www.wikidata.de-de.nina.az
Charles Grant 5 jul 16 April 1746greg in Aldourie Inverness shire Schottland 31 Oktober 1823 in London 1 war ein britischer Handels Politiker evangelikaler Pragung der sich stark fur die protestantische Missionierung Britisch Indiens einsetzte Er verknupfte nationalpolitische Inhalte mit christlich humanitaren und betonte die Regierungspflicht good government der Briten in Indien die durch die Britische Ostindien Kompanie eine Handelsgesellschaft vertreten wurde Er verlangte die Politik der bis dahin offiziell vertretenen Nicht Einmischung aufzugeben Charles GrantDie Bedeutung der Person Charles Grant fur die Missionierung Indiens wird in der Literatur meist marginalisiert und fallt oft hinter den Darstellungen einzelner in Indien agierender Missionsgesellschaften und seines Mitstreiters William Wilberforces der sich fur die Abschaffung des Sklavenhandels 1807 und schliesslich der Sklaverei 1833 eingesetzt hatte zuruck Charles Grant starb im Alter von 77 Jahren in London Charles Grants altester Sohn Charles geboren in Indien folgte dem Vater in die Politik und wurde als Baron Glenelg in den Adelsstand erhoben Sein anderer Sohn Robert war Parlamentarier und wurde 1834 Gouverneur von Bombay heute Mumbai Inhaltsverzeichnis 1 Jugendzeit und Leben in Britisch Indien 2 Engagement fur die Offnung Britisch Indiens fur die Mission 3 Politische Umsetzung der Missionsbefurwortung Grants 4 Bedeutung der Mission und Folgen 5 EinzelnachweiseJugendzeit und Leben in Britisch Indien BearbeitenGrant entstammte einer altansassigen Familie aus Aldourie Inverness shire Schottland Er wurde an dem gleichen Tag geboren als sein Vater Alexander Grant in der Schlacht bei Culloden starb bei dem dieser auf Seiten der Jakobiten gegen englische Regierungstruppen gekampft hatte Er wuchs in armen Verhaltnissen auf ging sechs Jahre zur Schule und begann im Alter von dreizehn Jahren eine Lehre bei einem renommierten Kaufmann und Reeder Durch Vermittlung eines Cousins arbeitete er ab 1763 fur die Ostindien Kompanie East India Company in London wo er nach funf Jahren den Entschluss fasste von dort nach Indien zu gehen 1786 erreichte er Kalkutta heute Kolkata Bengalen Dort gelang es ihm innerhalb von acht Jahren zu einer einflussreichen und angesehenen Position aufzusteigen 2 Er war von 1780 bis 1787 Handelsresident in Malada in Nordostbengalen und kehrte 1790 von dort nach 22 jahriger Tatigkeit endgultig nach Grossbritannien zuruck einige Zeit nachdem zwei seiner Kinder an Pocken erkrankt und gestorben waren Nach dem Tod seiner Kinder hatte er sich verstarkt dem Glauben zugewandt und versucht auf seiner Indigoplantage eine private Mission als Modellversuch aufzubauen deren Erfolg sich jedoch nicht einstellte Dennoch hielt Grant nach seiner Ruckkehr an diesem Gedanken fest der sich dann in der Absicht eine Indienmission unter dem offiziellen Patronat der Ostindien Kompanie zu etablieren prazisierte Diese Forderung stand fraglos diametral zu der Grundposition der Ostindien Kompanie die ihre handelspolitischen Interessen nicht durch missionarische Tatigkeit erschwert oder beeintrachtigt wissen wollte Engagement fur die Offnung Britisch Indiens fur die Mission BearbeitenGrant hoffte seine religiosen Uberzeugungen in praktische Politik umsetzten zu konnen denn er war wahrend seiner indischen Laufbahn zum engsten Mitarbeiter und Berater von Lord Cornwallis dem Generalgouverneur aufgestiegen Dieser empfahl ihn als Fachmann in handelspolitischen Fragen den leitenden Gremien der Ostindien Kompanie worauf er kurze Zeit spater in das Direktorium gewahlt wurde und ab 1806 wechselnd den Vorsitz oder dessen Vertretung innehatte Durch die Bedeutung seiner Position entwickelte sich Charles Grant zu einem der prominentesten Fursprecher innerhalb der evangelikalen Bewegung Evangelical Movements sowohl innerhalb der Ostindien Kompanie als auch im britischen Parlament wo er von 1802 bis 1818 den Wahlkreis Inverness shire im House of Commons vertrat 3 Grant hatte bereits 1792 einen Aufsatz mit dem Titel Observations on the State of Society among the Asiatic Subjects of Great Britain particularly with Respect to their Morals and Means of Improving It 4 5 verfasst um im Hinblick auf die Neuverhandlung der Indien Charta 1793 die Frage einer Missionierung Indiens in die Verhandlungen einbringen zu konnen An seiner Seite stand ihm der Parlamentarier William Wilberforce der sich auch der Abschaffung des britischen Sklavenhandels angenommen hatte In dem Aufsatz nimmt er eine Bestandsaufnahme der gegenwartigen Beziehungen zu den indischen Eroberungen vor und erlautert die sozialpolitischen Motive seines Missionsgedankens Acht Jahre zuvor hatte er offentlich geaussert dass die indische Gesellschaft einen universellen Nachholbedarf an ethischen Werten aufweise und festgestellt dass politische Reformen notwendigerweise mit moralischen einhergehen mussten Schon 1787 hatte er mit anderen Befurwortern des Missionsgedankens ein Thesenpapier mit dem Titel A Proposal for Establishing a Protestant Mission in Bengal and Bihar 6 formuliert hatte jedoch damit keine offene Zustimmung finden konnen Diese erhoffte er sich nun 1793 doch auch diesmal wurde er enttauscht denn seine Observations fanden keine Berucksichtigung bei der Erneuerung der Charta der Ostindien Kompanie und so setzten Grant und Wilberforce ihre Bemuhungen daran in den kommenden zwanzig Jahren bis zur nachsten Erneuerung der Charta 1813 das gesellschaftliche Interesse fur die Mission Indiens zu starken 7 Nach dem Fehlschlag der parlamentarischen Initiative blieb Britisch Indien fur Missionare so gut wie hermetisch abgeriegelt Eine Ausnahme bildete die English Mission die der Danisch Halleschen Mission assoziiert war und die 1800 ebenfalls auf einer danischen Enklave in der Nahe Kalkuttas begrundete Baptistenmission William Careys In den Jahren nach 1793 richtete sich das Interesse Grants und Wilberforces die der sogenannten Clapham Sect 8 angehorten fast ausschliesslich auf den Kampf um die Befreiung der Sklaven in den westindischen Kolonien und sie erzielten 1807 mit der Abschaffung des Sklavenhandels ihren bedeutendsten politischen Erfolg Fur die Abolitionskampagne hatten sie die Offentlichkeit im Sinne ihrer Absichten wirkungsvoll mobilisiert eine Taktik die schliesslich auch der Missionsbewegung zum Durchbruch verhelfen sollte Ab 1812 ein Jahr vor der Verabschiedung der Indien Charta machten sie ihre religiosen Uberzeugungen gleichsam zu einem politischen Programm Grant und Wilberforce lancierten ihre Interessen mit Hilfe von Massenkundgebungen und Unterschriftensammlungen und nutzten den Einfluss von Zeitschriften Bibelvereinen sowie Missionsgesellschaften Desgleichen wurde der Neudruck der Observations Grants veranlasst und dem Parlament vorgelegt 9 Politische Umsetzung der Missionsbefurwortung Grants BearbeitenSchliesslich wurde die Resolution am 22 Juni 1813 mit einer knappen Zweidrittelmehrheit vom Parlament angenommen und bedeutete den lang ersehnten Sieg fur Grant Die Grunde fur die Verabschiedung des Antrags lagen zum einen an der massiven Offentlichkeitsarbeit und zum anderen an den praziser formulierten Inhalten sowie Zugestandnissen die sie gegenuber der Church of England gemacht hatten Der Erfolg den die Clapham Sect bei der Neuverhandlung der Charta davongetragen hatte war nicht nur von zentraler Bedeutung fur die Evangelikalen uberhaupt sondern er war auch richtungsweisend fur das kunftige Selbstverstandnis der britischen Herrschaft in Indien Jedoch waren die Schritte die die Regierung in Britisch Indien zur Erfullung der genannten Beschlusse unternahm sehr zogerlich Die Politik blieb zunachst weiterhin vom Grundsatz der Nicht Einmischung beherrscht und auch die Anglikanische Kirche die seit 1814 durch einen Bischof in Kalkutta vertreten war zeigte keinerlei missionarische Ambitionen Die Grunde dafur lagen zum einen daran dass sich England 1813 immer noch im Krieg mit Frankreich befand und zum anderen dass es weitere funf Jahre brauchte bis Grossbritannien die Dominanz uber den Subkontinent erlangt hatte Ab 1820 bestimmte dann zunehmend der Liberalismus den Gang der britischen Indienpolitik und unter Lord William Bentinck fanden die Gedanken Grants und anderer Sozialreformer Aufnahme Seine Observations waren bis 1820 in den evangelikalen Kreisen weit verbreitet und wurden als unentbehrliche und massgebliche Autoritat fur die Einschatzung der kolonialen Neubesitzungen betrachtet und auch wenn sie nach 1832 nicht mehr neu gedruckt wurden blieben sie doch eine wichtige Quelle fur diejenigen die uber Indien und den vermeintlichen Hinduismus schrieben 10 Bedeutung der Mission und Folgen BearbeitenLetztendlich jedoch erfullte sich die Vision die Grant fur Indien gehabt hatte nicht denn das Land fand seine intellektuelle und religiose Erneuerung nicht im Christentum sondern antwortete auf diese Herausforderung durch Ruckgriff auf die eigenen religiosen Traditionen Ab der Halfte des 19 Jahrhunderts stieg die Zahl der sogenannten neo hinduistischen Reformbewegungen an und obwohl einige dieser Gruppierungen auch universalistische Ansatze vertraten die die Gleichheit aller Religionen hervorhoben uberwog doch die Tendenz den Hinduismus zu re interpretieren und im Sinne eines nationalistischen Traditionalismus zu politisieren Dieses Fundament nationaler Solidaritat getragen von Hindus bot fur die Muslime bezogen auf einen pan indischen Nationalismus und kolonialen Freiheitskampf kaum Platz und trug bereits den Keim in sich der 1947 in der Teilung Indiens aufging 11 Einzelnachweise Bearbeiten Grant Charles 1746 1823 In Dictionary of National Biography London Smith Elder amp Co 1885 1900 Vgl Ainslie T Embree Charles Grant and British rule in India New York Columbia Univ Press 1962 S 20 24 Vgl Cornelia Witz Religionspolitik in Britisch Indien 1793 1813 Christliches Sendungsbewusstsein und Achtung hinduistischer Tradition im Widerstreit Stuttgart Steiner Verlag Wiesbaden GmbH 1985 S 43 46 In Parliamentary Papers 1831 32 VIII Paper 734 General Appendix Number 1 S 3 92 ubers Beobachtungen zum Gesellschaftszustand der asiatischen Untertanen Grossbritanniens insbesondere im Hinblick auf ihre Moral und die Mittel diese zu bessern ubers Vorschlag zur Errichtung einer protestantischen Mission in Bengalen und Bihar Vgl Cornelia Witz Religionspolitik in Britisch Indien 1793 1813 Christliches Sendungsbewusstsein und Achtung hinduistischer Tradition im Widerstreit Stuttgart Steiner Verlag Wiesbaden GmbH 1985 S 44 47 Clapham heute ein Teil Londons war Treffpunkt politisch einflussreicher Personlichkeiten die den Ideen der Evangelikalen nahe standen Vgl Cornelia Witz Religionspolitik in Britisch Indien 1793 1813 Christliches Sendungsbewusstsein und Achtung hinduistischer Tradition im Widerstreit Stuttgart Steiner Verlag Wiesbaden GmbH 1985 S 56 58 Vgl Ainslie T Embree Charles Grant and British rule in India New York Columbia Univ Press 1962 S 141 142 Vgl Hermann Kulke Dieter Rothermund Geschichte Indiens Von der Induskultur bis heute Munchen C H Beck Verlag 1998 1 Aufl 1982 S 347 Normdaten Person GND 124707203 lobid OGND AKS LCCN n88138948 VIAF 67406506 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Grant CharlesKURZBESCHREIBUNG britischer Handels Politiker evangelikaler PragungGEBURTSDATUM 16 April 1746GEBURTSORT Aldourie Inverness shire SchottlandSTERBEDATUM 31 Oktober 1823STERBEORT London Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Charles Grant Politiker amp oldid 225445262