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Casimir Joseph Davaine 19 Marz 1812 in Saint Amand les Eaux Frankreich 14 Oktober 1882 in Garches Departement Seine et Oise bei Paris war ein franzosischer Arzt Pathologe und Parasitologe Er zeigte am Beispiel des Milzbrands als Erster dass Bakterien bei Mensch und Tier Krankheiten erregen konnen Im Rahmen dieser Versuche ubertrug er Blut von an Milzbrand erkrankten Schafen auf kleinere Tierarten wie Kaninchen Ratten oder Meerschweinchen womit er Tierversuche unter Laborbedingungen etablierte Casimir Davaine Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Milzbrand 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenCasimir Davaine war das sechste von neun Kindern eines Branntweinbrenners Er ging in Saint Amand Tournai und Lille zur Schule und nahm 1830 ein Medizinstudium in Paris auf 1835 wurde er Externer Medizinalassistent der nicht im Krankenhaus wohnt von Pierre Rayer 1793 1867 am Hopital de la Charite wo er auch den beruhmten Physiologen Claude Bernard kennenlernte dessen Kollege Freund und Hausarzt er wurde 1837 schloss er das Medizinstudium ab wurde mit De l hematocele de la tunique vaginale promoviert und liess sich als praktizierender Arzt nieder Seine Freizeit widmete er der Forschung in Naturgeschichte und Pathologie 1848 gehorte er mit Rayer zu den Grundungsmitgliedern der Societe de Biologie 1858 wurde er mit dem Kreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet 1868 erhielt er einen Sitz in der Akademie der Medizin Er trug den Titel eines medecin par quartier des franzosischen Kaisers wurde also zu Konsultationen uber den Gesundheitszustand des Kaisers herangezogen ohne ihm ausschliesslich als Leibarzt zu dienen Davaine war einer der beruhmtesten Arzte seiner Zeit Zu seinen Patienten zahlten Marie Duplessis die als Kameliendame bekannt geworden ist Claude Bernard sein Lehrer Rayer sowie Mitglieder der Rothschild und der d Eichthal Familien Im Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 diente er als Feldarzt In dieser Zeit verfasste er das Buchlein Les elements du bonheur Elemente des Glucks in dem er seine Lebensphilosophie ausbreitete Seine letzten Jahre verbrachte er in Garches bei Paris wo er nach dem Krieg Rosen zuchtete Werk BearbeitenDavaines Werk umfasste Arbeiten in Bakteriologie Parasitologie Pflanzenphysiologie Zoologie Allgemeiner Biologie und Teratologie Epochal waren aber vor allem seine Arbeiten zum Milzbrand mit denen er die medizinische und veterinarmedizinische Bakteriologie begrundete Milzbrand Bearbeiten Als Davaine uber Milzbrand zu arbeiten begann war bekannt dass die Krankheit ansteckend und virulent war Bereits 1823 hatte Eloy Barthelemy an der Tierarzneischule von Alfort gezeigt dass er Milzbrand mit dem Blut aus der Milz eines erkrankten Schafes auf ein gesundes Schaf ubertragen konnte 1 Trotzdem war noch die miasmatische Theorie der Milzbrandentstehung vorherrschend wonach die Krankheit uber Miasmen aus dem Boden der kunstlichen Bewasserung oder durch andere meteorologische Faktoren entstehen sollte Andere Autoren machten schlechtes Futter schmutzige Stalle oder zuviel Blut in den Arterien verantwortlich nbsp Bacillus anthracis in fruherer Terminologie Bacteridium anthracisIm Juni und Juli 1850 begleitete Davaine seinen ehemaligen Lehrer Rayer auf einer Forschungsreise in die Region Beauce nahe Chartres wo sie Milzbrand mit dem Blut von kranken auf gesunde Schafe ubertrugen Unter dem Mikroskop beobachtete Rayer dass im Blut der kunstlich infizierten Tiere die roten Blutkorperchen auf dieselbe Weise verklumpten wie bei den Ausgangstieren Ausserdem beobachtete er kleine fadenformige Korperchen im Blut die doppelt so lang waren wie ein Blutkorperchen 1 Dies ist die erste Beobachtung des Milzbranderregers Bacillus anthracis Allerdings brachte Rayer die kleinen fadenformigen Korperchen noch nicht mit der Krankheit in Verbindung 1855 veroffentlichte der deutsche Arzt Aloys Pollender eine Arbeit fur die er die Beobachtungen bereits 1849 gemacht haben wollte Er fand im Blut stabformige Korperchen von denen er spekulierte dass sie zu den Bakterien gehoren konnten In dieser Arbeit fragte er ob es sich um das infektiose Agens um Trager dieses Agens oder um eine irrelevante Beobachtung handele meinte aber dass diese Frage nicht beantwortet werden konne 1857 58 beobachtete auch ein weiterer deutscher Forscher Friedrich Brauell die stabchenformigen Korper die bereits Rayer und Pollender gesehen hatten Ihm schien es als ob die zunachst bewegungslosen Stabchen sich spater zu bewegen begannen also Vibrionen waren Diese Verwechslung des Milzbranderregers mit anderen bei der Verwesung auftretenden Bakterien behinderte lange Zeit den Erkenntnisfortschritt Davaine nahm 1863 seine Milzbrandforschungen wieder auf Er infizierte zwei Kaninchen und eine weisse Ratte mit dem Blut eines Schafes das an Milzbrand gestorben war 2 Er konnte zeigen dass das Blut milzbrandkranker Tiere nicht infektios war so lange die stabchenformigen Korperchen nicht erschienen waren Fur diese Korperchen schlug er den Namen bacteridies vor Weiter konnte er demonstrieren dass fauliges Milzbrandblut bei Ubertragung eine andere Krankheit als Milzbrand ausloste Davaine unterschied also Septikamie von Milzbrand Getrocknetes Blut milzbrandkranker Tiere blieb elf Monate nachdem er es getrocknet hatte virulent wenn er es wieder anfeuchtete und ubertrug Vogel und Frosche erwiesen sich in seinen Versuchen als unempfindlich gegen Milzbrand Ausserdem zeigte er dass nicht nur das Blut der Milz wie bis dahin geglaubt worden war sondern Blut jeder Art infektios war nbsp Milzbrandinfektion am Unterarm1864 untersuchte Davaine den Milzbrandkarbunkel pustula maligna das heisst die lokalisierte Form des Hautmilzbrands beim Menschen und fand unter dem Mikroskop die gleichen Bakterien die er im Blut erkrankter Tiere gesehen hatte Damit bestatigte er die Ergebnisse von Jean Fournier der bereits 1789 gezeigt hatte dass Milzbrand vom Tier auf Menschen ubertragen werden kann Davaines Ergebnisse wurden von Emile Claude Leplat und Pierre Francois Jaillard vom Krankenhaus Val de Grace heftig angegriffen Sie konnten sich nicht vorstellen dass Bakterien eine Krankheit erregen konnten In den Augen von Leplat und Jaillard waren die stabformigen Korperchen unwesentliche Nebenerscheinungen Davaine konnte schliesslich zeigen dass in den Versuchen auf die sich Leplat und Jaillard beriefen eine ganz andere Krankheit Rinder Septikamie ubertragen worden war 1865 wurde Davaine von der Akademie der Wissenschaften mit dem Prix Breant fur seine Milzbrandforschungen ausgezeichnet aber es blieben immer noch Zweifel ubrig 1868 versuchte Davaine in einer Ubersichtsarbeit 3 diese letzten Zweifel auszuraumen und bekraftigte dass die Bakteridien die Erreger der Krankheit waren Vor allem wies er darauf hin dass auch eine bestimmte Pflanzenkrankheit bakteriell verursacht war In diesem Fall horten die Bakterien auf sich zu bewegen wenn sie auf mindestens 52 C erhitzt wurden und Davaine konnte die Krankheit dann nicht mehr ubertragen Im selben Jahr bestimmte Davaine die Inkubationszeit des Milzbrands bei Meerschweinchen 4 Der Tod trat zwischen 26 und 53 Stunden nach der Injektion des Bluts milzbrandkranker Tiere ein je nachdem welche Dosis Davaine ubertragen hatte Davaine hatte also gezeigt dass die Inkubationszeit von der Dosis abhangig war und damit ein zusatzliches Argument fur die Verursachung des Milzbrands durch die von ihm beobachteten Bakteridien gewonnen 1869 gelang ihm ein elegantes Experiment Er verdunnte etwas Blut von milzbrandkranken Tieren mit destilliertem Wasser wobei nach 24 Stunden die Milzbranderreger auf den Boden des Gefasses abgesunken waren Wenn er einen Tropfen vom Boden des Gefasses in Meerschweinchen injizierte starben sie wenn er dagegen einen Tropfen von der Oberflache nahm uberlebten sie 1873 konnte Davaine zeigen dass verdunntes Blut milzbrandkranker Tiere seine Infektiositat verlor wenn es fur funf Minuten auf 55 C erhitzt wurde Das Blut blieb jedoch ansteckend wenn er es trocknete sogar wenn es danach auf 100 C erhitzt wurde Ausserdem untersuchte er verschiedene Chemikalien auf ihre bakterizide Wirkung Davaine irrte sich jedoch weiterhin in der Ubertragung der Krankheit fur die er Fliegen verantwortlich machte Auch gelang es ihm nicht das Bakterium zu isolieren und in vitro zu kultivieren Erst Robert Koch beschrieb das Sporenstadium des Milzbrand Erregers und vollendete damit den Lebenszyklus des Bakteriums Louis Pasteur erkannte bei verschiedenen Gelegenheiten die Schrittmacherrolle an die Casimir Davaine fur ihn gespielt hatte Literatur BearbeitenWerner Kohler Davaine Casimir Joseph In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 289 Einzelnachweise Bearbeiten a b Rayer Inoculation du sang de rate In Comptes rendus des seances et memoires de la Societe de Biologie Bd 2 1850 S 141 144 C Davaine Recherches sur les infusoires du sang dans la maladie connue sous le nom de sang de rate In Comptes rendus de l Academie des Sciences Bd 57 1863 S 220 351 und 386 C Davaine Sur la nature des maladies charbonneuses In Archives generales de Medecine Bd 11 1868 S 144 148 C Davaine Experiences relatives a la duree de l incubation des maladies charbonneuses et a la quantite de virus necessaire a la transmission de la maladie In Bulletin de l Academie imperiale de Medecine Bd 33 1868 S 816 821 Weblinks BearbeitenCasimir Joseph Davaine De l hematocele de la tunique vaginale These de medecine de Paris n 428 1837 Doktorarbeit von Davaine Jean Theodorides Casimir Davaine 1812 1882 A Precursor of Pasteur In Medical History Bd 10 Nr 2 1966 S 155 165 PMC 1033586 freier Volltext Normdaten Person GND 117622702 lobid OGND AKS LCCN n86846819 VIAF 10628220 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Davaine CasimirALTERNATIVNAMEN Davaine Casimir JosephKURZBESCHREIBUNG franzosischer Arzt und BakteriologeGEBURTSDATUM 19 Marz 1812GEBURTSORT Saint Amand les EauxSTERBEDATUM 14 Oktober 1882STERBEORT Garches Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Casimir Davaine amp oldid 226266425