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Carl Heinrich Schultz Schultzenstein 8 Juli 1798 in Altruppin 22 Marz 1871 in Berlin war ein deutscher Mediziner und Botaniker Er legte seinerzeit Aufsehen erregende aber auch umstrittene Untersuchungen uber die Saftebewegung der Pflanzen vor und entwickelte ausserdem eine Theorie dass tierisches Leben kein chemischer Stoffwechsel sondern ein fortdauernder innerer Wechsel von Erzeugen und Absterben verjungter Formengebilde sei Mausertheorie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchultz Schultzenstein 1 war der Sohn eines vermogenden Ratszimmermeisters Er besuchte das Gymnasium begann 1812 eine Apothekerlehre und war seit 1815 Militarapotheker 1817 begann er ein Studium der Medizin am Friedrich Wilhelms Institut in Berlin um Militararzt zu werden Nachdem aber seine 1822 erschienene Dissertation Ueber den Kreislauf des Saftes im Schollkraut u s w ihm hohes Lob eintrug schlug er eine steile akademische Laufbahn ein 1822 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 2 1824 habilitierte er sich fur Physiologie medizinische Botanik und Naturgeschichte und bereits ein Jahr spater wurde er ausserordentlicher Professor der Medizin in Berlin 1833 wurde seine Arbeit uber den Kreislauf des Saftes in den Pflanzen von der Pariser Akademie der Wissenschaften preisgekront und er wurde ordentlicher Professor in Berlin Zur besseren Unterscheidung von dem gleichnamigen Botaniker Carl Heinrich Schultz legte er sich 1848 den Beinamen Schultzenstein nach seinem Gut in der Nahe von Rheinsberg zu In der botanischen Taxonomie wird sein Name als Schultz Sch abgekurzt Er war Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 3 Er war verheiratet seit 1845 mit Luise Maria Siebert und Gutsbesitzer in Binenwalde Die Witwe lebte danach als Hausbesitzerin in Berlin Werk BearbeitenIn seinen botanischen Arbeiten zur Physiologie der Pflanzen entwickelte Schultz Schultzenstein auf der Grundlage eines dynamischen Vitalismus die Ansicht dass Pflanzen uber einen dem Blut entsprechenden Nahrungssaft und einen Kreislauf verfugten Diese Lehre wurde bereits in den 1840er Jahren widerlegt was Schultz Schultzenstein zu scharfer Polemik gegen seine Kritiker Julius Meyen und Hugo von Mohl veranlasste Ein weiteres Arbeitsgebiet Schultz Schultzensteins war die pflanzliche Morphologie und Entwicklungsgeschichte Hier beschrieb er als Anaphyton Individuum jeden aus Zellen Gefassen und Oberhaut bestehenden Pflanzenteil und postulierte jedes Anaphyton sei fahig eine neue Pflanze hervorzubringen Eine Pflanze wachse auf Grund eines Verjungungstriebs durch fortwahrende Entwicklung und Wiederholung dieser Anaphyta die allein durch Wechselwirkung mit der Umwelt in ihrer Form verschieden seien Dieses Prinzip wandte Schultz Schultzenstein auch auf das Tierreich die Medizin die Psychologie und schliesslich auf die Gesellschaft an Schultz Schutzensteins Mausertheorie baute ebenfalls auf dem Prinzip der Verjungung auf Er ging von dem Gedanken aus dass das Leben aus einer standigen Erneuerung der organischen Elemente bestehe die der Mauser ahnele Gesundheit bestehe dementsprechend dann wenn sich Regeneration und Mauser der organischen Elemente bestandig wiederholen Krankheit hingegen fuhrte er auf abnorme Regeneration zuruck wenn die Mauser zu schwach gehemmt oder gestort bzw wenn sie zu stark ubermassig oder beschleunigt sei Solche Storungen liessen sich an den Ausscheidung der Mauserprodukte ablesen Medikamente heilten dabei nicht von sich aus sondern dadurch dass sie die Naturheilkraft des Organismus befordern Wie seine andere Theorie wurde auch diese schon von den Zeitgenossen heftig angegriffen Gleichwohl war Schultz Schultzenstein einflussreich Seine Arbeiten zur Physiologie des Blutes belegten die Blaschennatur der Blutkorperchen und wurden zu einem Bezugspunkt der Zellenlehre Theodor Schwanns Georg Wilhelm Friedrich Hegels Naturphilosophie und der organische Atomismus entlehnten Konzepte wie das der Individualitat der Teile eines Organismus und einer nicht rein chemisch physikalischen Assimilation der Nahrung 4 Das Konzept des Verjungungsprozesses wurde spater in physiologischen Fortpflanzungstheorien etwa Eduard van Benedens und Victor Hensens wieder aufgegriffen Schriften BearbeitenCarl Heinrich Schultz Opii historia naturalis ac medica Univ Med Diss Berolini 1821 Berolini 1821 Carl Heinrich Schultz Die homoobiotische Medizin des Theophrastus Paracelsus in ihrem Gegensatz gegen die Medizin der Alten als Wendepunkt fur die Entwickelung der neueren medizinischen Systeme und als Quell der Homoopathie Hirschwald Berlin 1831 Carl Heinrich Schultz Grundriss der Physiologie Ein organisirter Entwurf zu Vorlesungen mit Ausfuhrung der allgemeinen Physiologie Hirschwald Berlin 1833 Carl Heinrich Schultz Das System der Circulation In seiner Entwicklung durch die Thierreihe und im Menschen und mit Rucksicht auf die physiologischen Gesetze seiner krankhaften Abweichungen dargestellt Cotta Stuttgart Tubingen Augsburg 1836 Carl Heinrich Schultz Sur la circulation et sur les vaisseaux laticiferes dans les plantes Hirschwald Paris Berlin 1839 Carl Heinrich Schultz Die Cyklose des Lebenssaftes in den Pflanzen Weber Breslau Bonn 1841 Carl Heinrich Schultz Ueber die Verjungung des menschlichen Lebens und die Mittel und Wege zu ihrer Kultur Nach physiologischen Untersuchungen in praktischer Anwendung dargestellt Hirschwald Berlin 1842 Carl Heinrich Schultz Die Gestaltung der Medizinalreform aus den Quellen der Wissenschaft Berlin 1846 Carl Heinrich Schultz Naturliches System der allgemeinen Pharmakologie nach dem Wirkungsorganismus der Arzneien Hirschwald Berlin 1846 Carl Heinrich Schultz Neues System der Morphologie der Pflanzen nach den organischen Bildungsgesetzen Als Grundlage eines wissenschaftlichen Studiums der Botanik besonders auf Universitaten und Schulen Hirschwald Berlin 1847 Carl Heinrich Schultz und Heinrich Friedrich Link Ueber den Kreislauf des Saftes im Schollkraute und in mehreren andern Pflanzen und uber die Assimilation des rohen Nahrungsstoffes in den Pflanzen uberhaupt Mikroskopische Beobachtungen und Entdeckungen von Carl Heinrich Schultz Mit einer Vorrede des Herrn Link und einer illum Kupfertafel Dummler Berlin 1822 Carl Heinrich Schultz und Karl Karl Zum Stein Altenstein Der Lebensprozess im Blute Eine auf mikroskopischen Entdeckungen gegrundete Untersuchung Reimer Berlin 1822 Karl Heinrich Schultz Die Pflanze und das Pflanzenreich Nach einer neuen naturlichen Methode dargestellt Reimer Berlin 1823 Karl Heinrich Schultz Ueber den Kreislauf des Saftes in den Pflanzen Erlauternde Bemerkungen Reimer Berlin 1824 Karl Heinrich Schultz Die Fortpflanzung und Ernahrung der Pflanzen im Zusammenhange mit dem ganzen Pflanzenleben und mit Rucksicht auf die Culturgesetze nach einer naturlichen Methode dargestellt Cotta Stuttgart Tubingen 1828 Karl Heinrich Schultz Naturliches System des Pflanzenreichs nach seiner inneren Organisation Nebst einer vergleichenden Darstellung der wichtigsten aller fruheren kunstlichen und naturlichen Pflanzensysteme Hirschwald Berlin 1832 Karl Heinrich Schultz Lehrbuch der allgemeinen Krankheitslehre Hirschwald Berlin 1844 C H Schultz Schultzenstein Die Bildung des menschlichen Geistes durch Kultur der Verjungung seines Lebens in Hinsicht auf Erziehung zur Humanitat und Civilisation Hirschwald Berlin 1855 Carl Heinrich Schultz Schultzenstein Die Anaphytose oder Verjungung der Pflanzen Ein Schlussel zur Erklarung des Wachsens Bluhens und Fruchttragens mit praktischen Rucksichten auf die Kultur der Pflanzen Hirschwald Berlin 1843 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Memoire pour servir de reponse aux questions de l Academie Royale des Sciences pour l anne 1833 Paris 1841 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Der organisirende Geist der Schopfung als Vorbild organischer Naturstudien und Unterrichtsmethoden Berlin 1851 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Die naturlichen Familien der Krankheiten und die diesen entsprechenden Heilmittel mit Rucksicht auf das naturliche System der Pharmacologie und die allgemeine Krankheitslehre Hirschwald Berlin 1851 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Die Verjungung im Pflanzenreich Neue Aufklarungen und Beobachtungen mit 1 Taf Hirschwald Berlin 1851 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Die Menschwerdung Gottes im Glauben und Wissen erlautert durch die Gesetze der Verjungung in der organischen Natur Berlin 1852 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Neues System der Psychologie Berlin 1855 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Die Moral als Heilwissenschaft und Kulturwissenschaft mit Beziehung auf die Krankheiten des Zeitgeistes Remak Berlin 1863 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Leben Gesundheit Krankheit Heilung Ein Trieb zum Fortschritt der Wissenschaft auf dem Wege des Lebens Remak Berlin 1863 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Ueber die Natur und Kultur der Krisen und Verjungungsprocesse in der Heilung und uber die Angriffe Virchow s auf die Verjungungstheorie Berlin 1865 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Die Physiologie der Verjungung des Lebens Berlin 1867 Karl Heinrich Schultz Schultzenstein Der Zustand der Wissenschaften auf Universitaten im Verhaltniss zur Lebenspraxis mit Beziehung auf die Zulassung der Realschulabiturienten zum Universitatsstudium und den Weg zur Wiedergeburt Remak Berlin 1870 Literatur BearbeitenErnst Wunschmann Schultz Schultzenstein Karl Heinrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 32 Duncker amp Humblot Leipzig 1891 S 723 725 Gerhard Muller Strahl Schultz Schultzenstein Carl Heinrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 701 703 Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Carl Heinrich Schultz Schultzenstein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Portrat I und Portrat IIEinzelnachweise Bearbeiten Genealogisches Handbuch burgerlicher Familien Ein deutsches Geschlechterbuch 1889 In DGB Band 1 F Mahler Charlottenburg 1889 S 299 300 uni duesseldorf de abgerufen am 5 Juli 2022 Mitgliedseintrag von Karl Heinrich Schultz Schultzenstein bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 24 Marz 2016 Mitglieder der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 1857 Georg Wilhelm Friedrich Hegel Enzyklopadie der philosophischen Wissenschaften 1830 Felix Meiner Verlag Hamburg 1991 S 288 289 Normdaten Person GND 104295139 lobid OGND AKS LCCN no2011052615 VIAF 22572811 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schultz Schultzenstein Carl HeinrichALTERNATIVNAMEN Schultz genannt Schultzenstein Karl Heinrich Schultzenstein Karl Heinrich Schultz Carl HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiologe und BotanikerGEBURTSDATUM 8 Juli 1798GEBURTSORT AltruppinSTERBEDATUM 22 Marz 1871STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Carl Heinrich Schultz Schultzenstein amp oldid 232795017