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Chenla chinesisch 真腊 Pinyin Zhenla war ein vom 6 bis fruhen 8 Jahrhundert bestehender Staatenverbund in Sudostasien der uberwiegend im Gebiet des heutigen Kambodscha im sudlichen Laos und in Nordost Thailand lag und dem Khmer Reich von Angkor vorausging Chenla um 600 A D Chenla oder Zhenla ist eine chinesische Fremdbezeichnung fur dieses Staatswesen die Eigenbezeichnung ist nicht uberliefert Vor Ort gefundene Inschriften verwenden nur die Namen der einzelnen Stadtstaaten wie Bhavapura oder Isanapura wahrscheinlich identisch mit der Fundstelle Sambor Prei Kuk Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFruheste Erwahnungen Chenlas finden sich in chinesischen Chroniken Im Sui Shu ist fur das Jahr 616 oder 617 eine Gesandtschaft aus Chenla am chinesischen Hof dokumentiert Heutige Forschungen weisen jedoch darauf hin dass es sich bei Chenla nicht um einen unter einer einzigen Krone vereinigten Staat handelte sondern um mehrere Furstentumer mit jeweils unterschiedlicher Machtfulle und territorialer Ausdehnung deren Herrschertitel nicht vererblich waren 1 Es kann in der Terminologie verschiedener auf Sudostasien spezialisierter Historiker als Mandala s beschrieben werden also als System e mehrerer voneinander abhangiger Staatswesen ohne feste Grenzen Es war aber schon etwas starker zentralisiert und stabilisiert als sein Vorlaufer Funan 2 das man sich wohl als lockeren Verbund von Stadtstaaten vorstellen muss Die Chenla Staaten entstanden ab dem 6 Jahrhundert teils in Verbindung mit oder durch Abspaltung von Funan Die bedeutenderen Furstentumer lagen nordlich und sudlich des Dongrek Gebirges Funan ging im 6 Jahrhundert in Chenla auf Die genauen Ursachen deren Kausalitat und die Umstande dieses Ereignisses sind nicht genau geklart Neben den chinesischen Chroniken geben auch aus der Chenla Zeit uberlieferte Inschriften uber die damalige Gesellschaft Auskunft Diese Inschriften bestehen in der Regel aus einem Teil in Sanskrit in dem der Herrscher oder hohe Beamte lobgepriesen werden und einem Teil in Khmer welcher den eigentlichen Inhalt der Inschrift schildert Sie handeln meist von Stiftungen oder Schenkungen und belegen dass der Herrschertitel in Chenla nicht nur politische sondern auch religiose Macht verlieh Die Gesellschaft kannte mehrere Schichten vor allem die Beamtenschaft die Brahmanen Handwerker und Feldarbeiter letztere stellten die niederste Stufe des gemeinen Volkes und hatten einen Status ahnlich von Sklaven Chenla hatte keine Geldwirtschaft kannte keine Steuererhebungen und keinen personlichen Landbesitz Die wirtschaftlichen Zentren waren die Tempel die heute zu den altesten erhaltenen Sakralbauten in Kambodscha zahlen 3 Auch wurde im Gegensatz zu Funan kein Fernhandel getrieben Die Wirtschaft basierte fast zur Ganze auf der Landwirtschaft vor allem dem Nassreisanbau und auf der Mobilisierung der Arbeitskraft 4 So wie es mehrere Furstentumer gab so gab es auch mehrere politische Zentren 5 Die erste Hauptstadt Chenlas war vermutlich Shrestapura das in der heutigen laotischen Provinz Champasak lokalisiert wird 6 Spater entstand Isanapura Sambor Prei Kuk Machtzentrum des Konigs Isanavarman und Fundstelle der bedeutendsten erhaltenen religiosen Baudenkmaler aus der Chenla Zeit 7 Es liegt in der heutigen kambodschanischen Provinz Kampong Thom 8 Die Einwohner von Chenla verehrten indische Gottheiten darunter Gotter des Shivaismus Vishnuismus und Buddhismus sowie Khmer Gottheiten Indische Gottheiten wurden teils von indischen Brahmanen teils von den Cham ubernommen Andererseits wurde nicht das gesamte religiose Leben indisiert Khmer Brauche welche teils den hinduistischen Normen widersprachen wurden haufig weitergefuhrt 9 10 Als erster Herrscher Chenlas wird im chinesischen Sui Shu She to ssu na benannt der von Historikern mit dem in Inschriften in Kambodscha und Nordostthailand erwahnten Konig Citrasena Mahendravarman gleichgesetzt wird Seine Herrschaft wird um das Jahr 600 datiert Sein Sohn isanavarman I entsandte dann wahrscheinlich 616 617 die Gesandtschaft nach China Nach seinem Tod ca 637 ist zunachst der Herrscher Bhavavarman II bezeugt fur die Jahre 644 und 655 bezeugt danach vereinte der seit 657 bezeugte Jayavarman I fast das gesamte Land Dieses zerfiel aber nach dessen Tod ca 690 erneut Zu Beginn des 8 Jahrhunderts zwischen 706 11 und 717 6 teilte sich den chinesischen Chroniken zufolge Chenla dann endgultig in die nordlichen und die sudlichen Staaten auf die als Chenla des Landes 陆真腊 und Chenla der See 水真腊 uberliefert wurden Austausch mit China hatte nur Chenla des Landes 5 das auch als Wendan auch Wen Dan oder Wentan bezeichnet wird Das Zentrum des nordlichen Teils wird im Nordosten des heutigen Thailand 12 oder im sudlichen Laos vermutet moglicherweise in der Provinz Champasak nahe dem Tempelbezirk Wat Phou wahrend die Kustenregion und das Gebiet des Mekong Delta den sudlichen Teil bildeten Ob es sich dabei allerdings tatsachlich um eine einschneidende politische Spaltung handelte wie die chinesischen Quellen nahelegen oder eher um eine geographische Beschreibung jeweils einer Gruppe kleinerer Staaten ist unklar In den kambodschanischen Inschriften gibt es jedenfalls keinen Anhaltspunkt dafur dass es im 8 Jahrhundert zwei einheitliche Staaten oder Blocke gegeben hatte sondern tatsachlich eine Vielzahl von Furstentumern 13 Der Historiker Claude Jacques zog 1979 grundsatzlich die Richtigkeit der chinesischen Chroniken in Zweifel und ging davon aus dass Chenla ebenso wie Funan uberhaupt kein grosses Reich sondern nur eines von vielen kleinen kambodschanischen Reichen oder Furstentumern war moglicherweise das wichtigste seiner Zeit dass aber nur manche Fursten zu bestimmten Zeiten eine grossere oder kleinere Zahl anderer Furstentumer unter ihrer Fuhrung vereinigt hatten Die Vorstellung eines einheitlichen Reichs Funan Chenla Land oder Wasser Chenla sei also wenig nutzlich 14 Fur das 8 Jh sind nur wenige Quellen verfugbar Sie bestehen aus einigen Inschriften darunter solchen die von einer Korperschaft sabha als Regierungsinstrument berichten ausserdem Nachrichten aus chinesischen Quellen uber Gesandtschaften Siehe auch BearbeitenGeschichte KambodschasLiteratur BearbeitenKarl Heinz Golzio Geschichte Kambodschas Von Funan bis Angkor und von Angkor bis zur Moderne EB Verlag Berlin 2011 ISBN 978 3 86893 061 0 Charles Higham Encyclopedia of Ancient Asian Civilizations Facts on File New York 2004 S 74 77 ISBN 0 8160 4640 9 Claude Jacques Funan Zhenla The Reality Concealed by These Chinese Views of Indochina In Early South East Asia Oxford University Press Oxford 1979 S 371 379 Dougald J W O Reilly Early Civilizations of Southeast Asia AltaMira Press Lanham MD Plymouth 2007 Kapitel Pre Angkorian and Angkorian Polities S 91 127 Emanuel Sarkisyanz Die Kulturen Kontinental Sudostasiens Kambodscha Birma Thailand Laos Vietnam Malaya Handbuch der Kulturgeschichte Abt 2 Akademische Verlags Gesellschaft Athenaion Wiesbaden 1979Einzelnachweise Bearbeiten Golzio S 33 S 38 O Reilly Early Civilizations of Southeast Asia 2007 S 125 George Michell Der Hindu Tempel Baukunst einer Weltreligion DuMont Koln 1991 ISBN 3 7701 2770 6 S 206 Golzio S 39f a b Golzio S 44 a b Martin Stuart Fox Historical Dictionary of Laos 3 Auflage Scarecrow Press Lanham MD 2008 S 390 Eintrag Zhenla Charles Higham The Archaeology of Mainland Southeast Asia Cambridge University Press Cambridge 1989 S 267 about com archaeology Sambor Prei Kuk Cambodia Memento vom 2 August 2009 im Internet Archive K Kris Hirst Sarkisyanz S 16 Golzio S 46f Robert L Brown The Dvaravati Wheels of the Law and the Indianization of South East Asia Brill Leiden 1996 ISBN 90 04 10435 6 S 15 Hiram Woodward Dvaravati Si Thep and Wendan In Bulletin of the Indo Pacific Prehistory Association Band 30 2010 S 87 97 Brown The Dvaravati Wheels of the Law 1996 S 15 16 Jacques Funan Zhenla 1979 S 376 Zitiert nach David Chandler A History of Cambodia 4 Auflage 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