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Biopterin ist eine heterocyclische Verbindung die als Redox Cofaktor im Stoffwechsel bedeutsam ist Das wesentliche Strukturmerkmal ist ein heterocyclisches Pteridin Ringsystem damit ist es ein Derivat des Pterins StrukturformelStrukturformel von L erythro BiopterinAllgemeinesName BiopterinAndere Namen 2 Amino 6 L erythro 1 2 dihydroxypropyl 3H pteridin 4 on 1 R 2 S 2 Amino 6 1 2 dihydroxypropyl 1H pteridin 4 on 2 Amino 6 1 2 dihydroxypropyl pteridin 4 olSummenformel C9H11N5O3Kurzbeschreibung blassgelbe Kristalle 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 22150 76 1EG Nummer 244 807 8ECHA InfoCard 100 040 719PubChem 135403659Wikidata Q408256EigenschaftenMolare Masse 237 22 g mol 1Schmelzpunkt 250 280 C Zers 1 R 2 S Form 1 gt 300 C 1 R 2 R Form 1 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 2 AchtungH und P Satze H 315 319 335P 261 305 351 338 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Biochemisch wird Biopterin durch Oxidation von Tetrahydrobiopterin mit GTP gebildet 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Eigenschaften 2 1 Isomerie 3 Synthesen 4 Analytik 5 Biologische Bedeutung 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Verbindung wurde in den 1950er Jahren von vier Forschergruppen in verschiedenen Quellen entdeckt In den USA isolierte eine Arbeitsgruppe der Lederle Laboratories einer Abteilung der American Cyanamid Company aus 4000 Litern menschlichem Harn durch Adsorption an Aktivkohle Gegenstromverteilung und Chromatographie ca 20 Milligramm einer Substanz welche in einem biologischen Test das Wachstum der Protozoe Crithidia fasciculata forderte E L Patterson nannte sie Biopterin und leitete aus Abbauversuchen die Strukturformel ab 4 5 Unabhangig davon berichteten im selben Jahr H S Forrest und H K Mitchell vom California Institute of Technology Pasadena dass sie die Substanz neben anderen Pteridinen aus der Fruchtfliege Drosophila melanogaster Wildtyp isoliert hatten Sie machten denselben Strukturvorschlag 6 Am Chemischen Institut der Universitat Zurich hatten Max Viscontini und Mitarbeiter die Substanz dort BH2 genannt ebenfalls in Drosophila melanogaster entdeckt 7 8 Schliesslich fanden am Max Planck Institut in Munchen Adolf Butenandt und Heinz Rembold Biopterin im Weiselzellenfuttersaft Gelee royale der Honigbiene Apis mellifica 9 In der Folgezeit wurde Biopterin noch in zahlreichen Organismen nachgewiesen sein Vorkommen ist ubiquitar was aus seiner biochemischen Funktion siehe unten verstandlich ist Eigenschaften BearbeitenBiopterin bildet kleine gelbe Kristalle von spharischem Habitus die beim Erhitzen auf 250 bis 280 C ohne zu schmelzen verkohlen In Wasser sind sie massig loslich besser jedoch sowohl in verdunnter Salzsaure als auch in verdunnter Natronlauge Die Losungen fluoreszieren im UV Licht Im Polarimeter bewirken sie eine Linksdrehung der Ebene des polarisierten Lichtes zeigen also optische Aktivitat Isomerie Bearbeiten Das Molekul ist chiral die beiden Kohlenstoffatome der Seitenkette mit den HO Resten sind Chiralitatszentren In diesem Fall sind vier Stereoisomere moglich RR SS RS SR nach der Cahn Ingold Prelog Konvention Diese lassen sich auch als zwei Paare von Diastereomeren definieren welche die erythro bzw threo Konfiguration aufweisen in Analogie zu den Kohlenhydraten Erythrose und Threose Naturlich vorkommendes Biopterin L erythro Biopterin hat die 1R 2S Konfiguration Weitere Isomere sind 1S 2S oder L threo Biopterin bzw Orinapterin 10 1R 2R oder D threo Biopterin bzw Dictyopterin 11 1S 2R oder D erythro Biopterin 12 Synthesen BearbeitenDie geringe Menge des Biopterins naturlichen Ursprungs erlaubte es den Entdeckern damals nicht die Konfiguration der isolierten Verbindung zu bestimmen Zur Aufklarung musste daher Biopterin aus einem Baustein im Chiral Pool synthetisiert werden dessen Konfiguration feststand Dieser wurde in der Klasse der Kohlenhydrate Monosaccharide gefunden So synthetisierten Patterson et al das Pterin aus L Rhamnose oder dem chemisch modifizierten L Arabinose Derivat 5 Desoxy L arabinofuranosid und 2 4 5 Triamino 3 4 dihydropyrimidin 4 on oft nach seinem Tautomeren 2 4 5 Triamino 4 hydroxypyrimidin oder besser 2 4 5 Triaminopyrimidin 4 ol genannt L Arabinose besitzt an den Kohlenstoffatomen C 3 und C 4 die erythro Konfiguration welche folglich auch in dem Derivat und schliesslich der Seitenkette des Biopterins C 1 C 2 vorliegen musste 5 Die Konfiguration ist 1 S 2 R erythro nbsp Synthese von L erythro Biopterin nach Patterson Reaktion von 2 4 5 Triamino 3 4 dihydropyrimidin 4 on mit 5 Desoxy L arabinofuranosid Der erste Reaktionsschritt ist zweifellos die Bildung eines N Glycosids und Azomethins Schiffsche Base Imin Da diese sowohl mit der Aminogruppen an C 4 als auch an C 5 gebildet werden konnen entstehen Stellungsisomere im Bild ist nur eines gezeigt Die weiteren Schritte welche eine Dehydrierung beinhalten sind unklar eine Amadori Umlagerung wurde diskutiert Da diese Kondensationsreaktion jedoch nicht selektiv war und eine schlechte Ausbeute ergab wurden weitere Synthesen entwickelt Aus D Xylose wurde auch das D threo Diastereomer erhalten welches keine wachstumsfordernde Wirkung auf Crithidia fasciculata zeigte 13 Viscontini und Mitarbeiter optimierten die Synthese aus 5 Desoxy L arabinofuranosid in mehreren Arbeiten 14 15 Fur dieses Schlussel Intermediat wurde spater ein neuer Weg aus L Weinsaure gefunden 16 Auch D Ribose kann als Ausgangsmaterial verwendet werden 17 Weitere Synthesen sind bei 16 zitiert Analytik BearbeitenZur qualitativen und quantitativen Bestimmung in biologischem Untersuchungsgut eignet sich nach adaquater Probenvorbereitung die Kopplung der HPLC mit der Massenspektrometrie oder der Fluoreszenzdetektion 18 Biologische Bedeutung BearbeitenBiopterin genauer das sich daraus ableitende Redoxpaar 7 8 Dihydrobiopterin 5 6 7 8 Tetrahydrobiopterin letzteres auch BH4 abgekurzt spielt als Cofaktor eine wichtige Rolle im Stoffwechsel Im Gegensatz zu den Pteridin Abkommlingen Folsaure und Riboflavin kann es jedoch vom menschlichen Korper selbst synthetisiert werden und ist somit nicht essentiell Nur die Tetrahydroform des Biopterins ist biologisch aktiv Besondere Bedeutung kommt dem Biopteridin Redoxsystem bei der Oxidation aromatischer Ringe zu Eine solche Oxidation findet z B bei der Biosynthese der Aminosaure Tyrosin aus Phenylalanin durch die Phenylalaninhydroxylase bei der Synthese von Catecholaminen im Schritt der Oxidation des Tyrosins zur L DOPA durch die Tyrosinhydroxylase oder bei der Serotonin Biosynthese im Schritt der Oxidation des Tryptophans zum 5 Hydroxytryptophan durch die Tryptophanhydroxylase statt Eine Besonderheit dieser Oxidationen ist dass sie die Gegenwart molekularen Sauerstoffs erfordern siehe auch Abbildung zuunterst Storungen im Biopterin Stoffwechsel fuhren aufgrund der Bedeutung fur den Metabolismus aromatischer Aminosauren u a zu sogenannten atypischen Phenylketonurien Die Stickstoffmonoxid Synthase NOS die uber mehrere Stufen Arginin zu Stickstoffmonoxid NO und Citrullin oxidiert und die Alkylglycerol Monooxygenase AGMO die Etherlipide spaltet sind ebenfalls tetrahydrobiopterinabhangig 19 Das Redoxsystem Dihydrobiopterin Tetrahydrobiopterin ist vergleichsweise komplex man betrachte dazu beispielsweise die Redoxsysteme der Cofaktoren NAD oder FAD Fur die Regeneration der oxidierten aus der reduzierten Form sorgt ein eigenes Enzymsystem die Pterin 4a carbinolamin Dehydratase EC 4 2 1 96 und die Dihydropteridin Reduktase EC 1 5 1 34 Die folgende Abbildung versinnbildlicht den zugehorigen Zyklus nbsp Schema des Redoxsystems 5 6 7 8 Tetrahydrobiopterin 1 4a Hydroxytetrahydrobiopterin 2 und 6 7 Dihydrobiopterin 3 Eine Tetrahydrobiopterin abhangige Monooxygenase A hydroxyliert einen Aromaten wodurch 4a Hydroxytetrahydrobiopterin entsteht Dieses wird zu 6 7 Dihydrobiopterin unter Abspaltung von Wasser umgesetzt was eine 4a Hydroxytetrahydrobiopterin Dehydratase B katalysiert Die 6 7 Dihydropteridin Reduktase C schliesslich ermoglicht die NAD P H abhangige Umwandlung von 5 6 7 8 Tetrahydrobiopterin und 6 7 Dihydrobiopterin Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Biosynthese von Biopterin ausgehend von GTP Lern und LehrmaterialienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Eintrag zu Biopterin In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 5 Dezember 2011 a b Datenblatt 6 Biopterin bei Sigma Aldrich abgerufen am 8 November 2016 PDF Eintrag zu Pteridine In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 24 Mai 2014 E L Patterson H P Broquist Alberta M Albrecht M H von Saltza E L R Stokstad A new Pteridine in Urine required for the Growth of the Protozoon Crithidia fasciculata In J Amer Chem Soc 77 1955 S 3167 3168 doi 10 1021 ja01616a096 a b E L Patterson M H von Saltza E L R Stokstad The Isolation and Characterization of a Pteridine Required for the Growth of Crithidia fasciculata In J Amer Chem Soc 78 1956 S 5871 5873 doi 10 1021 ja01603a044 H S Forrest H K Mitchell In J Amer Chem Soc 77 1955 S 4865 M Viscontini E Loeser P Karrer E Hadorn Fluoreszierende Stoffe aus Drosophila melanogaster In Helv Chim Acta 38 1955 S 2034 2035 doi 10 1002 hlca 19550380744 M Viscontini E Loeser P Karrer Fluoreszierende Stoffe aus Drosophila melanogaster Isolierung und Eigenschaften des Pteridins HB2 In Helv Chim Acta 41 1958 S 440 446 doi 10 1002 hlca 660410215 A Butenandt H Rembold The royal jelly of the honey bee II Isolation of 2 amino 4 hydroxy 6 1 2 dihydroxypropyl pteridine In Hoppe Seyler s Zeitschrift fur physiologische Chemie Band 311 Nummer 1 3 1958 S 79 83 PMID 13548912 doi 10 1515 bchm2 1958 311 1 79 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu L threo Biopterin CAS Nummer 13039 82 2 PubChem 135738580 ChemSpider 13628150 Wikidata Q27144825 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu D threo Biopterin CAS Nummer 13019 52 8 PubChem 135909519 Wikidata Q57742483 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu D erythro Biopterin CAS Nummer 13039 62 8 PubChem 135449517 DrugBank DB03886 Wikidata Q41793745 M Viscontini H Raschig In Helv Chim Acta 41 1958 S 108 M Viscontini R Provenzale In Helv Chim Acta 52 1969 S 1225 B Schircks J H Bieri M Viscontini In Helv Chim Acta 68 1985 S 1639 Dort sind weitere Synthesen der Zurcher Gruppe angegeben a b Anne Marie Fernandez Lucette Duhamel Total Synthesis of l Biopterin from L Tartaric Acid via 5 Deoxy L arabinose In J Org Chem 61 1996 S 8698 8700 doi 10 1021 jo961426s K Mori H Kikuchi In Liebigs Ann Chem 1989 S 1267 Guibal P Leveque N Doummar D Giraud N Roze E Rodriguez D Couderc R Billette De Villemeur T Moussa F Simultaneous determination of all forms of biopterin and neopterin in cerebrospinal fluid ACS Chem Neurosci 2014 Jul 16 5 7 533 41 PMID 24650440 doi 10 1021 cn4001928 E R Werner N Blau B Thony Tetrahydrobiopterin biochemistry and pathophysiology In The Biochemical journal Band 438 Nummer 3 September 2011 S 397 414 doi 10 1042 BJ20110293 PMID 21867484 Review Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Biopterin amp oldid 231458796