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Bestreitbarkeit englisch contestability bezeichnet in der Mikrookonomie das Mass der Zuganglichkeit eines Marktes Markteintritt fur einen potenziellen Konkurrenten Wenn der neue Konkurrent bei Markteintritt keine versunkenen Kosten und direkt die gleichen Produktionskosten wie der etablierte Anbieter hat so liegt perfekte Bestreitbarkeit vor Je hoher die versunkenen Kosten und Produktionskostenunterschiede zwischen Etabliertem und potenziellem Konkurrenten desto geringer ist die Bestreitbarkeit eines Marktes 1 Die Bestreitbarkeit eines Marktes ist effektiv um auf Markten mit einem hohen Mass an Subadditivitat die Marktmacht des etablierten Anbieters einzuschranken Jedoch ist die Theorie bestreitbarer Markte auch auf Markte ohne Subadditivitat anwendbar 2 Je starker die Bestreitbarkeit eines Marktes umso eher setzt der naturliche Monopolist den Preis derart dass er die gesamten anfallenden Kosten gerade deckt Bei perfekter Bestreitbarkeit wird first best bzw bei Subadditivitat second best erreicht Die Aussage der Theorie der bestreitbaren Markte besteht darin dass nicht nur die tatsachliche sondern auch die potenzielle Konkurrenz das Verhalten des Anbieters beeinflusst 1 Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen der Bestreitbarkeit 2 Theorie bestreitbarer Markte bei perfekter Bestreitbarkeit 3 Zahlenbeispiel 4 Theorie bestreitbarer Markte bei begrenzter Bestreitbarkeit 5 Kritik an der Theorie der bestreitbaren Markte 6 Allokative Probleme bei freiem Markteintritt und Bestreitbarkeit 7 Kunstliche Bestreitbarkeit mithilfe des Demsetz Wettbewerbs 8 Spieltheoretische Betrachtung 9 Befurworter der Theorie bestreitbarer Markte 10 Einzelnachweise 11 LiteraturVoraussetzungen der Bestreitbarkeit BearbeitenDamit ein Markt als bestreitbar gilt mussen zwei wesentliche Voraussetzungen erfullt sein Der Markteintritt muss vollkommen frei und der Marktaustritt kostenlos sein Ein vollkommen freier Markteintritt bedeutet nicht dass das Unternehmen keine Kosten aufwenden muss um in einen Markt einzutreten Mit vollkommen frei ist gemeint dass das neue Unternehmen beim Markteintritt die gleichen Kosten zu zahlen hat wie der aktuelle Anbieter d h der potentielle Anbieter hat gegenuber dem am Markt etablierten Anbieter keine Kostennachteile hat 3 Demnach muss fur den aktuellen sowie potentielle Anbieter ein gleicher Zugang zu Absatz bzw Beschaffungsmarkten Technologie und oder in der Fertigungserfahrung learning by doing herrschen 1 Mit einem kostenlosen Marktaustritt ist gemeint dass jedes Unternehmen den Markt verlassen kann und alle Kosten welche bei Markteintritt entstanden sind durch Verkauf bzw Auflosung der Aktiva wieder hereinholt Es wird somit angenommen dass ein Unternehmen dieselben Aktiva welche er fur den Markteintritt angeschafft hat beim Marktaustritt wieder zum Kaufpreis abzuglich Abschreibungen veraussern kann D h samtliche Kosten mussten reversibel sein Je hoher der Anteil an irreversiblen Kosten versunkene Kosten desto geringer ist die Bestreitbarkeit des Marktes 3 Theorie bestreitbarer Markte bei perfekter Bestreitbarkeit BearbeitenDie Theorie der bestreitbaren angreifbaren Markte geht im Wesentlichen auf die Okonomen William J Baumol John C Panzar und Robert D Willig zuruck Bei der Theorie der bestreitbaren Markte muss grundsatzlich Bestreitbarkeit vorliegen Zusatzlich werden noch folgende Annahmen getroffen 3 Es liegen keine Subventionen vor Die Produkte mussen auf jedem Markt homogen sein bzw die Nachfrager durfen keine Praferenzen fur ein bestimmtes Unternehmen haben Der etablierte Anbieter reagiert auf den Marktzutritt des neuen Anbieters nur sehr langsam mit Preissenkung und entsprechender Ausdehnung seiner Angebotsmenge 1 Vollstandige Informationen bzw Markttransparenz liegen vor Sind diese Annahmen bzw Bedingungen vollstandig erfullt so ist ein Monopolist dazu gezwungen technisch effizient zu produzieren und den Preis so zu setzen dass gerade noch seine Eigenwirtschaftlichkeit gewahrleistet ist bzw null Gewinn entsteht Angenommen der Monopolist erwirtschaftet Gewinn so konnte ein neues Unternehmen in den Markt eintreten etwas geringere Preise verlangen und dem Monopolisten so die gesamte Nachfrage abgreifen Der neue Anbieter hatte dadurch einen Gewinn jedoch einen geringeren als der alte Monopolist und wurde den alten Monopolisten vom Markt verdrangen Wenn der alte Monopolist als Reaktion auf den Markteintritt jedoch seinen Preis unter das Niveau des neuen Anbieters reduziert so kann der neue Anbieter einfach aus dem Markt austreten alle getatigten Kosten durch Verkauf der Aktiva wieder zuruckerlangen und die bis zu diesem Zeitpunkt abgegriffenen Gewinne mitnehmen In beiden Fallen wird der Preis gesenkt 3 Dasselbe Schema gilt wenn der etablierte Monopolist zwar null Gewinn erwirtschaftet aber technisch ineffizient produziert Entweder wurde der etablierte Monopolist seinen Markt an einen neuen Anbieter verlieren oder er wurde die technische Ineffizienz korrigieren und dadurch den gleichen Preis anbieten konnen wie der neue Anbieter welcher dann wieder kostenlos aus dem Markt austreten kann In beiden Fallen ist die Ineffizienz beseitigt 3 Demnach lasst sich festhalten dass es auf einem perfekt bestreitbaren Markt einem Monopolisten nicht moglich ist Gewinn zu erwirtschaften oder zu hoheren als den minimalen Kosten zu produzieren auch nicht fur einen kurzen Zeitraum Es wurde sofort der Markteintritt eines neuen Anbieters folgen welcher dann zu einem niedrigeren Preis uber einen bestimmten Zeitraum hinweg Gewinn abschopfen kann bis der alte Monopolist Anpassungen vornimmt Sobald dann ein Preiswettkampf beginnt kann der neue Anbieter ohne Kosten aus dem Markt austreten William J Baumol beschreibt diese Strategie als hit and run Markteintritt Da sich der etablierte Monopolist uber diese Problematik im Klaren ist wird er potentiellen neuen Anbietern keinen Anreiz bieten in den Markt einzustromen und somit direkt technisch effizient produzieren und die Preise so setzen dass null Gewinn entsteht so wirkt alleine die Drohung von potentiellen Markteintritten auf den Marktinhaber disziplinierend 3 Das first best Optimum wird im Falle eines naturlichen Monopols auf bestreitbaren Markten nicht erreicht denn ein Preis der den Grenzkosten entspricht wurde zu Verlusten fuhren Jedoch wird bei einem naturlichen Einprodukt Monopol mit perfekter Bestreitbarkeit das second best Optimum erreicht Bei einem naturlichen Mehrprodukt Monopol mussen Ramsey Preise nicht notwendigerweise erzielt werden wie spater beschrieben sodass hier second best nicht zwangslaufig erfullt wird 3 Zahlenbeispiel BearbeitenEin Monopolist produziert ein homogenes Gut Er sieht sich der Nachfrage D p 1 p displaystyle D p 1 p nbsp p displaystyle p nbsp Preis gegenuber Seine Fixkosten F displaystyle F nbsp betragen 1 7 displaystyle tfrac 1 7 nbsp Der Monopolist hat einfachheitshalber keine variablen Kosten Der Monopolist mochte seinen Gewinn P displaystyle Pi nbsp maximieren max P max 1 p p F displaystyle max Pi max 1 p p F nbsp Ein Maximum liegt vor wenn die erste Ableitung des Gewinns Null und die zweite kleiner als Null ist P p 1 p p 0 und 2 P p 2 2 p 1 2 P 1 4 F displaystyle begin aligned frac partial Pi partial p amp 1 p p 0 text und frac partial 2 Pi partial p 2 2 Rightarrow p amp frac 1 2 Rightarrow Pi amp frac 1 4 F end aligned nbsp Der Markt ist dabei angreifbar da es fur ein anderes Unternehmen lohnend ist in den Markt einzutreten den Monopolisten zu unterbieten und positive Gewinne zu erwirtschaften Damit der Markt nicht angreifbar wird setzt der Monopolist den Preis bei dem er Null Gewinne macht P 1 p p 1 7 0 7 p 2 7 p 1 0 p 7 21 14 also p 7 21 14 displaystyle begin array l Pi 1 p p frac 1 7 0 quad Leftrightarrow quad 7p 2 7p 1 0 quad Leftrightarrow p frac 7 pm sqrt 21 14 text also p frac 7 sqrt 21 14 end array nbsp Theorie bestreitbarer Markte bei begrenzter Bestreitbarkeit BearbeitenFalls ein neuer Anbieter bei Markteintritt mit einer schnellen Reaktion des Etablierten und mit hohen versunkenen Kosten rechnen muss so konnte der Markteintritt zu ruinosem Wettbewerb fuhren d h zu Wettbewerb mit nicht kostendeckenden Preisen Um diesen Sachverhalt nachvollziehen zu konnen ist es notwendig die Untergrenze fur den Preis des etablierten Monopolisten zu betrachten Er wird den Preis bis auf seine reversiblen Durchschnittskosten reduzieren um den neuen Anbieter aus dem Markt zu drangen Der neue Anbieter wird ebenfalls die Opportunitatskosten fur die irreversiblen Kostenbestandteile versunkene Kosten bei Marktaustritt gleich null ansetzten und somit nur anhand der reversiblen Kostenbestandteilen seinen Preis bestimmen Beide vernachlassigen demnach die irreversiblen Kosten Da die irreversiblen Kosten ebenfalls zu den Gesamtkosten zahlen sind die reversiblen Grenz und Durchschnittskosten immer niedriger als die Gesamtkosten Senken die Anbieter demnach ihre Preise auf die reversiblen Kosten ab ist der Wettbewerb ruinos bzw nicht mehr kostendeckend 1 So ein Verhalten ist besonders dann nachvollziehbar wenn sich die Aktiva welche irreversible Kosten verursachen darstellen amortisiert haben d h es mussen keine Abschreibungen mehr verdient werden und noch eine Zeit lang genutzt werden konnen was beim etablierten Anbieter ublicherweise der Fall ist Wenn diese Aktiva jedoch zu einem erheblichen Teil durch Fremdkapital finanziert sind was ublicherweise beim neuen Anbieter der Fall ist dann mussen noch Zins und Tilgungszahlungen erbracht werden was es kaum moglich macht die irreversiblen Kosten zu vernachlassigen Die hohen versunkenen Kosten bei Marktaustritt sowie die Wahrscheinlichkeit auf ruinoses Preissetzungsverhalten des etablierten Anbieters werden einen Konkurrenten wohl vom Markteintritt abschrecken Besonders in Anbetracht dessen dass vor dem Markteintritt samtliche Aufwendungen fur den potentiellen Konkurrenten reversible Kosten sind Vor dem Markteintritt muss er deshalb seine Preiskalkulation an den insgesamt anfallenden Durchschnittskosten reversible irreversible Kosten orientieren Wenn er die Preissenkung des Etablierten auf reversible Kosten antizipiert wird er nicht in den Markt eintreten da er nach Markteintritt die irreversiblen Kosten aufgrund der Preissenkung nicht mehr erwirtschaften kann 1 Kritik an der Theorie der bestreitbaren Markte BearbeitenWie die Okonomen Marius Schwartz und Robert Reynolds beschreiben basiert die Starke von hit and run Eintritten genauer die Angst vor solchen Eintritten auf der Annahme dass ein neuer Anbieter einem Markt beitreten kann und Gewinne erwirtschaftet noch bevor der Etablierte seine Preise verringern kann In den meisten Fallen ware es jedoch viel schneller und einfacher fur den etablierten Anbieter moglich seine Preise zu reduzieren als dass ein neues Unternehmen die notwendige Ausrustung und Produktionsanlagen kauft Beschaftigte einstellt und Konsumenten auf die neu angebotenen Produkte aufmerksam macht Bei diesen Gegebenheiten konnte der etablierte Monopolist auf unbestimmte Zeit den Preis uber dem null Gewinn Niveau halten Wenn der Etablierte nun beobachtet dass ein neues Unternehmen in seinen Markt eintreten mochte so kann er einfach seine Preise senken ehe der neue Konkurrent uberhaupt seine Produkte anbietet Da der potentiell neue Anbieter weiss dass der Monopolist so handeln wurde wird er gar nicht erst in den Markt eintreten selbst wenn der etablierte Monopolist Gewinne erwirtschaftet und oder technisch ineffizient produziert 3 Es gibt zwei Moglichkeiten wie die Theorie der bestreitbaren Markte diesem Argument trotzen kann 3 Der neue Anbieter kann vor seinem Markteintritt mit den Kunden langfristige Vertrage schliessen Diese Vertrage wurden die Kunden dazu verpflichten nicht mehr vom etablierten Monopolisten zu kaufen sondern nur noch vom neuen Anbieter zumindest bis zum Auslaufen der Vertrage Falls der neue Anbieter dabei einen geringeren Preis fordert als der Etablierte werden die Kunden den Vertrag unterzeichnen selbst wenn sie wissen dass der Etablierte als Reaktion auf den Markteintritt seine Preise senken wird Sobald die Vertrage namlich auslaufen wurde der etablierte Monopolist seine Preise wieder erhohen Der potentiell neue Anbieter sammelt zunachst unterzeichnete Kundenvertrage ehe er in den Markt eintritt erst wenn er anhand der unterzeichneten Vertrage Gewissheit hat dass ein Markteintritt gewinntrachtig ist wird er sein Geschaft aufziehen D h die Kunden wissen dass nur durch das Unterzeichnen der Vertrage der neue Anbieter am Markt erscheint und dadurch dem etablierten Monopolisten durch Wettbewerb der Preis gedruckt wird Die einzige Hoffnung der Kunden auf langfristig geringere Preise besteht demnach darin den Vertrag beim neuen Anbieter zu unterzeichnen Wenn der Etablierte wahrnimmt dass ein neuer Anbieter mit Kunden Vertrage schliesst so konnte er versuchen mit den Kunden ebenfalls Vertrage zu schliessen zum gleichen Preis des potentiell neuen Anbieters oder gar gunstiger Sollte diese Abwehrmassnahme erfolgreich den Neueintritt verhindern so wird langfristig dennoch der Preis geringer sein bis die Vertrage des Etablierten mit den gunstigen Preisen auslaufen Der Regulierer kann vom etablierten Monopolisten verlangen dass dieser als Reaktion auf einen Markteintritt seine Preise nicht senken darf Wenn der Etablierte weiss dass jedes Preisniveau beibehalten werden muss auch bei einem Neueintritt so wird er niedrige Preise wahlen welche einen Eintritt unattraktiv machen D h er wurde null Gewinn erzielen und technisch effizient anbieten Zudem sind die Annahmen kritisch zu sehen dass es keine Markteintrittsbarrieren gibt was in der Realitat kaum der Fall ist und dass die Ersetzung des Marktinhabers vollkommen ist was unbeschrankte Kapazitaten voraussetzt Allokative Probleme bei freiem Markteintritt und Bestreitbarkeit BearbeitenDie Theorie der bestreitbaren Markte legt nahe dass der Regulierer freie Markteintritte gestatten sollte Dabei ist es nicht notwendig dass der Regulierer Kosten Nachfrage und Preise des Etablierten genau uberblicken kann Vielmehr musste er lediglich sicherstellen dass die Bedingungen der Bestreitbarkeit bestmoglich erfullt werden und so wurden sich dann wenn Bestreitbarkeit herrscht die optimalen Preise automatisch einstellen 3 Jedoch kann es sein dass die Gewahrung von Markteintritten in einigen Situationen Probleme verursacht und zwar in besonderem Masse wenn die Bedingungen fur Bestreitbarkeit voll erfullt sind Es konnte dazu fuhren dass ein allokativ optimales Gleichgewicht nie erreicht wird Um dieses Problem zu veranschaulichen muss der Begriff der sog nachhaltigen Preise erklart werden Ein Preis gilt dann als nachhaltig wenn unter den Bedingungen der Bestreitbarkeit ein Monopolist mindestens null Gewinn erwirtschaftet und kein neues Unternehmen sich dazu entscheidet in den Markt einzutreten D h mit den gewahlten Preisen bleibt die Anzahl an Unternehmen an einem Markt uber einen ausgedehnten Zeitraum hinweg unverandert Der Gewinn muss mindestens null sein da bei einem negativen Gewinn der Monopolist ausscheiden wurde und sich dadurch die Zahl der Unternehmen am Markt verandert 3 Wenn ein Monopolist null Gewinne erzielt und technisch effizient produziert bedeutet es nicht dass die Preise automatisch nachhaltig sind Folgendes Beispiel soll dieses Phanomen verdeutlichen Angenommen es herrschen Skaleneffekte bei der Produktion von zwei Gutern sodass ein Unternehmen beide Guter kostengunstiger herstellen kann als zwei Unternehmen Die Nachfrage fur jedes Gut ist bei 1 000 Einheiten fixiert die Annahme uber eine fixe Nachfrage ist nicht essentiell sie macht lediglich das Beispiel verstandlicher Weiter sei angenommen die Guter werden durch einen Monopolisten hergestellt welcher technisch effizient produziert und die Preise so setzt dass sein Gewinn bei null liegt Der Monopolist hat fur die Bereitstellung beider Guter Produktionskosten von 50 000 Sollten die Guter getrennt voneinander in zwei Unternehmen hergestellt werden so betrugen die Produktionskosten eines Gutes 30 000 insgesamt also 60 000 Der Monopolist setzt nun den Preis fur Gut A auf 35 und fur Gut B auf 15 Er macht demnach wie oben erwahnt null Gewinn denn die Umsatze entsprechen genau den Kosten 3 Bei diesen Gegebenheiten konnte nun ein neues Unternehmen in den Markt eintreten nur Gut A herstellen und dafur 34 verlangen Die gesamte Nachfrage fur Gut A welche bisher dem etablierten Monopolisten zukam wurde nun aufgrund des niedrigeren Preises vom neuen Anbieter bedient werden und er konnte Umsatze in Hohe von 34 000 erzielen Die Produktionskosten des neuen Anbieters betragen wie erwahnt 30 000 sodass ein Gewinn von 4 000 besteht Somit lasst sich erkennen dass auch wenn der etablierte Monopolist technisch effizient produziert und null Gewinn erzielt Anreize fur einen neuen Anbieter bestehen konnen in den Markt einzutreten 3 Das Problem ist dass die Preise des Monopolisten nicht nachhaltig sind Wurde der Monopolist die Preise so setzen dass in keinem Markt mehr als 30 000 Umsatz generiert werden kann bspw 28 fur Gut A und 22 fur Gut B so konnte kein neuer Anbieter nur eines der Guter zu kostendeckenden Preisen anbieten Nachhaltigkeit wurde bestehen und gleichzeitig ware der Gewinn bei null 3 Es stellt sich nun die wichtige Frage ob es fur einen naturlichen Monopolisten in jeder Situation moglich ist nachhaltige Preise zu setzen Untersuchungen von Elizabeth E Bailey William J Baumol Robert D Willig und William W Sharkey ergaben dass es moglich ist dass fur ein Monopol keine nachhaltigen Preise bestehen wie in den folgenden zwei Beispielen beschrieben wird 3 nbsp Abbildung 1 Naturliches Monopol mit negativen SkaleneffektenBeispiel 1 Angenommen bei einem naturlichen Monopolisten liegen fur 90 der Marktnachfrage Skaleneffekte vor und dann treten fur die verbliebenen 10 Nachfrage negative Skaleneffekte ein wie in Abbildung 1 dargestellt Trotz der negativen Skaleneffekte fur einen Teil der Nachfrage ist es dennoch kosteneffizienter dass ein Unternehmen die gesamte Marktnachfrage bedient als zwei oder mehr Unternehmen Der einzige Preis der fur den etablierten Monopolisten zu null Gewinn fuhrt ist P m displaystyle P m nbsp welcher als Schnittpunkt zwischen Durchschnittskostenfunktion und Marktnachfrage definiert ist Es konnte jedoch ein neuer Anbieter in den Markt eintreten einen gunstigeren Preis verlangen einen Preis zwischen P m displaystyle P m nbsp und P e displaystyle P e nbsp 90 der Marktnachfrage abgreifen und die ubrigen kostenintensiveren 10 dem etablierten Monopolisten lassen Da die durchschnittlichen Kosten bei der Herstellung von 90 der Marktnachfrage P e displaystyle P e nbsp betragen wurde der neue Anbieter bei jedem beliebigen Preis zwischen P m displaystyle P m nbsp und P e displaystyle P e nbsp einen Gewinn erwirtschaften Es lasst sich demnach erkennen dass geringere Durchschnittskosten anfallen falls nur ein Teil des Marktes beliefert wird als wenn der ganze Markt beliefert wird und so kann der neue Anbieter den etablierten Monopolisten unterbieten 3 Antizipiert der Monopolist die Moglichkeit durch Markteintritte verdrangt zu werden dann wird er die Ausbringungsmenge auf das Minimum der Durchschnittskosten reduzieren und somit nur einen Teil der gesamten Nachfrage decken d h es wurde eine Unterversorgung am Markt herrschen 1 Das gleiche Problem kann auch wie der Okonom Edward Zajac zeigt in einer Mehrprodukt Situation auftreten Angenommen drei Dienste werden angeboten bei welchen jeweils die Nachfranage fix bei 1 000 Einheiten liegt Jeder Dienst konnte von einem einzelnen Unternehmen fur 30 000 erbracht werden Bei drei Anbietern waren die Gesamtkosten demnach bei 90 000 Angenommen es bestehen Verbundeffekte sodass wenn zwei beliebige der drei Dienste in einem Unternehmen erbracht werden Kosten von 48 000 anfallen Die Gesamtkosten waren in diesem Fall 78 000 zwei Dienste werden in einem Unternehmen erbracht 48 000 und ein Dienst in einem zweiten Unternehmen 30 000 48 000 30 000 78 000 Wenn alle drei Dienste in einem Unternehmen erbracht werden so fallen Gesamtkosten von 75 000 an Es besteht demnach ein naturliches Monopol da es gunstiger ist alle drei Dienste in einem Unternehmen anzubieten als mit mehreren Dennoch gibt es keine nachhaltigen Preise die ein Monopolist erheben konnte Angenommen der Monopolist setzt den Preis fur jeden der drei Dienste auf 25 und erhalt dadurch insgesamt 75 000 Umsatz null Gewinn Ein neuer Anbieter konnte nun in den Markt eintreten und zwei Dienste Dienst A amp Dienst B zu 24 5 anbieten Da dieser Preis gunstiger ist wurden die Nachfrager Dienst A und B vom neuen Anbieter beziehen und dem Unternehmen einen Umsatz von 49 000 einbringen Abzuglich der Herstellkosten von 48 000 verbliebe dem neuen Anbieter ein Gewinn von 1 000 Der ursprungliche Monopolist hatte nur noch ubrig Dienst C anzubieten Der Monopolist konnte nun Dienst A und B fur 24 anbieten so wurde es sich fur den neuen Anbieter nicht lohnen in den Markt einzutreten denn wenn er die 24 pro Dienst unterbietet konnte er seine Kosten von 48 000 nicht mehr decken Jedoch musste der Monopolist wenn er A und B fur 24 anbietet fur Dienst C 27 verlangen um seine Gesamtkosten von 75 000 zu decken Bei dieser Preiskombination konnte jetzt jedoch ein neuer Anbieter Dienst A fur 23 5 und Dienst C fur 26 5 anbieten und Umsatze in Hohe von 50 000 generieren d h 23 500 fur Dienst A und 26 500 fur Dienst C Bei Kosten von 48 000 betruge der Gewinn demnach 2 000 Egal welche Preiskombination der Monopolist setzt es wurde immer das gleiche Problem entstehen Ein neuer Anbieter ware in der Lage zwei der drei Dienste zu gunstigeren Preisen anzubieten und dadurch Gewinn zu erzielen Beispiel 1 zeigt demnach dass es in ganz speziellen Einprodukt und Mehrprodukt Situationen moglich ist dass fur ein naturliches Monopol keine nachhaltigen Preise existieren wobei technisch effizient hergestellt wird und null Gewinn erwirtschaftet wird Diese Erkenntnis hat wesentliche Implikationen denn der Regulierer kann sich ohne Wissen uber Kosten und Nachfrage eines Monopolisten nicht sicher sein ob Markteintritte durch neue Anbieter ein Zeichen dafur sind dass der Monopolist zu hohe Preise verlangt hat Demnach ist es moglich dass durch Markteintritte bzw der Angst vor Markeintritten ein Optimum mit einem Unternehmen das aus Kostenperspektive wunschenswert ware nicht zustande kommt 3 Beispiel 2 In Beispiel 1 wurde gezeigt dass es fur einen naturlichen Mehrprodukt Monopolisten moglich ist dass keine nachhaltigen Preise existieren In Beispiel 2 soll gezeigt werden dass bei einem naturlichen Mehrprodukt Monopolisten nachhaltige Preise existieren konnen diese aber nicht die second best Ramsey Preise sein mussen Gerald R Faulhaber und William W Sharkey demonstrieren diesen Sachverhalt anhand eines Beispiels Angenommen es gibt zwei Guter A und B Die Nachfrage nach Gut A ist fix bei 1 000 die Nachfrage fur Gut B ist preiselastisch und wird durch folgende Funktion beschrieben Q 1280 10P Wenn nur Gut A durch ein Unternehmen alleine hergestellt wird dann fallen bei dem Unternehmen fixe Kosten in Hohe von 20 000 und konstante Grenzkosten in Hohe von 2 an Bei Gut B entstehen wenn es einzeln hergestellt wird Fixkosten in Hohe von 30 000 und Grenzkosten von 3 Wenn beide Guter in einem Unternehmen hergestellt werden so sind Skaleneffekte gegeben und die Fixkosten reduzieren sich auf 40 000 was eine Ersparnis von 10 000 bedeutet im Vergleich zu den summierten Fixkosten einer getrennten Produktion beider Guter von 50 000 20 000 fur Gut A und 30 000 fur Gut B Die Grenzkosten der gemeinsamen Produktion sind die gleichen wie bei separater Produktion 2 fur Gut A und 3 fur Gut B Sollte der Monopolist fur Gut A 17 und fur Gut B 28 verlangen wurde er einen Umsatz von 17 000 fur Gut A und 28 000 fur Gut B erhalten und somit einen Gesamtumsatz von 45 000 erzielen Die Fixkosten des Unternehmens liegen bei 40 000 plus den Variablenkosten von 2 000 fur Gut A und 3 000 fur Gut B ergeben sich Gesamtkosten von 45 000 Der Gewinn des Monopolisten ist also bei null Da die Umsatze bei jedem Produkt geringer sind als die Fixkosten wenn man sie getrennt voneinander produzieren wurde kann kein neuer Anbieter die Guter zu einem geringeren Preis anbieten und Gewinn machen die Preise sind also nachhaltig Bei diesen Preisen handelt es sich jedoch nicht um die second best Ramsey Preise Da die Nachfrage fur Gut A vollkommen unelastisch ist fix bei 1 000 Einheiten und die Nachfrage fur Gut B eher elastisch ist wurde die Ramsey Regel vorschreiben dass Gut B zu Grenzkosten angeboten wird und der Preis fur Gut A ausreichend hoch angesetzt wird um Eigenwirtschaftlichkeit zu erreichen D h die gesamten Fixkosten fur beide Guter werden auf Gut A uberwalzt Die Ramsey Preise waren demnach 42 fur Gut A und 3 fur Gut B Bei diesen Preisen ware es einem neuen Anbieter moglich in den Markt einzutreten und nur Gut A zu bspw 40 anzubieten Der neue Anbieter wurde einen Umsatz von 40 000 erzielen und die Kosten waren bei 22 000 Fixkosten 20 000 variable Kosten 2 000 womit sich ein Gewinn von 18 000 ergibt Somit lasst sich erkennen dass in dieser Situation zwar nachhaltige Preise existieren die Ramsey Preise dies jedoch nicht sind In dieser Situation wurden freie Markteintritte eine wohlfahrtsoptimale Ramsey Preissetzung verhindern Um hier Ramsey Preise zu erreichen musste der Regulierer freie Markteintritte verbieten Ramsey Preise mussen nicht nachhaltig sein sie konnen es aber durchaus in bestimmten Situationen sein Ob Ramsey Preise nachhaltig sind oder nicht hangt von den Kosten und der Nachfrage eines Unternehmens ab Selbst wenn die wohlfahrtsoptimalen Ramsey Preise nachhaltig sind ist es ungewiss ob der Monopolist die Ramsey Preise setzt um potentielle neue Anbieter vom Markteintritt abzuhalten Denn neben Ramsey Preisen konnen auch andere Preiskombinationen nachhaltig sein und moglicherweise im Gegensatz zu den Ramsey Preisen dem Monopolisten Gewinn ermoglichen 3 Die aufgefuhrten Situationen in welchen freier Marktzutritt ein optimales Gleichgewicht verhindert sind in der Praxis jedoch ausserst selten Markzugangsbeschrankungen stellen schwere Eingriffe in den Marktmechanismus dar sodass sie nur bei eklatantem Marktversagen eingesetzt werden sollten Durch das vollige Ausschalten des Konkurrenzdrucks wurde eine wesentliche Kraft zur Disziplinierung des Monopolisten eliminiert werden wodurch als Folge dieser Massnahme Ausbeutungsspielraume entstunden So ist es in der Realitat ofter der Fall dass mit Marktzugangsbeschrankungen auch haufig Preisregulierungen einhergehen 1 Kunstliche Bestreitbarkeit mithilfe des Demsetz Wettbewerbs BearbeitenBesteht auf einem Markt unzureichende Bestreitbarkeit sodass der Monopolist nicht durch potentielle Konkurrenz diszipliniert wird bietet sich die Moglichkeit eines Demsetz Wettbewerbs Die Idee ist simpel der Regulierer vergibt das exklusive Recht in dem Markt tatig zu sein und schutzt dadurch das naturliche Monopol Dieses Recht wird allerdings versteigert Den Zuschlag erhalt der Anbieter welcher das Produkt zu den geringsten Kosten anbieten kann Wenn eine hinreichend grosse Zahl von Teilnehmern an dieser Versteigerung teilnimmt Anbieter sich nicht absprechen konnen und alle Anbieter uber die gleiche Technologie verfugen dann wird das Ergebnis darin bestehen dass sich die Anbieter auf den Durchschnittskostenpreis herunterkonkurrieren Falls ein Bieter einen hoheren Preis bietet dann ist er in derselben Situation wie ein Monopolist bei perfekter Bestreitbarkeit Konkurrenten konnen ihn unterbieten Nur wer die Preise auf Hohe der Durchschnittskosten ansetzt kann sicher sein nicht unterboten zu werden 2 Beispiele konnten sein dass eine Gemeinde das Recht die Mullabfuhr zu betreiben versteigert Oder dass das Recht ein staatlich bereitgestelltes Netz zu betreiben bzw zu nutzen versteigert wird Das Schienennetz der Bahn AG konnte im Besitz des Staates bleiben wahrend der Personenverkehr durch private Anbieter betrieben wird denen die Schienen gegen eine Gebuhr zur Verfugung stehen 2 Die Demsetz Versteigerung hat aber Schwachstellen Angenommen ein Sieger wurde im Rahmen der Versteigerung ermittelt Der Regulierer muss nun mit dem erfolgreichen Bieter einen Vertrag aufsetzen in welchem Rechte und Pflichten des Monopolisten festgelegt werden Es muss also genau festgelegt werden welche Leistungen in welcher Qualitat und zu welchem Preis erbracht werden mussen Nachdem der Vertrag geschlossen wurde hat der Monopolist keine Moglichkeit den Preis zu andern Er konnte jedoch die Kosten der Leistungserstellung reduzieren indem er die Qualitat verschlechtert Er wird damit Erfolg haben wenn der Regulierer ihn aufgrund der bestehenden Informationsasymmetrie nicht vollig uberwachen kann Der Regulierer konnte demnach nicht beurteilen ob eine Qualitatsverschlechterung auf mangelnden Anstrengungen des Monopolisten beruht oder auf allgemeine Umwelteinflussen d h allen Dingen die ausserhalb des Einfluss und Verantwortungsbereichs des Anbieters liegen Hier ist zwischen Regulierer und Monopolist ein Principal Agent Problem gegeben Auch der kunstlich initiierte Wettbewerb kann somit nicht immer zu befriedigenden Resultaten fuhren 2 Spieltheoretische Betrachtung BearbeitenBestreitbarkeit lasst sich auch als soziales Dilemma auffassen Betrachtet man zwei Unternehmen die jeweils vor der Wahl stehen ob sie in den Markt eintreten oder nicht so kann ein alleiniger Markteintritt zu einem hohen Gewinn fuhren Ein Nichteintritt hingegen fuhrt zwar zu keinen Kosten jedoch auch zu keinen Gewinnen Problematischer ist die Situation wenn beide Akteure sich fur einen Markteintritt entscheiden Dann namlich kann keines der Unternehmen mit einem Monopolgewinn stattdessen mit versunkenen Kosten rechnen Befurworter der Theorie bestreitbarer Markte BearbeitenDie Theorie bestreitbarer Markte diente als eine wettbewerbspolitische Doktrin der britischen Ministerprasidentin Margaret Thatcher Sie postuliert dass der freie Marktzutritt ausreiche damit Monopolisten zu Durchschnittskosten statt zu Monopolpreisen anboten und es damit zu einer optimalen Allokation der Ressourcen kommen wurde Deshalb genuge die Bestreitbarkeit des Marktes Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Michael Fritsch Marktversagen und Wirtschaftspolitik 8 Auflage Vahlen Munchen 2011 ISBN 978 3 8006 3807 9 S 182 183 184 190 191 192 196 a b c d Joachim Weimann Wirtschaftspolitik Allokation und kollektive Entscheidungen 3 Auflage Springer Magdeburg 2003 ISBN 3 540 01273 7 S 334 a b c d e f g h i j k l m n o p q r Kenneth E Train Optimal Regulation The Economic Theory of Natural Monopoly 1 Auflage The MIT Press London 1991 ISBN 0 262 20084 8 S 303 315 Literatur BearbeitenBaumol William J John C Panzar und Robert D Willig Contestable Markets and the Theory of Industry Structure Saunders College Publishing Harcourt Brace 1982 ISBN 0 15 513910 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bestreitbarkeit amp oldid 233907510