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Die Bijagos oder Bissagos Eigenbezeichnung Bijuga Alternativnamen Bidjogo Bijago Bijao Bijogo Bijougot Budjago Bugago sind ein westafrikanisches Volk von etwa 33 000 Menschen die den Bissagos Archipel vor der Kuste von Guinea Bissau bewohnen Der Begriff Bissagos wird vornehmlich fur die Inselgruppe verwendet Bijago mehr in der portugiesischen Literatur wahrend Bijogo in der Literatur anderer Herkunft vorherrscht 1 Karte des Bissagos ArchipelsInhaltsverzeichnis 1 Sprache 2 Kultur und Wirtschaft 3 Religion 4 Geschichte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSprache Bearbeiten Hauptartikel Bidyogo Die Bijagos sprechen eine Atlantische Sprache die als einzige dieser Sprachfamilie aufgrund ihrer isolierten Entstehung weder dem nordlichen noch dem sudlichen Zweig zugeordnet wird Diese Zuordnung hat aber mehr geographische Ursachen linguistisch gehort die Sprache eher den Benue Kongo Sprachen an 2 Viele Bijago sprechen daneben auch Kreol und Portugiesisch Kultur und Wirtschaft Bearbeiten nbsp Bijago FrauenDer osterreichische Ethnologe Hugo Bernatzik beschrieb die Inselbewohner 1934 als konservative tapfere verschlossene vollkommen ehrliche fleissige und hofliche Menschen Als erster europaischer Wissenschaftler erforschte er mit Hilfe der Pilotin Elly Beinhorn die Bissagos Inseln Die Ortschaften der Bijagos liegen im Inneren der Inseln da die Kusten immer gefahrdet waren Alle landwirtschaftlichen Nutzflachen sind Gemeineigentum Auf den Inseln Bubaque Bolama und Caravela wohnen die meisten Menschen Die Bijagos betrachten die unbewohnten Inseln als heiligen Boden und Gemeinbesitz weshalb dort niemand leben darf Erlaubt ist allerdings die Kultivierung des Bodens 3 Sie leben in dorflichen Gemeinschaften in Lehmhausern mit Strohdachern und betreiben Subsistenzwirtschaft In Palmenhainen wird wahrend der Regenzeit Reis angebaut auch die Fischerei ist von grosser Bedeutung Die Bijagos sind das einzige Volk Guinea Bissaus das traditionell einer matriarchale Gesellschaftsstruktur folgt Die Frau ist Oberhaupt der Familie und wahlt ihren Ehepartner selbst aus Zumindest fruher konnte sie mit zwei Mannern gleichzeitig verheiratet sein Die traditionelle Lebensweise gibt es unter anderem noch auf den Inseln Canhabaque und Orango 4 Als einzige Ethnie in Guinea Bissau beschneiden die Bijagos ihre Kinder nicht 5 Religion BearbeitenNoch heute ist die animistische Lokalreligion mit ihren Initiationsriten und heiligen Platzen der wichtigste Glaube der Bijagos Trotz einer starken Christianisierung heute sind rund 15 Christen haben die Bijagos ihren Schopferkult mit Geistern in Natur und unbelebten Gegenstanden beibehalten Figuren werden als in Sitz von Gottheiten betrachtet Die Figuren dienen als zentrales Objekt von Zeremonien als Beschutzer der Haushalte gegen Fluche und als Heiler Sie werden an besonderen Stellen im Haus aufgestellt und es werden ihnen Opfer gebracht Der islamische Einfluss spiegelt sich mehr in der Kultur als in der Ausubung der konkreten Religion wider Geschichte Bearbeiten nbsp Bijagos vor einem Termitenhugel um 1890 Erstmals erwahnt wurden die Bijagos vom portugiesischen Seefahrer Pedro da Cintra 1456 6 Schon vor der Zeit der Entdeckungen hatten die Bijagos eine zentrale Rolle im westafrikanischen Handel und unterhielten eine starke Flotte aus grossen hochseetauglichen Kanus die bis zu 70 Manner fassen konnten 7 Dies ermoglichte es ihnen 1535 die Portugiesen von der Eroberung der Inseln abzuhalten 8 Mitte des 17 Jahrhunderts schwachten sich die Auseinandersetzungen mit den Portugiesen ab und eine rege Handelsbeziehung begann 9 Im 16 17 Jahrhundert betatigten sich die Bijagos erfolgreich als Sklavenjager und handler wurden aber von den Portugiesen teilweise auch selbst als Sklaven verschleppt Als Sklaven waren sie allerdings bekannt fur ihr Rebellentum 10 Auch Briten Niederlander Franzosen und Spanier frequentierten haufig die Umschlagplatze fur den Sklavenhandel 11 Mit den erbeuteten weiblichen Sklaven erbrachten Frauen laut europaischen Beobachtern bald die gesamte produktive Arbeit des Volkes 12 da die Manner fast ausschliesslich in Sklavenjagd und handel tatig waren 13 Bei europaischen Gutern waren die Bijagos lediglich an Waffen Eisen und Brandy interessiert 14 Die Piratenuberfalle der Bijagos auf die Festlandkuste gingen ab den 1630ern zuruck da dort Forts errichtet und auch Gegenangriffe lanciert worden waren 15 Die Bijagos organisierten sich dezentral mit militarisch starken lokalen Herrschern die immer wieder Uberfalle auf die Kuste des Festlandes unternahmen ohne gemeinsame Monarchie oder Staat Wahrend auf Bubaque Roxa und Orango Grande eine gottliche Konigswurde vererbt wurde wurden auf den ubrigen besiedelten Inseln Hauptlinge gewahlt Zusatzlich gab es noch geheime Hauptlinge die Priesterinnen 6 Auch ein britischer Siedlungsversuch Ende des 18 Jahrhunderts scheiterte an ihrem Widerstand 11 Isolierte Lage und dezentrale Organisation verbunden mit gemeinsamen religiosen Uberzeugungen ermoglichten es ihnen lange Zeit ihre Unabhangigkeit und Identitat zu bewahren 6 Ihr kriegerisches Leben und religiose Uberzeugungen erleichterten den Widerstand gegen militarischen und sozio kulturellen Druck von aussen Seit 1870 unternahm Portugal verstarkt Anstrengungen die Inseln unter seine Kontrolle zu bringen aber erst in den 1920ern wurden die Inseln pazifiziert und 1936 wurde der letzte Aufstand der Bijagos niedergeschlagen 7 Alle Schmiede wurden als Waffenproduzenten getotet 16 Daraufhin wurden die Inseln endgultig an die Kolonie Portugiesisch Guinea angegliedert Die Kolonialherren errichteten ein System von Zwangsarbeit 17 fur die ungebundenen Bijagos besonders katastrophal 6 Der Bissagos Archipel wurde zusammen mit Portugiesisch Guinea 1973 74 zum unabhangigen Guinea Bissau Im 21 Jahrhundert haben die Inseln eine relative Selbstandigkeit von Guinea Bissau erreicht aber die matriarchalen Strukturen erodieren was von Beobachtern auf die christliche Mission zuruckgefuhrt wird 18 Siehe auch BearbeitenOkinca Pampa Herrscherin von Orango 1910 1930 Literatur BearbeitenHugo Adolf Bernatzik Im Reich der Bidjogo Geheimnisvolle Inseln in Westafrika Ullstein Berlin 1960 Christine Henry Grandeur et decadence des marins bijogo In Cahiers d etudes africaines 29 1989 Nr 114 S 193 207 Brandon D Lundy Number 1 Resistance is Fruitful Bijagos of Guinea Bissau In Peace and Conflict Management Working Papers Series Nr 1 Kennesaw State University 2015 S 1 9 Alexandra O de Sousa Defunct Women Possession among the Bijagos Islanders In Heike Behrend Ute Luig Hrsg Spirit Possession Modernity amp Power in Africa James Currey Oxford 1999 S 81 88 Inge Tvedten The difficult transition from subsitence to commercial fishing The case of the Bijagos of Guinea Bissau In Centre for maritime research Hrsg MAST Band 3 1 1990 ISSN 0922 1476 S 119 130 englisch Digitalisat PDF 543 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bijagos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Arquipelago dos Bijagos Guine Bissau PDF portugiesisch Einzelnachweise Bearbeiten History in Africa A journal of method African Studies Association 24 1997 S 185 William Andre Auquier Wilson Guinea Languages of the Atlantic Group Description and internal classification Peter Lang Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 631 55170 7 und R Blench Archaeology language and the African past Rowman Altamira Lanham 2006 ISBN 0 7591 0466 2 S 116 und Bidyogo A language of Guinea Bissau Joao Paulo Madeira Gestao Participativa dos Recursos Naturais no Arquipelago dos Bijagos Participatory Management of Natural Resources in the Bijagos Archipelago Universidade de Cabo Verde Cabo Verde Weltspiegel Guinea Bissau Matriarchat Frauenpower auf Orango 18 September 2022 abgerufen am 2 Januar 2023 Initiationsriten der Bijago a b c d Brandon Lundy Bijogo islanders Speculations on forced migration and identity a b James S Olson The People of Africa An Ethnohistorical Dictionary Greenwood Press Westport 1996 ISBN 0 313 27918 7 S 96 John Kelly Thornton Africa and Africans in the making of the Atlantic world 1400 1800 Cambridge University Press Cambridge 1998 ISBN 0 521 62217 4 S 39 History in Africa A journal of method African Studies Association 24 1997 S 181 Linda A Newson Susie Minchin Hrsg From capture to sale The Portuguese slave trade to Spanish South America in the early seventeenth century Brill Boston 2007 ISBN 90 04 15679 8 S 50 54f 120 und 132 a b Toyin Falola Amanda Warnock Hrsg Encyclopedia of the middle passage Greenwood milestones in African American history Greenwood Westport 2007 ISBN 0 313 33480 3 S 60f John Kelly Thornton Africa and Africans in the making of the Atlantic world 1400 1800 Cambridge University Press Cambridge 1998 ISBN 0 521 62217 4 S 107 Robert O Collins Hrsg Problems in African history The precolonial centuries Topics in world history Markus Wiener Publishers New York 1993 ISBN 1 55876 059 8 S 191f George E Brooks Eurafricans in western Africa Commerce social status gender and religious observance from the sixteenth to the eighteenth century James Currey Publishers Athens Ohio 2003 ISBN 0 85255 489 3 S 290 George E Brooks Eurafricans in western Africa Commerce social status gender and religious observance from the sixteenth to the eighteenth century James Currey Publishers Athens Ohio 2003 ISBN 0 85255 489 3 S 165 Ulrich Schiefer Von allen guten Geistern verlassen Guinea Bissau Entwicklungspolitik und der Zusammenbruch afrikanischer Gesellschaften Institut fur Afrika Kunde im Verbund Deutsches Ubersee Institut Hamburg 2002 ISBN 3 928049 83 6 S 28 Bijagos Archipelago Heiner Hoffmann Matriarchat auf einer Insel vor Guinea Bissau Was ist anders wenn Frauen die Entscheidungen treffen Der Spiegel vom 3 April 2022 Normdaten Sachbegriff GND 4315116 4 lobid OGND Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bijagos amp oldid 229428982