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Das Capriccio Italien op 45 ist eine Orchesterkomposition von Pjotr Iljitsch Tschaikowski Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Besetzung 3 Formaler Grundriss 4 Werkanalyse 5 WeblinksGeschichte BearbeitenTschaikowski verarbeitet in diesem Stuck italienische Volksmusik Das populare Lied mit dem Titel Bella ragazza dalle trecce bionde beginnt mit den Zeilen Babbo non vuole mamma nemmeno come faremo a fare all amor Das Madchen mit den blonden Zopfen singt Der Papa mochte es nicht die Mama ebensowenig wie stellen wir es nur an uns zu lieben Tschaikowski entwarf sein Werk wahrend eines Romaufenthalts 1879 80 bei dem er auch den italienischen Karneval erlebte die Orchestrierung entstand im Mai 1880 Die Komposition fallt somit in eines der schaffensreichsten Jahre Tschaikowskis In diesem Jahr entstand u a auch die Ouverture solenelle 1812 sowie die bekannte Streicherserenade op 48 Widmungstrager ist der Cellist Karl Davidow Das rund 16 Minuten dauernde Capriccio Italien wurde am 6 Dezember 1880 in Moskau unter Nikolai Rubinstein uraufgefuhrt Der Titel ist ein sprachlicher Hybrid und besteht aus dem italienischen Wort Capriccio und dem franzosischen Wort Italien also italienisches Capriccio Obschon der russische Komponist und Musikkritiker Cesar Cui dem Capriccio Italien den Rang eines Kunstwerks absprach war es ein grosser Erfolg beim Moskauer Publikum Einige Kritiker warfen Tschaikowski Verwestlichung und Kosmopolitismus vor Die Themen sind in der Tat italienisch und damit auch westlich orientiert aber die Techniken mit denen Tschaikowski diese verarbeitet sind russisch Auch ist diese Kritik der Verwestlichung darauf zuruckzufuhren dass die damaligen Horgewohnheiten in Russland stark vom sogenannten Machtigen Hauflein bestimmt wurden das sich sehr um typisch russische Musik bemuhte Freddy Breck verwendete das Hauptthema des Mittelteils in seinem Schlager Bianca Besetzung Bearbeiten3 Floten 3 Flote auch Piccoloflote 2 Oboen und 1 Englischhorn 2 Klarinetten in A 2 Fagotte 4 Horner in F 2 Pistons in A 2 Trompeten in E 2 Tenor Posaunen 1 Bass Posaune 1 Tuba Pauken in A E und C Glockenspiel Triangel Tamburin Grosse Trommel Becken 1 Harfe Violinen Viola Violoncello Kontrabass Formaler Grundriss BearbeitenBeim Capriccio Italien ist der Begriff Capriccio nicht formal sondern sentimental aufzufassen Die formale Grundlage des Werks geht auf das Vorbild von Glinkas Nacht in Madrid zuruck Mili Balakirew riet Tschaikowski zu dieser Formanlage Sie zeugt jedoch auch von westlichen formalen Grundprinzipien Tschaikowski verwendet z B in zwei Abschnitten die Form ABA und markiert damit Beginn und Schluss des Werkes Es ergibt sich eine Vierteiligkeit ABA BC DB ECE Werkanalyse BearbeitenDie durch die Motive bereits vorgegebene Taktgruppenordnung macht einen Grossteil der Individualitat des Werkes aus Beim Capriccio Italien werden verschiedene Taktgruppensysteme kontrastierend gegeneinander eingesetzt was die Abschnitte stark voneinander abhebt Tschaikowski bedient sich dazu mehrerer Mittel von denen die wichtigsten die Phrasenverschrankung und die asymmetrische Periodenbauweise sind In allen Abschnitten finden sich letztere ausser im D Teil sowie im Epilog Tschaikowski benutzt diese Asymmetrie bewusst als russisches Stilmittel Die Asymmetrie und vor allem das Nebeneinander von asymmetrischen und geradtaktigen Perioden unterstutzt der Komponist durch gezielte Instrumentation Diese hat im Gesamtzusammenhang noch eine weitergehende Funktion Das Markieren von Vorder und Nachsatz wird ebenfalls in der Instrumentation deutlich Die Verwendung asymmetrischer Perioden hat zur Folge dass der Horer z T meint die Musik setze zu fruh oder zu spat ein Genauso vielseitig wie in Bezug auf die Behandlung asymmetrischer Periodenkonstruktion zeigt sich der Komponist in Bezug auf die Komposition der Ubergange zwischen den einzelnen Abschnitten Beim Einsatz des B Themas bzw dessen Begleitfigur in Takt 15 hebt ein Diminuendo den Schluss des ihm vorangegangenen A Teils hervor Der dominante E Dur Akkord wird nach viermaliger Wiederholung immer noch beibehalten die Tonika erst in Takt 22 das erste Mal erreicht Das nun folgende B Thema kontrastiert gegenuber dem A Thema in veranderter Periodenbildung Instrumentation Harmonik und naturlich auch in der Melodik Es wirkt duster und geheimnisvoll Hier wendet Tschaikowski wenig thematische Arbeit an so dass alles eine Wiederholung in sich darstellt Es gibt einzig ein paar kleine rhythmische Variationen die jedoch eine Art auskomponierte Verzierung darstellen Ab Takt 43 entwickelt sich ein Dialog zwischen Floten Klarinetten und Solo Oboe der durch Abspaltung des Themenkopfs des B Teils gewonnen wurde Im Zentrum dieses Dialogs steht die Imitation die in sich auch wieder eine Art Wiederholung darstellt Aus diesem Dialog entsteht nun eine Figur die ab Takt 60 eine Spannung aufbaut und zur Wiederholung des A Teils uberleitet Dieses erscheint nun deutlich gekurzt die letzten 8 Takte die reine Wiederholung darstellen fallen hier weg Dies hat zur Folge dass der letzte Takt nicht wie zu Beginn ein Decrescendo beinhaltet sondern mit einem Forteakkord des ganzen Orchesters endet Man hat den Eindruck als erklange die einpragsame Begleitfigur zum nun wiederkehrenden B Teils zu fruh Diese unvermittelt plotzlich einsetzende Begleitfigur zieht nach sich dass die Pausen noch unerwarteter daherkommen Das Zeit Takt Gefuhl des Horers hebt sich allmahlich auf Der folgende B Teil ist analog zum A Teil auch stark gekurzt und erscheint in veranderter Instrumentation Der C Teil eine Art kleiner Walzer wird vorbereitet durch rhythmische Verkurzung bis auf die Begleitformel hin Die Musik steht in den Pausen wie still das Taktgefuhl des Horers wird verwirrt Das nun folgende walzerahnliche C Thema wird von zwei Oboen nur uber dieser Begleitfigur vorgetragen In diesem Teil wird der letzte Sprung e cis in den Oboen stets durch die Floten repetiert Echo Dies ist die Stelle des Werkes die den grossten Wiedererkennungswert besitzt Der C Teil kehrt zu einem 3 4 Takt augmentiert ab Takt 456 wieder Tschaikowski betreibt dann auch mehr thematische Arbeit mit dem Thema als ob das Augmentierte zeigen soll wie es eigentlich sein sollte Der Ubergang zum nun folgenden D Teil ist mit dem zum C Teil zu vergleichen der Komponist verkleinert wiederum den Rhythmus bis auf die Begleitfigur was mit schrittweiser Ausschaltung des Orchesterapparats einhergeht Nur noch Fagott und Streicher spielen den thematischen Rhythmus uber dem sich nun die Melodie in der ersten Violine und den Floten erhebt In Bezug auf die Bauweise des Ubergangs kommunizieren die beiden Teile C und D also miteinander Tschaikowski gestaltet den Ubergang zum wiedereinsetzenden B Teil aus dem D Teil heraus Zwei Horner spielen eine Melodie die der Komponist durch Abspaltung aus dem D Teil geschaffen hat Die begleitenden Streicher deren Stimme eine Art auskomponierte Verzierung darstellt verstummen nach und nach Der fur den B Teil typische Begleitrhythmus erscheint wieder in Takt 255 Ab Takt 281 beginnt sich eine Gegenstimme die durch kleinste rhythmische Veranderungen entstanden ist herauszubilden Diese bleibt im ganzen ersten Vordersatz des E Teils der eine Art Tarantella darstellt erhalten Den Einsatz der Tarantella jedoch markieren die Basse mit ihrem gewichtigen A Eine rhythmische Verwirrung vollzieht sich ab Takt 449 Erst die Posaunen mogen wieder Klarheit verschaffen mit ihrem bedrohlichen Gang b a g f es d c f Diesmal ist es also der Bass der zur Wiederholung des augmentierten C Teils drangt Die klaren Impulse des Neuansetzens werden durch zweimalige fff Akkorde gesetzt T 455 bzw 456 In Takt 499 setzt ein Forte Akkord dem C Teil den Schluss Ein verstummender Paukenwirbel unterstutzt durch tiefe Streicher leitet den Ubergang zum E Teil her Melodiefuhrendes Instrument ist nun die Klarinette Takt 572 schliesslich Epilog ist diejenige Stelle an der sich die uber 39 Takte aufgebaute Spannung entladt was mit dem Wechsel der Taktart von 6 8 in 2 4 unterstutzt wird Weblinks BearbeitenCapriccio Italien Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Babbo non vuole Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Capriccio Italien amp oldid 229740420