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Die Berliner Wasserkunst war eine Anlage zur Wasserversorgung in Berlin als Wasserkunst bestehend aus einem Pumpwerk mit Wasserbehalter auf einem Turm sowie einem holzernen Rohrensystem Sie wurde im Jahr 1572 von Johann von Blankenfelde im Auftrag von Kurfurst Johann Georg entworfen und gebaut 1706 sturzte der Wasserturm als letzter bis dahin noch vorhandener Teil der Anlage ein Der alte Wachtturm G an der Nordwestecke der kurfurstlichen Residenz in Berlin diente als Wasserturm und beherbergte gleichzeitig die Munzanstalt Detail aus der Berlin Ansicht von Matthaus Merian von 1652 Inhaltsverzeichnis 1 Planung 2 Bau der Wasserkunst 3 Der Lustgarten 4 Der Verfall der Anlage 5 Umgestaltung des Wasserturms zum Munzturm 6 Literatur 7 WeblinksPlanung BearbeitenDie Berliner Wasserkunst war eine der fruhesten Planungen des 1571 durch den Tod seines Vaters Kurfurst Joachim II an die Macht gekommenen Kurfursten Johann Georg Er war bereits vor seinem Amtsantritt ein grosser Freund von Wasserspielen und Gartengestaltungen und soll wahrscheinlich auch zu dieser Zeit die ersten Plane zur Gestaltung des spateren Lustgartens entwickelt haben Da ihm sein Vater jedoch 4 7 Millionen Taler Schulden hinterlassen hatte konnte er seine Plane erst einmal nicht ausfuhren Um die Schulden zu tilgen entwickelte Johann Georg mehrere Ideen darunter eine mit der er die Burgerschaft Berlins mithilfe einer Wasserkunst mit Wasser versorgen wollte Inwiefern dies zugleich die Voraussetzungen fur eine Betreibung von Wasserspielen im spateren Lustgarten bieten sollte ist unklar es wird allerdings davon ausgegangen dass dieser Gedanke eine Rolle spielte Bau der Wasserkunst BearbeitenMit dem Bau der Anlage wurde der Berliner Ratsherr und Burgermeister Johann von Blankenfelde beauftragt Dabei wurde erst ein unterirdisches relativ flach verlegtes Rohrennetz aus ausgehohlten Baumstammen verlegt An den Wasserentnahmestellen in den Hofen der angeschlossenen Burger sowie an einigen Strassen wurden Wasserspender mit Hahnen angebracht die auch fur Feuerloschzwecke genutzt werden sollten nbsp Der Plan von Johann Gregor Memhardt von 1652 zeigt den Turm der Berliner Wasserkunst an der Nordwestecke des Schlossbereichs mit der Wasserzuleitung aus dem Collnischen Arm der Spree Den Wasserturm bildete ein ehemaliger Wachturm der an der heutigen Schlossbrucke fruher Hundebrucke stand Dieser hatte eine Grundflache von 13 7 14 5 Meter und war 14 Meter hoch Auf diesen wurde ein dreigeschossiger Aufbau gesetzt mit einer Flache von 10 4 11 Meter und einer Hohe von nochmals 18 Meter ohne Aufbauten wie Haube Laterne und Spitze Damit lag der Wasserbehalter also in etwa 30 Metern Hohe die fur den Druckaufbau genutzt werden konnten Hochgepumpt wurde das Wasser durch ein Druckwerk welches von einem an der Ostseite installierten unterschlagigen Wasserrad betrieben wurde Fur das Antriebswasser wurde ein neuer Graben angelegt der mit einer Stauvorrichtung Arche versehen war Der Graben endete am Turm und wurde wahrscheinlich in die Spree wieder abgeleitet Der Wasserbehalter hatte wahrscheinlich ein Fullvolumen von etwa 50 Kubikmetern Ende 1572 war die Anlage betriebsbereit und wurde am 16 Dezember des Jahres mit einem Vertrag zum Unterhalt und der Finanzierung der Anlage in Betrieb genommen Fur jeden Anschluss an die Anlage sollten von der Stadt 20 Taler bezahlt werden zusatzlich 10 Taler pro Jahr fur die Unterhaltung der Anlage Zur Pflege wurde ein Kunstmeister mit einer Jahresbesoldung von 27 Talern sowie freier Wohnung eingestellt Ebenfalls geregelt wurde eine Bestrafung bei Verstossen gegen die Wasserentnahmeordnung mit 10 Talern Strafgeld beschlossen Der Lustgarten Bearbeiten1573 begann Kurfurst Johann Georg mit dem Bau seines Lustgartens allerdings sind fur diesen Garten keine Wasserspiele dokumentiert Geleitet wurde dieser Garten von Desiderius Corbinianus um mit zwei Knechten und zwei Magden unsere Garten zu verwalten und einen newen Lustgarten zu erbauen und zuzurichten Wahrscheinlich wurden nach einem Jahr wenige kleinere Springbrunnen betrieben die ihr Wasser von der Wasserkunst erhielten Der Verfall der Anlage BearbeitenBereits 1579 kam es zu ersten Kritiken an dem System Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Anlage wahrscheinlich sehr gut funktioniert in diesem Jahr drohte der Kurfurst jedoch der Stadt mit einem Bussgeld in Hohe von 200 Talern womit sie an den Gang der Wasserkunst erinnert werden sollte ihren Gang habe gebessert und erhalten werde Der Rat stellte am 24 Juli 1579 einen Gegenbericht auf und schrieb dass sie zwar fur das Holz zur Erneuerung der Leitungen sorgen wollten nicht jedoch fur das Bohren aufkommen konnten Hinzu kamen Einnahmeeinbussen da viele Burger bei Vererbung oder Verkauf aus der Wasserversorgung austraten und andere das Geld nicht mehr bezahlen wollten Wegen hoher Steuern konnten sie nicht einsehen warum sie fur ungereinigtes Flusswasser aus der Leitung zahlen sollten wenn sie die Moglichkeit hatten durch einen Brunnen in geringer Tiefe selbst gutes Grundwasser zu finden und zu nutzen Der Kurfurst mahnte die Erneuerung 1580 erneut ohne Erfolg an die Rohre waren zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bereits so weit verfault dass sie nicht mehr repariert werden konnten So vergammelte das Holz weiter und das Rohrenwerk der Wasserkunst war kurze Zeit darauf nicht mehr zu verwenden Erst 1618 verlangte sein Enkel Johann Sigismund Kurfurst von 1608 bis 1619 erneut eine Reparatur der Leitungen damit sie wenigstens fur die Feuerloschung nutzbar waren auch dieser Aufruf blieb wirkungslos Der Turm versorgte aufgrund dieser Situation nur noch die Anlagen des Lustgartens Fur diesen Bereich der Wasserkunst wurden 1632 und 1639 Erneuerungen an der Wasserkunst dokumentiert ab 1640 wurde der Lustgarten selbst mit weiteren Teichen und Brunnen ausgestattet unter anderem ab 1647 mit einer liegenden Kolossalfigur die den romischen Meeresgott Neptun mit einem wasserspeienden Dreizack darstellte Umgestaltung des Wasserturms zum Munzturm BearbeitenDa der Turm der Wasserkunst auch nach dem Zerfall der Wasserleitungen noch voll betriebsfahig war wurde 1630 die konigliche Munzprageanstalt an und in den Turm verlegt Das alte Wasserrad war nicht mehr reparaturfahig und konnte die Anlage aus Schneide und Pragemaschinen nicht mehr betreiben So wurde an den Wasserturm ein Werkstattgebaude angelegt und die Maschinen stellte man wahrscheinlich in die unbenutzten Raume des Turmes Der Turm wurde somit zum Munzturm der Wassergraben zum Munzgraben Als Kurfurst Friedrich III im Jahr 1701 zum Konig Friedrich I in Preussen wurde ordnete er neben einem Umbau des Berliner Schlosses auch einen Umbau des Munzturmes an Dieser sollte auf 91 Meter aufgestockt und mit Uhr Glockenspiel Gelaut sowie einem neuen Wasserbehalter ausgestattet werden Zu diesem Zweck verlegte man die Munzwerkstatten und verstarkte das Fundament des Turmes 1704 neigte sich das Gebaude nach Westen und bekam Risse worauf 1705 diese Seite durch einen 13 Meter hohen Mauerblock abgestutzt wurde Eine weitere Stutzung erfolgte 1706 und die Westseite wurde ausserdem durch Mauerpfeiler gestutzt Auf einen weiteren Aufbau wurde verzichtet und man einigte sich in einer Kommission auf den Vorschlag des Architekten Andreas Schluter vom 18 Juli 1706 den Turm auf eine Hohe von 36 Metern abzutragen und als Aussichtsplattform zu nutzen Noch bevor der Konig dazu seine Zustimmung geben konnte war der Turm allerdings eingesturzt Im gleichen Jahr wurde der nun funktionslose Munzgraben zugeschuttet Literatur BearbeitenF Adler Aus Andreas Schluter s Leben Der Bau und die Abtragung des Munzturms 1701 1706 In Centralblatt der Bauverwaltung Jg 1883 S 2 4 13 16 22 24 Hilmar Barthel Zur Geschichte der Wasserkunst Berlin In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 5 2000 ISSN 0944 5560 S 4 13 luise berlin de Guido Hinterkeuser Das Berliner Schloss Der Umbau durch Andreas Schluter Siedler Verlag Berlin 2003 Weblinks BearbeitenDie Geschichte der Wasserkunst am Schlossplatz Memento vom 25 August 2007 im Internet Archive Zentral und Landesbibliothek Berlin mit kleiner Zeichnung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Berliner Wasserkunst amp oldid 222491903 Umgestaltung des Wasserturms zum Munzturm