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Boris Caesar Wilhelm Hagelin 2 Juli 1892 in Adschikent 7 September 1983 in Zug Schweiz war ein schwedischer Unternehmer und Kryptograph Boris Hagelin um 1940Eine M 209 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Ausbildung 2 1925 der Prototyp B 21 3 Produktion in Frankreich 4 Die C Maschinen 1934 5 Produktion in den USA 6 Ubersiedlung in die Schweiz und Grundung der Hagelin Crypto AG 7 Quellenangabe 8 Literatur 9 EinzelnachweiseJugend und Ausbildung BearbeitenBoris wurde in Adschikent in der Nahe von Helenendorf im heutigen Aserbaidschan im Russischen Kaiserreich geboren wo sein Vater Karl Wilhelm Hagelin ein enger Mitarbeiter von Emanuel Nobel den damaligen russischen Rockefellers im Erdolgeschaft tatig war Der Vater war Direktor der Naphtha Produktions Gesellschaft Gebruder Nobel mit ihrem Hauptsitz in St Petersburg und den Produktionsstatten in Baku Boris besuchte bis 1904 eine russische Schule in St Petersburg Danach war er in Schweden im Internat von Lundsberg und studierte anschliessend Maschinenbau an der Koniglich Technischen Hochschule KTH in Stockholm die er 1914 mit einem Diplom verliess Auch er war fur eine Laufbahn bei Nobel in Baku vorgesehen wo er ein bei der ASEA in Vasteras bestelltes Kraftwerk leiten sollte Hierhin wurde er nach dem Studium geschickt um Kenntnisse in der Elektrotechnik zu erwerben Wegen der aufkommenden Oktoberrevolution in Russland blieb er erst einmal in Stockholm beim Unternehmen Weil er funf Sprachen beherrschte war er in der Auslandsabteilung von ASEA beschaftigt Die amerikanische Standard Oil Company hatte sich soeben in Nobel Unternehmen die ausserhalb Russland arbeiteten eingekauft so dass Boris zu Beginn des Jahres 1921 in deren technisches Buro in New Jersey ging In seiner von ihm 1979 verfassten Die Geschichte der Hagelin Cryptos schreibt er wortlich Ausserdem hatte ich in USA einige Erfindungen erworben die ich verwerten konnte und die bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs meine wirtschaftliche Existenz sicherten Als er Ende des Jahres zuruckkehrte hoffte er noch immer nach Baku gehen zu konnen Bereits 1922 waren alle Hoffnungen zunichte Emanuel Nobel half ihm indem er Boris ein kleines Buro finanzierte sowie ihn mit Auftragen versorgte Die wichtigste Aufgabe mit der Nobel ihn beauftragte war die Aufsicht uber die 1915 gegrundete AB Cryptograph Arvid Damm hatte dieses Unternehmen gegrundet unter Beteiligung von privaten Geldgebern Damm meldete seine Rotor Chiffriermaschine drei Tage nach Hugo Alexander Koch am 10 Oktober 1919 in Deutschland zum Patent an Als dem Unternehmen 1921 das Kapital ausging beteiligten sich Nobel und sein Vater finanziell da sie uberzeugt waren dass Chiffriermaschinen im Schriftverkehr heikler Angelegenheiten eine Rolle spielten konnten Es war Damm gelungen das Interesse der grossen Radiogellschaften fur seine Maschine zu wecken die auf drahtlose Telegrafie ausgelegt war Weil die Prototypen in Paris gebaut werden sollten siedelte Damm 1925 nach Frankreich uber Hagelin ubernahm jetzt auch die technische Leitung Im Unternehmen arbeitete der Konstrukteur C A Lindmark der schon vor Hagelins Eintritt in der A B Cryptograph dort beschaftigt war und spater beim Aufbau der ersten C Maschinen bedeutsame Beitrage leistete 1925 der Prototyp B 21 Bearbeiten Hauptartikel B 21 Maschine 1925 horte Hagelin dass der schwedische Generalstab eine Enigma Maschine von einem deutschen Unternehmen fur Versuchszwecke erhalten habe 1924 hatte Arthur Scherbius seine Enigma A auf dem Weltpostkongress in Stockholm ausgestellt Es gelang ihm den zustandigen Offizier davon zu uberzeugen dass sein Unternehmen bereits eine zehnjahrige Erfahrung auf dem Gebiet von Chiffriermaschinen besitze und sie deshalb eine bessere Maschine bauen konne Ihr lagen damals nur die fruheren Konstruktionen von Arvid Damm vor die der Behorde aber nicht zugesagt hatten Mit der Massgabe das die zu bauende Maschine die gleiche Grosse und auch gleichartige Bedienung aufweisen solle erhielt Hagelin den Auftrag eine Mustermaschine innerhalb von sechs Monaten zu bauen Emanuel Nobel stellte dafur 500 Kronen 134 00 bereit Nun gibt Hagelin zu dass er damals keine Ahnung von Kryptologie hatte und die Annahme des Auftrags ein Vabanque Spiel war Auf der Basis der von Damm erfundenen vereinfachten Durchgangsrader gelang es jedoch unter Verwendung eines 5x5 Rasters einen Prototyp mit einer Tastatur zwei Durchgangsradern deren Fortschaltungen durch je zwei Schlusselrader verschiedener Teilung gesteuert wurden und mit einem 25er Lampenfeld das zur Anzeige der ver bzw entschlusselten Buchstaben diente innerhalb der gesetzten Frist zu bauen Auf der Tastatur erschienen beim Verschlusseln nur Buchstaben ausgedruckt wurden beim Entschlusseln jedoch Buchstaben Zahlen und Zeichen Sie nannten sie B 211 und sie sah ausserlich der ENIGMA ahnlich Die A B Cryptograph erhielt den Auftrag jedoch erst bei Kriegsausbruch von der schwedischen Wehrmacht Inzwischen war es aber bereits die C36 Version geworden die der Armee geliefert wurde 1928 reichte Boris Hagelin seinen Patentantrag sowohl in Schweden als auch in den USA ein 1 Produktion in Frankreich BearbeitenEmanuel Nobel war 1932 gestorben und seine Erben waren nicht bereit das Unternehmen weiter zu unterstutzen obwohl Hagelin selbst ohne Bezahlung gearbeitet hatte So musste er durch Europa reisen um Kaufer zu finden Auch in Deutschland stellte Hagelin seinen Cryptographen vor der aber dort kein Interesse zeitigte Anders die franzosische Armee die jedoch zwei Bedingungen stellte die Maschine sollte Text drucken konnen und dennoch tragbar sein Das setzte einen Antrieb voraus Das Lampenfeld das oft Fehler bei der Ablesung verursachte wurde durch einen elektromechanischen Typenraddrucker der bei Stromausfall von Hand betatigt werden konnte ersetzt Fur die Relais Chiffriermatrix genugte dann eine Taschenlampenbatterie als Stromquelle In der Privatwirtschaft konnte fur den Buroeinsatz eine elektrische Schreibmaschine angekoppelt werden Die Maschine wurde in Frankreich hergestellt bei L M Ericsson eine Tochtergesellschaft der Telefon AB in Colombes bei Paris Die C Maschinen 1934 Bearbeiten1934 wurde Hagelin gefragt ob er nicht fur die franzosische Armee einen druckenden Taschenapparat konstruieren konne Hier brachte er das Rechenwerk des Munzwechslers ein aus einem fruheren Auftrag der aber wegen Konkurs der Auftraggeber nie in Produktion ging An der Entwicklung der C Maschine die weltweit die erfolgreichste werden sollte war sein Mitarbeiter C A Lindmark fur ihn unentbehrlich geworden So entstand die 1935 unter der Bezeichnung C 35 vorgestellte Chiffriermaschine Mit einer Bodenplatte und Schutzhaube konnte der Apparat im Felde auf das Knie geschnallt werden Eine erhebliche Verbesserung der C 35 konnte durch die Mitarbeit des schwedischen Kryptologen Yves Gylden 1895 1963 erzielt werden vor allem durch ein zusatzliches sechstes Schlusselrad 2 Dieses Modell C 36 3 hatte die Grosse einer Brotdose und wurde als epochale Erfindung bezeichnet Bis zum Kriegsausbruch wurden etwa 500 Maschinen der B211 ausgeliefert und nach dem Krieg noch einmal 100 Stuck Hierbei untersuchte General a D Andre Muller die Nachkriegs Version und machte als Kryptologe weitere Verbesserungsvorschlage Hagelins Vater lebte zu jener Zeit in Paris und Hagelin betonte dass ohne dessen finanzielle Unterstutzung und Bemuhungen dieses Geschaft niemals hatte abgewickelt werden konnen Ausserdem gelang es seinem Vater die Gewinne von Frankreich nach Schweden zu transferieren die es dem Sohn ermoglichten dem Vater dessen Auslagen zu erstatten Von dem Rest richteten sie eine moderne Werkstatt ein und das Unternehmen wurde zum Jahreswechsel 1939 40 in A B Ingeniorsfirma Cryptoteknik umbenannt Produktion in den USA Bearbeiten1937 fuhr er das erste Mal in die USA um seine Maschine vorzustellen Dort wunschte man eine elektrisch angetriebene Maschine Im Sommer 1939 brachte er einen Prototyp der BC Maschine nach Washington der jedoch noch nicht ausgereift war und deshalb abgelehnt wurde Anfang Mai 1940 deutsche Truppen waren am 9 April 1940 4 in Danemark und Norwegen einmarschiert fuhr er ohne Einladung ein drittes Mal nach Washington Es gelang ihm von Genua aus bevor Italien den Krieg erklarte Europa mit dem letzten Schiff zu verlassen Im Gepack hatte er zwei BC Maschinen Dieses Mal erhielt Hagelin einen Probeauftrag von 50 Maschinen der tragbaren und verbesserten C 38 die von Schweden nach Washington geflogen wurden Nach ausfuhrlichen kryptologischen Tests wurde die Maschine fur taktischen Einsatz unterhalb Divisionsebene akzeptiert In dieser Zeit scheint er auch in Amerika den weltbekannten Kryptologen William F Friedman kennengelernt zu haben der von 1922 bis 1947 Cryptanalyst im War Department Kriegsministerium war und mit dem Hagelin bis zu dessen Tod 1969 Zitat in standigem Kontakt stand und der mir Anregungen der verschiedensten Art gab In Amerika ging Hagelins Maschine als M 209 beim Corona Werk der Schreibmaschinenherstellers L C Smith in Lizenz Produktion mit einem Tagesausstoss von bis zu 500 Maschinen In der US Marine wurde sie als CSP 1500 bezeichnet Hagelin hatte wahrend des Krieges fur die Wartung und Einweisung zu sorgen so dass er bis 1944 in den USA blieb Bis zu seiner Ruckreise waren 50 000 Maschinen hergestellt worden bei Kriegsende waren es uber 140 000 Stuck 5 Auch in Stockholm hatte das Unternehmen wahrend Hagelins vierjahriger Abwesenheit unter der Leitung von Store Nyberg Auftrage aus verschiedenen Landern erhalten Ab etwa Anfang 1941 benutzte die italienische Marine die Hagelin C 38m eine Version der M 209 Ubersiedlung in die Schweiz und Grundung der Hagelin Crypto AG BearbeitenWeil die schwedische Regierung Chiffriermaschinen als Kriegsgerate ansah und deren Export verbot entschloss sich Hagelin 1948 in die Schweiz uberzusiedeln Kurze Zeit arbeitete er mit dem Schweizer Erfinder Edgar Gretener 1902 1958 6 gemeinsam an der Entwicklung des ETK Fernschreibers Einton Kombinationsschreiber mit redundantem Ubertragungscode der automatisch Texte ver und entschlusseln konnte Die Zusammenarbeit hielt aber nicht lange so dass Hagelin sich entschied eine eigene Telechiffriermaschine herzustellen Die Vorarbeiten wurden in der Stockholmer Werkstatt gemacht und die Serienfertigung sollte in der Schweiz erfolgen Hierfur grundete Hagelin am 13 Mai 1952 die Crypto AG in Zug Es war ihm wichtig dass der Name Hagelin mit dem Firmennamen verbunden ist Sein damals einziger Mitarbeiter Oskar Sturzinger war wesentlich an der Entwicklung in den Folgejahren beteiligt Sturzinger war Direktor bis zu seinem Ausscheiden 1976 Die Telecrypto Maschine Modell T 52 war 1953 54 der Anfang mit schwedischer Vorarbeit Dann folgte 1955 bis 1956 das verbesserte Modell T 55 Auch nach dem Krieg war die CX 52 gefragt die wiederum stark verbessert worden war und ab 1952 gefertigt wurde Ab 1957 wurde das Taschenformat CD 57 hinzugefugt das kompatibel zur CX 52 war Diese Gerate wurden vom Militar im diplomatischen Dienst und von Banken eingesetzt und in etwa 120 Lander weltweit verkauft Die Kaufer hatten Vertrauen in die Gerate vergleichbar mit einer Schweizer Bank oder der Prazision einer Schweizer Uhr Hagelins Sohn Boris jr der im November 1970 ratselhaft todlich bei einem Autounfall verungluckte war als Verkaufsmanager in Nord und Sudamerika tatig und auch an der Entwicklung der Nachkriegs Chiffriergerate der CX Serie beteiligt Das Ungluck geschah nur funf Monate nach dem wie erst 2020 aufgedeckt wurde 7 damals hochgeheimen Kauf der Crypto AG durch die amerikanische CIA und den deutschen BND Boris Hagelin starb am 7 September 1983 im Alter von 91 Jahren in der Stadt Zug in der Schweiz Quellenangabe BearbeitenBoris Hagelin Die Geschichte der Hagelin Crypto PDF 9 9 MB Zug im Herbst 1979 aufgerufen im Juni 2012 Boris Hagelin The Story of Hagelin Cryptos PDF 15 3 MB Zug Spring 1981 kleinere Abweichungen von der deutschen Version aufgerufen im Juni 2012Literatur BearbeitenDavid Kahn The Code Breakers The Story of Secret Writing Macmillan USA Reissue 1974 ISBN 0 02 560460 0 Klaus Schmeh Codeknacker gegen Codemacher W3L Verlag Bochum 2007 ISBN 978 3 937137 89 6 Renato Morosoli Hagelin Boris In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten US Patentantrag May 28 1928 Serien N0 281 333 und in Schweden April 21 1928 PDF 846 kB Am 23 Februar 1932 erhielt das US Patent 1 846 105 Gylden Vorschlag C 38 M209 Memento vom 16 Juli 2012 im Internet Archive C 36 Hagelin machine Memento vom 13 Februar 2013 im Webarchiv archive today Einmarsch deutscher Truppen Dossier Le Converter M209 chiffreur dechiffreur franzosisch Memento vom 10 Mai 2015 im Internet Archive Dr Edgar Gretener AG Zurich Elmar Thevessen Peter F Muller Ulrich Stoll Cryptoleaks Wie BND und CIA alle tauschten In zdf de 11 Februar 2020 abgerufen am 27 April 2021 Normdaten Person GND 1123755086 lobid OGND AKS LCCN n2017006255 VIAF 8031148523918020970000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hagelin BorisALTERNATIVNAMEN Hagelin Boris Caesar Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG schwedischer Unternehmer und KryptographGEBURTSDATUM 2 Juli 1892GEBURTSORT AdschikentSTERBEDATUM 7 September 1983STERBEORT Zug Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Boris Hagelin amp oldid 219060398