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Charles Charly Graf 16 November 1951 in Mannheim ist ein ehemaliger deutscher Profiboxer im Schwergewicht Grafs bewegtes Leben als schwarzes Besatzungs und Mischlingskind Barackenkind Boxer Krimineller Haftling und deutscher Boxchampion 1985 sowie spater als Gelauterter und Sozialarbeiter erregte mehrmals offentliche Aufmerksamkeit und wurde u a in drei Dokumentarfilmen und seiner Autobiografie verarbeitet Charly GrafCharly Graf 2012 DatenGeburtsname Charles GrafGeburtstag 16 November 1951Geburtsort MannheimNationalitat DeutschGewichtsklasse SchwergewichtStil NormalauslageGrosse ca 1 82 mKampfstatistik als Profiboxer inKampfe 26Siege 18K o Siege 11Niederlagen 4 1 durch KO Unentschieden 4 Inhaltsverzeichnis 1 Lebensstationen 1 1 Herkunft Kindheit Jugend 1 2 Laufbahn als Boxer 1 2 1 Amateurkarriere 1 2 2 Profikarriere 1 2 3 Erfolge 1 3 Nach dem Boxen Familie 2 Zitat 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Filme 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLebensstationen BearbeitenHerkunft Kindheit Jugend Bearbeiten Charles Charly Graf wurde in der Nachkriegszeit als unehelicher Sohn der deutschen Arbeiterin Elisabeth Graf und des afroamerikanischen Soldaten Charles Blackwell geboren Sein Vater gehorte den US Streitkraften an fuhrte damals den Dienstrang eines Gefreiten und war als Besatzungssoldat bzw im Rahmen des Kalten Krieges in Westdeutschland stationiert Er wurde kurz nach der Geburt seines Sohnes in die USA zuruckkommandiert 1 Charly Graf wuchs im damaligen Barackenviertel den sogenannten Benz Baracken im Mannheimer Stadtteil Waldhof auf einer Wohnsiedlung mit Einfachstwohnungen die nordlich der Oberen Riedstrasse in Waldhof Ost gelegen war Die Behelfssiedlung war von der Stadt Mannheim fur Bewohner gebaut worden die nicht mehr die Mieten fur Sozialwohnungen zahlen konnten In dem Barackenviertel herrschte Armut mit allen dazugehorigen Problemen 1 2 3 Graf war aufgrund seiner Abstammung als unehelich geborenes Besatzungskind und seiner Hautfarbe als Mischlingskind diversen versteckten und offenen Diskriminierungen ausgesetzt vergleichbar wie bei den Brown Babies der eigentlichen Besatzungszeit nach Ende des Zweiten Weltkriegs Zudem war er auch aufgrund seiner Herkunft als Barackenkind bzw ugs Barackler aus dem stadtbekannten Baracken und Armenviertel in Mannheim Waldhof als Aussenseiter abgestempelt 2 3 Anerkennung fand er nur im Sport 1 4 Laufbahn als Boxer Bearbeiten Amateurkarriere Bearbeiten 1969 wurde Charly Graf deutscher Jugendmeister der Gewichtheber im Mittelschwergewicht und Zweiter bei den deutschen Junioren Boxmeisterschaften im Schwergewicht 1 Profikarriere Bearbeiten Am 14 November 1969 gab Graf der damals von den Medien als Ali vom Waldhof angekundigt wurde sein Debut als Profiboxer Seine Lehre als Spengler hatte er zuvor abgebrochen Da er erst 17 Jahre alt war erhielt er vom BDB eine Sondergenehmigung und schlug in der Frankfurter Festhalle Lutwin Hahn in der ersten Runde k o Der sieht aus wie eine Million Dollar schwarmte sein Promoter Joachim Gottert die Medien jubelten ihn zum Cassius Clay vom Waldhof hoch und verfassten Uberschriften wie Deutschlands brauner Bomber Er war zu diesem Zeitpunkt ca 90 kg schwer Nach sechs schnellen k o Siegen gegen Gegner mit negativer Kampfbilanz verlor Graf bei seinem ersten echten Test gegen den jugoslawischen Profi Ivan Prebeg der bis Jahresanfang Europameister im Halbschwergewicht gewesen war am 2 Oktober 1970 in der sechsten Runde durch k o 1 5 Diese Niederlage bremste seinen sportlichen Eifer Graf geriet ins Mannheimer Rotlichtmilieu und wurde letztlich kriminell Wegen Glucksspiels Zuhalterei und Rohheitsdelikten sass er mit Unterbrechungen insgesamt rund zehn Jahre in Haft Als er seine kranke Mutter nicht besuchen durfte zettelte er 1980 in der JVA Mannheim eine Gefangnismeuterei an und wurde daraufhin in die JVA Stuttgart Stammheim verlegt Dort lernte Graf beim regelmassigen Hofgang den fruheren RAF Terroristen Peter Jurgen Boock kennen Die beiden freundeten sich an und Boock brachte Graf nicht nur in Beruhrung mit der Weltliteratur sondern brachte ihn dazu sich zu besinnen Zudem wurde Graf im Gefangnis auch ermuntert wieder mit dem Boxen anzufangen 1 4 Am 20 Juli 1984 durfte Graf der inzwischen in die JVA Ludwigsburg verlegt worden war und dort mit externer Unterstutzung des Stuttgarter Amateurboxers und Lokalmatadors Eugen Gruber weitertrainiert hatte wieder in den Ring steigen Erstmals konnte sich ein Haftling in Deutschland bei einem Boxkampf bewahren Er wurde zwar beim Einmarsch in die Stuttgarter Hanns Martin Schleyer Halle von Justizbediensteten eskortiert doch trotz dieser Umstande gelang ihm das Comeback und er schlug den bislang unbesiegten hollandischen Schwergewichtler Andre van den Oetelaar in der zweiten Runde k o gecoacht von seinen Wartern und Eugen Gruber Gegen den noch unbesiegten Thomas Classen gelang ihm drei Monate spater in der Frankfurter Festhalle ein Unentschieden uber sechs Runden 1 4 6 Am 9 Marz 1985 trat Charly Graf in Dusseldorf gegen den Deutschen Meister Reiner Hartmann an Nach einer Augenbrauenverletzung Hartmanns wurde der Kampf vom Ringrichter in der siebten Runde umstritten abgebrochen Hartmann lag zu diesem Zeitpunkt auf den Punktzetteln vorn die Sympathien des Publikums galten aber Charly Graf der zum Sieger erklart wurde Im Revanchekampf drei Monate spater gab es ein kontroverses Unentschieden und Graf behielt den Meistergurtel 1 4 Am 29 November 1985 trat er zur Titelverteidigung als Deutscher Meister an und traf dabei erneut auf Thomas Classen dem er in einer hochst umstrittenen Entscheidung nach Punkten unterlag Graf trat nach dieser Niederlage frustriert endgultig vom Boxen zuruck Im Jahre 2012 gestand Thomas Classen ein dass er unverdient gewonnen habe und uberreichte Graf 27 Jahre nach dem Kampf die Meisterplakette 1 Classen sagte in der NDR Dokumentation Ein deutscher Boxer von Eric Friedler 2012 nach einer aktuellen Sichtung des damaligen Kampfes wortlich Charly ist deutscher Meister und bestatigte damit indirekt die Manipulation und Einflussnahme seines damaligen Boxstalls Sauerland Event und die nicht korrekte Entscheidung der Kampfrichter des damaligen Wettkampfes 4 Charly Graf wurde wahrend seiner Karriere als Boxer von dem Manager Wolfgang Muller betreut 1 Erfolge Bearbeiten Deutscher Jugendmeister der Gewichtheber im Mittelschwergewicht 1969 Zweiter Platz bei den deutschen Junioren Meisterschaften im Schwergewicht 1969 Deutscher Meister im Schwergewicht 1985Nach dem Boxen Familie Bearbeiten Nach seiner Haftentlassung 1988 lebte Graf zwolf Jahre lang in Kempten Allgau wo er in verschiedenen Berufen arbeitete unter anderem als Lastwagenfahrer und bei einem Viehauktionator Danach kehrte er nach Mannheim zuruck wo er sich ehrenamtlich an mehreren Schulen als Laienlehrer unter anderem fur schwer erziehbare Jugendliche engagierte und von Sozialhilfe lebte Im April 2008 fand Graf eine feste Anstellung bei der Stadt Mannheim als Betreuer fur sozial auffallige Jugendliche 1 4 Charly Graf war zweimal verheiratet beide Ehen wurden geschieden Er ist Vater von drei Kindern eins adoptiert 1 Sein Sohn Charly Graf junior wurde ebenfalls kurzzeitig Profiboxer und absolvierte 1996 vier erfolgreiche Profikampfe 7 Sein Leben beschreibt Charly Graf in seiner 2011 veroffentlichten Autobiografie Kampfe fur dein Leben die er zusammen mit dem Journalisten Armin Himmelrath schrieb Zitat Bearbeiten Mein Name ist Charles Graf ich bin geboren am 16 November 1951 in Mannheim Die meisten sehen mich als Boxer mit einem beschrankten Horizont Und fur mich sind die Siege wenn ich sie in ihrer Haltung zerstore Neger Neger Ich musste immer kampfen Es war immer ein Kampf Fur mich war es ein Kampf einfach einfach um klar zu machen dass ich ein Mensch bin Charles Charly Graf In NDR Dokumentarfilm Ein deutscher Boxer von Eric Friedler 2012 8 Veroffentlichungen Bearbeitenzusammen mit Armin Himmelrath Kampfe fur dein Leben Der Boxer und die Kinder vom Waldhof Patmos Verlag Ostfildern 2011 ISBN 978 3 8436 0015 6 Autobiografie Rezension von Matthias Penzel im Onlinemagazin CULTurMAG Literatur BearbeitenHelmut Fritz Charly Graf boxt sich nicht durch In Pardon Heft September 1972 ISSN 0031 1855 Karin Thimm DuRell Echols Schwarze in Deutschland Protokolle Serie Piper Band 73 Piper Munchen 1973 ISBN 3 492 00373 7 S 100 101 Filme BearbeitenSich einfach durchboxen die keineswegs heile Welt des Charly Graf Dokumentarfilm von Helmut Fritz Produktion von 1973 fur die Fernseh Sendereihe Sport unter der Lupe des Sudwestfunks Lange 30 Minuten Fernseh Ausstrahlung u a im Ersten am 4 Dezember 1973 Der schwarze Graf TV Titel Bomber Charly Karriere eines Boxers DVD Titel Schwarzer Graf Dokumentarfilm von Walter Krieg fur Das Erste Produktion fur den BR von 2007 Lange Fernseh Version 75 Minuten als Kinofilm und DVD 90 Minuten 9 Kino Weltpremiere am 26 November 2011 im Atlantis Kino in Mannheim Fernseh Erstausstrahlung am 13 April 2008 im Ersten 9 Der schwarze Graf Fernsehmitschnitt VHS Kassette 75 Minuten OCLC 553012218 Schwarzer Graf Basis Film Verleih Berlin DVD basisdvd 90 Minuten Ein deutscher Boxer Verweistitel Charly Graf Ein deutscher Boxer Dokumentarfilm von Eric Friedler fur Das Erste Produktion fur den NDR von 2012 Lange 90 Minuten 8 Fernseh Erstausstrahlung am 12 Juni 2012 im Ersten 8 Arte Freitag 26 August 1 Woche online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Charly Graf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Charly Graf in der BoxRec Datenbank Charly Graf in der Internet Movie Database englisch Personliche Homepage im Aufbau Auszug aus einem Artikel uber Charly Graf Kicker Sportmagazin vom 7 Marz 2005 Portrat von Charly Graf SportWoche Online www spowo net vom 10 Oktober 2006 Radio Interview mit Charly Graf DRadio Wissen in der Horfunkreihe Redaktionskonferenz vom 9 Februar 2011 mit Podcast Gesamtlange 70 Minuten Charly Graf Ein deutscher Boxer Infos zum Dokumentarfilm von 2012 auf NDR de Armin Himmelrath Ex Boxer Charly Graf Es ist nie zu spat etwas richtig zu machen Spiegel Online vom 11 Juni 2012 Katrin Schulze Boxer Charly Graf Durchs Leben geschlagen Der Tagesspiegel vom 18 Juli 2012 Box Legende Charly Graf Er schwor sich Irgendwann schlage ich zuruck Stern 1 Mai 2015Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Charly Graf mit Armin Himmelrath Kampfe fur dein Leben Der Boxer und die Kinder vom Waldhof Patmos Ostfildern 2011 ISBN 978 3 8436 0015 6 Autobiografie a b Michail Krausnick Jurgen Enders Fur die biste doch der letzte Dreck Jugendliche in einer Obdachlosensiedlung Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1980 ISBN 3 499 20244 1 a b Johannes Schwitalla Vogelstang In Werner Kallmeyer Hrsg Kommunikation in der Stadt Teil 2 Ethnographien von Mannheimer Stadtteilen Schriften des Instituts fur deutsche Sprache Band 4 2 de Gruyter Berlin u a 1995 ISBN 3 11 014381 X S 189 343 hier S 218 a b c d e f Michael Hanfeld Fernsehvorschau Der Boxer Charly Graf Du bist deutscher Meister In FAZ vom 11 Juni 2012 abgerufen am 5 Juli 2013 Boxen Bundesrepublik Restlos am Ende In Der Spiegel Nr 42 1970 vom 12 Oktober 1970 S 210 abgerufen am 5 Juli 2013 Im Ring frei In Der Spiegel Nr 44 1984 vom 29 Oktober 1984 Seite 220 221 abgerufen am 5 Juli 2013 Charly Graf jr in der BoxRec Datenbank abgerufen am 5 Juli 2013 a b c Charly Graf Ein deutscher Boxer Bericht auf NDR de abgerufen am 5 Juli 2013 a b Der schwarze Graf in der Internet Movie Database englisch abgerufen am 5 Juli 2013 Normdaten Person GND 14051032X lobid OGND AKS LCCN no2011127224 VIAF 107200130 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Graf CharlyALTERNATIVNAMEN Graf CharlesKURZBESCHREIBUNG deutscher BoxerGEBURTSDATUM 16 November 1951GEBURTSORT Mannheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charly Graf amp oldid 217179999