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Die Biostratinomie auch Biostratonomie ist die Lehre von der Einregelung und Anordnung der Fossilien im Gestein Sie umfasst alle Vorgange am Individuum vom Absterben bis zur endgultigen Einbettung in das Sediment Die Lehre wurde von Johannes Weigelt begrundet der daruber schon 1919 veroffentlichte und unter diesen Aspekten Fossilien im Kupferschiefer und in der Braunkohle des Geiseltals aufnahm 1 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Wichtige biostratinomische Gesichtspunkte 3 Methoden der Biostratinomie 3 1 Kausalanalyse 3 2 Auszahlung von Haufigkeiten von Fossilien 3 3 Logischer Ruckschluss 4 EinzelnachweiseEinleitung BearbeitenFossilien konnen nur entstehen wenn Korper Korperteile oder Spuren der Organismen nicht zerstort werden Das ist bei der Einbettung oft gegeben nicht aber wenn der Organismus an der Erdoberflache verbleibt Abgestorbene Korper bleiben also langfristig nur erhalten wenn sie durch die Einbettung in Sedimente wie Sand Morast oder Eis vor der Zerstorung durch Aasfresser und physikalische Krafte geschutzt sind Dabei ist zu unterscheiden ob die Einbettung autochthon das heisst an Ort und Stelle oder allochthon nach einem mehr oder weniger weiten postmortalen Transport zum Fossilisationsort erfolgt Autochthon eingelagerte Fossilien liegen in ihrem Lebensraum geborgen uber den die Analyse des umgebenden Gesteins seine Lage in der Schichtfolge usw Aufschluss geben kann Dies ist besonders wichtig weil fur die korrekte palaontologische Einordnung neben der Todesart der Art und Weise der Zerlegung und Einbettung vor allem die Kenntnis der Lebensweise des Tieres und seine Beziehung zu seiner Umwelt wichtig ist Erhaltungsbedingungen fur Wasserbewohner oder fest sitzende Tiere sind in der Regel gunstiger was zu einem haufigeren relativen Aufkommen solcher autochthoner Fossilien fuhrt Allochthone Fossilien weisen oft starke Entstellungen auf die durch beim Transport wirkende Krafte wie Stromungen Schwerkraft Auftrieb durch Verwesungsgase oder Verbiss durch Aasfresser verursacht wurden Sie konnen jedoch seltene Hinweise auf Bewohner von Lebensraumen mit ungunstigen Sedimentationsbedingungen sein wie beispielsweise Gebirgs und Hohenlagen mit starker Erosion und Gerollbildung oder Urwaldgebiete auf Festgestein Also solche Fossilien bei denen die Kadaver nicht an der Stelle eingebettet wurden an der der Organismus starb So entstehen in einem Gebirge beispielsweise kaum Fossilien weil das Gebirge ja der Abtragung unterliegt und meistens nach vielen Millionen Jahren komplett verschwindet Sucht man nach den Lebewesen die Gebirge bewohnen so findet man sie manchmal in ehemaligen Flusslaufen die Wasser aus den Gebirgen transportierten Diese Fossilien zeigen dann ein Bild schwerer Verwustung des Organismus der uber Gerollhange und reissende Sturzbache hinab in die Niederungen getragen wurde um erst dort in Flussschlamm eingebettet zu werden Oft wird der Transport durch lange Zeit bestehende Mechanismen wie z B starke Fluss Stromungen oder Sturzbache in Gebirgsregionen verursacht wodurch sich uber die Zeit hinweg viele Kadaver auf einem eng umrissenen Areal ansammeln konnen Solche Aufkommen bezeichnet man als Thanatocoenosen Grabgemeinschaften Sie sind von ausserordentlichem wissenschaftlichen Wert weil sie zahlreiche verschiedene Arten aus einer gemeinsamen Zeit beherbergen also wie eine Gruppenfotografie betrachtet werden konnen Man bekommt dann einen Uberblick uber die Arten die gemeinsam gelebt haben Wichtige biostratinomische Gesichtspunkte BearbeitenDie Anordnung der Knochen im Gestein Nicht immer erhalten sich die Knochen in jener Anordnung in der sie im Skelett zueinander standen kompakte Fundstucke kommen eher selten vor Vor allem in allochthonen Thanatocoenosen treten vor und wahrend der Einbettung Entmischungen auf wobei Leichenbestandteile nach Form Gewicht und Harte sortiert und verlagert werden konnen Bei dieser Frachtsonderung spielen zahlreiche Faktoren eine Rolle unter denen die Transportbedingung und der Tierfrass an Land sowie unterschiedliche Schwebefahigkeit das Lebensalter oder die Stromungsverhaltnisse bei Wasserbewohnern wichtig sind Die Diagenese verfahrt dann mit den unterschiedlichen Teilen auf unterschiedliche Weise Besonders unubersichtlich sind Fundstatten die nach einer vorubergehenden Konservierung erneut aufgedeckt verandert und wieder eingebettet wurden Haufig sind Fundstatten anzutreffen in die selektiv bestimmte Knochen geregelt eingebettet wurden Rippen oder Zahne in grosser Anzahl Einschrittselektion fuhrte hierbei zum gezielten Ansammeln bestimmter Formen und Gewichte oft in geregelter Anordnung die Ruckschlusse auf Einbettungsverhaltnisse zulassen Muschel und Schneckengehause werden hierbei vom Wasserstrom nach dynamischen Gesetzmassigkeiten ausgerichtet Man spricht dann in Abhangigkeit von der Drehachse von Einkippung bzw Einsteuerung des Materials in die Fundstatte In Alaska waren um die Jahrhundertwende Mammuthaare die von Eismumien stammten in Flussen so haufig dass sie beim Goldschurfen storten Dort wo sie sich ansammeln konnten sie erneut eingebettet werden und endgultig fossilisieren Oftmals entdecken Fossiliensammler unuberschaubare Knochenansammlungen die in einer Mammut Arbeit ausgewertet verglichen und sortiert werden mussen Wie bei der Ausgrabung prahistorischer menschlicher Siedlungen muss darum bei der Bergung fossiler Lagerstatten besondere Sorgfalt walten um moglichst wenig Informationen durch Unachtsamkeit zu verlieren Methoden der Biostratinomie BearbeitenDie Methoden der Biostratinomie sind eng mit denen der Fossilisationslehre verbunden und weit gefachert aus den angrenzenden Disziplinen entnommen Biochemie Biophysik Chemie Geologie usw Eine eigenstandige Methode ist die Kausalanalyse Kausalanalyse Bearbeiten Kausalanalyse der Entstehung eines Fossils Hierbei werden nach plausiblen Gesichtspunkten samtliche verfugbaren Informationen uber das Fossil die Umweltbedingungen bei seinem Tode die Gesteinsart usw ausgewertet und in kausale Zusammenhange gebracht Es entsteht so eine Geschichte des Fossils Auszahlung von Haufigkeiten von Fossilien Bearbeiten Zahlreiche oder gut erhaltene Nachweise im Gestein lassen jedoch nur bedingt Schlusse auf Individuen oder Artenreichtum der betreffenden Organismengruppe zu Aus einem ergiebigen Aufkommen in dem viele Individuen einer Art gefunden werden kann nicht der Schluss gezogen werden die betreffende Art sei in ihrer Zeit sehr individuenreich gewesen Umgekehrt kann es auch sein dass haufig vorkommende Arten selten oder uberhaupt nicht fossil uberliefert sind Die Wahrscheinlichkeit mit der Bewohner unterschiedlicher Lebensraume fossil eingelagert werden variiert mit den Umweltbedingungen denen das Tier zu Lebzeiten ausgesetzt ist Hierin wird ein grosser Nachteil der Fossilienkunde sichtbar der mit morphologischen Methoden wie der Beschreibung und dem Vergleich von Bauplanen nicht ausgeglichen werden kann Unter Umstanden zeugen seltene Nachweise eines morphologischen Typus von relativ grossen und bedeutenden Populationen gar von Arten die eine zentrale Rolle in der spateren Stammesgeschichte spielten siehe auch Missing Link Es ist auch sehr wahrscheinlich dass von sehr vielen Arten die lokal auftraten oder nur kurzzeitig existierten niemals ein Beleg gefunden wird weil die fur ihren Nachweis erforderlichen Gesteinsschichten in tiefen geologischen Formationen verborgen liegen oder bereits durch exogene Krafte zerstort wurden Manche Teile ehemaliger Land oder Ozeanboden liegen zudem tief im Erdinneren verborgen wo sie langsam aufgeheizt und aufgeschmolzen zumindest aber lithologisch verandert werden Fossilien die dort befindlich sind gehen fur immer verloren und es gibt nichts was sie zuruckholen konnte Statistische Hochrechnungen in die zahlreiche plausible Uberlegungen einbezogen werden mussen konnen hier nur Aufschluss daruber bringen wie gross die jeweilige Uberlieferungslucke sein mag die wir aber nicht schliessen werden Logischer Ruckschluss Bearbeiten Obwohl der fossile Fotograf sehr unkonzentriert ist leichte Motive bevorzugt und sich weder um deren Bedeutung kummert noch Wert auf Vollstandigkeit seiner Fotoalben legt ist es moglich durch Ruckschlusse Brucken zu schlagen Ihr Nachweis ware durch Ruckschluss aufgrund verfugbarer Informationen uber ihre Vorfahren oder Nachkommen moglich die zufallig wieder fotografiert wurden Vielleicht hat es in der Erdgeschichte ganze Organismengruppen gegeben von denen wir niemals Kenntnis erlangen weil keine fossilen Belege bekannt werden konnen Wir konnen aber dennoch sagen dass es diese Organismengruppen gegeben haben muss weil sie Vorfahren und Nachkommen hatte also nicht im absoluten Sinn ausgestorben sind Einzelnachweise Bearbeiten Wagenbreth Geschichte der Geologie in Deutschland Springer Spektrum 1999 S 187 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biostratinomie amp oldid 221011096