www.wikidata.de-de.nina.az
Als Betriebsverfahren bezeichnet man ein System betrieblicher Regeln und technischer Mittel zur Durchfuhrung von Fahrten mit Eisenbahnfahrzeugen auf einer Eisenbahninfrastruktur 1 Hinsichtlich der Betriebsfuhrung und Sicherung der Zugfahrten gibt es recht unterschiedliche Betriebsverfahren Welches Verfahren angewandt wird hangt von verschiedenen Faktoren ab z B Bedeutung und Frequentierung der Eisenbahnstrecke oder von der Sicherheitsphilosophie des Eisenbahnbetriebes im jeweiligen Land Es gibt Betriebsverfahren deren Schwerpunkt in den betrieblichen Regeln liegen und dabei wenige technische Mittel verwenden Beispiele dafur sind der deutsche Zugleitbetrieb oder das nordamerikanische Betriebsverfahren Timetable and Train Order Andere Betriebsverfahren hingegen legen ihren Schwerpunkt auf technische Hilfsmittel wie z B der Zugmeldebetrieb Die praktischen Ausfuhrungen eines einzelnen Betriebsverfahrens konnen sich erheblich voneinander unterscheiden Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrung 1 1 Klassifizierung von Betriebsverfahren 1 2 Betriebsform 2 Betriebsverfahren in Deutschland 2 1 Zugmeldebetrieb 2 1 1 Besondere Betriebsformen 2 1 1 1 Zugbeeinflussungssysteme 2 1 1 2 Abweichungen vom Regelbetrieb 2 1 1 3 Art der Fahrdienstleitung 2 2 Zugleitbetrieb 3 Betriebsverfahren in Grossbritannien 4 Betriebsverfahren anderer europaischer Lander 5 Betriebsverfahren in Nordamerika 5 1 Nicht signalgefuhrte Betriebsverfahren 5 2 Signalgefuhrte Betriebsverfahren 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenEinfuhrung BearbeitenAlle heutigen betrieblichen Regeln beruhen auf dem Grundsatz der Abstandshaltung Dieser besagt dass zwischen Eisenbahnfahrzeugen ein gewisser Abstand gewahrleistet werden muss um Kollisionen zu verhindern Man unterscheidet zwischen Fahren im Sichtabstand Fahren im Zeitabstand Fahren im RaumabstandHeute dominiert bei der Eisenbahn das Fahren im Raumabstand Ausnahmen hiervon bilden Strassenbahnen und Rangierfahrten die in vielen Fallen auf Sicht gefahren werden Dabei wird einem Zug ein raumlicher Abschnitt z B eine Blockstrecke zur alleinigen Verfugung gestellt Der Abschnitt muss vor der Einfahrt des Zuges frei sein und es muss sichergestellt werden dass von der Erteilung der Fahrerlaubnis an bis der Zug den Abschnitt wieder verlassen hat keine anderen Fahrten im Abschnitt stattfinden Die Organisation welcher Zug welchen Abschnitt zur Verfugung gestellt bekommt bezeichnet man als die Regelung der Zugfolge Klassifizierung von Betriebsverfahren Bearbeiten Zur Klassifizierung verschiedener Betriebsverfahren werden haufig die folgende Punkte betrachtet 2 3 die Art der Erteilung der Zustimmung zur Zugfahrt mittels Signaleinrichtung auch signalgefuhrt genannt mittels mundlicher oder schriftlicher Auftrage auch nicht signalgefuhrt genannt die Struktur der Fahrdienstleitung dezentrale Fahrdienstleitung zentrale FahrdienstleitungDer erste Punkt betrifft hauptsachlich den Aspekt Signalisierung der zweite Punkt wird wesentlich von Art und Weise der Gleisfreiprufung beeinflusst Klassifizierung von verschiedenen Betriebsverfahren Land Betriebsverfahren Fahrerlaubnis durch FahrdienstleitungSignaleinrichtung Mundlicher Schriftlicher Auftrag dezentral zentralDeutschland Zugmeldebetrieb x x 1Zugleitbetrieb x 2 xNordamerika Timetable and Train Order x x 3Track Warrant Control x xDirekt Train Control x xCentralized traffic control x x1 Beim Einsatz moderner Stellwerkstechnik werden Fahrdienstleitungen zunehmend zentralisiert 2 Bei signalisiertem Zugleitbetrieb kann die Fahrerlaubnis auch per Signal erteilt werden 3 Das TTO Verfahren erfordert nicht zwingend eine Fahrdienstleitung Betriebsform Bearbeiten Die Betriebsform ist die Art der Durchfuhrung des Eisenbahnbetriebs innerhalb eines Betriebsverfahrens bei dem die ortlichen Bedingungen hinsichtlich funktionaler Anforderungen und technischer Ausstattungen berucksichtigt werden 4 Von der regularen Betriebsform kann abgewichen werden wenn vorubergehende Anderungen des Betriebsablaufes dies erfordern Dabei wird das Betriebsverfahren beibehalten jedoch andert sich die Betriebsform z B das bevorzugte Gleis Rechtsverkehr Linksverkehr die Art der Traktion Schiebelokomotive mit gesenktem Stromabnehmer fahren die Art der Zugbeeinflussung punktuelle oder durchgehende Uberwachung oder der Zustand der Infrastruktur Bahnanlage mit ortlichem Personal Fernsteuerung von Stellwerken Die Betriebsform nimmt somit immer Bezug auf eine konkrete ortliche Realisierung eines Betriebsverfahrens in einem bestimmten Teilnetz bzw Strecke Bahnhof Beispiele fur unterschiedliche Betriebsformen innerhalb des Betriebsverfahrens Zugmeldebetrieb sind Statt einer dezentralen Fahrdienstleitung ist die Fahrdienstleitung zentral angeordnet Statt einer punktformigen Zugbeeinflussung z B PZB 90 wird eine kontinuierliche Zugbeeinflussung z B LZB ETCS L2 verwendet Statt auf dem rechten Regel Gleis wird auf dem linken Gegen Gleis gefahrenBetriebsverfahren in Deutschland BearbeitenHeute dominieren in Deutschland die beiden Betriebsverfahren Zugmeldebetrieb und Zugleitbetrieb bzw deren abgeleiteten Betriebsformen Der weitaus grosseren Anteil des Zugbetriebs wird heute im Zugmeldebetrieb gefahren Zugmeldebetrieb Bearbeiten Hauptartikel Zugmeldebetrieb In Deutschland wird auf sogenannten voll betriebenen Haupt und Nebenbahnstrecken das Betriebsverfahren Zugmeldebetrieb wie es in der Fahrdienstvorschrift der Deutschen Bahn Ril 408 bzw in der Fahrdienstvorschrift Nichtbundeseigene Eisenbahnen FV NE vorgesehen ist angewandt Beide Fahrdienstvorschriften beruhen auf der in Deutschland gultigen Eisenbahn Bau und Betriebsordnung EBO In 15 Abs 1 EBO ist als Mindestvoraussetzung zur Sicherung der Zugfolge ein Streckenblock fur Hauptbahnen mit besonders dichter Zugfolge vorgesehen Heute gibt es jedoch nur noch wenige Strecken mit besonders geringem Verkehr die im Zugmeldebetrieb ohne Streckenblock betrieben werden Auch bei modernen Stellwerksbauformen wie den Relaisstellwerken oder den Elektronisches Stellwerken wird das Betriebsverfahren Zugmeldebetrieb angewandt jedoch werden die Zugmeldungen dort mithilfe von Zugnummernmeldeanlagen elektronisch durchgefuhrt In modernen Anlagen sind auch Zentralblocke eingerichtet bei denen die Sicherung der Bahnstrecke technisch wie eine Bahnhofsfahrstrasse funktioniert Mit der Zentralisierung der Stellwerke und der Entwicklung von Zugnummernmeldeanlagen werden immer weniger Zugmeldungen ausgetauscht Deshalb wird auch der Begriff des Zugmeldeverfahrens immer weniger haufig eingesetzt Besondere Betriebsformen Bearbeiten Je nach Ortlichkeit unterscheidet sich die Art der Durchfuhrung des Betriebsverfahren Zugmeldebetrieb Einflussfaktoren konnen das jeweils verwendete Zugbeeinflussungssystem sein Abweichungen vom Regelbetrieb Art der Fahrdienstleitung etc Zugbeeinflussungssysteme Bearbeiten Zugbeeinflussungssysteme dienen ausschliesslich der Uberwachung des Zugpersonals und sind als Teil der Betriebsverfahren zu sehen In Deutschland fordert 15 Abs 2 EBO eine Zugbeeinflussung auf Hauptstrecken und Nebenstrecken die mit mehr als 80 km h befahren werden Heute sind fast alle Strecken in Deutschland mit Zugbeeinflussungssystemen ausgerustet Derzeit werden folgende Zugbeeinflussungssysteme eingesetzt Punktformige Zugbeeinflussung Indusi Linienzugbeeinflussung LZB European Train Control System ETCS Am weitesten verbreitet ist die Punktformige Zugbeeinflussung Mit einer punktuellen Zugbeeinflussungssystem ist in Deutschland die Hochstgeschwindigkeit auf 160 km h begrenzt Deshalb wird fur hohere Geschwindigkeiten seit 1975 die Linienzugbeeinflussung eingesetzt Damit wird der Triebfahrzeugfuhrer laufend per Fuhrerstandssignalisierung uber das Freisein der vor ihm liegenden Strecke informiert wird Es wird jedoch weiterhin im festen Raumabstand gefahren Vor der Einfuhrung des ETCS Systems entwickelte man den Funkbasierte Fahrbetrieb FFB der jedoch nicht zur Anwendung kam Der FFB soll ausschliesslich auf Rechnerbasis arbeiten und Stellwerke entbehrlich machen 5 Die Erfahrungen bei der Entwicklung des FFB flossen bei der Entwicklung des ETCS Systems mit ein Langfristig soll das ETCS europaweit alle anderen Zugbeeinflussungssysteme ersetzen Eine wesentliche Anderung der Betriebsverfahren wird sich in Zukunft ergeben wenn das ETCS Level 3 eingesetzt wird Damit kann erstmals im absoluten Bremswegabstand und wandernden Raumabstand gefahren werden Abweichungen vom Regelbetrieb Bearbeiten Die Ursachen und die Auswirkungen von Abweichungen und Storungen konnen im Eisenbahnbetrieb vielfaltig sein Dementsprechend vielfaltig sind die Massnahmen die ergriffen werden Fahren auf Befehl schriftliche Befehle sind die Ruckfallebene wenn andere technische Mittel ausgefallen sind So kann z B ein schriftlicher Befehl den Triebfahrzeugfuhrer anweisen am gestorten Signal vorbeizufahren Fahren auf dem Gegengleis Bei zweigleisigen Strecken wird in Deutschland im Regelfall auf rechtem Gleis gefahren Ist dieses nicht befahrbar konnen Zugfahrten auf dem Gegengleis durchgefuhrt werden Je nach den eingesetzten technischen Mitteln wird zwischen folgenden Betriebsformen unterschieden Gleiswechselbetrieb standig oder vorubergehend eingerichtet Fahren auf dem Gegengleis mit Signal Zs 8 Fahren auf dem Gegengleis mit BefehlArt der Fahrdienstleitung Bearbeiten Im klassischen Zugmeldebetrieb ist jeder Bahnhof mit einem Fahrdienstleiter und jede Zugfolgestelle mit einem Blockwarter besetzt Daher ist der Zugmeldebetrieb den Betriebsverfahren mit dezentraler Fahrdienstleitung zuzuordnen Jedoch kann bei modernen Stellwerkstechnik wie Relaisstellwerken und vor allem Elektronischen Stellwerken die Fahrdienstleitungen mehrerer Bahnhofe zu einer zentralen Fahrdienstleitung zusammengefasst werden Zugleitbetrieb Bearbeiten Hauptartikel Zugleitbetrieb Da der Zugmeldebetrieb einen hohen personellen und technischen und damit finanziellen Aufwand darstellt gibt es fur einfache Betriebsverhaltnisse auf Nebenbahnen ein vereinfachtes Betriebsverfahren den sogenannten Zugleitbetrieb Dabei gelten eigene Regelungen die die Fahrdienstvorschrift einschranken Der Zugleitbetrieb in seiner Originalform kommt ohne Vor und Hauptsignale und ohne Streckenblock aus In Einzelfallen gibt es Zugleitstrecken mit besonderen Streckenblockbauformen z B dem Stichstreckenblock fur eingleisige Stichstrecken auf denen immer nur ein Zug verkehrt Strecken im reinen Zugleitbetrieb durfen heute nur noch aufgrund des Bestandsschutzes betrieben werden und auch nur wenn die Strecken ein sehr schwaches Belastungsprofil aufweisen Starker belastete Strecken die dennoch nicht auf einen Vollbetrieb hochgerustet werden sollen konnen in einer der folgenden Betriebsformen betrieben werden die sich aus dem Zugleitbetrieb ableiten die sich vom klassischen Zugleitbetrieb durch eine technische Unterstutzung des Personals unterscheiden Technisch unterstutzter Zugleitbetrieb tuZ Signalisierter Zugleitbetrieb eine Betriebsform die mit Ein und Ausfahrsignalen und selbsttatigem Streckenblock arbeitet Funkleitbetrieb Bei diesem wird die Zugfolge zwischen Zugleiter und Triebfahrzeugfuhrer uber Funk geregelt Der Triebfahrzeugfuhrer der im Funkleitbetrieb stets auch die Aufgaben des Zugfuhrers ubernimmt muss an jedem Bahnhof per Funk eine Ankunftsmeldung geben und zur Weiterfahrt per Tastendruck eine Fahranfrage stellen Eine Gleisfreimeldeanlage ist nicht vorhanden der Zugleiter Fahrdienstleiter muss samtliche Gleisbelegungen manuell erfassen Der Funkleitbetrieb wird ausschliesslich auf der Strecke Titisee Seebrugg Dreiseenbahn eingesetzt Betriebsverfahren in Grossbritannien BearbeitenIm Unterschied zu den deutschen Betriebsverfahren fehlt in Grossbritannien der Begriff Bahnhof das heisst es wird nicht zwischen Strecke und Bahnhof unterschieden Alle Stellwerke haben die gleichen Befugnisse und sind einander nicht untergeordnet Daher ist auch die Unterscheidung zwischen Befehlsstellen und Warterstellwerken in Grossbritannien unbekannt 6 nbsp Britischer BlockanzeigerOrtlich besetzte Stellwerke ohne eine Gleisfreimeldeanlage steuern und sichern einen Station Limit genannten Bereich der durch das jeweils erste bzw letzte vom Stellwerk gesteuerte Signal begrenzt wird Zur Regelung der Zugfolge zwischen den Station Limits verstandigten sich die Bediensteten signaller mithilfe sogenannter bell codes Glockensignale und mit Blockanzeigern Diese signalisieren die Belegung einer Blockstrecke und hatten anfanglich keine Abhangigkeit zu den Signalen Erst spater wurden Signalabhangigkeiten erganzt 6 7 Mit Entwicklung selbsttatiger Gleisfreimeldeanlagen entwickelte sich das Betriebsverfahren Track Circuit Block TCB bei dem es auch keine Stations Limits mehr gibt Die verwendeten Signale werden in selbsttatige automatic und von Stellwerk gesteuerte Signale controlled unterschieden Gleisbereiche mit Weichen folgen dabei grundsatzlich immer auf stellwerksbediente Signale 6 8 nbsp Ubergabe eines TokensAuf eingleisigen Strecke wurde der Gegenfahrschutz basierend auf Token gewahrleistet Nur ein Zug der im Besitz eines solchen eindeutigen und einmaligen Tokens war durfte in den zugehorigen Streckenabschnitt einfahren Um mehrere Zuge hintereinander in dieselbe Richtung fahren lassen zu konnen wurden stationare Tokenblockgerate entwickelt Aus diesen konnte nur dann ein Token entnommen werden wenn der entsprechende Streckenabschnitt frei war Spater wurde diese mit einer Signalabhangigkeit ausgestattet mit der erst nach der Entnahme des Tokens das Signal auf Fahrt gestellt werden konnte 6 Eine aktuelle Entwicklung ist der Radio Electronic Token Block Dabei fordert der Triebfahrzeugfuhrer nach Angabe seiner Position beim Stellwerkspersonal eine Fahrerlaubnis fur den nachsten Abschnitt an Ist dieser Abschnitt frei sendet das Stellwerkspersonal per Funk einen electronic token an den Zug der ihm erlaubt den Abschnitt zu befahren Das Stellwerkspersonal wird dabei von Computertechnik uberwacht 9 Die britischen Betriebsverfahren werden auch in vielen Landern des britischen Einflussbereichs z B Indien oder Australien angewandt Betriebsverfahren anderer europaischer Lander BearbeitenViele Betriebsverfahren ausserhalb Deutschlands ahneln den deutschen Betriebsverfahren So werden z B in der Schweiz in Osterreich in Luxemburg in Osteuropa auf dem Balkan und in Skandinavien ahnliche Betriebsverfahren eingesetzt Die Verfahren in Frankreich Spanien und Italien hingegen ahneln den britischen Verfahren aus denen sie teilweise hervorgegangen sind Betriebsverfahren in Nordamerika BearbeitenNicht signalgefuhrte Betriebsverfahren Bearbeiten nbsp Aufnahme einer Train Order durch einen fahrenden ZugIn Nordamerika spielte eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung des Eisenbahnsystems die Weitlaufigkeit und die geringe Besiedelungsdichte des Landes Aus dem daraus folgenden grossen Abstand zwischen den einzelnen Betriebsstellen wurde in Nordamerika in den Anfangsjahren der Eisenbahn der Grundsatz Fahren im Zeitabstand angewandt Es entwickelte sich ab 1854 das Betriebsverfahren Timetable and Train Order das bis Mitte der 1980er Jahre weit verbreitet war Dabei fahren die Zuge nach einem Fahrplan dem eine Sicherheitsverantwortung zugebilligt wird Der vorgeschriebene zeitliche Mindestabstand zwischen zwei Zugabfahrten ist dabei so gross dass im Fall von ausserplanmassigen Halten oder Verspatungen das Zugpersonal die folgenden Zuge warnen kann Der Gegenfahrschutz wird gewahrleistet indem ein Zug an einer Kreuzungsstelle alle fahrplanmassigen Gegenzuge abwarten muss bevor er abfahren darf Fur den Fall von Verspatungen gibt es ein ausgeklugeltes System von Vorrangregeln superiority rules mithilfe derer Zugkreuzungen vom Zugpersonal selbstandig verlegt werden konnen Der Dispatcher kann mittels schriftlichen Weisungen den sogenannten Train Orders eingreifen um Verspatungen und Stockungen zu vermeiden und um Sonderzuge einzulegen Die Train Orders wurden von Dispatcher an ortlich besetzte Betriebsstellen mittels Telegraphen oder fernmundlich durchgegeben und von diesen dann den Zugen ubergeben 10 Die besetzten Betriebsstellen zeigten dem Zugpersonal durch sogenannte Train Order Signals an ob eine Train Order aufgenommen werden musste 11 Die Train Orders konnten auch von fahrenden Zugen aufgenommen werden In der Regel sind alle Weichen beim Timetable and Train Order System handgestellt nur an grosseren Fahrstrassenknoten konnen sogenannte interlocking limits eingerichtet sein Als interlocking werden im Englischen Anlagen bezeichnet bei denen Weichen und Signale in gegenseitiger Abhangigkeit stehen wie es z B bei deutschen Stellwerken der Fall ist Diese werden durch Signale mit absoluten Haltbegriff begrenzt die anzeigen ob der folgende Fahrstrassenknoten befahren werden darf 6 Auf einigen Strecken mit dichter Zugfolge wie die der Pennsylvania Railroad PRR wurde ab 1864 zur Steigerung der Leistungsfahigkeit zum Fahren im Raumabstand ubergangen Es wurden sogenannte manuelle Blocksysteme manual block Anm 1 eingerichtet Dazu wurde die Strecke in raumliche Abschnitte blocks unterteilt die von block stations begrenzt wurden Dort zeigten Blockwarter operator mithilfe von Signalen an ob der darauffolgende Abschnitt frei block clear oder belegt block occupied ist Dabei darf nur dann ein Zug in den nachsten Abschnitt eingelassen werden wenn der vorausfahrenden Zug den Block verlassen hat Die Regelung der Zugfolge bzw deren Sicherung erfolgte durch ein manuelles Meldeverfahren 10 12 Mit Erfindung des Gleisstromkreises 1872 durch William Robinson konnten erstmals selbsttatige Blocksysteme eingesetzt werden Dadurch konnte das Timetable and Train Order System mithilfe des Systems Automatic block signaling ABS teilautomatisiert werden Befahrt ein Fahrzeug einen Block stellt der Gleisstromkreis alle in den Block weisenden Signale automatisch auf Halt Dadurch wird der Folgefahrschutz gewahrleistet Der Gegenfahrschutz wird weiterhin durch das Timetable and Train Order Verfahren gewahrleistet Deshalb wird das Automatic block signaling System hauptsachlich auf zweigleisigen Strecken im Richtungsbetrieb eingesetzt Die Weiterentwicklung des Automatic block signaling Systems fur eingleisige Strecken ist der Absolute permissive block APB Hier stellt der Gleisstromkreis alle Blocksignale der Gegenrichtung bis zur nachsten Ausweiche auf Halt 13 Bei manual block Automatic block signaling und Absolute permissive block Systemen gelten aber weiterhin die Regeln des Timetable and Train Order Systems Die Signale dienen nur als zusatzliches Sicherheitssystem overlay Aus diesem Grund zahlen diese Systeme zu den nicht signalgefuhrten Betriebsverfahren 6 10 1906 berichtete die Interstate Commerce Commission dass von den 194 726 6 Meilen Eisenbahnstrecken in den USA nur 41 916 3 Meilen 21 5 mit manuellen Blocksystemen und 6 826 9 Meilen 3 5 mit selbsttatigen Blocksystemen betrieben wurden Der grosse Rest 75 wurde im Timetable and Train Order System betrieben 14 Erst in den darauffolgenden Jahren verbreiteten sich die selbstandigen Blocksysteme immer mehr So waren bereits 1911 ca 18 700 Meilen damit ausgerustet 15 Mit der Entwicklung leistungsfahiger Zugfunksysteme in den 1980er Jahren wurde es erstmals moglich Fahrerlaubnisse und Zuglaufmeldungen per Funk zwischen Zugmannschaft und Dispatcher auszutauschen Es entwickelten sich die Betriebsverfahren Track Warrant Control TWC und Direct Traffic Control DTC Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Verfahren ist die Logik der Fahrwegzuweisung Beim TWC gibt der Dispatcher dem Zug eine Fahrerlaubnis bis zu einen definierten Punkt wie z B einen Meilenposten oder einer Betriebsstelle Im Unterschied dazu ist beim DTC die Strecke durch Signaltafeln in Blocke unterteilt die dem Zug per Fahrerlaubnis vom Dispatcher zugewiesen werden 6 10 Der Dispatcher wird heute meist durch moderne Rechnersysteme unterstutzt die widerspruchliche Fahrwegzuweisungen verhindern Signalgefuhrte Betriebsverfahren Bearbeiten nbsp CTC im Jahr 1946Auf Streckenabschnitte mit besonders dichter Zugfolge wurde Ende der 1920er Jahre erstmals das Betriebsverfahren Centralized traffic control CTC angewandt Bei CTC werden die Weichen und Signale zentral vom Dispatcher elektrisch ferngestellt und durch Gleisstromkreise uberwacht 16 Der wesentliche Unterschied zu den vorher genannten Systemen ist dass bei diesem Betriebsverfahren erstmals ein rein signalgefuhrter Betrieb durchgefuhrt wurde Dies war aus amerikanischer Sicht ein revolutionarer Schritt Heute basieren CTC Systeme auf Computertechnik und werden auf rund 60 der amerikanischen Strecken eingesetzt 6 Literatur BearbeitenJorn Pachl Systemtechnik des Schienenverkehrs 8 Auflage Springer Vieweg Braunschweig 2016 ISBN 978 3 658 12985 9 Jorn Pachl Besonderheiten auslandischer Eisenbahnbetriebsverfahren Springer Vieweg Braunschweig 2016 ISBN 978 3 658 13480 8 Markus Hecht Das System Bahn Handbuch Eurailpress Hamburg 2018 ISBN 978 3 7771 0374 7 Einzelnachweise Bearbeiten Jorn Pachl Glossar der Systemtechnik des Schienenverkehrs Abgerufen am 31 Januar 2018 Markus Hecht Das System Bahn Handbuch Eurailpress Hamburg 2008 ISBN 978 3 7771 0374 7 Jorn Pachl Systemtechnik des Schienenverkehrs Bahnbetrieb planen steuern und sichern 8 uberarb u erw Auflage Springer Vieweg Wiesbaden 2016 ISBN 978 3 658 12986 6 Silko Hoppner Generische Beschreibung von Eisenbahnbetriebsprozessen Zurich 2015 ethz ch Klaus Restetzki Alexander Biehounek Andreas Hegger Grundwissen Bahn 9 Auflage Europa Lehrmittel Haan Gruiten 2018 ISBN 978 3 8085 2316 2 a b c d e f g h Jorn Pachl Besonderheiten auslandischer Eisenbahnbetriebsverfahren Springer Vieweg Braunschweig 2016 ISBN 978 3 658 13480 8 Absolute Block Nicht mehr online verfugbar In http www railsigns uk Archiviert vom Original am 19 Oktober 2018 abgerufen am 30 Oktober 2018 englisch Track Circuit Block Nicht mehr online verfugbar In http www railsigns uk Archiviert vom Original am 21 April 2020 abgerufen am 30 Oktober 2018 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www railsigns uk Radio Electronic Token Block Nicht mehr online verfugbar In http www railsigns uk Archiviert vom Original am 31 Oktober 2018 abgerufen am 30 Oktober 2018 englisch a b c d Jorn Pachl Ubertragbarkeit US amerikanischer Betriebsverfahren auf europaische Verhaltnisse In Eisenbahntechnische Rundschau Nr 7 8 2001 Hestra Verlag Hamburg 2001 S 452 462 archive org PDF Train Order Signals 5 Marz 2016 archiviert vom Original am 5 Marz 2016 abgerufen am 13 Mai 2018 Mark D Bej PRR Book of Rules 1956 64 Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 1 Februar 2013 abgerufen am 13 Mai 2018 Carsten Lundsten Railroad Signalling APB Abgerufen am 13 Mai 2018 J Phillips The USRA Era Nicht mehr online verfugbar In http pw2 netcom com 1997 archiviert vom Original am 24 Juli 2011 abgerufen am 30 November 2013 englisch Reiner Preuss Lexikon Erfinder und Erfindungen Eisenbahn R v Decker s G Schenck Heidelberg 1986 ISBN 3 344 00053 5 B J Schwendt N Y C First to Install Complete Train Dispatching System ekeving se PDF Anmerkungen Bearbeiten In Nordamerika wird jedes Betriebsverfahren dass auf Fahren im Raumabstand beruht ublicherweise mit block bezeichnet Diese Systeme durfen jedoch nicht mit den in Deutschland ublichen Blockfeldern verwechselt werden da in der Regel die technische Abhangigkeit zwischen den Fahrwegelementen zweier benachbarter Betriebsstellen fehlt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Betriebsverfahren amp oldid 232623909