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Campolon war ein Anfang der 1930er Jahre von der Bayer AG eingefuhrtes Medikament zur Behandlung der perniziosen Anamie Es basierte auf einem gereinigten Wasserextrakt aus Lebern von Schlachttieren der mittels Druckpressung von zerkleinertem Lebergewebe mit anschliessender Filtration und Entfernung der Eiweissbestandteile gewonnen wurde Entwickelt und patentiert wurde das Herstellungsverfahren durch den Tubinger Hamatologen Max Gansslen 1 2 Die Entwicklung von Campolon beruhte auf der Beobachtung dass eine auch als Leberdiat bezeichnete regelmassige Ernahrung mit roher Leber oder mit Speisen aus Leber bei vielen Patienten zu einer Besserung der mit der perniziosen Anamie einhergehenden Symptome fuhrte Von Nachteil bei dieser Form der Behandlung waren allerdings die Abneigung vieler Patienten gegenuber der taglichen Einnahme von Lebergerichten sowie der grosse Bedarf an Lebern aus Nutztieren die fur jeden einzelnen Patienten benotigt wurden Daruber hinaus unterlag die Resorption der therapeutisch wirksamen Bestandteile aus der Leber im Rahmen der Verdauung grossen Schwankungen wodurch die Therapie erschwert wurde Auch das Frischhalten der notwendigen Lebermengen bis zur Zubereitung war teilweise problematisch Ziel von Max Gansslen war daher die Herstellung eines auf Leberextrakten basierenden Mittels das durch Injektionen verabreicht werden konnte und eine standardisierte Wirksamkeit aufwies Vorherige Versuche anderer Wissenschaftler ein solches Praparat zu entwickeln fuhrten aufgrund von starken Nebenwirkungen insbesondere von allergischen Reaktionen bei unzureichend gereinigten Praparaten nicht oder nur teilweise zum Erfolg Der von Max Gansslen 1930 beschriebene und spater von der Bayer AG unter dem Namen Campolon kommerziell vertriebene Extrakt der intramuskular injiziert wurde war demgegenuber gut vertraglich und bei nahezu allen behandelten Patienten hoch wirksam 1 3 Die fur die Herstellung einer Tagesdosis des Praparats benotigte Menge an Frischleber betrug etwa funf Gramm und war damit deutlich geringer als der Tagesbedarf von 300 bis 600 Gramm Leber bei der herkommlichen Therapie 1 Campolon war daruber hinaus auch von Nutzen bei Patienten bei denen die Leberdiat nicht oder nur unzureichend wirkte 3 Damit stellte es das erste kommerziell hergestellte Medikament zur erfolgreichen Therapie der perniziosen Anamie dar in Europa entwickelte es sich bereits wenige Jahre nach der Markteinfuhrung zur fuhrenden Behandlungsmethode fur diese Erkrankung 4 Es erwies sich spater auch bei einigen anderen Anamieformen sowie bei der funikularen Spinalerkrankung als wirksam und blieb bis etwa 1970 auf dem Markt Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde daruber hinaus insbesondere in der Sowjetunion auch die Anwendung bei Leberzirrhose Tuberkulose und chronischer Hepatitis untersucht 5 Der wirksame Hauptbestandteil von Campolon war Vitamin B12 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Max Gansslen Ein hochwirksamer injizierbarer Leberextrakt In Klinische Wochenschrift 9 45 1930 S 2099 2102 Process for the manufacture of physiologically active substances from liver Patent GB372128 erteilt an Max Gansslen am 5 Mai 1932 a b F Meythaler Erfahrungen mit Gansslens injizierbarem Leberextrakt bei der Behandlung der perniziosen Anamie In Klinische Wochenschrift 10 51 1931 S 2236 2238 J Alexander Bell The Modern Treatment of Pernicious Anaemia and associated Macrocytic Anaemias In South African Medical Journal Ausgabe von 13 August 1938 S 547 551 Siehe Liste der Veroffentlichungen zum Stichwort Campolon in der Literaturdatenbank PubMed online unter Campolon PubMed Results Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Campolon amp oldid 213136037