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Das Schloss La Hille franzosisch Chateau de la Hille in Montegut Plantaurel bei Toulouse im Departement Ariege ist ein Anfang des 16 Jahrhunderts erbautes franzosisches Schloss das von der Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK wahrend des Zweiten Weltkriegs fur vier Jahre als Kolonie La Hille fur Fluchtlingskinder gemietet wurde Zusammenkunft Mitarbeiter Kinderhilfe 1941 auf dem Schloss La HilleStandorte der Internierungslager und SAK SRK Kolonien Auswahl Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Zweiter Weltkrieg 2 1 Fluchthilfe 3 Literatur 4 Dokumentation 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenAb 1933 gaben judische Eltern ihre Kinder in fremde Obhut ins Ausland um wenigstens sie vor der nationalsozialistischen Verfolgung retten zu konnen Die 100 judischen Kinder von La Hille kamen aus Deutschland Osterreich und Polen waren vorher in zwei Heimen in Belgien untergebracht und mussten nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Mai 1940 nach Sudfrankreich fliehen wo sie in einem alten zerfallenen Haus in Seyre untergebracht wurden Zweiter Weltkrieg BearbeitenDas seit zwanzig Jahren unbewohnte Schloss wurde im September 1940 von der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft fur kriegsgeschadigte Kinder SAK ab 1 Januar 1942 Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes SRK gemietet und mit Hilfe der alteren judischen Jugendlichen als Kinder und Jugendlichenheim Kolonie La Hille eingerichtet Im Juni 1941 konnten die judischen Kinder ins Schloss einziehen Spater wurden auch kriegsgeschadigte Kinder aus Spanien und Frankreich aufgenommen Im Mai 1941 wurde Rosli Naf vom SAK Leiter Rodolfo Olgiati als neue Leiterin eingesetzt Ihre Aufgabe verlangte grosse Selbstandigkeit denn die Anweisungen des SAK Delegierten fur Sudfrankreich Maurice Dubois beschrankten sich auf ein Minimum Das Schweizer Personal des SAK verzichtete in der ersten Phase auf die bescheidenen Lohnzahlungen und beanspruchte nur Kost und Logis Das Schloss war fast ohne Wasser Heizung und Elektrizitat was besonders im Winter hart war Naf musste den Haushalt und Nahrungsmittel organisieren die Wasche musste gewaschen und geflickt werden in der Kuche half Frau Schlesinger die aus Wien gefluchtet war Die Kuche wurde mit Sachen versorgt die teilweise aus der Schweiz kamen Der Tagesablauf war stark strukturiert Haus Feld und Handwerksarbeit zur Selbstversorgung und Schulunterricht Unter Anleitung schweizerischer Betreuer und Lehrer halfen die Kinder und Jugendlichen das Schloss herzurichten und erhielten zum Beispiel in der Schreinerwerkstatt eine Ausbildung Die alteren Jugendlichen waren auch Lehrer fur die jungeren Der 17 jahrige Edward Nussbaum verdrahtete den Strom im Schloss und unterrichtete Mathematik Fur fast alle Kinder konnten Patenschaften in der Schweiz ermoglicht werden da viele keine Nachrichten von ihren Eltern erhalten konnten Vor dem August 1942 wurden 22 Kinder von einer Hilfsorganisation der Quaker nach Amerika gebracht Im Sommer 1942 bewilligte das Vichy Regime auf Verlangen Nazideutschlands die Deportation von 10 000 auslandischen Juden und startete damit die Deportationen aus der Sudzone Am 26 August 1942 wurden 45 uber 16 jahrige judische Jugendliche und Angestellte von La Hille sowie einige aus Saint Cergues les Voirons von der franzosischen Polizei ins Internierungslager Le Vernet gebracht von wo sie deportiert werden sollten Als Naf erfuhr wo ihre Schutzlinge waren fuhr sie nach Le Vernet und verschaffte sich die Erlaubnis fur den Zutritt ins Lager um bei ihnen sein zu konnen Der SRK Delegierte Maurice Dubois konnte bei der Regierung in Vichy mit Hilfe der Schweizer Gesandtschaft die Einwilligung des Generalsekretars der Polizei des Vichy Regimes Rene Bousquet erwirken dass alle verhafteten Personen wieder nach La Hille und Saint Cergues les Voirons zuruckkehren durften Sie mussten noch bis am 2 September im Lager bleiben und miterleben wie 400 Menschen aus Le Vernet deportiert wurden Ein paar Tage spater reiste Naf nach Bern wo sie den Leiter der SRK Kinderhilfe Hugo Remund bat die gefahrdeten judischen Kinder in die Schweiz in Sicherheit zu bringen Der Ausschuss der SRK Kinderhilfe hatte wiederholt bei den Bundesbehorden interveniert um alle 168 judischen Bewohner oder mindestens die 80 uber 16 Jahrigen der SRK Heime in die Schweiz zu holen Der Einmarsch der Wehrmacht in die franzosische Sudzone am 11 November 1942 der nach der Landung der Alliierten in Nordafrika vom 8 November 1942 erfolgte machte diesen Plan jedoch zunichte Fluchthilfe Bearbeiten Nach der vollstandigen deutschen Besetzung Frankreichs war eine legale Ausreise nicht mehr moglich Als die judische Bevolkerung im Dezember 1942 aufgefordert wurde sich bei den Behorden zu melden beschlossen mehrere altere Jugendliche auf eigene Faust ins Ausland zu gehen Weil Naf sie nicht davon abbringen konnte gab sie ihnen Geld und Lebensmittel mit Einige Jugendliche hatten den Weg uber die Haute Savoie gewahlt wo die zuvor von Rosli Naf angefragten Germaine Hommel und Renee Farny von der Kolonie Saint Cergues les Voirons ihnen uber die Schweizer Grenze halfen Die letzte Gruppe mit funf Jugendlichen hatte sich 50 m vor der Schweizer Grenze verlaufen und wurde in der Nacht vom 6 auf den 7 Januar 1943 von deutschen und franzosischen Grenzwachtern aufgegriffen wobei ein Madchen Inge Joseph fliehen konnte einer Walter Strauss ins Schloss zuruck durfte und zwei deportiert wurden 1 Vier Jugendliche die einen Fluchthelfer bezahlten um nach Spanien zu fluchten wurden von ihm verraten von der Polizei aufgegriffen und ins KZ Auschwitz deportiert Einer von ihnen uberlebte das KZ Fur den Ausschuss der SRK Kinderhilfe hatten Naf Hommel und Farny mit der illegalen Fluchthilfe den Neutralitatsgrundsatz des Roten Kreuzes verletzt und damit die gesamte Arbeit des SRK in Frankreich gefahrdet und er beschloss sie zu versetzen Naf kehrte im Mai 1943 in die Schweiz zuruck wo sie im November 1943 zur Vizeleiterin des von der SRK Kinderhilfe ubernommenen Centre Henri Dunant in Genf ernannt wurde Im Februar 1943 als es wieder vermehrt zu Deportationen kam wurden vier judische Jugendliche von La Hille verhaftet zwei durften ins Schloss zuruck und zwei wurden deportiert Die zwei Deportierten waren bei einem fruheren Fluchtversuch in die Schweiz zuruckgewiesen worden Nach der Intervention des SRK und der Schweizer Gesandtschaft in Vichy und der Freilassung der Jugendlichen von La Hille und anderer SRK Heime im September 1942 liess man die judischen Kinder in den SRK Heimen mit Ausnahme dieser beiden Jugendlichen unbehelligt Die gefahrdeten Jugendlichen hatten im Schloss ein Versteck das sie vorher aufsuchten wenn es im Schloss Polizeikontrollen gab andere waren ausserhalb des Schlosses bei Bauern oder als Hausangestellte platziert Manche SRK Heime konnten bis 1944 judische Kinder von anderen Heimen aufnehmen die sie versteckt hatten 2 Als Emma Ott im Oktober 1943 die Leitung der Kinderkolonie Chateau de La Hille ubernahm waren die meisten Jugendlichen bereits geflohen Trotz des Verbots des SRK war es nicht moglich weitere Fluchten zu verhindern Vom Mai 1943 bis zu ihrer letzten Rettungsreise im Mai 1944 arbeitete Anne Marie Im Hof Piguet im Schloss Sie konnte zwolf judische Kinder retten indem sie die illegale Flucht uber die Schweizer Grenze organisierte und teilweise auch begleitete Der Fluchtweg fuhrte von La Hille uber Toulouse Lyon Kinderkolonie Montluel Champagnole wo die Fluchthelferinnen Passeusen und Resistanceangehorigen Victoria und Madeleine Cordier wohnten nach Chappelle des Bois Von Chapelle des Bois wo das Haus der Mutter der beiden Cordier Schwestern war uber den in den Fels gehauenen Pfad Gy de l Echelle am Mont Risoux bis zum Treffpunkt auf der Schweizer Seite in der Waldarbeiterhutte Hotel d Italie Dort wurden die judischen Fluchtlingskinder von Im Hof Piguets Vater dem Forstinspektor Henri Joseph Piguet der im nahen Le Sentier wohnte abgeholt um nach Zurich zum Fluchtlingspfarrer Vogt gebracht zu werden Im Mai 1944 begleitete Emma Ott vier judische Madchen nach Pamiers wo sie in einem Waisenhaus des Franziskanerklosters versteckt wurden bevor sie uber Spanien nach Palastina gebracht wurden Im Marz 1945 verliess Ott La Hille weil sie als Leiterin der Maternite in Montagnac gebraucht wurde 3 Von den alteren judischen Jugendlichen die La Hille verliessen schafften 12 teilweise mit Hilfe des amerikanisch judischen Hilfswerks Joint die Flucht uber die Pyrenaen und 24 in die Schweiz 19 fanden Unterschlupf bei franzosischen Bauern als Hausangestellte 7 in Klostern und ein paar schlossen sich der Resistance an Zu den acht Jugendlichen die bei einem fruheren Fluchtversuch in die Schweiz zuruckgewiesen wurden gehorten auch zwei von denjenigen die nach dem verratenen Fluchtversuch deportiert und die zwei die im Schloss verhaftet und deportiert wurden Einigen gelang es trotz mehreren Zuruckweisungen an der Grenze sich in die Schweiz in Sicherheit zu bringen Im Herbst 1944 waren von den alteren judischen Jugendlichen noch neun im Schloss 1945 wurde La Hille aufgehoben Kinder mit einem Zuhause heimgeschickt und die ubrigen auf andere SRK Kolonien verteilt Literatur BearbeitenAnne Marie Im Hof Piguet La filiere en France occupee 1942 1944 Editions de la Thiele Yverdon les Bains 1985 ISBN 2 8283 0019 6 dt Fluchtweg durch die Hintertur Eine Rotkreuz Helferin im besetzten Frankreich 1942 1944 Verlag im Waldgut Frauenfeld 1985 ISBN 3 7294 0045 2 Sebastian Steiger Die Kinder von Schloss La Hille Brunnen Verlag Basel 1992 ISBN 3 7655 1540 X Antonia Schmidlin Eine andere Schweiz Helferinnen Kriegskinder und humanitare Politik 1933 1942 Chronos Verlag Zurich 1999 ISBN 3 905313 04 9 Meir Wagner Moshe Meisels The Righteous of Switzerland Heroes of the Holocaust KTAV Publishing House Hoboken NJ 2001 ISBN 0 88125 698 6 Inge Joseph Bleier David E Gumpert Inge A Girl s Journey through Nazi Europe William B Eerdmans Publishing Company Grand Rapids Michigan Cambridge U K 2004 Odile Munos du Peloux Passer en Suisse les passages clandestins entre la Haute Savoie et la Suisse 1940 1944 Presse Universitaires de Grenoble Grenoble 2002 ISBN 2 7061 1073 2 Vera Friedlander Die Kinder von La Hille Flucht und Rettung vor Deportation Aufbau Verlag Berlin 2004 ISBN 3 7466 8106 5 Yagil Limore Chretiens et Juifs sous Vichy 1940 1944 Sauvetage et desobeissance civile Vorwort von Yehuda Bauer 2005 ISBN 2 204 07585 X Tristan Castanier i Palau Femmes en exil Meres des camps Elisabeth Eidenbenz et la Maternite suisse d Elne 1939 1944 Editions Trabucaire 2008 ISBN 978 2 84974 074 3 Antonia Schmidlin Das Kinderheim in La Hille Rosli Naf Eine der mutigen heldenhaften Frauen zu denen unsere Heimat mit Stolz aufblickt In Helena Kanyar Becker Hrsg Vergessene Frauen Humanitare Kinderhilfe und offizielle Fluchtlingspolitik 1917 1948 Schwabe Verlag Basel 2010 ISBN 978 3 7965 2695 4 Serge Nessi Die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes 1942 1945 und die Rolle des Arztes Hugo Oltramare Karolinger Wien Leipzig 2013 ISBN 978 3 85418 147 7 Franziska Greising Am Leben Roman Zytglogge Verlag Basel 2016 ISBN 978 3 7296 0913 6 Historischer Roman uber die Tatigkeit von Rosli Naf als Directrice von La Hille Dokumentation BearbeitenJacqueline Veuve Regie La filiere Schweiz 1987 37 Min Jacques Poget Willy Rohrbach Anne Marie Im Hof Piguet Juste parmis les nations Schweiz 2009 50 Min 4 Neus Viala Regie Un ilot dans la tempete Eine Insel im Sturm Auszug aus dem Dokumentarfilm von Cultures et Communication 52 Min 2005 Weblinks BearbeitenThe children of the chateau de la Hille mit einem Video von Mathieu Ortlieb bei ariege com Museum der Kinder des Chateau de la Hille auf der Tourismus Seite der Ariege Gabrielle Oberhansli Widmer Sebastian Steigers Die Kinder von Schloss La Hille Rezension in Freiburger Rundbrief 5 1998 Das Schloss la Hille Memento vom 24 Dezember 2013 im Internet Archive auf der Website zum Camp du Vernet Vera Friedlander Die Kinder von La Hille Inhaltsubersicht bei Geschichte im Roman Montegut Plantaurel In gedenkorte europa eu Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 1945 e V abgerufen am 1 Januar 1900 Anne Marie Im Hof Piguet im Gesprach mit Kurt Aeschbacher Sendung vom 10 November 2005 Dokument des Schweizerischen Roten Kreuzes zum Kinderheim in La Hille zur Eroffnung des Museums in Montegut Plantaurel am 23 Juni 2007 Chemins de Memoire Chateau de la Hille in Montegut PlantaurelEinzelnachweise Bearbeiten Inge Joseph Bleier David E Gumpert Inge A Girl s Journey through Nazi Europe William B Eerdmans Publishing Company Grand Rapids Michigan Cambridge U K 2004 S 181 205 Serge Nessi Die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes 1942 1945 und die Rolle des Arztes Hugo Oltramare Karolinger Verlag Wien Leipzig 2013 ISBN 978 3 85418 147 7 S 221 Helena Kanyar Becker Schloss La Hille Emma Ott Frau im Hintergrund In Helena Kanyar Becker Hrsg Vergessene Frauen Humanitare Kinderhilfe und offizielle Fluchtlingspolitik 1917 1948 Anne Marie Im Hof Piguet Juste parmis les nations bei artfilm ch 43 07885 1 47149 Koordinaten 43 4 43 9 N 1 28 17 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss La Hille amp oldid 233400025