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Burkhart Waldecker bis 1931 Ludwig Waldecker geboren am 19 August 1902 in Hagen gestorben 1964 war ein deutsch belgischer Afrikaforscher und Ethnologe Infotafel am Geburtshaus von Burkhart Waldecker in HagenWaldecker gelang 1937 was anderen Entdeckern trotz grossten Einsatzes nicht gelungen war in den Bergen Burundis die sudlichste Quelle des langsten Flusses der Erde des Nils bzw des Weissen Nils den Kasumo zu entdecken bzw kartographisch zu bestimmen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forscherleben in Afrika 3 Nil Forscherleben nach Stracke 3 1 Die Steinpyramide 3 2 Die Tafel an der Steinpyramide 4 Im Museum Leopold II in Elisabethville 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBurkhart Waldecker wurde am 19 August 1902 im westfalischen Hagen geboren Er hiess mit Vornamen zunachst Ludwig was er aber 1931 legal andern liess Waldecker spielte noch haufiger mit seinem Namen Fur Fachartikel die er spater schrieb benutzte er die Pseudonyme Tantris oder Rene Cruce Tantris war ein Anagramm auf Tristan was sich auf Tristan Risselin 1922 2014 bezog einen franzosischen Konzertpianisten den Waldecker sehr verehrte Schliesslich war der polyglotte Altphilologe selbst ein begeisterter Klavierspieler 1930 wurde Waldecker in Berlin zum Dr phil promoviert 1935 entzog er sich als Gegner des Regimes der drohenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten indem er Deutschland verliess Im August 1937 wanderte Waldecker nach Belgisch Kongo aus wo er in Elisabethville heute Lubumbashi in Katanga wohnte und vom damaligen Generalgouverneur in Belgisch Kongo Pierre Ryckmans 1891 1959 Amtszeit von 1934 1946 grosse Unterstutzung und Schutz erhielt besonders bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wo Deutsche in der Regel interniert wurden Im Jahr 1945 hat Waldecker in Belgisch Kongo die belgische Staatsburgerschaft erhalten Er starb im Sommer 1964 wahrend eines Urlaubs in Italien bei einem Unfall Forscherleben in Afrika BearbeitenZunachst erforschte der Altphilologe Waldecker das Land auf der Suche nach der sudlichsten Quellen des Nils Er hat diese am 12 November 1937 in den Bergen Burundis auch finden und kartographieren konnen 1 Der Weisse Nil entspringt am sudlichsten Punkt aller Zulaufe unterhalb des Berges Kikizi als Kasumo auch Gasumo was Wasserfall oder Bergbach bedeutet und geht in den Luvironza und den Ruvuvu Nilpferdfluss uber der schliesslich in den schiffbaren Kagera und den Viktoria See mundet 2 Am Berg Kikizi befindet sich das Dach Afrikas die Wasserscheide zwischen dem Nil und dem Kongo dem Mittelmeer und dem Atlantik Die geographischen Daten der Nilquelle Kasumo sind S3 55 und E29 51 sie liegt auf 2440 m Hohe 3 Diese Quelle genauer zwei kaum m breite Rinnsale 4 war zwar bereits 1893 von dem osterreichischen Afrikaforscher Oskar Baumann als erstem Europaer wahrend seiner Massai Expedition aus etwa 1 km Entfernung in reinen Regenschluchten bestimmt aber nicht genauer benannt oder kartographiert worden Baumann spricht lediglich davon dass er die Quellen des Nils anders als Henry Morton Stanley 1874 erreicht habe und dass es von nebensachlicher Bedeutung sei welche der beiden Quellen als Ruvuvu als Nil zu bezeichnen sei 4 Die Entdeckung der Nilquellen wurde nicht nur durch die geographischen kriegerischen und medizinischen Verhaltnisse oder die uppige Vegetation erschwert sondern auch durch die grosse Anzahl moglicher Nilquellen in einem grossen Gebiet Jahrhundertelang barg diese Frage ein grosses Geheimnis und einen ebenso grossen Anreiz das Geheimnis zu luften Schon der romische Dichter Marcus Annaeus Lucanus 39 65 n Chr lasst Casar sagen Nichts wollte ich lieber als die Geheimnisse des Nil kennen der sich so viele Jahrhunderte verborgen gehalten wollte erforschen seine unbekannte Quelle zitiert nach 5 Auch war unter den Forschern die Frage strittig ob die Wassermenge oder der sudlichste Punkt die Entscheidung fur den Nilursprung bringen sollte So wurden immer wieder neue Ergebnisse der Afrikaforschung prasentiert etwa 1889 eine der Nilquellen von dem deutschen Forscher und spateren Psychiater Richard Kandt der mit dem Rukarara Nyabarongo in Ruanda den starksten der Quellflusse des Nils entdeckt hatte Waldecker hat 1937 seinen westfalischen Landsmann Friedrich Stracke einen Priester und Missionar der katholischen Missionsgesellschaft der Weissen Vater Afrikamissionare noch vor den Nilquellenentdeckung in Usumbura Burundi getroffen Stracke hat in seinem Buch Capita Nili 3 daruber und uber den Forscher Waldecker ausfuhrlich berichtet Nil Forscherleben nach Stracke BearbeitenPater Friedrich Stracke liess sich von den Einheimischen erzahlen wie Rukwabargara gelebt geforscht und gearbeitet hat diesen Namen hatten sie Waldecker neben zwei anderen Ubernamen gegeben Der Mann der sich kratzt Stracke beschreibt Waldecker als armlich gekleidet und bescheiden ohne ein Fahrzeug und Dienerschaft oder Boy nur mit zwei Blechkisten was ihm bei der einheimischen Bevolkerung zunachst einen geringen sozialen Status eintrug Er unterschied sich deutlich von den anderen Kolonialherren Niemand von der einheimischen Bevolkerung hatte dem unheimlichen Mann helfen wollen keiner mochte die Sandflohe aus seinen Fussen bohren Kein Wunder dass er unter dieser Plage Afrikas litt und sich kratzen musste 3 Daher also der Ubername Die Sandflohe setzten ihm so zu dass er sich Lappen um die Fusse wickelte und sich in einem Tragestuhl transportieren lassen musste Niemand hatte dem geisterhaften Mann das Essen gekocht und wenn er es selbst zubereitet hatte dann jagte er Darbende davon weil er sich offensichtlich selbst nur wenig Essen leisten konnte Die Verstandigung mit ihm war fur die schwarzen Bauern schwierig da er nur Kisuaheli sprach Doch unermudlich folgte er den Flusslaufen stieg auf die hochsten Berge und viel viel schrieb er auf Er wartete geduldig auf eine Gelegenheit mit seiner Bettstelle und zwei Blechkisten hinaufzufahren ins Mondgebirge und dort die Quellen des Nils zu suchen Caput Nili quaerere Die Nilquellen suchen Das bedeutete fur den Lateiner etwas vollig Aussichtsloses unternehmen etwas Nutzloses Unerhortes Ich muss gestehen ich habe meinem Landsmann mit Zweifeln und Kopfschutteln nachgeblickt 3 Doch Waldecker findet tatsachlich unter Dutzenden von Kandidaten den winzigen Quellfluss des Weissen Nils Die Steinpyramide Bearbeiten Endlich liess Waldecker sich beim Hauptling Bucenyegeri nieder wo er 1938 ein sonderbares Haus baute eigentlich ein Dach ohne Haus man nennt es Iperamidi Pyramide 3 Somit wird die Quelle des Weissen Nils von einer drei Meter hohen Steinpyramide 6 markiert Die Einheimischen ratselten lange was Rukwabargara da baute schliesslich kam man zum Schluss es musse eine Geisterhutte fur seine Ahnen sein jedenfalls hielt man sich dem Gebaude fern Der Bau ging langsam voran 30 schwarze Arbeitskrafte halfen die ihm andere Europaer gestellt hatten Waldecker packte selbst viel an Er konnte die Steine prazise in der Pyramide platzieren da er vorher sehr genau gemessen hatte Doch zweimal sturzte der Bau ein und einmal lag Waldecker zwei Wochen krank in seiner Hutte Und immer wieder gab es Arger mit den Arbeitern weil man sich nicht auf einen fruhen Feierabend einigen konnte Seine Bescheidenheit seine Friedfertigkeit und sein Arbeitseifer beeindruckte die Bevolkerung so dass sie ihn schliesslich nach Angst Missachtung und Staunen liebten Doch plotzlich war der Forscher verschwunden im Hohlraum der Pyramide fand man nur frische Blumen in einer Vase mit Nilwasser Die Tafel an der Steinpyramide Bearbeiten Der Altphilologe Waldecker hatte an der Pyramide 1938 eine Tafel mit einer langeren Inschrift in lateinischer Sprache hinterlassen deren Anfang lautete PYRAMIS AD CAPUT NILI MERIDIONALISSIMUM Pyramide an der sudlichsten Stelle des Nils Er ehrt darin zunachst den damaligen Generalgouverneur von Ruanda Burundi Eugene Jacques Pierre Louis Jungers 1888 1959 Amtszeit von 1932 1946 seine Helfer die Patres Colle Gerard und Monteyne sowie die antiken Gelehrten Eratosthenes von Kyrene und Ptolomaus als ersten Nilquellenbeschreiber die Nilforscher John Speke Entdecker des Viktoriasees als Nilquelle vermutet Henry Morton Stanley halt den Lualaba fur den Quellfluss Richard Kandt der Grunder von Kigali halt den ruandischen Wasserlauf Rukarara Nyabarongo fur die Nilquelle und andere Er verweist auch auf ein antikes Denkmal fur die Nilquelle am Hadrianstor auf der Nilinsel Philae Agypten Ausserdem fuhrt er sorgfaltig die Namen samtlicher Flusse und Durchlauf Seen auf die vom Quellfluss des Weissen Nils dem Kasumo aus den Nil bilden Kasumo Mukasenyi Kigira Luvironza Ruvubu Ruvuvu Kagera bis zum Victoriasee und weiter nbsp Briefmarke 1970 zu Ehren des Afrikaforschers Burkhart WaldeckerAD CAPUT IN NILI MERIDIONALISSIMUM UT SIGNUM INCIPIENTIS FLUMINIS PYRAMIDUM ERECTA A D MDCCCCXXXVIII SUB PROTECTIONE PROCONSULIS JUNGERS ET CUM AUXILIO PATRIS COLLE GERADINQUE ET MONTEYNE A DR BURKHART WALDECKER IN MEMORIAM OMNIUM QUAERENTIUM CAPUT NILI ERATOSTHENES PTOLEMAEUS SPEKE STANLEY KANDT ET ALII SUNT NOMINA NILI KASUMO MUKASENYI KIGIRA LUVIRONZA RUVUBU KAGERA LAC VICTORIA VICTORIA NILE LAC KYOGA MWITA NZIGE LAC ALBERT BAHR EL GEBEL KIR BAHR EL ABIAD NIL 3 Die Pyramide wurde im Sommer 1943 offiziell von Madeleine Neve der Ehefrau des Generalgouverneurs Pierre Ryckmans eingeweiht die Waldecker von der Zeremonie ein Foto schickte Erfreut daruber sandte er ihr ein selbstgedichtetes Poem Im Museum Leopold II in Elisabethville Bearbeiten1943 wurde Waldecker zum stellvertretenden Kurator des Musee Leopold II in Elisabethville ernannt Das Museum war als Zweigstelle des Kolonialmuseums gleichen Namens in Tervuren Belgien 1937 von dem Archaologen Francis Cabu gegrundet worden mit dem Waldecker eng zusammenarbeitete Er war speziell fur die Ethnographische Sammlung verantwortlich und ubernahm in der Nachfolge von Cabu alsbald die Leitung In seiner Arbeit als Kultur Ethnologe die er als Studium der Volker in primitiven Gebieten bis zu den gegenwartigen Primitiven bezeichnete machte er fur seine Ausstellung eklektizistischen Gebrauch von Evolutionismus und Diffusionismus ziemlich der Linie der Boas Schule folgend Franz Boas 1858 1942 gilt als der Begrunder der Theorie des Diffusionismus und Wegbereiter der Historischen Anthropologie Waldecker arrangierte seine Ausstellung nicht nach Regionen wie z B das Museum of Native Life in Leopoldville sondern im Sinne einer Lokal Ethnographie nach ethnischen Gruppen und ihren Objekten Sitten und Ideen In neun Ausstellungsraumen platzierte er zum Vergleich auch immer wieder Objekte aus anderen afrikanischen Kulturen wie den Zulus aus Sudafrika Bei den grossen Volksstammen differenzierte er zwischen Pygmaen Negroiden Hamiten und langschadeligen Kamiten dem schwarzen Zweig der sogenannten Kaukasier wie die Alt Agypter Das europaische Schonheitskonzept des L art pour l art konnte er bei den Negros nicht finden vielmehr erschien ihm dort Schonheit immer einem bestimmten Zweck untergeordnet Linguistisch unterschied er zwischen Sudanesisch Nilotisch Nilo Kamitisch und Bantu Insgesamt fand er zu einer Einteilung nach verschiedenen Kulturraumen Er glaubte Afrika in zwei Kulturraume gliedern zu konnen einen mit geometrischer Kunst den anderen mit anthropomorphischer bzw zoomorphischer Kunst 1 Literatur BearbeitenFabian Fechner Burkhart Ludwig Waldecker ein Hagener als Entdecker der Nilquellen In Fabian Fechner u a Hgg Koloniale Vergangenheiten der Stadt Hagen Hagen 2019 ISBN 978 3 00 063343 0 S 74 77 Fabian Fechner Statt Grundervatern und Kolonialhelden Biographische Potenziale zur Erforschung und Vermittlung eines regionalisierten deutschen Kolonialismus in Sebastian Bischoff Barbara Frey Andreas Neuwohner Hg Koloniale Welten in Westfalen Studien und Quellen zur Westfalischen Geschichte Bd 89 Paderborn 2021 S 193 212 Weblinks BearbeitenLiteratur von Burkhart Waldecker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Konigliches Museum fur Zentralafrika auf africamuseum be Afrikamuseum Leopold II in Tervuren Einzelnachweise Bearbeiten a b Maarten Couttenier Between regionalization and centralization the creation of the Musee Leopold II in Elisabethville Musee national de Lubumbashi Belgian Congo 1931 1961 In History and Anthropology 2013 Band 25 Nr 1 doi 10 1080 02757206 2013 823056 ISSN 1477 2612 S 72 101 whc unesco org a b c d e f Friedrich Stracke Capita Nili Roman einer uralten Frage Gebruder Zimmermann Balve 1952 a b Oskar Baumann Durchs Massai Land zur Nilquelle Reimer Berlin 1894 Richard Kandt Caput Nili Empfindsame Reise zu den Quellen des Nil Reimer Berlin 1904 Burkhart Waldecker Une pyramide a la source la plus meridionale du Nil au Burundi Albert de Vleeschauwer Papers 336 KADOC Archives Catholic University Leuven 1944 Normdaten Person GND 102711291 lobid OGND AKS LCCN no2011021475 VIAF 22535394 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Waldecker BurkhartALTERNATIVNAMEN Waldecker Ludwig wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG deutsch belgischer Afrikaforscher und EthnologeGEBURTSDATUM 19 August 1902GEBURTSORT HagenSTERBEDATUM 1964 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burkhart Waldecker amp oldid 234406696