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Bvistrizi war der Name eines Burgwards und eventuell auch einer Burg im Gau Nisan i welcher in einer Konigsurkunde des Kaisers Heinrich IV erwahnt wird in pago Nisani in burchwardo Bvistrizi 1 Die Urkunde ist auf den 28 Oktober 1068 gefertigt als Ausstellungsort wird Rochlitz erwahnt Sie ist nicht frei von Zweifeln da auch dieses Diplom moglicherweise zu dem Falschungskomplex von Urkunden zugunsten des Hochstifts Meissen auf das 10 und 11 Jahrhundert gehoren konnte In diesem Falle ware eine Falschung aus der Mitte des 12 Jahrhunderts oder aus der Zeit um 1200 denkbar Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt des Diploms 2 Lokalisierungen 2 1 Weisseritz 2 2 Hypothetische Burgwarde 2 2 1 Hypothetischer Burgward Pesterwitz 2 2 2 Hypothetischer Burgward Coschutz 2 2 3 Hypothetischer Burgward Plauen 3 AnmerkungenInhalt des Diploms BearbeitenNach den Regesta Imperii RI lautet die Urkunde im Wesentlichen Heinrich schenkt dem Domkapitel zu Meissen zu seinem und seiner Gemahlin der Konigin Bertha Seelenheil sowie aufgrund der Intervention der Bischofe Hermann von Bamberg Gregor von Vercelli und Benno von Meissen zwei zur Besitzung Lobtau gehorende Konigshufen 2 die bei Bedarf durch wohl bestellte Landereien in dem in der Nahe gelegenen Burgward Bvistrizi im Nisani Gau erganzt werden sollen nebst allem Zubehor und allen Einkunften 3 Vollig ungewohnlich und ausserhalb der sonstigen Norm vergleichbarer Konigsurkunden ist die Carte blanche in diesem Diplom Konigshufen die bei Bedarf durch wohl bestellte Landereien in dem in der Nahe gelegenen Burgward Bvistrizi im Nisani Gau erganzt werden sollen Hier war offenbar der Wunsch der Vater des Diploms da es dem Bistum Meissen einen Universalzugriff auf das gesamte Gebiet der Weisseritz eroffnete Es konnte deshalb auch eine sogar entscheidende Rolle bei den Auseinandersetzungen mit den Burggrafen von Dohna im Weisseritzgebiet und um die Burg Thorun im Jahre 1206 gespielt haben wenn nicht gar erst zu diesem Zeitpunkt angefertigt worden sein eine ganze Reihe von auf die Jahre 968 und 971 gefertigte Urkunden zugunsten der Grenzziehung im Sinne des Bistums Meissen stammen tatsachlich sogar erst aus dem Jahre 1250 Weiterhin vollig ausser der Norm fur Konigsurkunden des Jahres 1068 und davor wie danach ist der Umstand dass der Intervent Benno von Meissen auch gleichzeitig der Nutzniesser der Urkunde ist Die ubliche Formel fur den begunstigten Kleriker selbst fur Erzbischofe lautete in allen anderen Urkunden Heinrichs IV um 1068 sowie in Anbetracht der treuen Dienste Diplom vom 14 Mai 1068 Dortmund sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Burchards von Halberstadt Bischof 1059 bis 1085 zugunsten Halberstadts Marktrecht 4 Diplom vom 29 Mai 1068 Soest auf Bitten Erzbischof Annos von Koln von 1056 bis 1075 Erzbischof sowie in Anbetracht der treuen Dienste Erzbischof Annos begunstigt Heinrich dessen Grundung von 1064 Kloster Siegburg die spatere Reichsabtei 5 Diplom vom 5 August 1068 Goslar zugunsten des Bistums Hildesheim sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Hezilos von Hildesheim von 1054 bis 1079 Bischof 6 Diplom vom 12 August 1068 Berstadt sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Hermanns Hermann I von Bamberg Bischof von 1065 bis 1075 gestorben am 26 Juni 1084 in Munsterschwarzach zugunsten der bischoflichen Kirche zu Bamberg 7 Diplom vom 18 Oktober 1068 Meissen sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Eberhards von 1045 bis 1079 Bischof von Naumburg zugunsten der bischoflichen Kirche zu Naumburg 8 2 Diplom vom 18 Oktober 1068 Meissen sowie in Anbetracht der treuen Dienste Bischof Eberhards von 1045 bis 1079 Bischof von Naumburg zugunsten der bischoflichen Kirche zu Naumburg 9 Hieraus kann geschlussfolgert werden dass zur Ausfertigungszeit der Urkunde die Formel und Form von Diplomen des Jahres 1068 nicht mehr hinreichend bekannt waren was sowohl fur die Mitte des 12 Jahrhunderts als auch fur die Zeit um 1200 zutreffen konnte Offenbar bekannt war noch der Aufenthalt des Kaisers am 18 Oktober 1068 in Meissen woraus eine Urkunde vom 28 Oktober 1068 in Rochlitz abgeleitet wurde Auch hier fragt es sich warum dann der Kaiser die das Bistum Meissen begunstigende Urkunde nicht bereits am 18 Oktober in Meissen direkt ausgestellt hatte wie dies so oft ublich war Die Urkunden vom 18 Oktober 1068 lagen bei der Ausfertigung der auf den 28 Oktober 1068 gefertigten Urkunde offenbar nicht vor Sie wurden und werden im Stiftsarchiv in Naumburg aufbewahrt Ungewohnlich ist des Weiteren dass zu Lobtau kein Burgward erwahnt wird dafur aber der in der Nahe gelegene Burgward Bvistrizi im Nisani Gau Dies spricht zum einen fur eine fehlende deutsche Burgwardstruktur auch im Westen des Gaues Nisan und fur das Fehlen der deutschen Herrschaft bis in die Zeit der Burggrafschaft zum anderen aber auch fur eine Ausfertigung des Diploms nach der Burgwardszeit um 1150 Zudem ist der Inhalt auch ahistorisch Das Diplom sagt aus dass Heinrich IV im Jahr 1068 die freie Verfugungsgewalt uber den Burgward Bvistrizi innegehabt hatte Tatsachlich verfugte 1068 der Herzog und spatere Konig von Bohmen Vratislav II uber Nisan einschliesslich des Weisseritzgebietes 1085 erhielt dessen Tochter Judith Jutta von Bohmen Nisan und Budissin das Land um Bautzen als Mitgift in die Ehe mit Wiprecht von Groitzsch Ausserdem macht eine bohmische Burg Gvozdec im aussersten Nordwesten Nisans in der Nahe Meissens welche 1076 zerstort und gleich wieder aufgebaut wurde einen zeitgleichen meissnischen Besitz viel weiter westlich davon nahe der Weisseritz fraglich In der Historizitat ist Cosmas von Prag als Annalist auch zu Gvosdec glaubwurdiger einzuschatzen als eine Urkunde aus dem ehemaligen Stiftsarchiv zu Meissen zugunsten des Domkapitels zu Meissen welches eine Vielzahl von Diplomen auf das 10 und 11 Jahrhundert gefalscht hat Bohmen verfugte uber Nisan noch bis zum Jahre 1142 Die Urkunde ist wahrscheinlich mehr als 74 Jahre zuruckdatiert worden Aus solchen Erwagungen heraus hatte bereits der langjahrige Leiter der Regesta Imperii Julius von Ficker die Echtheit des Diploms in Zweifel gezogen Bei der Monumenta Germaniae Historica MGH wurden diese Zweifel nicht geteilt Verfasst und geschrieben von PA der mit dem ihm zur Verfugung stehenden Raum nicht auskam und daher das Eschatokoll eng zusammendrangen musste Die Einwendungen Fickers Zusatze und Berichtigungen zu Stumpf Reg 2720 gegen die Originalitat sind unbegrundet 10 Eine Rolle bei der ablehnenden Haltung der MGH gegenuber den RI spielte auch das Bemuhen der Diplomatiker ihren Bestand an verwertbaren Diplomen moglichst rein zu halten sowie eine Rivalitat zwischen beiden Institutionen Dabei ist die Argumentation der MGH schwach da sich der Absatz schon inhaltlich widerspricht ein geubter und koniglicher Schreiber ware sehr wohl in der Lage gewesen mit dem zur Verfugung stehenden Raum auszukommen Diese Darstellung ist eher ein Argument fur die Einwendungen Fickers Nicht unwesentlich durfte auch der Bearbeitungszeitraum ab 1941 diese Darstellung der MGH beeinflusst haben war man doch um diese Zeit sehr darum bemuht dem Deutschen den eindeutigen Vorrang vor allem Slawischen zu geben ein Bemuhen welches zu Lebzeiten Fickers 10 Juli 1902 so ausgepragt nicht vorhanden war Lokalisierungen BearbeitenWeisseritz Bearbeiten Der Burgward Bvistrizi ist nach seiner teilweisen Westgrenze der Weisseritz benannt die altsorbisch Bystrica Wildbach zu altsorbisch bystry schnell wild reissend hiess Der Burgwardsmittelpunkt ist bis heute nicht eindeutig lokalisiert und Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen Nach der festen Annahme eines Burgwardes Pesterwitz Burgwartsberg neigte sich die Diskussion zunachst hin zu einem Burgward Coschutz Heidenschanze um seit 1995 98 durch einen neu entdeckten Burgward Plauen Hoher Stein erganzt zu werden Eine stichhaltige Entscheidung ist derzeit nicht moglich Moglicherweise kommt ein bis dato noch gar in Betracht gezogener oder noch gar nicht entdeckter Burgward in Frage moglicherweise ist im Falle der Urkundenfalschung dieser Burgward auch nur eine reine Fiktion um dem hiermit urkundlich begunstigten Bistum Meissen erhebliche Vorteile bei der Aufteilung des Gaues Nisan nach 1142 zu verschaffen Hypothetische Burgwarde Bearbeiten Hypothetischer Burgward Pesterwitz Bearbeiten Im 19 Jahrhundert wurde der Ortsname Pesterwitz von Bvistrizi abgeleitet und der Burgward Bvistrizi in Pesterwitz lokalisiert Hierdurch kam es zur Benennung des Burgwartberges Nach der Karte Burgwardmittelpunkte und jungerslawische Burgwalle im obersachsisch meissnischen Raum 11 von Gerhard Billig lagen folgende Burgwardbezirke und zeitlich korrespondierende Burgwalle in Nisan B 26 Niederwartha Woz Urkundlich gesicherter Burgwardmittelpunkt ersterwahnt 1045 B 27 Dresden Briesnitz Urkundlich gesicherter Burgwardmittelpunkt ersterwahnt 1071 B 28 Pesterwitz Erwahnter Burgwardmittelpunkt ohne gesicherte Wehranlage ersterwahnt 1068 Billig identifizierte somit Bvistrizi noch 1989 klar mit dem Burgwartsberg Pesterwitz Bei ihm ist aber auch das Bemuhen zu bemerken die Quellenlage moglichst weit in die Vergangenheit zu schieben Selbst fur den Fall dass man Gvozdec mit Woz gleichsetzt was nur wahrscheinlich aber nicht eindeutig ist kann das Jahr 1045 nur angenommen werden wenn dann auch noch Guodezi gleich Gvozdec ware was recht unwahrscheinlich ist Und selbst die Gleichsetzung von Woz mit Niederwartha ist umstritten und war sie auch schon 1989 Erst recht war 1989 schon lange bekannt dass die auf 1071 gefertigte Urkunde zu dem Falschungskomplex der 1140er Jahre gehort Insgesamt sind somit Billigs Bemuhungen um klare Identifizierungen und Datierungen als nicht besonders gelungen zu bezeichnen Aber auch aktuell verwenden insbesondere Lokalhistoriker wie ein Ortschronist von Pesterwitz diese These Nehmen wir an auf dem Burgwartsberg in Pesterwitz stand zu Beginn des 11 Jahrhunderts 1068 die Burgwarde Bvistrizi Die Grenze bildeten die Flusse Wiederitz und Weisseritz Die Zuchewidre wahrscheinlich die Wiederitz von der Quelle bis zur Mundung in die Weisseritz und von dort bis zur Mundung der Weisseritz in die Elbe 1206 Der Burgward hatte seine Aufgabe erfullt und die sicherlich holzerne Befestigung mit Kapelle verfiel Knapp 140 Jahre vergingen und niemand beobachtete was der Burggraf Heinrich II von Dohna heimlich und widerrechtlich auf dem Burgwartsberg bei Pesterwitz bauen liess Er errichtete nachweislich auf dem Burgwartsberg die Burg Thorun 12 Aktuell wird der 1311 erstmals als Besterwiz urkundlich erwahnte Ort auf den altsorbischen Personennamen Bezstryj Bruder des Vaters zuruckfuhrt Pesterwitz etymologisch als Siedlung der Leute eines Bezstryj angesehen 13 Die etymologische Ableitung kann demzufolge nicht mehr als Beweis fur einen Burgward Pesterwitz herhalten Ein Umkehrschluss wie von manchen Historikern gezogen ist aber nicht zulassig Nur weil sich Pesterwitz nicht etymologisch aus Bvistrizi ableitet ist dies noch lange kein Beweis gegen einen Burgward Pesterwitz Auch Coschutz Heidenschanze Plauen und Hoher Stein lassen sich etymologisch nicht aus Bvistrizi herleiten Zudem sind auch bislang fehlende Funde im Gebiet der Burg auf dem Burgwartsberg aus der Burgwardszeit kein Beweis gegen einen Burgward Pesterwitz Zum einen ist das Terrain immer noch nicht archaologisch erschlossen und zum anderen konnten auch Burgreste aus dem 12 Jahrhundert einem Burgwardsmittelpunkt zugeordnet werden da sich der Ubergang von der Burgwardverfassung zur Burggrafschaft Dohna 1156 urkundlich ersterwahnt im Gau Nisan infolge des Herrschaftswechsels von Bohmen an den deutschen Konig offenbar verzogert hatte Hypothetischer Burgward Coschutz Bearbeiten Hauptartikel Heidenschanze bei Dresden Hypothetischer Burgward Plauen Bearbeiten Hauptartikel Hoher Stein Dresden In Plauen befand sich spatestens seit Ende des 12 Jahrhunderts ein Herrensitz Anmerkungen Bearbeiten MGH DD 6 270 n 212 In nomine sanctae et individuae trinitatis Heinricus divina favente clementia rex Notem sit omnibus Christi nostrique fidelibus tam futuris quam presentibus qualiter nos pro remedio animae nostrae parentumque nostrorum et ob delictae nobis contectalis nostrae regnique consortis videlicet Berhte reginae beatitudinem nec non per interventum fidelium nostrorum scilicet Herimanni Bauenbergensis episcopi Gregorii Vercellensis episcopi Bennonis Misniensis episcopi coeterorumque familiarium nostrorum ad altare Misni deo sanctoque suo Donato constructo fratribusque ibidem servientibus deo duos regios mansos sitos in villa Livbitvwa et si ibi aliquid defuerit in proximo cum bene aratis agris implendis in pago Nisani in burchwardo Bvistrizi cum omnibus appendiciis id est utriusque sexus mancipiis terris cultis et incultis areis aedificiis pratis pascuis aquis piscationibus molis molendinis exitibus et reditibus quesitis et inquirendis silvis silvarumque utilitatibus et cum omni commoditate que ullo modo inde provenire poterit in proprium damus ea videlicet ratione ut prepositus loci ipsius hoc predictum predium possideat et quamcumque utilitatem in eo elaborare poterit per singulos annos fratribus fideliter administret Et ut haec nostra regalis munificentia firma stabilisque omni permaneat aevo hanc cartam inde conscriptam manuque nostra corroboratam sigilli nostri impressione iussimus insigniri Signum domni Heinrici regis quarti Pibo cancellarius vice Sigifridi archicancellarii recognovi Data est V kal novemb anno dominice incarnationis MLXVIII indictione VII anno ordinationis domni Heinrici XVI regni vero XII actum Rochlezi feliciter amen H IV 1 Heinrich IV 1 1056 1076 DD H IV Die Urkunden Heinrichs IV 1056 1076 S 271 aus den Monumenta Germaniae Historica Zeitgenossische Masseinheit fur Grundbesitz im Altsiedelland in der Grosse von 120 oder 160 Morgen RI III 2 3 n 503 in Regesta Imperii Online URI http www regesta imperii de id 1068 10 28 1 0 3 2 3 503 503 Abgerufen am 01 11 2019 RI III 2 3 n 491 in Regesta Imperii Online URI http www regesta imperii de id 1068 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automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot content chronik pesterwitz de auf der Webseite Chronik Pesterwitz des Pesterwitzers Eberhard Kammer abgerufen am 7 November 2019 Ernst Eichler Hans Walther Hrsg Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen Berlin 2001 Band II S 166 ISBN 3 05 003728 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bvistrizi amp oldid 234774797