www.wikidata.de-de.nina.az
Der Borneo Taubwaran Lanthanotus borneensis ist eine auf der Insel Borneo beheimatete Echse Die Art ist der einzige Vertreter der Familie Lanthanotidae Uber die offenbar uberwiegend unterirdisch lebenden Tiere ist wenig bekannt insbesondere uber ihre Lebensweise liegen fast keine Kenntnisse vor Borneo TaubwaranBorneo Taubwaran Lanthanotus borneensis SystematikOrdnung Schuppenkriechtiere Squamata ohne Rang Toxicoferaohne Rang Schleichenartige Anguimorpha Familie LanthanotidaeGattung LanthanotusArt Borneo TaubwaranWissenschaftlicher Name der FamilieLanthanotidaeSteindachner 1877Wissenschaftlicher Name der GattungLanthanotusSteindachner 1877Wissenschaftlicher Name der ArtLanthanotus borneensisSteindachner 1877 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Vorkommen 3 Lebensweise 3 1 Allgemeines 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 4 Systematik 4 1 Systematik 4 2 Stammesgeschichte 5 Erforschungshistorie 6 Etymologie 7 Quellen 7 1 Literatur 7 2 Weblinks 7 3 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenBorneo Taubwarane erreichen Langen von bis zu 55 meist 42 oder 43 Zentimetern und sind langgestreckt und flach gebaut Von der Gesamtlange macht der Schwanz fast die Halfte aus Die verhaltnismassig kurzen Beine mit funf bekrallten Zehen sind sehr kraftig Die Beschuppung besteht hauptsachlich aus vielen kleinen Schuppen Zwischen den kleinen Schuppen sind in Langsreihen grosse gekielte hockerartige Schuppen angeordnet heterogene Beschuppung Diese befinden sich auf Osteodermata genannten verknocherten Unterlagen die auf der Kopfoberseite keine Verbindung mit dem Schadel eingehen Die sechs bis zehn Langsreihen dieser Schuppen auf dem Rucken setzen sich in geringerer Zahl auf dem Schwanz fort Die nach hinten verschobenen Nasenoffnungen sitzen fast auf der Schnauzenoberseite Die sehr kleinen Augen mit beweglichen Lidern weisen im Unterlid ein geschlossenes Fenster sogenannte Brille aus Horn auf wodurch das Sichtfeld bei geschlossenen Augenlidern zwar stark eingeschrankt ist jedoch weiterhin eine optische Wahrnehmung moglich bleibt Bei Taubwaranen fehlt typischerweise eine aussere Ohroffnung ebenso eine Gularfalte letzteres ist ein Unterschied zu den Waranen Der waranahnliche Schadel ist sehr flach Die langen spitzen und leicht gekrummten Zahne stehen in weiten Abstanden zueinander Taubwarane haben neun Halswirbel und 27 Rumpfwirbel Sondermerkmale des Schadels sind das Gaumenbein welches das Prafrontale Teil des Stirnbeins beruhrt das Postfrontale Teil des Stirnbeines uber den Orbita Augenhohlen eine vertikale und nahtahnliche Bildung zwischen Angulare und Splenial auf der medialen Seite des Kiefers und das Vorhandensein von palatinalen Zahnen Charakteristisch ist die vollstandige Trennung der Osteodermen in die Haut eingebettete Knochen um den Schadel herum sowie der extrem stark reduzierte Palpebralknochen Vorkommen BearbeitenDer Borneo Taubwaran ist auf Borneo endemisch und besiedelt dort ausschliesslich den Norden der Insel Die Art besiedelt unterirdische Flusse oder andere subterrestrische Orte und Gewasser wurde in Sarawak jedoch auch in den Bewasserungsgraben von Reisfeldern nachgewiesen Lebensweise BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Uber die Lebensweise von Taubwaranen ist fast nichts bekannt Das wenige Wissen stutzt sich ausschliesslich auf einige Beobachtungen speziell an in Terrarien gehaltenen Tieren Die lichtscheuen Tiere verbringen die meiste Zeit in unterirdischen Gangen bzw Hohlen unter Pflanzen oder im Wasser und sind wohl nachtaktiv Sie sind zumeist sehr lethargisch und bewegen sich selten in Gefangenschaft lagen viele Taubwarane tagelang an derselben Stelle meist im Wasser oder in den Bodengrund eingegraben Die Vorzugstemperatur bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren liegt bei 24 bis 28 C Weitere Anpassungen an das aquatile Leben sind wohl die weit nach hinten verschobenen Nasenlocher bessere Atmung beim Schwimmen und das durchsichtige untere Augenlid Das Augenlid ist zusatzlich zu seiner Durchsichtigkeit nicht wasserdurchlassig hierdurch konnen Taubwarane beim Tauchen sehen Ernahrung Bearbeiten Vermutungen zufolge frisst der Taubwaran in seinem naturlichen Lebensraum vor allem Fische bisher konnte dies jedoch aufgrund fehlender Freilandbeobachtungen nicht bestatigt werden In Menschenobhut gelangte Taubwarane verweigerten meist entweder jegliche Nahrungsaufnahme oder leckten am Inhalt von Eiern verschiedener Tiere speziell Schildkroten und Vogeln Jedoch sind Eier wohl keine naturliche Nahrung der Taubwarane In Frankfurt am Main gehaltene Taubwarane frassen ausschliesslich Stuckchen von Schollenfleisch Nach sieben Jahren Haltung in Frankfurt stellte sich ein Taubwaran abrupt auf Regenwurmer um die davor verschmaht wurden Fortpflanzung Bearbeiten Die Weibchen legen drei bis vier mehr als drei Zentimeter lange Eier Systematik BearbeitenSystematik Bearbeiten Seit der Erstbeschreibung im Jahre 1877 wurde die Art in die Nahe der Krustenechsen und Warane gestellt da eine nahe Verwandtschaft vermutet wurde Diese systematische Stellung wurde durch eine im Jahr 2001 veroffentlichte Untersuchung der mitochondrialen DNA bestatigt Demnach war die Monophylie der Uberfamilie Varanoidea Familien Helodermatidae Lanthanotidae und Varanidae mit jeweils nur einer Gattung gut begrundet Lanthanotus wurde als Schwestertaxon der Echten Warane Gattung Varanus identifiziert 1 Bei einer neueren Untersuchung unter Einbeziehung weiterer Genombestandteile und vieler zusatzlicher Reptilienarten wurde die oben postulierte Zusammensetzung der Uberfamilie Varanoidea als paraphyletisch verworfen Die Helodermatidae gehoren demnach nicht in diese Gruppe stattdessen wurde die Chinesische Krokodilschwanzechse Shinisaurus crocodilurus dem Taxon Varanoidea zugeordnet Das Schwestergruppenverhaltnis zwischen Lanthanotidae und den Varanidae wurde jedoch erneut bestatigt 2 Stammesgeschichte Bearbeiten Einige Vermutungen gehen davon aus dass der Taubwaran der Ubergangsform von Echsen zu Schlangen ahneln konnte Zwar ist der Taubwaran hochstwahrscheinlich keines der so genannten missing links doch viele Autoren gehen davon aus dass sich Schlangen aus taubwaranahnlichen Reptilien entwickelten die in der Kreidezeit existierten Tatsachlich zeigt er viele schlangenahnliche Merkmale etwa fast vollstandige Gehorlosigkeit Daruber hinaus sind die Augen nicht ubermassig leistungsfahig und die Wirbelzahl ist stark erhoht Merkmale einer Ubergangsform waren im Fall des Borneo Taubwaranes auch kurzere Gliedmassen und ein verlangerter Rumpf Von Lanthanotus borneensis selbst ist kein Fossil bekannt Das einzige bekannte Fossil eines taubwaranahnlichen Reptils ist Cherminotus longifrons Es wurde 1984 von M Borsuk Bialynicka in Ablagerungen der spaten Kreide in der Mongolei gefunden Erforschungshistorie BearbeitenDer Wiener Zoologe Franz Steindachner beschrieb 1877 anhand eines einzelnen Exemplars ein Reptil aus Borneo als Lanthanotus borneensis und begrundete mit der Gattung und Art eine neue Familie Das Typusexemplar befindet sich in einem Museum in Wien Bis 1961 kamen weniger als 10 Taubwarane in Museen in keinem Fall mit aussagekraftigen Angaben zu Fundort und Fundumstanden Noch nach 1950 suchten Herpetologen auf Borneo nach Taubwaranen doch selbst befragte Einheimische wussten nichts uber deren Existenz Im Januar 1961 wurde durch Zufall der erste Fund seit 45 Jahren gemacht 3 Ein Dayak hatte beim Aushauen eines Pfades einen Taubwaran entdeckt und lebend gefangen Tom und Barbara Harrisson zwei hier ansassige Wissenschaftler konnten den Taubwaran nicht lange am Leben halten Mitgliedern der Dayaks wurden hierauf Pramien fur den Fang lebender Taubwarane zugesichert so konnten von circa 1970 bis 1980 etwas mehr als sechzig lebende Tiere gefangen beobachtet und seziert werden 4 Einige gelangten in Zoologische Garten und Museen Europas und Nordamerikas Bis dato wurden etwa 100 Exemplare gefangen 5 sowohl lebend als auch tot Mittlerweile werden Taubwarane in einigen Zoologischen Garten im deutschsprachigen Raum im Zoologischen Garten Neunkirchen Tiergarten Schonbrunn Wien und im Turtle island in Graz erfolgreich gehalten 6 Etymologie BearbeitenDer wissenschaftliche Gattungsname Lanthanotus kommt aus dem griechischen lanϑanw verborgen oys wtos Ohr gewissermassen verborgenes Ohr bzw ohrlos Das borneensis steht fur die Verbreitung des Taubwaranes in Borneo Der Gesamtname Lanthanotus borneensis bedeutet also etwa Ohrloser aus Borneo Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Eric Pianka Lanthanotus borneensis In Eric R Pianka Dennis R King Ruth Allen King Varanoid lizards of the world Indiana University Press Bloomington IN 2004 ISBN 0 253 34366 6 S 535 538 Konrad Klemmer Familie Taubwarane In Bernhard Grzimek Hrsg Grzimeks Tierleben Enzyklopadie des Tierreiches Band 6 Kriechtiere Bechtermunz Augsburg 2000 ISBN 3 8289 1603 1 S 337 f unveranderter Nachdruck der Originalausgabe von 1979 80 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Borneo Taubwaran Lanthanotus borneensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien BorneoTaubwaran Seite uber die Haltung Zucht und Aufzucht des Lanthanotus borneensis deutsch Taubwarane auf Animal Diversity Web englisch Webseite wurde als Quelle ausgewertet und bietet daher fast keine Informationen die uber den Gehalt des Artikels hinausgehen jedoch Bild eines Tieres vorhanden Beobachtungen am lebenden Taubwaran englisch Webseite mit weiterfuhrendem Material etwa Bild des Schadels und Informationen zur Morphologie englisch Eine palaontologische Datenbank englisch Diente als Quelle fur Fossilnachweise Lanthanotus borneensis In The Reptile DatabaseEinzelnachweise Bearbeiten Jennifer C Ast Mitochondrial DNA Evidence and Evolution in Varanoidea Squamata In Cladistics Bd 17 Nr 3 2001 S 211 226 doi 10 1111 j 1096 0031 2001 tb00118 x Ted M Townsend Allan Larson Edward Louis J Robert Macey Molecular Phylogenetics of Squamata The Position of Snakes Amphisbaenians and Dibamids and the Root of the Squamate Tree In Systematic Biology Bd 53 Nr 5 2004 S 735 757 doi 10 1080 10635150490522340 PMID 15545252 Tom Harrisson Neville S Haile Notes on a Living Specimen of the Earless Monitor Lizard Lanthonotus borneensis In Journal of the Ohio Herpetological Society Bd 3 Nr 2 1961 S 13 16 doi 10 2307 1562598 Nach Konrad Klemmer Familie Taubwarane In Bernhard Grzimek Hrsg Grzimeks Tierleben Enzyklopadie des Tierreiches Band 6 Kriechtiere Bechtermunz Augsburg 2000 ISBN 3 8289 1603 1 S 337 unveranderter Nachdruck der Originalausgabe von 1979 80 Nach David Burnie Hrsg Tiere Die grosse Bildenzyklopadie mit uber 2000 Arten Dorling Kindersley Munchen 2001 ISBN 3 8310 0202 9 S 419 Anmerkung Popularwissenschaftliche Quelle www Zootierliste de Abgerufen am 3 Juli 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Borneo Taubwaran amp oldid 224638104