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Der Bohnenkonig engl bean king frz roi de la feve le roi boit katalanisch tortell de Reis 1 spanisch roscon de Reyes bezeichnet den seit dem Spatmittelalter quellenmassig fassbaren Brauch am Dreikonigstag oder dessen Vorabend einen Konig zu wahlen und fur einen Tag lang gemeinschaftlich sein Konigreich zu begehen 2 Dreikonigskuchen Schweiz 2006 mit eingebackener Kunststofffigur Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 3 Gegenwart 4 Kunstgeschichte 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDer Name Bohnenkonig ist junger als das Phanomen das er bezeichnet er reicht im Deutschen nur bis ins 16 Jahrhundert zuruck und wird erst im 18 Jahrhundert allgemein Die Erscheinungsformen der rituellen Konigsfeier am Dreikonigstag sind regional und sozial unterschiedlich in ihrem Zentrum steht aber immer der durch Wahl oder haufiger durch Los ermittelte Konig Eines der verbreiteten Losverfahren besteht in der Verteilung eines Kuchens in den eine Bohne eingebacken ist Demjenigen in dessen Kuchenstuck sich die Bohne befindet fallt damit das Konigsamt zu daher der Name Bohnenkonig Fruher gebrauchte man daneben eine Reihe anderer Losverfahren wie etwa geschriebene oder gedruckte Loszettel die es erlaubten neben dem Konig noch weitere Hofamter zu erlosen Es folgt ein gemeinsamer Umtrunk wobei der Festgesellschaft regelmassig die Aufgabe zukommt mit der Wendung Der Konig trinkt zu akklamieren sobald der Konig das Glas erhebt Im Franzosischen ist der charakteristische Ruf namengebend geworden le roi boit Neben familiaren Auspragungen des Brauches gab es stadtische und hofische Grossformen die eine Reihe weiterer Ritualelemente integrierten wie Prozessionen Gottesdienste und Belustigungen aller Art Geschichte BearbeitenDie altere Volkskunde sah im Bohnenkonig einen Erben der romischen Saturnalien und folgte damit einer historischen Herleitung die sich im 17 Jahrhundert durchsetzte Neuere Ansatze bestreiten eine solche Kontinuitat oder verweisen jedenfalls auf deren Unbeweisbarkeit angesichts einer Lucke in der Uberlieferung zwischen Spatantike und Hochmittelalter die von den letzten Erwahnungen der romischen Saturnalien im 5 Jahrhundert bis zum ersten Beleg eines Bohnenkonigs im 13 Jahrhundert reicht mithin achthundert Jahre umfasst Seit dem 14 Jahrhundert trat der Bohnenkonig als verbreitetes Phanomen in West und Teilen Mitteleuropas in Erscheinung Dabei kennzeichnet den Brauch eine breite Akzeptanz uber alle sozialen Schranken hinweg sie reichte vom Franzosischen Konigshof bis zu fruhneuzeitlichen Siechenhausern umfasste Kloster Stadte Zunfte Bauern Studenten Schuler Sie alle wahlten ihren eigenen Konig oder ihre Konigin Bis ins 18 Jahrhundert hinein blieb das Ritual an das Epiphaniefest gebunden und wurde von den Zeitgenossen als eine Begehensweise des kirchlichen Festtages verstanden in Anknupfung an die Idee des Konigtums Christi Infolge der Reformation wurde die Angemessenheit des Bohnenkonigs als Festritual Gegenstand der konfessionellen Auseinandersetzung Mit der Aufklarung ging der gedankliche Zusammenhang zum 6 Januar vielfach verloren an seine Stelle trat zumal im 19 Jahrhundert eine Karnevalisierung des Rituals die den Konig als narrische Gestalt und Exponenten einer auf Zeit verkehrten Welt begriff Am Beginn des 20 Jahrhunderts war der Brauch im deutschen Sprachraum bis auf einige Gebiete an Mosel und Rhein weithin erloschen Gegenwart BearbeitenDie Gegenwart kennt den Bohnenkonig vor allem als franzosische Tradition daneben ist er in der Schweiz sehr verbreitet In Frankreich und Teilen der uberseeischen Frankophonie z B Quebec New Orleans und in Katalonien steht dabei traditionell der Bohnenkuchen im Mittelpunkt der Feier die Bohnen werden regelmassig durch seit dem 19 Jahrhundert massenhaft aufkommende Porzellanfigurchen ersetzt die mittlerweile ein eigenes Sammelgebiet darstellen Die Popularitat des Bohnenkonigs in der Schweiz verdankt sich vor allem den Bemuhungen des Kulturhistorikers Max Wahren der den Brauch Ende der 1950er Jahre mit Unterstutzung des Schweizerischen Backer und Konditorenverbandes erfolgreich propagierte Im ubrigen Europa sind Bohnenkonige heutzutage eher lokale Erscheinungen in Deutschland pflegen den Brauch vor allem noch oder wieder einzelne Korporationen wie Karnevalsvereine Speyer oder die Freunde Kants und Konigsbergs In Frankfurt am Main treffen sich seit 1898 Spitzen des ortlichen Finanz und Wirtschaftslebens zu einer Bohnenrunde 3 Kunstgeschichte Bearbeiten nbsp Jacob Jordaens Das Fest des Bohnenkonigs Kunsthistorisches Museum WienDer Bohnenkonig hat eine reiche ikonographische Tradition hervorgebracht Es sind zwei Darstellungsweisen zu unterscheiden Die eine der beiden ist alter und weniger haufig sie stellt den Bohnenkuchen in den Mittelpunkt der feiernden Gesellschaft Ein entsprechendes Bild ist bereits im Stundenbuch Adelaides von Savoyen aus dem 14 Jahrhundert zu finden die wohl bekannteste Version des Typus stammt von Jean Baptiste Greuze heute im Musee Fabre in Montpellier Die andere Darstellungsweise wird im 16 Jahrhundert durch ein vielfach kopiertes Werk Martens van Cleve popular Sie zeigt stets den charakteristischen Augenblick da der Konig das Glas erhebt und die Festgesellschaft Der Konig trinkt ruft Eine Reihe von Kunstlern beider Niederlande greift das Sujet auf unter ihnen Jacob Jordaens Jan Steen Jan Miense Molenaer und Richard Brakenburgh Der trinkende Konig wird damit zu einem der beliebtesten Genremotive des 17 Jahrhunderts uberhaupt Bekannte Darstellungen von Jordaens hangen heute unter anderem in St Petersburg Eremitage ca 1638 Brussel Koninklijk Museum voor Schone Kunsten Kassel Staatliche Kunstsammlungen Paris Louvre und Wien Kunsthistorisches Museum ca 1645 Literatur BearbeitenDominik Fugger Das Konigreich am Dreikonigstag Eine historisch empirische Ritualstudie Schoningh Paderborn 2007 ISBN 978 3 506 76404 1 Nikolaus Grass Royaumes et Abbayes de la Jeunesse Konigreiche und Abteien der Jugend In Louis C Morzak und Markus Escher Hrsg Festschrift fur Louis Carlen zum 60 Geburtstag Schulthess Zurich 1989 ISBN 3 7255 2710 5 S 411 459 Marc Jacobs King for a Day Games of Inversion Representation and Appropriation in Ancient Regime Europe In Gita Deneckere Hrsg Mystifying the Monarch Studies on discourse power and history University of Chicago Press Chicago 2006 ISBN 978 1 4294 5462 9 S 117 137 Dieter Jurgen Leister Der Konig trinkt Das Celler Bohnenfest von Jacob Jordaens und seine Verwandten Sonderausstellung vom 19 Juni bis zum 31 August 1955 im Bomann Museum Celle Bomann Museum Celle 1955 Claudia Schnitzer Konigreiche Wirtschaften Bauernhochzeiten Zeremonielltragende und unterwandernde Spielformen hofischer Maskerade in Jorg Jochen Berns Thomas Rahn Hrsg Zeremoniell als hofische Asthetik in Spatmittelalter und Fruher Neuzeit Fruhe Neuzeit Bd 25 Tubingen 1995 S 280 331 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bohnenkonigfest Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Tortell de Reis dt Konigskuchen ist die katalanische Bezeichnung fur einen gemeinschaftlich zu essenden kandierten Hefezopf mit eingebackener Bohne und eingebackenem Konig Das Familienmitglied das die Bohne in seinem Stuck Kuchen findet muss im Folgejahr den Tortell besorgen Vgl Tortell de Reis Norbert Golluch Das Buch der zu Unrecht vergessenen Brauche Vom Recht der ersten Nacht bis zum Duell 1 Auflage Riva Munchen 2020 ISBN 978 3 7423 1338 6 Bohnenkonig S 29 184 S In weiten Teilen Europas wurde etwa ab dem 14 Jahrhundert am Vorabend des Dreikonigstages also am 6 Januar ein Konig fur einen Tag bestimmt der mit Gefolge und unter allen monarchistischen Ehren Hof hielt etwa im 18 Jahrhundert wurde die Bohne in einen Kuchen eingebacken oder in einer anderen Speise versteckt und das Konigsamt ubernahm derjenige der sie fand Borsen Zeitung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohnenkonig amp oldid 223355574