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Berthold von Reichenau um 1030 11 Marz 1088 war ein wichtiger Chronist der Zeit Konig Heinrichs IV Berthold war ein Schuler Hermanns von Reichenau dessen Weltchronik er fortschrieb Hermanns Chronik reicht bis in das Jahr 1054 In diesem Jahr setzt Berthold mit seiner Chronik ein Eine erste Fassung der Bertholdschen Chronik reicht dann bis zum Jahr 1066 in dem sie unvermittelt abbricht Eine zweite Fassung beginnt zunachst mit einer umfangreichen Lebensgeschichte seines Lehrers und reicht dann bis zum Jahr 1080 Auch hier bricht der Text unvermittelt ab Die erste Fassung ist nicht als Handschrift sondern nur durch einen Druck aus dem Jahre 1529 uberliefert Von der zweiten Fassung existieren zwei geringfugig differierende Handschriften eine in der Osterreichischen Nationalbibliothek in Wien eine zweite im Archiv des Benediktinerkollegs Sarnen Da beide Fassungen vordergrundig verschiedene Positionen vertreten die erste eher konigstreu neutral die zweite eindeutig pro gregorianisch hielt man sie fruher fur zwei Werke verschiedener Chronisten Galt zunachst die erste kurzere Fassung als die Original Berthold Fassung die zweite wurde einem Schwabischen Annalisten zugeschrieben brachte eine stilkritische Studie des Historikers Bernhard Schmeidler 1938 das genau gegensatzliche Ergebnis Die zweite Fassung sei Original Berthold die erste wurde nun zu einer anonymen Kaiserchronik die Berthold als Quelle gedient haben soll Erst der Historiker Franz Josef Schmale konnte in jungster Zeit die zweifache Urheberschaft Bertholds nachweisen Problematisch bleiben die vordergrundig gegensatzlichen politischen Positionen der zwei Fassungen Diese werden z B deutlich anhand der Beschreibung der Papstwahl des Jahres 1061 In der ersten offensichtlich konigstreu neutralen Fassung akzeptiert Berthold die Wahl des Cadalus von Parma also Heinrichs Kandidaten und nennt den Kandidaten der Reformbewegung Anselm von Lucca einen Usurpator Nachdem Papst Nikolaus in Rom gestorben war schickten die Romer dem Konig Heinrich eine Krone und andere Geschenke und riefen ihn wegen der Wahl eines Papstes an Er rief alle Bischofe Italiens zu sich und hielt in Basel einen allgemeinen Hoftag ab setzte sich die von den Romern geschickte Krone auf und wurde zum Patrizier der Romer erklart Danach wahlte er mit dem einstimmigen Rat aller den Bischof von Parma zum hochsten Bischof der romischen Kirche In der Zwischenzeit usurpierte Bischof Anselm von Lucca unter Begunstigung gewisser Romer den Apostolischen Stuhl 1 Die zweite Fassung hingegen brandmarkt die Cadalus Wahl als Simonie und bezieht Stellung pro Anselm Nachdem Papst Nikolaus am 27 Juli in Rom gestorben war schickten die Romer dem Konig Heinrich eine Krone und andere Geschenke und wandten sich wegen der Wahl eines Papstes an ihn Er hielt in Basel ein Generalkonzil ab setzte sich die von den Romern geschickte Krone auf und wurde zum Patrizier der Romer erklart Nach dem einstimmigen Rat aller und durch die Wahl der Gesandten der Romer wurde darauf Cadalus Bischof von Parma am 26 Oktober auf simonistische Weise zum Papst gewahlt und Honorius genannt nachdem wie man sagt viel Bestechungsgelder gegeben worden waren er sollte das Papsttum niemals innehaben Jedoch 27 Tage vor dessen Erhebung wurde der Bischof von Lucca mit Namen Anselm von den Normannen und einigen Romern zum 157 Papst geweiht und Alexander genannt er regierte zwolf Jahre lang 2 Die gegensatzlichen politischen Positionen der zwei Fassungen erklaren sich aus dem Zeitpunkt des Verfassens sowie aus der Situation des Klosters Reichenau Berthold wird die Chronik in der ersten Fassung durch jahrliche Eintragungen fortgeschrieben haben also noch bevor die weitreichenden Reformen Gregors VII einsetzten Berthold dessen Kloster Reichenau zu diesem Zeitpunkt als Reichskloster unter koniglicher Schutzherrschaft stand scheint also die Position Heinrichs zu vertreten Dennoch nennt er bereits in dieser Fassung die Investitur des Bamberger Bischofs Ricimann im Jahre 1065 Simonie wahrscheinlich als Auswirkung der reformerischen Bemuhungen der deutschen Papste zur Zeit Heinrichs III Damit wird aber schon deutlich dass Bertholds Position so konigstreu nicht ist Dies tritt in der zweiten spater uberarbeiteten Fassung deutlich zu Tage Heinrich IV hatte in der Zwischenzeit dem Kloster zwei Abte Meginward und Ruotbert aufgezwungen nach Ansicht des Klosters Simonisten Unter dem darauffolgenden Abt dem wieder vom Konvent gewahlten und papsttreuen Ekkehard vollzog das Kloster einen Parteiwechsel vom Konig zum Papst und auch zum Gegenkonig Rudolf von Rheinfelden Ein Wechsel den auch Berthold offensichtlich mitgetragen hat Literatur BearbeitenEdition Bearbeiten Ian Stuart Robinson Hrsg Bertholds und Bernolds Chroniken Lateinisch und deutsch Ubersetzt von Helga Robinson Hammerstein Wiss Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein Gedachtnisausgabe 14 ISBN 3 534 01428 6 Enthalt u a Ian Stuart Robinson Die Bertholdchronik Einleitung S 1 10 Bertholdchronik Erste Fassung S 19 33 Bertholdchronik Zweite Fassung S 35 277 Rezension Ian Stuart Robinson Hrsg Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz 1054 1100 Monumenta Germaniae Historica Scriptores Rerum Germanicarum Nova Series XIV Hannover 2003 ISBN 3 7752 0214 5 digitale Edition Sekundarliteratur Bearbeiten Friedrich Wilhelm Bautz BERTHOLD von Reichenau In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 1 Bautz Hamm 1975 2 unveranderte Auflage Hamm 1990 ISBN 3 88309 013 1 Sp 554 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Helmut Plechl Berthold von der Reichenau In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 165 f Digitalisat Franz Josef Schmale Berthold von Reichenau In Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 1 1978 S 823f Bernhard Schmeidler Berthold als Verfasser der nach ihm benannten Annalen bis 1080 und das Verhaltnis seiner Arbeit zur Chronik Bernolds In Archiv fur Urkundenforschung 15 1938 S 159f Georgine Tangl Die Chroniken Bertholds und Bernolds In Deutsche Geschichtsquellen im Mittelalter Die Zeit der Sachsen und Salier 2 herausgegeben von Wilhelm Wattenbach Robert Holtzmann Neuausgabe besorgt von Franz Josef Schmale Weimar 1967 Wilhelm Wattenbach Berthold von der Reichenau In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 549 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Berthold von Reichenau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bertholdus monachus Augiensis im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Werner Vogler Berthold von Reichenau In Historisches Lexikon der Schweiz Anmerkungen Bearbeiten Zitiert nach Bertholds und Bernolds Chroniken S 29 Zitiert nach Bertholds und Bernolds Chroniken S 51 53 Normdaten Person GND 100937977 lobid OGND AKS LCCN nr94041449 VIAF 69286192 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Berthold von ReichenauKURZBESCHREIBUNG ChronistGEBURTSDATUM um 1030STERBEDATUM 11 Marz 1088 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berthold von Reichenau amp oldid 236140911