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Die Braunschweiger Landwehr auch Alte Landwehr war ein Teil der Befestigungsanlagen der mittelalterlichen Stadt Braunschweig Uberreste der Braunschweiger Landwehr im Olper Holz zwischen Lehndorf und KanzlerfeldGliesmaroder Turm 1839Raffturm 1839Wendenturm 1839Olper Turm 1818 Schoppenstedter Turm 1839Runinger Turm 1846Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bedeutung der Landwehr 3 Die Pfahldorfer 4 Verlauf der Landwehr 5 Heute noch sichtbare Reste 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1376 beschloss der Rat der Stadt mit Duldung des Herzogs im Braunschweiger Umland weit vor den eigentlichen Stadtbefestigungsanlagen einen weiteren Wall zu errichten Bei Olper wurde mit dem Bau von steilen Erdwallen begonnen bisweilen verliefen bis zu drei Walle parallel die von tiefen Graben eingefasst waren Wo die Celler Heerstrasse die Landwehr durchschnitt wurde ein erster Wart und Wehrturm errichtet der Olper Turm Sodann kam der Bau vorerst zum Erliegen 1384 liess Herzog Friedrich 1373 1400 auf Initiative des damaligen Burgermeisters Ludolf von Ingeleben die Landwehr weiterbauen 1416 war das Bauwerk mit insgesamt sieben Wart und Wehrturmen und Bergfrieden beendet Herzog August Wilhelm liess Anfang des 18 Jahrhunderts die gesamte Landwehr instand setzen und die Graben vertiefen Des Weiteren bekamen die jetzt noch massiver gebauten Turme jeweils ein Wohnhaus und eine Wirtschaft Die Reisenden konnten hier eine Rast einlegen bevor sie weiterzogen nach Braunschweig Mit Ausgang des 18 Jahrhunderts verlor die Landwehr ihre eigentliche Bestimmung die Turme gingen nach und nach in Privateigentum uber oder dienten nur noch als Gastwirtschaft Am 9 Marz 1802 gab der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand dann den Befehl zur Schleifung samtlicher Befestigungsanlagen der Stadt unter anderem auch der Landwehr was sich im Jahre 1809 beim Angriff der franzosischen Truppen Gefecht bei Olper beinahe als verhangnisvoller Fehler erwies Bedeutung der Landwehr BearbeitenDie Stadt Braunschweig war zunachst durch funf Massnahmen geschutzt die Stadtmauer Reste hiervon sind an der Echternstrasse sowie auf dem Schulhof der Kennedyschule sichtbar den inneren Wall den inneren Umflutgraben sichtbar heute noch als Muhlgraben zwischen Guldenstrasse und Petritorwall den ausseren Wall heute Parkanlagen am Theaterwall Museumswall Petritorwall Inselwall den ausseren Umflutgraben kunstlich geschaffener Verlauf der Oker heute sichtbar als solcher Eine weitere Massnahme bestand in der Landwehr die einen weiteren Ring mit einem Abstand von 3 bis 10 km um den Stadtkern herum zog und damit wichtiger Bestandteil des Braunschweiger Sicherheitssystems war Als ausserer Schutzring umgab sie Braunschweig und die Dorfer Lehndorf Olper und Melverode sowie zusatzlich etwas Acker und Weideland Sie war fur ungebetene Gaste ein schwierig zu uberwindender Gurtel An den Durchlassen der grossen Handels und Heerstrassen befanden sich Kontrollschranken vor gemauerten Wehrturmen In jedem Turm lebte ein besoldeter Warter der die passierenden Reisenden kontrollierte Bei Gefahr sicherte er die Strasse durch mehrere dicke Schlagbaume um somit den feindlichen Vormarsch wenigstens etwas zu verzogern Zudem konnte der Landwehr Turmwarter bei Bedarf optische Signale in Richtung der Turmwarter von St Katharinen und St Martini aussenden die daraufhin sofort Alarm lauteten und dadurch die rechtzeitige Schliessung der Stadttore von Braunschweig veranlassen konnten Die Landwehr hatte ausser als Fruhwarnsystem oder vorubergehendes Hindernis keine gesteigerte strategische Bedeutung Sie schutzte die Stadt vor Raubrittern unerwunschtem Gesindel und vor Viehdiebstahlen auf den Weiden der Stadt Sie hielt auch beutemachende Soldnertruppen von der Stadt fern Die Landwehr bezeichnete schliesslich auch die Grenze der Stadt Braunschweig von hier ab wurde es ernst bei kriegerischen Auseinandersetzungen Die Turme unterstanden wie die Landwehr den Landwehrvogten die fur die Unterhaltung der Anlagen sorgen mussten Noch im Jahr 1595 gab es einen stadtischen Reiter auf dem Marstall der den Auftrag hatte standig die Landwehren zu kontrollieren Neben den Landwehrturmen gab es von Anfang an schon Gastwirtschaften Die Kruger hatten Speise und Trank fur die Durchreisenden bereitzuhalten Sie ubten auch hoheitliche Funktionen aus und waren darum vom Rat der Stadt vereidigt worden Sie sollten die Landwehren beobachten und nachts die Schlagbaume geschlossen halten in Krisensituationen auch am Tage Verdachtiges Volk durfte nicht eingelassen werden Sollten die Kruger sich anbahnende Anschlage gegen die Stadt beobachten hatten sie es sofort dem Rat zu melden Die Pfahldorfer BearbeitenDas Gebiet innerhalb der Landwehr gehorte auch rechtlich zur Stadt Braunschweig die Vogte zur Ausubung der Gerichtsbarkeit einsetzte Die Bewohner mussten fur den Unterhalt der Landwehren aber auch daruber hinaus nach Massgabe der Vogte Hand und Spanndienste und leisten Olper war verpflichtet die Altstadt regelmassig vom Kot frei zu halten Fur die vier Dorfer Runingen Lehndorf Olper und Ruhme sind Urkunden uberliefert die diese als Pfahldorfer betiteln Dieser Begriff geht vermutlich auf das Wort eingepfahlt zuruck 1 2 Verlauf der Landwehr Bearbeiten nbsp Verlauf der Braunschweiger Landwehr Der Verlauf wird in erster Linie gekennzeichnet durch die sieben Landwehrturme die heute noch vom Namen und vom Standort her bekannt sind Der Runinger Turm 52 224166666667 10 503333333333 an der Frankfurter Strasse der Bergfried Rothenburg 52 239916666667 10 478888888889 bei Broitzem der Raffturm 52 260166666667 10 452 an der Hannoverschen Strasse B 1 der eingangs erwahnte Olper Turm 52 2878796 10 49521565 an der Celler Heerstrasse der Wendenturm 52 30597602 10 51620126 in Ruhme an der Gifhorner Strasse der Gliesmaroder Turm 52 27825 10 555694444444 an der Berliner Strasse der Schoppenstedter Turm 52 250555555556 10 5935 an der Helmstedter Strasse Vom Wendenturm bildeten die Aue der Schunter nach Osten und danach die Aue von Mittelriede und Wabe nach Suden uber den Gliesmaroder Turm und dem Schoppenstedter Turm bei Rautheim bis zur Feldmarkgrenze zu Salzdahlum die Landwehr Hier waren wegen des sumpfigen Gelandes keine besondere Befestigungen notwendig Von dort verlief die Landwehr durch das Rautheimer Holz zum nicht mehr vorhandenen Kleinen Weghaus auf dem Weg nach Salzdahlum und weiter zwischen Melverode und Stockheim entlang des Grenzgrabens zur Oker auf dem westlichen Ufer weiter zum Runinger Turm Der Fuhsekanal in fruheren Zeiten auch als Aubach oder Landwehrkanal bezeichnet bildete die Landwehr von dort bis nach Broitzem wo an der heutigen Strasse An der Rothenburg der gleichnamige Bergfried stand Von dort aus verlief sie durch den Timmerlaher Busch quer uber den heutigen Madamenweg zum Raffturm weiter durch die Lammer Feldmark das heutige Neubaugebiet Lammer Busch Ost bis zum Lammer Holz und parallel zum heutigen Horstbleek hin zum Olper Turm und dann nachdem sie ein wenig dem Verlauf der Oker folgte verlief sie weiter uber den Munzberg hinter dem sudlichen Ortsausgang Veltenhofs vorbei uber den Schwarzen Berg wiederum zum Wendenturm Der Munzberg und der Schwarze Berg wurden als naturliche Erhebungen in das System der Landwehr integriert nbsp Historische Karte 1605 mit Verlauf der Landwehr nbsp Historische Karte 1714 1750 mit Verlauf der Landwehr nbsp Historische Karte 1894 mit Verlauf der Landwehr bei OlperHeute noch sichtbare Reste BearbeitenReste des Walls sowie der Graben sind heute teilweise noch sichtbar Im Olper Holz verlauft parallel zum Horstbleek uber eine Strecke von 500 m der alteste und hochste erhaltene Wallabschnitt Im Lammer Holz verlauft ein Rest am Waldrand zum Neubaugebiet Lammer Busch hin Eine markante Doppelwallanlage befindet sich im Rautheimer Holz diese zieht sich von der Landwehrstrasse in Mascherode durch den Wald uber mehrere Kilometer bis zur Wabe hin und bildet in diesem Abschnitt noch bis heute die offizielle Grenze der Stadt Braunschweig nbsp Der Olper Turm 1786Weitere Reste befinden sich im Mascheroder Holz im Salzdahlumer Holz sowie zwischen dem sudlichen Ortsausgang Veltenhof und dem Munzberg am Okerufer Letztere werden allerdings fortschreitend durch die maandrierende Oker zerstort Wo die Walle geschleift wurden weisen heute noch Graben Timmerlaher Busch Fuhsekanal Springbach zwischen Melverode und Stockheim oder Wirtschaftswege Lammer Busch auf den ehemaligen Verlauf der Landwehr hin In Olper ist dieser anhand der Strasse Alte Landwehr in Mascherode anhand der Strasse Landwehrstrasse erkennbar In der Nahe des ehemaligen Standorts des Runinger Turms deuten Strassennamen wie Am Turmsberg oder Im Turmswinkel auf die Lage des dortigen Wachturms hin Das ehemalige Runinger Zoll und Landwehrhaus steht heute am Altstadtmarkt An dessen Originalstandort verlauft heute die A 39 Am Olper Turm Raffturm Schoppenstedter Turm und Gliesmaroder Turm sind oder waren bis vor Kurzem noch gleichnamige Gaststatten in historischen Gebauden ansassig die Gaststatte des Olper Turms hat ihre erste urkundliche Erwahnung 1640 Storungen erfuhren in der Vergangenheit vorhandene Reste der Alten Landwehr durch den Bau des Olper Knotens der Autobahn 39 nach Runingen sowie durch den allgemeinen Siedlungsbau Breite Riede Horstbleek Am Zoo Im Neubaugebiet Lammer Busch Ost hingegen wird in Zukunft ein bewusst durchgehend unbebaut verbleibender Grunstreifen der sich mitten durch das Neubaugebiet zieht auf den ehemaligen Verlauf der Landwehr hinweisen Der noch vor der Bebauung zu bestimmten Jahreszeiten aus der Luft deutlich sichtbare Verlauf der Landwehr uber die Lammer Feldmark bestatigte die fur ihre Zeit erstaunlich genaue Kartographie der hier als historische Quelle zitierten Gerlachschen Karte des Herzogtums Braunschweig Luneburg 1763 1775 Uber die Braunschweiger Landwehr selbst gab es in den letzten zwanzig Jahren keine Veroffentlichungen mehr Der Bevolkerung ist sie weitgehend unbekannt Im Rautheimer Holz weist ein Schild des Heimatpflegers auf die Landwehr hin bei den Resten am Munzberg kann man einem Schild die Bezeichnung Alte Landwehr mittelalterliche Wallanlage 15 Jhd und ihre Einstufung als Naturdenkmal entnehmen Um die Erinnerung an die Landwehr in der Bevolkerung zu bewahren hat der Kultur und Forderverein Ruhme im Jahr 2017 ein Denkmal aus Kalksandstein im Park des Wendenturms im Braunschweiger Ortsteil Ruhme errichtet 3 Literatur BearbeitenHans Martin Arnholdt Kirstin Casemir Uwe Ohainski Hrsg Die Gerlachsche Karte des Furstentums Braunschweig Wolfenbuttel 1763 1775 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen 235 Hannover 2006 ISBN 3 7752 6035 8 Wilhelm Bornstedt Die alten Heer und Handelsstrassen im Grossraume um Braunschweig Hildesheim Peine Schunter Konigslutter Helmstedt Schoningen Schoppenstedt Grosses Bruch Oderwald Wolfenbuttel Salzgitter und Braunschweig Landkreis Braunschweig 1969 DNB 456166033 Wilhelm Bornstedt Aus der Geschichte von Rautheim an der Wabe Braunschweig 1977 DNB 820288349 Wilhelm Bornstedt Chronik des Pfahldorfes Runingen Siedlungsgeographie Sozial Kultur und Kriegsgeschichte eines braunschweigischen Dorfes Braunschweig 1980 DNB 810660903 Luitgard Camerer Manfred Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1992 ISBN 3 926701 14 5 S 140 J Reissner Die Landwehr im alten Braunschweig In Braunschweigischer Kalender 1968 S 52ff B Sauerbrey Die Wehrverfassung der Stadt Braunschweig im Spatmittelalter Braunschweiger Werkstucke 75 Braunschweig 1989 S 32 ff B Sauerbrey Burger und Stadtverteidigung Die stadtische Wehrverfassung am Beispiel Braunschweigs In M Puhle Hrsg Hanse Stadte Bunde Die sachsischen Stadte zwischen Elbe und Weser um 1500 Magdeburger Museumsschriften 4 Band 1 Magdeburg 1996 S 182 190 H A Schultz Die Landwehr der Stadt Braunschweig Ihr Verlauf im Lichte der neuesten Forschung In Braunschweigische Heimat 3 1954 S 73 77 G Spies Hrsg Braunschweig Das Bild der Stadt in 900 Jahren Geschichte und Ansichten 2 Bande Braunschweig 1985 Werner Spiess Braunschweig im Nachmittelalter Vom Ausgang des Mittelalters bis zum Ende der Stadtfreiheit 1491 1671 2 Bande Braunschweig 1966 B Wubbeke Pfluger Sicherheitsorganisation und Wehrwesen niedersachsischer Stadte am Ausgang des Mittelalters In M Puhle Hrsg Hanse Stadte Bunde Die sachsischen Stadte zwischen Elbe und Weser um 1500 Magdeburger Museumsschriften 4 Band 1 Magdeburg 1996 S 173 181 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Braunschweiger Landwehr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Das Neubaugebiet Lammer Busch Ost auf den Seiten der Stadt Braunschweig dort Plan des Gebiets Lammer Busch Ost mit Darstellung der Schneise fur Landwehr Memento vom 3 Juli 2009 im Webarchiv archive today Gerlachschen Karte des Herzogtums Braunschweig Luneburg 1763 1775 im Verzeichnis Kulturerbe Niedersachsen Niedersachsische Staats und Universitatsbibliothek GottingenEinzelnachweise Bearbeiten Manfred R W Garzmann Wolf Dieter Schuegraf Norman Mathias Pingel Hrsg Braunschweiger Stadtlexikon Erganzungsband Joh Heinr Meyer Verlag Braunschweig 1996 ISBN 3 926701 30 7 S 102 Hans Lindemann OLPER Die Geschichte eines Braunschweiger Pfahldorfes Waisenhaus Buchdruckerei und Verlag Braunschweig 1977 ISBN 3 87884 008 X Braunschweiger Landwehr Landwehr Denkmal Kultur und Forderverein Ruhme abgerufen am 14 September 2020 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Braunschweiger Landwehr amp oldid 234012714