www.wikidata.de-de.nina.az
Die Berliner Morgen Zeitung war von 1889 bis 1939 eine regionale deutsche Tageszeitung im Grossraum Berlin Publiziert wurde sie bis 1934 im Rudolf Mosse Verlag anschliessend uber die Buch und Tiefdruck GmbH und ab 1937 im Deutschen Verlag Das Blatt kostete 10 Pfennig und erschien durchschnittlich mit acht Seiten einmal taglich wobei die Montagsausgabe zumeist nur zwei und die Dienstagsausgabe nur sechs Seiten umfassten 1 2 Als Volksblatt konzipiert richtete sich die Zeitung an Arbeiter und Kleinburger Die politische Bedeutung der Zeitung war gering 3 Inhaltsverzeichnis 1 Wissenswertes 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseWissenswertes BearbeitenDie erste Ausgabe der Berliner Morgen Zeitung erschien am 1 April 1889 Mit dem Blatt trat Rudolf Mosse gezielt in Konkurrenz zum Berliner Lokal Anzeiger des Scherl Verlags sowie der Berliner Morgenpost des Ullstein Verlags Nach eigenen Aussagen des Grunders erhob die Zeitung von Anbeginn einen volkstumlichen kleinburgerlichen Charakter ohne hochpolitische Ambitionen und richtete sich an die breiten unteren Bevolkerungsschichten 4 5 Als Wahlspruch hatte die Zeitung die biedere Sentenz Im Wesen echt Im Handeln recht Im Worte klar Im Sinne wahr nbsp Jahrbuch der Berliner Morgen Zeitung Kalender 1908Dementsprechend wurde uber Vorgange aus Politik Landwirtschaft Gewerbe und Industrie nur kurz informiert Inhaltlicher Schwerpunkt waren Sensationsberichte wie Rekorde Unfalle Attentate Verbrechen und sonstige Ausnahme Tatbestande Unverkennbar bestand eine enge Verwandtschaft zur Berliner Volks Zeitung sowie dem Berliner Tageblatt die ebenfalls dem Hause Mosse entstammten So kamen auf den Seiten der Berliner Morgen Zeitung nicht selten die gleichen Fortsetzungsromane gleichen Fotos gleichen Berichte und mitunter die gleichen Beilagen zum Abdruck 6 Als spezielle Sonderdruckbeilagen beinhaltete das Blatt jahrlich ein Kochbuch in Heftform ein Jahrbuch sowie einen Kalender Nach Eigenangaben des Mosse Konzerns soll die Auflage kurz nach Grundung der Zeitung bei knapp 60 000 dann 1902 bei 150 000 und von 1911 bis 1929 stagnierend bei 100 000 Exemplaren gelegen haben Diese firmeneigene Statistik zweifelten bereits zu dieser Zeit Aktionare Kreditgeber und Werbende an Unter den rund 4 700 existierenden Tages und Wochenzeitungen tobte ein aggressiver Kampf um Anzeigenkunden sodass Verleger schon damals die Auflagenhohe wegen des Tausenderkontaktpreises gern nach oben korrigierten In diesem Zusammenhang stellte die Hausbank des Mosse Konzerns 1929 fest dass den 3 2 Millionen Einwohnern in Berlin nur 308 900 Haushalte und 147 in der Reichshauptstadt erscheinende beziehungsweise reichsweit 4 700 Tages und Wochenzeitungen gegenuberstanden 7 8 Unwahrscheinlich sind die Angaben auch deshalb weil oft in den gleichen Zeitraumen Auflagenzahlen fur die Berliner Volks Zeitung von 160 000 und fur das Berliner Tageblatt von 300 000 angegeben wurden Wird dann allein noch der Ullstein Verlag berucksichtigt der genauso zeitgleich mit seiner Berliner Morgenpost 623 000 und mit der Berliner Illustrirte Zeitung sage und schweige 1 952 740 Exemplare erzielt haben will dann kann das Ganze als reductio ad absurdum bezeichnet werden 9 10 Einheitliche Kontrollmechanismen wurden erst ab 1933 installiert Als gesichert gelten lediglich die Angaben fur folgende Jahre 1929 45 000 Exemplare gemass Ermittlung im Zuge der Eroffnung des Konkursverfahrens 1933 20 000 Exemplare gemass Ermittlung des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda 1937 11 500 Exemplare gemass Ermittlung des Deutschen Verlags 11 12 Auf die inhaltliche Linie der Berliner Morgen Zeitung ubte spatestens nach der Novemberrevolution 1918 Theodor Wolff der Chefredakteur des Berliner Tageblatts einen erheblichen Einfluss aus Entgegen der Intentionen des Grundungsvaters erfuhr das Blatt nach dessen Tod zunehmend eine starke Politisierung was zu einem dramatischen Auflagenruckgang fuhrte Wolffs Nahe zur Deutschen Demokratischen Partei DDP sowie seine linksliberale Agitation in allen Mosse Publikationen standen im deutlichen Widerspruch zu den Bedurfnissen und Problemen insbesondere der Leserschaft der Berliner Morgen Zeitung Dies gipfelte in Artikeln uber Programme des Sozialen Kapitalismus in denen Arbeiter und Unternehmer sich gegenseitig Pflicht Recht Leistung und Gewinn anerkennen sollten Diese visionaren Vorstellungen waren bei steigender Arbeitslosigkeit Kurzung von Sozialleistungen Steuererhohungen sowie unter dem Druck der Reparationslasten vollig realitatsfremd 13 Dementsprechend erreichten die Linksliberalen gegen Ende der Weimarer Republik bei Wahlen nur noch etwa ein Prozent und sanken zur Bedeutungslosigkeit herab 14 Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Rudolf Mosse OHG sollte die Zeitung 1932 abgewickelt werden Auf Veranlassung von Joseph Goebbels wurde die Liquidation gestoppt Speziell hierfur erfolgte 1934 die Grundung der Buch und Tiefdruck GmbH als Auffanggesellschaft in welcher fortan Zeitungen des insolventen Mosse Konzerns hergestellt wurden 15 Im Zuge des Vierjahresplans und der damit verbundenen Rationalisierungsmassnahmen kam die Berliner Morgen Zeitung 1937 zum Deutschen Verlag Die letzte Ausgabe erschien am 15 Februar 1939 Offiziell wurde angegeben dass die Zeitung nicht eingestellt sondern kunftig mit der Berliner Morgenpost und dem Berliner Lokal Anzeiger zur Berliner Morgenpost vereinigt werde 16 Literatur BearbeitenCarl Schneider Handbuch der Deutschen Tagespresse Herausgegeben vom Institut fur Zeitungswissenschaft an der Universitat Berlin Armanen Verlag 1937 Gunther Schulz Hrsg Geschaft mit Wort und Meinung Medienunternehmer seit dem 18 Jahrhundert Oldenbourg Verlag 1999 Elisabeth Kraus Die Familie Mosse deutsch judisches Burgertum im 19 und 20 Jahrhundert C H Beck 1999 Karsten Schilling Das zerstorte Erbe Berliner Zeitungen der Weimarer Republik im Portrait Diss Norderstedt 2011 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Berliner Morgen Zeitung Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Karsten Schilling Das zerstorte Erbe Berliner Zeitungen der Weimarer Republik im Portrait Diss Norderstedt 2011 S 209 f Elisabeth Kraus Die Familie Mosse deutsch judisches Burgertum im 19 und 20 Jahrhundert C H Beck 1999 S 522 f Monica Cioli Pragmatismus und Ideologie Duncker amp Humblot 2003 S 264 Wolfgang Duchkowitsch Fritz Hausjell Walter Homberg Arnulf Kutsch Irene Neverla Journalismus als Kultur Analysen und Essays Springer Verlag 2013 S 34 Kraus ebenda S 183 Karsten Schilling ebenso S 209 f Sabine Rennefanz Die Auflagenzahlen der IVW sind nicht immer exakt Berliner Zeitung 28 November 2001 Otto Altendorfer Ludwig Hilmer Medienmanagement Band 2 Medienpraxis Mediengeschichte Medienordnung Springer Verlag 2015 S 164 Institut fur vergleichende Medien und Kommunikationsforschung an der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften David Oels Ute Schneider Der ganze Verlag ist einfach eine Bonbonniere Ullstein in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts Walter de Gruyter 2015 S 266 Institut fur vergleichende Medien und Kommunikationsforschung an der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Kraus ebenda S 184 Werner Stephan Aufstieg und Verfall des Linksliberalismus 1918 1933 Die Geschichte der Deutschen Demokratischen Partei Vandenhoeck amp Ruprecht 1973 S 94 f Deutsche Demokratische Partei DDP Deutsche Staatspartei 1918 1933 Deutsches Historisches Museum Kraus ebenda S 522 Gunther Schulz Hrsg Geschaft mit Wort und Meinung Medienunternehmer seit dem 18 Jahrhundert Oldenbourg Verlag 1999 S 88 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berliner Morgen Zeitung amp oldid 236799357