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Castolus Kastolus Reichlin von Meldegg auch Reichlin von Meldegg Amtzell 26 September 1743 in Unterthingau 28 Mai 1804 in Kempten geboren als Johann Marquard Reichlin von Meldegg war von 1793 bis zur Auflosung des gefursteten Benediktinerstifts im Zuge der Sakularisation im Jahre 1803 der letzte Furstabt des Furststifts Kempten Johann Michael Koneberg zugeschriebenes Portrat von Castolus Reichlin von Meldegg aus 1793 94Grab von Castolus Reichlin von Meldegg in der Gruft von St Lorenz Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Leben 2 Wirken 2 1 Vor der Auflosung des Furststifts Kempten 2 2 Nach der Auflosung des Furststifts Kempten 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHerkunft und Leben BearbeitenCastolus Reichlin von Meldegg entstammte dem wurttembergischen Zweig des Adelsgeschlechts der Freiherrn Reichlin von Meldegg die ursprunglich Ministerialen des Klosters St Gallen waren Er war ein Sohn von Johann Maria Carl Josef Reichlin von Meldegg und dessen Frau Anna Franziska Maria von Sankt Vincenz 1 Sein Vater war Kempter Geheimrat furstlich kemptischer Hofmarschall Rat und Pfleger zu Unterthingau erwarb 1748 das Rittergut Amtzell und befand sich im Gefolge von Furstabt Anselm Reichlin von Meldegg als dieser 1742 zur Kronung von Kaiserin Maria Amalia nach Frankfurt reiste 2 Castolus legte am 17 Mai 1761 im Benediktinerstift Kempten seine Profess ab war zunachst Stiftskapitular von Kempten ab 1775 Vizedekan ab Januar 1786 Dekan ein Jahr spater Kammerprasident 1791 Propst zu Lautrach und von 1794 bis zur Aufhebung des Stifts im Jahre 1803 der letzte Furstabt des Furststifts Kempten 3 Ein Jahr nach dem Untergang seines Territoriums verstarb Castolus Reichlin von Meldegg von schwerer Krankheit gezeichnet 4 am 28 Mai 1804 im Alter von 61 Jahren und wurde bei seinen Amtsvorgangern in der Gruft der Stiftskirche St Lorenz in Kempten beigesetzt Wirken BearbeitenVor der Auflosung des Furststifts Kempten Bearbeiten Nachdem es Castolus Reichlin von Meldegg im ersten Jahr seiner Regierungszeit als Furstabt noch gelungen war das Einvernehmen mit der furststift kemptischen Landschaft kurzfristig aufrechtzuerhalten fuhrte seine Weigerung die bereits unter Rupert von Neuenstein in der sogenannten Interimsdeclaration verbrieften Rechte der Landschaft als Verhandlungsgrundlage anzuerkennen zu Auseinandersetzungen mit der Landschaft und damit zur Vereitlung des inneren Friedens 5 Im Zuge des Ersten Koalitionskrieges 1792 bis 1797 gaben die mit hohem finanziellen Aufwand verbundenen Einquartierungen und Durchzuge franzosischer Truppen sowie die immensen Unterhaltskosten fur die Reichsarmee weiteren Anlass zur sozialen Unzufriedenheit der stiftischen Untertanen und zu Unruhen 6 Als das Kontingent der Kemptener Landschaft auf weitere 200 Manner vergrossert werden sollte sich diese aber weigerte Truppen zu stellen war das revolutionare Potential inzwischen so hoch dass sich Castolus Reichlin von Meldegg aus Sicherheitsgrunden gezwungen sah die Flucht zu ergreifen Er floh im Sommer 1796 nach Reutte und kehrte erst am 17 Oktober 1796 wieder nach Kempten zuruck 7 Nach seiner Ruckkehr versuchte Reichlin von Meldegg zunachst die Verhandlungen mit der Landschaft fortzusetzen Diese wurden jedoch durch den Zweiten Koalitionskrieg 1798 bis 1801 unterbrochen Als die franzosischen Truppen am 12 Mai 1800 wieder in Kempten einruckten das Stift und die furstabtliche Residenz plunderten floh Reichlin von Meldegg erneut diesmal jedoch nach Salzburg Er kehrte erst im Februar 1801 nach dem Abschluss des Friedens von Luneville nach Kempten zuruck Nach der Auflosung des Furststifts Kempten Bearbeiten Der Frieden von Luneville bedeutete sowohl fur die Freie Reichsstadt als auch fur das Furststift Kempten das Ende der Selbststandigkeit Am 2 September 1802 marschierten kurbayrische Truppen in Kempten ein und besetzten das furststift kemptische Territorium Zwei Monate spater im November 1802 erfolgte die Zivilbesitznahme des Furststifts und damit die Verstaatlichung des Abteibesitzes Durch den Reichsdeputationshauptschluss der im April 1803 in Kraft trat fielen Stadt und Stift unter Verlust ihrer bisherigen Eigenstaatlichkeit dann endgultig an Bayern Im Zuge der Sakularisation verlor Castolus Reichlin von Meldegg all seine Herrschaftsrechte Als Abfindung forderte er von der bayrischen Regierung eine jahrliche Pension von 20000 Gulden das lebenslange Wohnrecht im gesamten oberen nach Suden gelegenen Stockwerk der Residenz einen Pferde und Wagenpark sowie Schloss Gronenbach als Sommerresidenz und die Jagden Gronenbach und Theinselberg Angesichts der schlechten Finanzlage des Stifts wollte die bayrische Regierung dem ehemaligen Furstabt jedoch lediglich eine jahrliche Pension von 10000 Gulden ausbezahlen gab im September 1803 seinen Forderungen nach langwierigen Verhandlungen aber schliesslich nach 8 Doch schon acht Monate spater verstarb Castolus Reichlin von Meldegg der sich mit dem Verlust seines Amtes nur schwer abfinden konnte nach schwerer Krankheit und enthob somit die bayrische Regierung von der Verpflichtung weiterer Pensionszahlungen Literatur BearbeitenNeues genealogisches Reichs und Staats Handbuch auf das Jahr 1796 S 165Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Freiherr von Reichlin Meldegg Geschichte der Familie Reichlin von Meldegg Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1881 S 142 Eduard Zimmermann Friedrich Zollhoefer Hrsg Kempter Wappen und Zeichen umfassend den Stadt und Landkreis Kempten mit den angrenzenden Gebieten des oberen Allgaus In Alfred Weitnauer Hrsg Alte Allgauer Geschlechter XXXVIII Allgauer Heimatbucher Bd 60 Verlag fur Heimatpflege Kempten 1963 S 253 Markus Naumann Andacht und Agape Zur religions kultur und sozialgeschichtlichen sowie kirchenpolitischen Bedeutung fruhneuzeitlicher Bruderschaften im Furststift Kempten insbesondere in der Stiftspfarrei St Lorenz bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts In Birgit Kata u a Hrsg Mehr als 1000 Jahre Das Stift Kempten zwischen Grundung und Auflassung 752 bis 1802 Allgauer Forschungen zur Archaologie und Geschichte 1 Likias Verlag Friedberg 2006 ISBN 3 9807628 6 6 S 301 390 hier S 349 Anm 181 Franz Rasso Bock Kempten im Umbruch Studien zur Ubergangsphase von Reichsabtei und Reichsstadt zur bayrischen Landstadt unter besonderer Berucksichtigung von Kontinuitat und Wandel in Verfassung und Verwaltung 1799 1818 Materialien zur Geschichte des Bayrischen Schwaben Heft 12 AV Verlag Augsburg 1989 zugl Diss Universitat Augsburg 1988 ISBN 3 925274 22 7 S 136 Maximilian Walter Das Furststift Kempten im Zeitalter des Merkantilismus Wirtschaftspolitik und Realentwicklung 1648 1802 03 Beitrage zur Wirtschafts und Sozialgeschichte Bd 68 Franz Steiner Verlag Stuttgart 1995 ISBN 3 515 06812 0 S 75 Wolfgang Petz Zweimal Kempten Geschichte einer Doppelstadt 1694 1836 Schriften der Philosophischen Fakultaten der Universitat Augsburg Historisch sozialwissenschaftliche Reihe Nr 54 Ernst Vogel Verlag Munchen 1998 ISBN 3 89650 027 9 S 450 453 Wilhelm Liebhart Krieg und Frieden Von der Mitte des 16 Jahrhunderts bis 1803 In Volker Dotterweich u a Hrsg Geschichte der Stadt Kempten Verlag Tobias Dannheimer Kempten 1989 ISBN 3 88881 011 6 S 244 256 hier S 253 Franz Rasso Bock Kempten im Umbruch Studien zur Ubergangsphase von Reichsabtei und Reichsstadt zur bayrischen Landstadt unter besonderer Berucksichtigung von Kontinuitat und Wandel in Verfassung und Verwaltung 1799 1818 Materialien zur Geschichte des Bayrischen Schwaben Heft 12 AV Verlag Augsburg 1989 zugl Diss Universitat Augsburg 1988 ISBN 3 925274 22 7 S 131 136 VorgangerAmtNachfolgerRupert von NeuensteinFurstabt von Kempten 1793 1803 Normdaten Person VIAF 2104152744518227850003 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 11 Mai 2023 PersonendatenNAME Reichlin von Meldegg CastolusALTERNATIVNAMEN Reichlin von Meldegg Johann MarquardKURZBESCHREIBUNG deutscher Abt letzter Furstabt des Furststifts KemptenGEBURTSDATUM 26 September 1743GEBURTSORT UnterthingauSTERBEDATUM 28 Mai 1804STERBEORT Kempten 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