im weiteren Sinne sensu lato in Wirklichkeit ein Komplex kryptischer Arten von marinen Habitaten her Cladophora Arten leben meist festgewachsen auf festen Unterlagen meist Hartsubstraten wie Steinen selten in Zwergformen mit einer Haltescheibe an Sandkornern Die marinen Arten leben fast alle in Kustengewassern in der Uferzone Litoral in geringen Wassertiefen Die limnischen Susswasserarten leben sowohl in stehenden wie auch in fliessenden Gewassern Cladophora Thalli bieten einer reichen Lebensgemeinschaft aus teilweise spezialisierten Bakterien und Mikroalgen Arten als Aufwuchs Periphyton Lebensraum Obwohl die Thalli aufgrund des hohen nur schwer verdaulichen Zellulosegehalts von Pflanzenfressern fast vollstandig verschmaht werden konnen sie ihren Lebensraum strukturieren im Gewirr der Faden finden zahlreiche andere Arten Schutz und Lebensraum Vor allem in marinen Lebensraumen bilden Cladophora Faden aber auch selbst dichten Aufwuchs auf anderen Makroalgen oder Seegrasern und verandern so ihren Lebensraum Sie wurden daher als Okosystem Ingenieure bezeichnet 4 nbsp Teich mit Algenblute von Cladophora glomerata nbsp Cladophora Matten mit leeren Schalen von Zebramuscheln in der Uferzone des MichiganseesDie Gattung ist in Fliessgewassern in meso und eutrophen Bachen und Flussen im Sommer stark dominierend Oligotrophe Gewasser werden gemieden Sowohl in marinen wie in limnischen Gewassern kann die Alge vor allem bei erhohten Nahrstoffgehalt algenbluten artige Massenbestande bilden die andere Arten verdrangen und durch ihre hohe Biomasse vor allem beim saisonalen Absterben ihren Lebensraum stark belasten So war in den amerikanischen Grossen Seen bei Massenentwicklung von Cladophora die Biodiversitat im Lebensraum stark vermindert Betroffen sind vor allem Gewasser die durch Abwasser eutrophiert worden sind in Kustengewassern mit Stickstoff in limnischen Gewassern vor allem mit Phosphor Mit reichlich Phosphat versorgt konnte Cladophora glomerata unter optimalen Bedingungen in den Grossen Seen seine Biomasse taglich um 60 Prozent steigern Sank der Phosphatgehalt unter 0 6 Mikrogramm pro Liter Wasser war hingegen kein Wachstum mehr moglich 4 Phylogenie Taxonomie und Systematik BearbeitenDie Gattung Cladophora wurde 1843 von Friedrich Traugott Kutzing beschrieben der altere Name Annulina Link 1820 wurde durch Beschluss der ICBN unterdruckt der Name Cladophora also konserviert Typusart war Conferva oligoclona heute ein Synonym von Cladophora rivularis Linnaeus Kuntze Carl von Linne hatte in seiner heute aufgegebenen Gattung Conferva ursprunglich alle Algen mit fadenformigen Thalli zusammengefasst Die Gattung Cladophora umfasste traditionell die verzweigten und festsitzenden Arten der Familie Cladophoraceae in heutiger Auffassung einzige Familie der Ordnung Cladophorales Die Taxonomie der Gruppe war aufgrund des morphologisch einfachen Organisationsgrads mit nur wenigen verwendbaren Merkmalen lange schwierig und umstritten So wurden etwa in Europa im Laufe der Zeit meist nach kleinen Variationen des Verzweigungsmusters deutlich mehr als 500 Arten beschrieben die der Forscher Christiaan van den Hoek in seiner Revision der Gattung 1 auf nur noch 34 zusammenstrich Gleichzeitig waren diese Arten aber morphologisch variabel und vielgestaltig ihre Abgrenzung damit schwierig Dies anderte sich erst grundlegend seit die Arten anhand von ihrer DNA Sequenz verglichen werden Phylogenomik Dabei ergabe es sich bald dass die Gattung Cladophora in ihrer traditionellen Umschreibung keine monophyletische Einheit war Ausserdem waren zahlreiche Arten an ihrer DNA Sequenz nicht unterscheidbar also mogliche Synonyme wahrend andere in zahlreiche genetisch geschiedene morphologisch ununterscheidbare Linien aufspalten Kryptospezies Die Taxonomie der Gattung ist daher derzeit im Fluss und wird sich weiter verandern 6 Van den Hoek hatte die Gattung in eine Reihe von Untergattungen aufgespalten deren Abgrenzung aber heute als zweifelhaft gilt 6 Die traditionellen im Susswasser lebenden Arten der Gattung sind morphologisch nur sehr schwer auseinanderzuhalten und nach den genetischen Untersuchungen nicht gegeneinander abgrenzbar Einige Bearbeiter sind daher dazu ubergegangen bis zur Klarung der Sachlage alle Susswasserformen provisorisch einer weitgefassten Art Cladophora glomerata zuzuschreiben 7 6 Tatsachlich sind im Susswasser vor allem in den bisher schlecht untersuchten Tropen aber zahlreiche Arten zu erwarten Bei einer fast 100 Arten umfassenden genetischen Untersuchung der Gattung 6 erwies sich diese gegenuber den anderen Gattungen der Cladophorales gegenuber in der traditionellen Umschreibung als polyphyletisch Offensichtlich sind viele Male aus verzweigten wieder unverzweigte und aus festsitzenden frei flottierende Arten hervorgegangen Es wurden daher einige Arten und Artengruppen aus der Gattung herausgelost und in die neuen bzw reaktivierten Gattungen Willeella und Acrocladus spater aus nomenklatorischen Grunden in Lychaete umbenannt 8 verschoben Die neu abgegrenzte Gattung Cladophora ist nun rein nach morphologischen Merkmalen nicht mehr von den verwandten Gattungen unterscheidbar Auch in heutiger Abgrenzung umfasst sie hunderte von Arten Europaische Arten BearbeitenMeerwasserarten 3 Cladophora albida Cladophora battersii Cladophora coelothrix Cladophora dalmatica Cladophora hutchinsiae Cladophora laetevirens Cladophora lehmanniana Cladophora liniformis Cladophora pellucida Cladophora prolifera Cladophora pygmaea Cladophora retroflexa Cladophora rhodolithicola Cladophora rupestris Cladophora sericea Cladophora vagabundaSusswasserarten 9 7 Cladophora fracta Cladophora globulina Cladophora glomerata Cladophora rivularisDie Art Cladophora aegagrophila wurde in eine andere Gattung transferiert der korrekte Name ist nun Aegagropila linnaei Einzelnachweise Bearbeiten a b Christiaan van den Hoek 1963 Revision of the European Species of Cladophora E J Brill Leiden 1963 Cladophora in M D Guiry in Guiry M D amp Guiry G M 2020 AlgaeBase World wide electronic publication National University of Ireland Galway www algaebase org abgerufen am 15 Februar 2020 Gattungsbeschreibung folgt Skaloud P Rindi F Boedeker C amp Leliaert F 2018 Susswasserflora von Mitteleuropa Freshwater flora of central Europe Bd 13 Chlorophyta Ulvophyceae Krienitz L ed pp i vii 1 288 182 figs Berlin Springer Spektrum a b Francis Bunker Juliet A Brodie Christine A Maggs Anne R Bunker Seaweeds of Britain and Ireland Wild Nature Press Plymouth 2nd edition 2017 ISBN 978 0 9955673 3 7 a b c d Shahrizim B Zulkifly James M Graham Erica B Young Robert J Mayer Michael J Piotrowski Izak Smith Linda E Graham 2012 The Genus Cladophora Kutzing Ulvophyceae as a Globally Distributed Ecological Engineer Journal of Phycology 49 1 1 17 doi 10 1111 jpy 12025 Akineten Lexikon der Biologie spektrum de a b c d Christian Boedeker Frederik Leliaert Giuseppe C Zuccarello 2016 Molecular phylogeny of the Cladophoraceae Cladophorales Ulvophyceae with the resurrection of Acrocladus Nageli and Willeella Borgesen and the description of Lurbica gen nov and Pseudorhizoclonium gen nov Journal of Phycology 52 905 928 doi 10 1111 jpy 12457 a b Skaloud P Rindi F Boedeker C amp Leliaert F 2018 Susswasserflora von Mitteleuropa Freshwater flora of central Europe Bd 13 Chlorophyta Ulvophyceae Krienitz L ed pp i vii 1 288 182 figs Berlin Springer Spektrum ISBN 978 3 662 55494 4 Michael J Wynne 2017 The reinstatement of Lychaete J Agardh Ulvophyceae Cladophoraceae Notulae algarum 31 1 4 D M John Brian A Whitton Alan J Brook The freshwater algal flora of the British Isles an identification guide to freshwater and terrestrial algae Band 1 Cambridge University Press England 2002 ISBN 0 521 77051 3Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cladophora Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Cladophora bei algaebase org Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cladophora amp oldid 216206077